Grob über den Daumen (insbesondereLuftdämpfung unberücksichtigt) verliert man bei einem Kugelstrahler auf 3 km gegenüber 1m 70 dB.
Das Thema beschäftigt mich ab und an, da ich ungewollt "Mithörer" solcher Veranstaltungen bin. Üblicherweise nachts (zum einen störts da mehr, zum anderen trägt es da weiter).
Zunächst, die Dämpfungsbeurteilung ist doch etwas zu optimistisch. Bei einer PA kann man nicht von einem Kugelstrahler in 1m Entfernung ausgehen (man müßte die abstrahlende Fläche berechnen, den Abstand auf die Halbkugeloberfläche in entsprechendem Abstand umrechnen, das wg der Richtwirkung wieder unpraktikabel...). Realistischere Ergebnisse, leider merklich geringere Dämpfungen, erhält man mittels Pegel in z.B. 50m zur PA und dann ab da Kugelabstrahlung annehmend. Dämpfung im 3km so aber nur noch 35dB gegenüber dem 50m Pegel (da ist meist noch gut was los). Uhps!
Wirds kalt am Boden und gibts Rückenwind, hau ich hier einfach die Behauptung raus, dass mit 6dB je Entfernungsverdoppelung nicht mehr gerechnet werden kann, sondern das ist weniger. Es bildet sich aufgrund der kälteren Luft (und höheren Dichte) eine Art "Ausbreitungsscheibe" innerhalb der der Schall immer wieder zum Boden gebeugt wird, für tiefe Frequenzen schallhart (z.B. unser Wattenmeerschlick bzw. Wasser), reflektiert wird und sich weiter ausbeitet, dann aber wieder "eingefangen" wird usw. Wind in Ausbreitungsrichtung verursacht gleiches Verhalten. Hab bei mir schon Pegel gemessen, die eher auf nur 4dB pro Entfernungverdoppelung rückschließen ließen.
Eigentlich sollte sich das Problem der Tiefenausbreitung aber technisch in den Griff bekommen lassen, kostet nur. Ich spinn hier mal was hin.
Erster Schritt wie oben schon empfohlen, soweit irgendmöglich, Tiefen gerichtet abstrahlen. Dann z.B. am Ende der Hörerzone den Tiefenbereich phaseninvertiert und zeitrichtig verschoben aktiv erneut abstrahlen. Ebenfalls gerichtet, in Ausbreitungsrichtung (damit es im Hörbereich möglichst wenig Pegelverlust gibt). Der notwendige Pegel (bzw Leistung) für das "Inverssystem" wäre so zu berechnen, dass sich in größerer Distanz ein Gleichgewicht zwischen Basssystem der Haupt-PA und dem Inverssystem einstellt. Dürfte aber nur brauchbar sein mit leidlich gerichteter Abstrahlung (sonst gibt seitlich böse Pegel).
Macht nur keiner, weils kostet, Aufwand bedeutet, Knowhow erfordet und nicht überall (durch Bebauung ungleichmäßige Ausbreitung) funktioniert. Erst wenn gesetzliche Auflagen wirklich greifen (oder die gestörten Anwohner erfolgreich gegenangehen) wird das kommen, denn mit "keiner Veranstaltung" ist kein Geld zu machen, mit einer Aufwendigen aber (hoffentlich) schon.
Grüße
Mattias
Vergessen, wenn auch nicht ganz ernst, die einfachste Alternative: Veranstaltung tags, weil:
- es stört eh weniger, Grenzwerte sind höher, andere machen auch Krach
- Ausbreitungsbedingungen sind "lärmfreundlicher", unten warm, oben kalt, Schall geht nach oben
- und wer sich mit dem Wettergott gutsteht, Gegenwind anfordern, wirkt genau wie unten warm, oben kalt