Hallo Leute,
komisch ist tatsächlich, daß hier noch kein Theoretiker geantwortet hat. Dann mache ich mal einen Versuch:
Es gibt sehrwohl meßbare Unterschiede zwischen den verschiedenen Pulten. Viele davon sind auch heute schon klar für guten oder schlechten Klang verantwortlich. Im absoluten High-Endbereich streiten sich jedoch die Gelehrten, ob absichtliche Verzerrungen (gutes Beispiel sind sicher Röhren) am Ende nicht sogar schöner klingen (auch plastischer und so weiter...). Dann stellt sich noch die Frage welche Verzerrung klingt schöner, als die andere.
Die Hauptunterschiede:
1. Die Zeitlich korrekte Wiedergabe von Audiosignalen ist absout relevant für ein korrektes Hörerlebnis. Gutes Beispiel dafür sind menschliche Konsonanten: Ein S-Laut ist eine Ansammlung von unglaublich vielen Frequenzen, die zeitgleich starten. Eine zeitlich "ge-"störte Wiedergabe "zer-"stört tatsächlich das S. Dies gilt eigentlich für alle Percussiven Anteile in Sprache und Musik (Anblas- und Anschlaggeräusche...) Leider bewirkt jede noch so banale Filterschaltung und auch Verstärkerschaltung bereits Phasenverschiebungen. Hier kann man als Hersteller mit viel Mühe eindämmen. Das kostet aber auch Geld.
2. Klirrfaktor: ALLE elektronischen Schaltungen mischen den Originalsignalen Anteile, bei die vorher nicht da waren. Das sind Bauteilresonanzen, Rauschanteile und alles Mögliche. Die Summe aller Fremdsignalpegel im Prozentverhältnis zum Nutzsignal ist der Klirrfaktor. Der ist auch faktisch unterschiedlich groß bei verschiedenen Pulten und wirkt sich in meinen Ohren drastisch auf den Klang (auch Ortung und Auflösung) aus. Jedoch wird der Klirrfaktor unterschiedlich empfunden, je nachdem, wie sich die Störsignale zusammensetzen. Ein typischer absichtlicher Klirrfaktorerzeuger ist zum Beispiel ein Exciter. Der erzeugt Obertöne, die vorher nicht da waren. Wenn sowas gechickt gemacht wird, kann das schön sein.
3. Dynamik: Viele günstige Pulte bieten den meßtechnisch eigentlich garnicht so schlechten Klang in einem viel zu engen Dynamikbereich an. Viele Naturinstrumente und auch die menschliche Stimme bieten weit über 100 dB Dynamik. Kaum ein bezahlbares Teil (auch Digitalwandler) wird diesem Problem bis heute Herr.
4. Frequenzgang: Es gibt viel Forschung, die vermuten läßt, daß wir auch noch Frequenzen bis zu dem, was heute überhaupt reproduzierbar ist, wahrnehmen (Hören sage ich absichtlich nicht!): 1 bis 50000 Hz oder vielleicht mehr. Wann immer ich gutes Audioequipment mit sehr extremen Frequenzgängen anhören konnte, fand ich es zumindest sehr gut. Ich konnte aber noch nie den A-B Vergleich machen, was passiert, wenn man z.B. einen Hi Cut bei ca. 25000 Hz anlegt und vorher z.B. 35000 Hz hörte. Hier muß erst noch das allgemeine Equipment besser werden, damit man solche Versuche mal eben schnell durch führen kann (Denn auf einem durchschnittlichen PA 2-Zöller gibt das ja wirklich keinen Sinn).
Das waren mal ein pahr schwerwiegende Punkte. Die könnt Ihr größtenteils nicht mit einem Oszi messen. Hier braucht man zeitgebundene Meßsysteme mit extrem hoher Auflösung, wie z.B. MLSSA, oder TEF und so weiter. Die beurteilung der Meßergebnise braucht auch noch eingiges an Erfahrung
ABER: All das hört man sofort und zwar ganz extrem, wenn man wirklich eine Band mischt. Durch die Addition vieler Kanäle, addiert man sich auch die Probleme. Hier hilft oft der CD-Vergleich nicht so viel. Auch die durchschnittliche Stromgitarren Brettband ist nicht immer hilfreich. Hier kann mann auch mal Klassik-, Jazz-, oder Blasmusik vorziehen. Tolle Vergleichstests sind z.B. mit befreundeter Band und 2 Pulten möglich. Einfach den Multipin gnadenlos bei laufender Band hin- und her stecken. Nehmt ruhig alle Kanäle linear (also ohne EQ). Hier sind die Unterschiede schon so dramatisch, daß man wirklich manchmal glaubt, man hätte gerade die PA getauscht.
Nun viel Spaß Euch
Tobias Kammerer
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