Ja, ausnahmsweise gefällt mir das englische Wort besser als das deutsche, da der Ami für das 'Übersprechen' von Quellen auf andere als die dafür gedachten Mikrofone sinnvollerweise einen anderen Ausdruck hat als für 'Übesprechen' in elektronischer hardware ( crosstalk ).
Neben dem wichtigsten aller Unterschiede zwischen recording und livesound , mit dem wir leben, dem 'we can't do it twice', sehe ich in dem Umgang mit diesem Phänomen den nächst wichtigen Unterschied:
Trivialerweise ist beim recording im Gegensatz zum livesound:
1. das 'leakage', das "Durchsickern" zwischen Aufnahmeraum und Zuhörer (=Tonträgerkäufer) definitiv 0%, im livesound je nach Situation bis über 50 %.
2. das "Durchsickern" zwischen Quelle ( Tonträgerreproduktionsgerät ) und Box ebenfalls 0%, beim livesound zwischen Quelle ( Bühnenraum ) und (PA-)Box ebenfalls meist in einer zweistelligen Prozent-Größenordnung.
Viele weltweit anerkannte Studioengineers betrachten 'leakage' beim recording als Freund, als Kleber, der ihre tracks verbindet, als Geist, der ihrer Aufnahme Leben einhaucht, eine natürliche Räumlichkeit verleiht u.s.w.
Das ist auf livesound schon allein wegen der o.g. Unterschiede absolut nicht übertragbar. Im Gegenteil:
Meiner Meinung nach ist für uns, die "livesoundengineers" der Versuch, wenigstens auf der Bühne selbst das 'leakage' möglichst klein zu halten, die oft einzige Möglichkeit in einem "Meer von Kleber" einzelne Insrumente noch als Inseln auszumachen und der "Kleber" ist unser Feind. Natürlich kann man argumentieren, dass die oben genannten Phänomene zwischen Bühnenraum, PA und Zuhörerraum sowieso so dominant sind, dass das Multimikrofonie-leakage eine untergeordnete Rolle spielt. Auffällig ist aber:
1. dass gerade die Quellen, die ohne Mikrofonie auskommen ( Keyboards u.s.w. ) uns im livemix am wenigsten Probleme machen und logischerweise mit der Kombination aus Bühnenakustik und Auditoriumsakustik schon genügend mit den übrigen Quellen "verklebt" sind.
2. dass offene Mikrofone an leiseren Quellen ( z.B. 4 offene Gesangsmikros) eine Bühne schon völlig ins Schwimmen bringen können.
3. dass unsere Bühnen oft keine akustisch idealen Räume dafür sind, was aus recording-Sicht durch sie zusammengeklebt werden soll.
4. die Ergebnisse mit einer auf Separation angelegten Mikrofonie vom Zuhörer als 'klanglich durchsichtiger', 'differenzierbarer' empfunden wird, da wir ohne eine solche Strategie das entstehende 'leakage' nicht mehr wegmischen können, es sei denn durch definitives Weglassen im Mix.
Diese vier Punkte allein sind ja nun keine elektroakustische Theorie sondern sehr simple, für jedermann nachvollziehbare Erfahrungen und sie sollten doch ausreichen um für livesound die Regel
kleinst mögliches leakage = bestes leakage aufzustellen oder ?