Nachdem guma mich ja schon erwähnt hat gebe ich jetzt mal meinen Senf dazu.
Ich selber habe das SQ6 und eine WING, habe aber lange auch ein X32 Compact und ein M32 benutzt. Auch hatte ich vor langer, langer Zeit ein StudioLive 16.4.2, das aber nicht sehr lange, denn mir gingen da doch sehr viele Dinge schmerzlich ab (Motorfader, EQ usw). Da war ja das 01V96V2 noch besser aufgestellt für mich. aber lassen wir das, reden wir von 2020 und nicht 2006;-)
Grundsätzlich kann ich guma's Ausführungen beipflichten.
Fangen wir mal mit dem X32 Compact an: Das ist ein echtes Arbeitstier um wenig Geld. Es ist robust und ganz gut ausgestattet. Es gibt zwar Leute , die dessen Bedienung nicht so toll finden, aber es lehnt sich recht stark an den früheren Yamaha-Teilen an, womit man mit mit etwas Wissen darüber nicht sehr viel Zeit zur einarbeitung benötigt. Da es prinzipiell ja ein 32+8 In auf 25 Busse Gerät ist kann man schon einiges damit anstellen auch wenn das gerät selbst ja nur 22 Ins und 14 Outs hat. Um den hier verhandelten Preisrahmen kann man sich aber locker noch eine digitale Stagebox wie die S32 dazu kaufen und hat dann die volle, mögliche Ausstattung an Inputs und noch etwas mehr. Das kann z.B das QU16 nicht. Das hat genau die Eingangskanäle die da drauf stehen und fertig. Nimmt man z.B für das aufnehmen eine X-Live Karte dazu, dann kann man sogar gleichzeitig auf einer SD_Karte und einem Rechner aufnehmen. Das Ökosystem ist sehr gut aufgestellt. Man kann mehrere dieser Pulte miteinander verkoppeln, da es über zwei AES50 Leitungen verfügt, das sind die Anschlüsse für Stageboxen, können aber eben auch zum Koppeln von X32 Pulten verwendet werden. Steuern kann man das Teil via MIDI und Netzwerk. Die Remotecontroll-Möglichkeiten sind schon recht ausgepufft. Gerade letztens habe ich mit einem Compact einige Konzerte gemischt wo ich doch mit mehr als 16 Kanälen zu tun hatte. Da habe ich mir einfach eine X-touch dazu gestellt um FX-Sendmaster und Main permanent im Zugriff zu haben.
Das Midas M32 ist an sich gleich aufgestellt wie das X32, intern sind die identisch. Die Hardware ist noch etwas besser und die Audio-Ein- bzw -Ausgänge sind auch etwas besser. Gerade letzeres kann man aber auch beim X32 sich zunutze machen denn die Midas Stageboxen, z.B die DL32, funktioniert auch beim X32 (und beim WING, so nebenbei).
