Beiträge von guma

    Ja, ich mag das dynamische Runterregln des gesidechainten Kompressors lieber, weil ich den Eindruck habe, dass das unauffälliger, musikalischer arbeitet. Ich verstehe natürlich die Bedenken, dass sich das auf den ersten Blich ein bisschen widersinnig anhört.
    Folgende Vorausetzungen sollten dafür gegeben sein:


    1. Du hast einen routinierten "pegelstabilen" Sänger. Dann passt es sogar, wenn er an lauten Gesangsstellen ein bisschen "belohnt" wird.
    2. Du hast einen weiteren Kompressor nach dem Abgriff für den side chain auf dem Gesang ( der also den side chain nicht beeinflußt ), der die Situation 'Gesang zu laut' und 'Melodieinstrumente in die Knie' verhindert.
    3. Du legst nicht zu viele Quellen also z.B. keine 'Rhythmussignale' auf die Summe mit dem side chain Kompressor.
    4. Du wählst die attack Zeit nicht zu schnell.


    Diese Variante eignet besonders gut für kleine bis mittlere locations, bei denen das direkte unkomprimierte Bühnensignal einen nicht ganz unwesentlichen Beitrag zum z.B. Gitarrensignal leistet. In der Clubsituation hat man ja unfreiwillig immer sozusagen "passive" 'parallel compression' wenn man komprimiert, da man immer von der Bühne einen unkomprimierten Anteil hat....auch ein Grund warum 'parallel compression' live meist Quatsch ist.

    Yes Sirs. :D
    Ein ducker ist eine side chain Betriebsart eines Gates, das bedeutet der Zielwert ist statisch also ein fester Betrag. z.B. - 10 dB, wenn die side chain Quelle den Schwellenwert im Gegensatz zum normalen Gate-Betrieb überschreitet, wobei der Regelvorgang durch regelbare attack und release Zeiten ein bisschen unauffälliger gemacht werden kann.
    Die side chain Betreibsart eines Kompressors hat als Zielwert eine Verhältnisgröße z.B. 4:1 und ist daher dynamisch, also je lauter die side chain Quelle oberhalb des eingestellten Schwellenwerts, um so größer ist der Betrag der Absenkung. Das nennt man strenggenommen nicht 'ducker'.

    Heute 19.1. In den 'Tips for a better mix' ein absolut live tauglicher alter Bekannter, der Kompressor mit den Vocals im Key/side chain um hier Gitarren ( oder auch Keyboards oder... ) sehr unnauffällig ein wenig wegzudrängen, den ich seit Jahren gerne live benutze und nein, es ist kein Ducker, auch wenn es hier immer mal wieder Stimmen gibt, die behaupten, es müsste ein Ducker sein.

    Danke WW. Das plugin ist sicher ein nützliches Tool fürs EQen, welches den SAC Usern auch live zur Verfügung steht. Ähnliches haben Kollegen früher mit einem auf pfl geschalteten RTA gemacht aber das plug ist natürlich komfortabler.


    Das 'EQen auf Lücke', oder subtraktives EQen oder 'frequency splitting' ( alles Synonyme für die gleiche Sache ) lässt sich relativ gut auf die live Situation übertragen, wenn man berücksichtigt, dass die 'Komponente Raum' live eine zusätzliche Dimension darstellt und eben in kleineren locations die "Subtraktion" nicht nur Lücken für andere Instrumente öffnen muß, sondern der auf der PA erlaubte "Rest" eben auch eine sinnvolle Ergänzung zum Direktanteil von der Bühne + der Summe aller Raumreflektionen sein muß, was es im Studio in der Form nicht gibt. So entsteht live die Situation, dass das tatsächtlich nach Kanal EQ auf die PA geschickte Signal manchmal nur noch ein Fragment des Originals darstellt, was bedeutet, dass live vor allem für die Club-Situation unter Umständen noch mehr EQt werden muß als im Studio, also beispielsweise vom Bass nur ein wenig sehr tieffrequenter Anteil und Obertöne auf die PA kommen.
    Um dieses EQen gehts in den 'Tipps for a better Mix' am 12., 13, und 15.1. was also tatsächlich mit Verstand übertragbar ist. Ebenso der Kompressortipp zur akustischen Gitarre am 14.1. Quatsch ist natürlich das Bearbeiten der Atemgeräusche im Gesang für live am 16.1., ebenso das 'compressor stacking' von heute 17.1.obwohl ich schon mal die Situation habe, dass ein dynamic EQ im Kanal, was ja prinzipiell auch ein Kompressor ist, und ein gesidechainter Summenkompressor für das gleiche Signal in der Kette liegen.

