Meinereiner mag auch mal seinen Senf dazugeben. Ich komme von Analog und ja, dass Digital nicht alle Knöpfe mehrfach hat, hat mir am Anfang zu Schaffen gemacht.
Ich habe manchmal per Auge (EQ-Einstellung der Kanäle) geschaut, wo ich denn noch eine Quelle frequenzmäßig unterbekommen kann. Das ging bei den ersten Digitalpulten nicht, bis diese dann an irgendwelchen Monitoren genau diese Übersicht angeboten haben.
Aber, wie schon mehrfach geschrieben, analog hat halt seine Macken gehabt. Wenn das nicht wirklich gepflegt war, ist schon ein Signal mal auf dem Weg zum Gate oder Kompressor oder eben wieder zurück "verloren gegangen" und man hat eine Weile gesucht. Daher auch die Schwelgerei in Analogien, wenn es gut gepflegt, nicht selbst transportiert und nicht selbst auf- und abgebaut ist. Da bin ich dann mit dabei.
Die andere Seite ist, dass man eben heute alleine viel mehr Quellen verwalten und bearbeiten kann und das geht nur digital.
Ich habe für eine Jugendkirche mit einem damals üppigen Budget eine "normale" Bandanlage konzipiert. Also 24er Pult und dann Siderack mit FX, Kompressoren und Gates drin. Alleine für die Splits, damit man das schnell stecken kann, war ich damals dann teurer, als das Presonus Studio Live 24.4.2 (erste Version). Und da ging dann eben auch die Reise hin. Wenn ich dann Leute geschult habe, und die einen Kompressor noch nicht bedienen konnten, haben sie den eben per On/Off-Button ausgeschaltet. Analog wäre das entweder Insert-Ziehen oder "richtigen-Kompressor-im-Siderack-finden-und-deaktivieren" gewesen. Gleiches bei Gates, etc. Und 24 Kompressoren, Gates und je eine 4fach Vollparametrik wäre dann immer noch nicht im gleichen Preissegment gewesen (zugegeben, auf allen Kanälen braucht man auch seltenst wirklich alles - müsste dann aber eben wieder einen freien Kompressor erst mal stecken).
Grundsätzlich halte ich einen Vergleich analog/digital aber auch für hinkend. In der Zeit, in der die digitalen Kisten von der Bedienung immer besser geworden sind, sind auch Anlagen immer besser geworden. Ich kann also heute mit brachialen Steuer- und Routing- und EQing-Möglichkeiten alleine schon im Pult immens Frequenzen verbiegen, die ich seinerzeit in der Analogen Welt nicht konnte. Gleichzeitig sind die Boxen und das Processing herum aber auch deutlich besser geworden, ich muss also gar nicht mehr so viel verbiegen.
Heißt, ich mische kleine Sachen gerne immer noch analog, vermisse hin und wieder mal einen Kompressor oder ein Gate. Ab Band (16-24 Kanäle) bin ich aber schon der Meinung, dass man digital einfach entspannter und "griffiger" mischen kann.