Will man um wenig Geld ein wirklich sehr gut ausgestattetes Gerät führt fast kein Weg am X32 vorbei, das M32 ist halt nur ein Teil das man nimmt damit der Name am Gerät besser klingt;-)
Jetzt zum SQ. Meine Hoffnung war dass es jetzt endlich von A&H einen Herausforderer für das allgegenwärtige X32 gibt. Das hat sich leider nicht ganz erfüllt. Aber es hat so seine Goodies, die mir schon sehr gut gefallen. Komplett frei belegbare Fader-Ebenen. Man kann sich da auf 6 Ebenen zusammen legen was zusammen gehört. Das ist eines der Dinge die mir am X32 schon sehr abgehen. Dann ist das Routing von Ein- und Ausgängen im Allgemeinen um einiges flexibler als beim X32. Es hat 48 Kanäle, 12 Busse, die aber eben auch Stereo verwendet werden können (das X32 hat nur 16 Mono Busse, davon braucht man aber auch noch einige wenn man Hall oder dergleichen benutzen will). Ich finde auch die kleine n Kanaldisplays um einiges besser als beim X32, denn die sind auch bei hellstem Sonnenlicht lesbar. Das trifft fast auch fürs zentrale Touch-Display zu. Wie ich schon sagte, habe ich zum SQ6 gegriffen. 24 Fader auf 6 Ebenen und die paar Softrotaries sowie 25 Mic In (der Talkback-In ist frei benutzbar) bei noch immer sehr kompakten Abmessung ( es ist in etwa gleich groß wie das X32 Compact) sind schon ganz gut. Nachteile gibt's aber auch zu vermelden. Es ist Effektmäßig nicht so gut aufgestellt wie das X32, man kann zwar Plugins nachkaufen (gar nicht mal soo günstig) aber trotzdem ist das X32 unterm Strich besser aufgestellt und die klingen dort auch für mich besser. Stageboxen gibts auch, Pulte kann man verkoppeln aber man muss bedenken dass man spätestens hier mit Kompromissen rechnen muss. Entweder Stagebox oder Pultverkoppeln, oder beides aber dann kann man kein Dante nachrüsten usw. Das geht beim X32 besser. Beim Recording wird schwierig. Entweder lokal mit dem SQ-Drive oder aber via PC mit USB Anschluss, aber nicht gleichzeitig. Will man mehr brauchts eine Dante-Oder Wave-Karte. Aber unterm Strich ist das schon ein gutes Teil mit dem ich gerne arbeite. Vor allem wenn es platztechnisch etwas schwieriger wird.
Das WING finde ich an sich auch gelungen obwohl es mit dem X32 nach wie vor einen hartnäckigen Herausforderer im eigenen Haus hat. Noch immer gibt es Dinge die mit dem X32 gehen, aber mit dem WING nicht. In dieser, hier geführten Diskussion, ist wohl das größte Manko vom WING, dass es praktisch automatisch nach einer Stagebox ruft. Denn es hat am Pult nur acht Mikroeingänge sowie XLR-Asugänge und dann noch acht Ins und outs mit Klinke. Es hat intern 48 Kanäle und 28 Busse (16 Mixbusse, 4 Main Busse und 8 Matrixwege), die allesamt aber in Stereo ausgeführt sind. Da macht dann schon was her. Die Signalbearbeitung in den Kanälen ist schon sehr üppig, auch das FX Rack hat einiges an Goddies zu bieten (z.B den TC M3000 Hall). Was das reine Signal-zu-einem-Mix-zusammenbasteln betrifft ist es derzeit mein Favorit. auch das konfigurieren der Oberfläche, was ja heute ein Muss für digitale Pulte ist, ist schon sehr ausgefuchst. Mit den letzten Updates lässt es sich auch sehr gut und schnell in ein Studioumfeld mit DAW Anbindung integrieren. USB-Recording in einer DAW (48x48), auf SD Karte (64x64) und USB-Stick(4x4) geht auch mal gleichzeitig. Vergleiche ich es mit dem SQ, so ist es an sich schon, für mich, besser aufgestellt als das SQ (lediglich bei Sonnenlicht ist das SQ um einiges besser lesbar). Mehr und bessere Effekte sind für mich schon auch ein wichtiges Kriterium. Stabil und robust ist es allemal, soweit man das nach einem halbe Jahr mit Corona sagen kann. Ich mags schon. Und ich bin auch zuversichtlich dass die fehlenden Dinge vom X32 da bald einmal nachgereicht werden. Aber da scheint A&H inzwischen auch beim SQ nachzulegen, denn das hat dann doch einiges von den Features bekommen, die diverse User beim Umstieg vom X32 vermisst haben.
Also wenn das Budget angepasst werden kann und auch die Größe vom WING passt würde ich neu heute wieder das WING kaufen. Kommt es auf den Platz, und eventuell auf das Vertrauen in den Markennamen an, dann das SQ6. Und wenn das Geld einen sehr wichtigen Faktor spielt, dann das X32 Compact oder das M32R (jeweils mit der passenden Live-Karte) und der Option eine Stagebox dazu zu kaufen.