    Zitat von "Mechwerkandi"


    DAS Board für Freizeit-Soziologen und Hobby-Psychopathen. :D


    Im Prinzip bin ich mit dieser Einteilung einverstanden. :lol: ,vor allem zur 5-ten Jahreszeit . Allerdings unterscheiden wir weiter in eine gutartige und eine bösartige Spielart derselben, wobei wir der gutartigen das eine oder andere realsatirische Hobby nachsehen, :D:D und die bösartige Gott sei Dank nicht so häufig vorkommt :roll: .

    Danke für den kleinen Einblick in Deine Studiowelt. Wie wirkt sich das Gesagte den konkret auf Deine live Arbeit aus ? Das mit Drumagog haben aufmerksame Leser Deiner Beiträge ja schon mitbekommen. Was mich interessieren würde, wären Beispiele ( Du mußt ja nicht gleich ein Kompendium verfassen :wink: ) für: "funzt live super", "funzt live nur unter den und den bestimmten Bedingungen", "funzt live garnicht".... oder ist das Betriebsgeheimnis ?

    Ja, die Anwendung von FXen ist ein sehr gutes Subthema im Kontext "Was im Studio funktioniert muß live noch lange nicht funktionieren". Klar könnte man sich darauf reduzieren, dass das "mal so mal so" ist oder "von der akustischen Umgebung und/oder von Genre abhängt". Trotzdem entdeckt man im Lauf der Zeit für sich selbst Spielregeln. Man probiert ja nicht in jedem neuen Raum und mit jeder neuen Band/Produktion wieder alle 1001 Möglichkeiten aus. Das "Problem" ist doch hier vielmehr, dass die meisten von uns das 'intuitiv' zu machen glauben, was bei selbstkritischer Betrachtung nur so ist, dass man sich nicht die Mühe macht, das mal gedanklich zu ordnen.


    Vielleicht möchte WW an dieser Stelle mal seine live Erfahrungen zu 1001 plugins wiedergeben ? :wink:

    Zitat von "audiobo"

    Bei Klassik z.B. gefällt mir klanglich die konventionelle OH-Abnahme der Violinen besser, wenn man jedoch mehr Lautstärke braucht, greift man halt zu Clips.


    Ja genau. Ich kann mich an ein von mir gerne zitiertes perfektes Ergebnis erinnern mit einer weitgehend studioüblichen "Überkopfmikrofonie" bei einem bekannten deutschen innerstädtischen Freilufttheaterereignis, bei dem das Orchester sehr weit vom ersten Lautsprecher weg war und das klanglich über jeden Zweifel erhaben ist. Ich selbst mache das indoor teilweise ebenfalls so, allerdings habe ich dann auf den Portallautsprechern nichts bis fast nichts und fange erst in der ersten delay line an, relevant was auf die Lautsprecher zu geben.
    Das ist ja klar: je weiter weg der erste betriebene Lautsprecher ist und je geringer die zu produzierende Lautstärke um so weiter kann man auch mit den Mikros von der Quelle wegbleiben. Klassik Open Airs mit PAs in der typischen Portalposition funktionieren allerdings wie Pop/Rockkonzerte nur mit Nahmikrofonie.


    @ all


    Was ich nicht so richtig verstehen will, ist, warum man, nur weil es unterschiedliche Genres mit sehr unterschiedlichen Abnahme- und Mischtechniken gibt, sich hier gleich "totalverweigern" muß ?


    Man kann die Dinge ja so, wie ich es vom Threadstart an vorgeschlagen habe, am konkreten Beispiel abvespern, dann gibts ja auch keine Verwirrung darüber, was wofür gerade als 'live anders als im Studio' gemeint ist.

    Zitat von "Wurst Werner"

    Studiotechniker auf dem Live Job: Zu viel Kompression
    Livetechniker im Studio: Viel zu wenig Kompression


    Alles andere wird imho viel zu stark vom jeweiligen musikalischem Genre determiniert, als dass sich da Axiome ableiten ließen.


    LG
    WW


    @ WW


    Dass Du völlig problemlos "zwischen den Welten" hin und her curvst, bleibt sicher ohne Zweifel. Das ist allerdings bei weitem nicht jedem gegeben. 8) 'Axiome' hatte ich auch keine vor aufzustellen.
    Aber trotzdem schade, denn ich hätte erwartet, dass Du wie die anderen "beidseits" tätigen Kollegen zum Thema viel mehr zu sagen hättest. :wink:

    Und hier nochmal, hoffentlich fürs Klangkrankenhaus verständlich, meine Absichten nachlesbar auch schon zwei Seiten vorher, die hier unnötigerweise nochmals erfragt werden:

    Zitat von "guma"

    Den Titel des Threads habe ich vielleicht etwas reisserisch gewählt. Ich bin natürlich nicht der Meinung, man könne im Studio überhaupt nichts für die Bühne lernen, fände es aber gut, wenn wir es schaffen, so wie es bemi schon sehr ausführlich gemacht hat, hier die wichtigen Unterschiede an konkreten Beispielen heraus zu arbeiten. Ich habe zwar schon gute aber auch sehr viele schlechte Ergebnisse von Leuten erlebt, die versucht haben, ihr Studiowissen ins live Geschäft zu importieren.


