Hi,
InEar sollte mE wenn möglich immer mindestens Stereo sein. Mono nur wenn es nicht anders geht. Man bekommt auch schon mit sehr sparsamen Panning einen wesentlich transparenteren Sound hin, was am Ende dazu führt die Musiker*innen ihre eigenen Signale besser aus dem Mix heraushören können und somit keine Pegelorgien notwendig sind. Es braucht dann auch weniger EQ auf den Einzelsignalen, weil die Signale nicht nur im Frequenzspektrum differenzierbar sein müssen, sondern sich zusätzlich quasi automatisch über das Stereobild differenzieren.
Mit ein wenig Erfahrung sind InEar Mixe eigentlich sehr einfach und schnell vorzubereiten, weil es unabhängig von der Umgebung und den verwendeten Signalen eigentlich kaum Überraschungen gibt. Das wichtigste ist (wie beim FOH Mix auch) eine funktionierende Gainstruktur. Für mich hat sich aus vielen vielen Gigs mit verschiedenen Bands irgendwann folgendes System für die Vorbereitung von IEM Mixen herauskristalisiert:
- alle Kanalfader auf 0db
- alle InEar Masterfader auf 0db
- alle Inputgains auf die Erfahrungswerte für die jeweiligen Quellen abzügl. ein paar db
- alle IEM Sends für "Bandmitglieder" auf -5db, alle Sends für "mein Instrument" auf 0db
- alle IEM Sends für "mein Gesang" bei den Vocalisten auf +5db
- den IEM Send für alle Vocals beim Drummer auf -5db
- den IEM Send für den Bass beim Bassisten auf +5db
- alle IEM Sends für den Cuemix auf -5db
Im Soundcheck dann die Fader erstmal nicht mehr anfassen und beim Abhören des eigenen Cuemix über die Inputgains einen für sich selbst angenehmen Mix hinbasteln. Mit den oben genannten Pegelverhältnissen passt das dann zu 95% für die komplette Band und es sind idR nur noch sehr wenige Anpassungen notwendig. Natürlich sollte die ganze Sauce dann noch mit EQ, Kompression, Reverbs (!), Ambiencemics etc... passend abgeschmeckt werden . Mit ein wenig Erfahrung und Geschick funktioniert das auf diese Art und Weise bei mir seit sehr vielen Gigs mit den unterschiedlichsten Bands ganz hervorragend.
Wichtig für guten InEar Sound ist außerdem noch:
- gute Hörer (!!!) Eigentlich sind für einen guten inEar Sound angepasste Hörer Pflicht, ansonsten muss es mindestens ein ordentlicher 2-Wege Hörer sein. Die richtigen Ohrpassstücke sind superwichtig, die Teile müssen absolut bombenfest und wirklich tief im Gehörgang sitzen, sonst kommt da insbesondere im LF Bereich nichts vernünftiges mehr raus.
- die Hörer müssen in den Ohren sein und die Mixe müssen laut (!) auf den Ohren sein. Wenn da ständig ein Hörer rausgenommen wird und/oder der Mix einfach zu leise auf den Ohren ist, wird der InEar Sound immer beschissen sein.
- Bei größeren Shows wenn es schnell gehen muss oder bei Tourproduktionen mit wenig Changeoverzeit / keinem echten Soundcheck ist eigene Mikrofonie und ein analoger Signalsplit sehr hilfreich.
- Thema Kommunikation. FOH -> Mon funktioniert bei IEM nicht mehr gut über die klassische Shoutbox. FOH->Mon während der Show müssen daher mit Matritzen o.ä. gestrickt werden, damit während des cuens in die Wege die Kommunikation mit dem FOH oder der restlichen Crew nicht abreisst.
Wenn man die Basics beachtet ist das Mischen von InEar Wegen eigentlich sehr dankbar und auch relativ einfach. Ich habe mir über die Jahre noch ein System gebastelt wie ich meinen Bands über ein spezielles Pre/Post Setup einen dynamischen Mix anbieten kann, der die jeweils eigenen Kanäle auf den Ohren statisch lässt. Auch Effekte und gezielte Kompression sind wirksame Werkzeuge, die den InEar Sound nochmal wesentlich verbessern können. Zusammenfassend würde ich sagen, dass mit IEM wenn die Rahmenbedingungen stimmen und alle ein wenig wissen was sie tun hervorragende Ergebnisse erzielt werden können, die im Vergleich zu konventionellem Monitoring viele Vorteile haben.
Beste Grüße,
pfeiffe