Beiträge von Jeremy

    Ich habe mich vom IDN zum IWMO bekehren lassen:


    Open Air Konzert im Wald auf einer Lichtung, ca. 300 Personen, das ganze wegen akutem Strommangel mit allerkleinstem Besteck. Die nächste reflektierende Wand in jeder Richtung mindestens 1 km entfernt, dafür ab Showtime ein herrliches Licht- und Schattenspiel durch die Bäume.


    Dazu eine sehr disziplinierte und dynamisch spielende Band (Schlagzeug, Hammond B3, Sax Posaune und Gesang), die die Grenzen der Dynamik vor allem auch nach unten ausgeschöpft hat.


    Weit und breit kein störendes WLAN, so dass der mobile Tablet-FOH völlig unkritisch war. Die Bühne in einer "Höhe", die es erlaubt hat, mit dem Ducato des Orglers rückwärts bis an die Bühnenkante zu fahren und dann das dicke Ding direkt auf die Bühne zu rollen, ohne es großartig anheben zu müssen.


    Jederzeit gerne wieder.

    (...)


    3) Einige Personen haben es trotz der Vorgaben geschafft, mit größeren Rucksäcken auf das Veranstaltungsgelände zu gelangen. Dies widerspricht in meiner Auffassung den Grundsätzen des allgemeinen Gleichstellungsgesetzes, das es verbietet Personen in vergleichbaren Situationen unterschiedlich zu behandeln.

    (...)


    Der Gleichheitsgrundsatz aus dem Grundgesetz bindet die *öffentliche* Gewalt, schützt also den Bürger vor Ungleichbehandlung vergleichbarer Fallkonstellationen ("Willkür") bzw. der sturen Gleichbehandlung unterschiedlicher Fallkonstellationen ("über einen Kamm scheren") *durch den Staat*.


    Weder der Veranstalter noch die von ihm beauftragte Einlass-/Sicherheitstruppe sind öffentliche Gewalt. Das ist ganz stinknormale Hausrechtsausübung, wie sie auch der Türsteher am Club tätigt.

    Versetzt Euch doch einfach mal in die Situation eines altgedienten Musikmuckers, der seit Jahrzehnten gewohnt ist, mit seinem hochprofessionellen hamsterkäfigoiden Boxenkonglomerat die Anforderungen seines Stammpublikums zu erfüllen, und zwar ohne dass ihm irgendjemand auch nur in den geringsten Aspekt seiner Performance dreinredet. Und dann schlägt der plötzlich auf einer Stadtfestbühne auf, wo sich ihm suspekte Gestalten mit Cargohosen und schwarzen T-Shirts nähern, um dafür zu sorgen, dass man den "schönen fremden Mann" nicht nur auf der Bühne, sondern vielleicht auch in etlichen Metern Entfernung hört.


    Diese ganze Situation ist, wenn man sie nur selten erlebt, dermaßen ungewohnt und bizarr, dass man sich verständlicherweise lieber in die eigene Komfortzone zurückzieht und das ganze lieber mit der eigenen Materialsammlung durchzuziehen versucht, nur um die ganzen Unbekannten aus der Gleichung zu nehmen.


    Mit Qualität hat das erst in zweiter Linie zu tun.

    ...die band hat sich auf ihr system eingeschossen und will einfach nix anderes haben. ob es passt oder nicht.

    ...

    Meiner Einschätzung nach liegt es oft einfach daran, dass die "Künstler" nicht wissen, wie man mit einem Beschaller umgeht. Es ist nicht so sehr die fremde Technik als vielmehr die fremde Situation, der man lieber aus dem Weg gehen möchte.

    Ich würde mich für im weitesten Sinn systemrelevante Dinge nicht auf WLAN verlassen, aber das wurde ja schon deutlich gesagt. Wenn aber trotzdem WLAN eingesetzt werden soll, dann rate ich von den ganzen All-in-One-Stummelantennen-Fritz!Boxoiden WLAN-"Routern" ab ... wobei die Fritz!Box tatsächlich schon erheblich besser tut als die UI24 oder XR18 eingebauten Stummeldinger.


    Ein wirklicher Schritt vorwärts besteht darin, sich einen kleinen POE-Switch in ein passendes Rack zu bauen, diesen per Kabel mit der digitalen Stagebox zu verbinden und zusätzlich noch die gewünschte Anzahl an Accesspoints dranzustecken ... da kann durchaus ein einziger schon reichen, wenn er schön auf Höhe geht.


    Das ganze lässt sich auf Wunsch konfigurieren und sichern, und vor allem skaliert es schön mit, wenn man eines Tages doch ein größeres Venue zu überstrahlen wünscht ... dann kommt halt der zweite oder dritte AP mit dazu. Und was man da an WLAN-Technik zu lernen gezwungen ist, hilft einem auch zuhause gewaltig weiter. ;)

    Ich trenne mich nur schwer von Dingen, an die ich mich gewöhnt habe, drum ist vieles davon schon angestaubt:


    Marcus Miller: "Que Sera Sera (feat. Selah Sue)"

    Bob Mintzer All L.A. Band: "New Rochelle"

    Chanda Rule: "Wade"

    Chris Thile & Brad Mehldau: "The Old Shade Tree"

    Gary Burton Quartett: "Open Your Eyes"

    Dave Grusin: "Mountain Dance"

    Jennifer Warnes: "Way Down Deep" (Ja, guuut, auch "The Hunter")

    Boz Scaggs: "Miss Riddle"

    Shawn Colvin: "Every Little Thing (He) Does Is Magic"

    Dee Dee Bridgewater: "Afro Blue"

    Quincy Jones: "One Man Woman"

    Jean-Louis Matinier & Renaud Garcia-Fons: "Upedidde"


    Gelegentlich kommt nach Tagesform mal was dazu, meistens wieder weg, nur weniges hält sich auf Dauer.

    An der Location, an die ich gedacht habe, steht allerdings kein Zelt, sondern eine "richtige" Halle, und vor dieser steht das übliche Sammelsurium an Fahrgeschäften, Fress- und Saufbuden, Autoscootern, Riesenrad, das volle Programm halt. In dieser Gemengelage halte ich die Lautstärke, die innerhalb der doch recht massiv gebauten Halle entsteht, für das geringste Problem der Anwohner, aber halt das einzige, an dem sich die Verwaltung aktiv zeigen kann.

    Es ist zwar schwierig, sich mit einer Behörde auf deren ureigenstem Revier anzulegen (der Umgang mit Vorschriften, Bescheiden, Richtlinien ist dort halt ein Heimspiel), aber man kann ja mal vorsichtig und höflich nachfragen, wie es mit der Bestandskraft bzw. der Nichtigkeit des lärmschutzanordnenden Bescheides aussieht, wenn diesen "aus tatsächlichen Gründen niemand ausführen kann" (siehe §44 Abs. 2 Nr. 4 Verwaltungsverfahrensgesetz - VwVfG) - und eine Zuschauermasse, die das Limit schon im Ruhezustand reißt, bekommt mit der Anlage niemand leise ...


    Achtung: Das VwVfG gibt es jeweils in einer länderspezifischen Ausgabe, also in Bayern das BayVwVfG, die Vorschriften sind aber weitgehend die gleichen.

    Seltsamer Bericht. Da werden hunderte (Tausende?) Zuschauer aufgefordert, zu kooperieren und etwas abzustellen, was sie *VÖLLIG BERECHTIGT* tun dürfen, um dadurch auszugleichen, dass ein technischer Dienstleister etwas nicht getan hat, was er hätte tun können und müssen?


    Man sollte ja eigentlich nicht mit Wohl und Wehe davon abhängig sein, dass sich alle Menschen um einen herum kooperativ und einsichtig verhalten.

    zegi aber genau sowas will man doch mit hochwertigerem Equipment verhindern.

    Bei einem Fastnachtsumzug (zumindest so, wie ich das kenne) kannst du mit hochwertigen Equipment so ziemlich garnichts verhindern. Das ist eine einzige Kakophonie aus Spielmannszügen, bis zum Erbrechen überdrehten Kleinstbeschallungen, die eine oder andere überdimensionierte Basswaffe und eine Musikauswahl, die in nüchternem Zustand panische Fluchtreflexe auslöst ... und das in ständig wechselnder Mischung, je nachdem wo man gerade steht. "Wohlklang" wird da niemand auch nur im Ansatz wahrnehmen oder gar irgendwie honorieren.


    Sämtliche Überlegungen, die da auch nur ansatzweise sowas wie "schönen Sound" zum Ziel haben, werden den ersten Kontakt mit der Realität nicht überstehen. Hochwertiges Equipment hat da allenfalls dadurch eine Berechtigung, dass es die unvermeidliche Misshandlung möglicherweise eher wegstecken kann als die auf Kante zusammengetackerte Billigbox. Wobei ... gibt dich nicht der Illusion hin, Du könntest das irgendwie im Zaum der artgerechten Haltung begrenzen, da ist unvermeidlich der Alkohol vor. Und allzu oft setzt mit der Ausnüchterung auch die Ernüchterung ein, wenn man das eingesetzte Zeug anschließend im Lager betrachtet.

    "Vielleicht hätte ich besser Kindergärtner werden sollen ..."


    Das erinnert mich an eine Tourleiterin, mit der ich mal unterwegs war: "Ach weißt du, Schätzchen, hab ich frieher gemacht Ausbildung als Opärnsängarin, da war meine ungarische Akzent im Weg, dann hab ich gemacht Ballett, da war bald meine Figur im Weg. Bin ich danach ausgestiegen aus die Kinstlerwelt und hab gemacht Kindergärtnerin, war aber auch bläd mit die ungezogenen Fratzen. Dann hab ich gemacht Bardame in Puff, und damit bin ich jetzt bästens qualifiziert für Tourneeleitung."

    Ich hab in diesem Thread ein wenig den Anschluss verloren: Zu Anfang ging es darum, ein Pult so zu verpacken und transportieren, dass man es ohne fremde Hilfe auf Arbeitshöhe bekommt. Inzwischen sind wir soweit, dass ein Case mit einem ausgeklügelten und evtl. sogar gasdruckfederunterstützem Kippmechanismus genau das ermöglicht (auspacken und aufstellen im Alleingang), sobald ... ja sobald man das Ding je nach persönlicher Kreuzdimensionierung mit 2-4 Mann die Treppe hochgewuchtet hat.


    Ja, klar, Treppen sind immer schwierig und im Weg. Deshalb nur mal so als Anregung: Wie sollte das Einpersonen-Treppen-Besteck aussehen, mit dem man tatsächlich noch sachgerecht arbeiten kann (ich weiß, die persönlichen Ansprüche sind hier höchst unterschiedlich), bei dem aber die Transportfähigkeit absolut im Vordergrund steht (also quasi das Camping-FOH)?

    Ich habe diesen Thread mit großem Interesse und mit noch größerer Überraschung verfolgt. Interesse deshalb, weil die aufgeworfenen Fragen außerordentlich sachlich und fundiert formuliert waren, Überraschung deshalb, weil es doch recht lange gedauert hat, bis der Thread die vorhersehbare Richtung eingeschlagen und sich "hinter Vorschriften verkrochen hat".


    Allerdings gibt es Teilbereiche in der Veranstaltungstechnik, innerhalb derer laienhafte Fragen, und seien sie auch noch so fundiert, grundsätzlich auf Vorsicht oder gar Ablehnung stoßen. Hier heißt es gerne mal "Wer erst im Internet danach fragen muss, ob und wie es genau geht, der sollte die Finger davon lassen." Paradebeispiele dafür sind wie immer Strom und Rigging. Nicht umsonst wird hier noch viel mehr Wert auf "nachweisbare Verantwortungsfähigkeit" gelegt als in manch anderen Gewerken. Dass man sich durch eigenes Fortbildungsbestreben in die Lage versetzt, eine Veranstaltung nach allen Regeln der Kunst aufzusetzen und durchzuführen, bedeutet noch nicht, dass man es auch darf. Vielmehr bewegt man sich dabei auf rechtlich sehr schlüpfrigem Terrain.


    Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich empfinde es als eine absolute Wohltat, klar formulierte Fragen vorgesetzt zu bekommen, aus denen das man das angesprochene Problem ohne den Blick in die Kristallkugel der Textinterpretation erschließen kann. Das gab's auch oft schon anders, nämlich dass Leute, die die "Lizenz zum Veranstalten" auf dem Papier besitzen, trotzdem nicht in der Lage sind, sich nachvollziehbar zu artikulieren. Und ganz ehrlich, aber inoffiziell gesagt: Ich denk, dass ich mich auf einer Veranstaltung, die mit gesundem Menschenverstand, gepaart mit jahrzehntelanger Erfahrung, geplant und eingerichtet wurde, wahrscheinlich besser aufgehoben fühle als auf dem Vorschriften-und-Regel-Der-Kunst-Festival. Das mag aber auch daran liegen, dass ich (wie hoffentlich wir alle) im Gegensatz zum überwiegenden Teil des Publikums potentielle Gefahrenstellen sehe und mich entsprechend verhalten kann.


    Persönliches Fazit: Wäre es, um eine Analogie zum Personenstandrecht zu benutzen, nach jahrzehntelanger wilder Ehe mit der Veranstaltungstechnik nicht langsam mal an der Zeit, den Ehehafen der offiziellen Befähigung anzulaufen? Damit bist Du zwar um kein Jota schlauer oder befähigter, aber dir wird zumindest nicht schon wegen Schwarzfahrens der erste Strick gedreht. Wenn Dir auf der Straße was passiert, ist eine der ersten Fragen ja auch nicht die, was Du falsch gemacht hast, sondern die nach Deinem Führerschein.