    Wie ich an anderer Stelle schon bemerkt habe, bin ich der Meinung, wir reden zwar viel über Geräte aber zu wenig darüber, was wir an den Pulten wirklich tun. Hier wäre so eine Gelegenheit, das etwas nachzuholen. :wink:

    Zitat von "Sound-Klinik"


    Und dass ein Livemitschnitt aus einem Mischer (Stichwort "Schlagzeug") in einem Club die Lautstärke- und Klangverhältnisse nicht 1:1 widergeben kann, ist mehr als trivial.


    Um Livemitschnitte gehts in diesem Thread genau nicht. Bei aufmerksamem Lesen der letzten drei Seiten hätte man das auch leicht feststellen können. Gerne machen wir für Dich aber einen eigenen Thread auf, wo Du das Thema auf eine weniger 'tumbe' Art beackern kannst. :D

    Zitat von "mringhoff"


    Was sind denn aus Deiner Sicht die gröbsten Fehler, die Studiomischer im Livejob oder umgekehrt begehen?


    Die beiden gröbsten Fehler sind, dass von "Studiomenschen" einerseits die Möglichkeiten der Einflußnahme durch live Mixen an sich überschätzt und andererseits der Einfluß der akustischen Umgebung, des Systemtunings und der 'number of open microphones' unterschätzt wird. Die meisten Detailfehler lassen sich letztlich darauf zurückführen.


    ... Und hier können wir wieder zu Grahams "Tips for a better mix" zurückkommen. Nimmt man die Tipps vom 10. und 11.1. so geht es hier zwei mal um 'parallel compression', eine Geschichte, die live ebenfalls nur äusserst selten wirklich funktioniert. Trifft man jemanden, der erzählt, er würde das regelmäßig live einsetzen, hat er meist das Prinzip nicht verstanden. Es geht, um im Studio den gewünschten Effekt zu erreichen, um ein wirklich massiv komprimiertes Signal, was dem unbearbeiteten Signal auch relativ laut beigemischt wird. Die Voraussetzung hierfür ist aber immer eine gute akustische Isolation z.B. des Drumsets, die im Studio sehr einach durch Einzelaufnahme zu erreichen ist. Live würde man in den massiv komprimierten Kanälen immer auch massiv die Umgebung mitverstärken. Ausserdem bringt das Verfahren sehr leicht ein stabil weit unter der Feedbackgrenze gefahrenes setting ( 12 - 15 dB darunter ) unbemerkt in einen Zustand nahe der Feedbackgrenze ( 6 dB darunter, ohne jemals wirklich zu koppeln ), was man als 'resonating room' bezeichnen kann und sich wirklich grauenvoll anhört, dann aber als irgend ein raumakustisches oder 'Monitor zu laut' Problem fehlinterpretiert wird.
    Dann überwiegen die Nachteile bei Weitem die möglichen Benefits des Verfahrens.

    OK, aber bei 'laut und rockig' finde ich das klassische Overhead in der Regel sinnlos und klanglich eher destruktiv. Was ich noch vergessen hatte zur 'Beckennahmikrofonie': Für das Reduzieren der Snare in der Beckenmikrofonie spielt etwas anderes noch eine entscheidendere Rolle als die 'Abschattung'. Eigentlich ist es ganz simpel, man denkt aber nicht wirklich freiwillig daran. Den größten Einfluß hat das Verhältnis der Entfernungen zueinander. In der üblichen Überkopfposition verhält sich die Entfernung 'Becken - OH-Mikrofon' zur Entfernung 'Snare - OH-Mikrofon etwa 1:1,2-1,3. Bringt man das Mikro näher an die Becken, bringt man es zwar auch näher an die Snare aber wenn z.B. das Mikro zu einem Becken 15 cm zur Snare aber 60 cm Abstand hat, was durchaus realistisch ist, ist das Entfernungsverhältnis 1:4. Denkt mal darüber nach, was das für die Lautstärke der Snare im Verhältnis zum Becken im 'Beckennahmikrofon' bedeutet. :wink:

    Wie geil, jemand hat meine Gedanken als vor ~ 25 Jahren das erste ... money making machine ... in GERMANY aufmachte, zu einem Film verarbeitet. :D:D:D:D:D:D8) :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: