Zitat von "tobias kammerer"Hallo,
ich denke schon, daß es musikabhängig Sinn gibt. Viel Dynamik hat technisch IMMER das Problem, daß die leisen Stellen in Gefahr laufen, von der restlichen Musik maskiert zu werden. Das kann nun in der einen Musik gut sein, in der anderen schlecht. Das Totkomprimieren eines einzelnen Sounds kann somit musikalisch wertvoll sein. Und ich mache das manchmal gern. Inzwischen schleppe ich deswegen auch schon 10 Compressoren in meinen Analogracks mit mir rum.
Wenn man sich mal überlegt was so früher alles "selbst" komprimiert hat bei einem Konzert ist das gar nicht so abwegig. Das fängt beim beliebten SM91 an (man betrachte es einmal in einer Mehrspur-Liveaufnahme im Vergleich z.B. zum gleichzeitig an der Bassdrum positionierten Beta52; oder eine Boogie-Woogie-Klavieraufnahme...), setzt sich mit röhrenbestückten Instrumentenverstärkern fort bis hin zu "heiß" gefahrenen Analogfrontplätzen ("No Yamaha desk please"; die vertragen nämlich nicht so viele rote Lampen auf einmal wie eine XL200...) inkl. FX hart an der Übersteuerungsgrenze.
Und dann kam ja noch die analog geweichte, knapp dimensionierte PA mit den schweren konventionellen Endstufen. Gut eingerichtet und mit musikalischem Gespür gemischt wirkte das alles wie ein großer - Multibandkompressor :idea: Man nannte es auch "fetter Sound".
Die Technologie hat sich seitdem rasant geändert, die musikalischen Ausdrucksformen nicht so sehr. Was will ich live bei Rockmusik mit 60dB Nutzdynamik? Und warum kapieren die Hersteller von Gitarren-"Pods" und anderen lautsprecherlosen Klangformern für Saiteninstrumente seit 15 Jahren nicht, daß das eigentliche Geheimnis des E-Gitarrensounds die Interaktion zwischen (komprimierendem) Verstärker, Lautsprecher und Raum ist?
Da bleibt noch viel Arbeit. Wenns sein muß auch mit Kompressor auf der Gitarre.
ZitatWarum übrigens Live so wenige Leute den Mastercompressor nutzen ist mir auch ein Rätsel. Mir sagen ganz viele Fremdtechs immer, daß man das net braucht und fahren anschließend die PA in den Cliplimiter und erklären mir, daß des ja vorher irgendwie nicht gedrückt hat und das ist völlig unabhängig von der Größe der PA.
Na klar: Vorher war es nicht komprimiert! Ich halte also auch Summenkompression meißtens (ist definitv musikabhängig) für musikalisch und klanglich sinnvoll.
Das wiederum ist eine Krankheit vieler "von Dichterlesung über Disco bis Death Metal"-Clubinstallationen der letzten Jahre. Amtliches Holz, moderne Endstufen mit Spitzenleistung ohne Ende - aber völlig überzogener Bassbereich und keine Chance noch so was wie Kompression in den (Tief-)Mitten hinzubringen ohne daß die Höhen dir die Ohren wegfräsen (und der Betreiber dir ob der Lautstärke schon beim Soundcheck die rote Karte zeigt). Der eine oder andere Haustechniker hat's inzwischen begriffen und nach Erfahrungswerten angepasste Controllerpresets hinterlegt. Ansonsten bleibt einem bloß, sich über das Fehlen von ordentlichen Multibandkompressoren im Ausgang vieler Digitalpulte zu ärgern und zur Selbsthilfe zu greifen. Kostenlos aber nicht immer zu empfehlen (11. Gebot...) oder praktikabel ist das Masterpasswort für die dbx Driverack-Serie Ansonsten haben mir auch schon MDX8000 oder LA Audio 4x4 im Split-Betrieb (ja, das war dann in Mono. Na und?...) gute Dienste geleistet, wenn es trotz Lautstärkebeschränkung ordentlich drücken sollte.