Zitat
Warum werden bei Disco Veranstaltungen 4 Punkt beschallungen gemacht?
Weil „Disco“ eine ganz besondere Veranstaltungsform ist.
Der zahlende Discogast (sofern er NICHT ein an Auftragsmangel leidender Beschaller auf Kontrollgang ist) erwartet eine Tanzfläche, auf der es möglichst spektakulär Zisch und Bumm macht und möglichst hell und bunt flackert und leuchtet. Dort will er abfeiern und sich produzieren.
Außerdem erwartet er unübersichtliche, schummrige Nebenareale, in denen es tonal eher diffus und angenehm leise vor sich hin wummert. Dort möchte er andere schöne Dinge tun.
Hier wie dort interessiert er sich dabei am Allerwenigsten für die Ästhetik von Mapp – Diagrammen Und: ja, es soll wirklich genau so sein.
Aber ganz im Ernst: Disco hat mit der Beschallung/ Beleuchtung einer szenischen Darbietung so gut wie überhaupt nichts gemein; in mancherlei Hinsicht widersprechen sich die Anforderungsprofile zunächst einmal sogar völlig.
Bei einer Bühnendarbietung (Konzert, Show, Theater, ...) geht es darum, dass alle Zuschauer/ Zuhörer für eine ganz bestimmte Zeit möglichst das Gleiche sehen und hören – und zwar auf allen (bezahlten) Plätzen. (Das wussten schon die alten Griechen und Römer, und haben zu diesem Zweck halbrunde Amphitheater gebaut). Der Veranstaltungsablauf ist daher auch formal recht streng reglementiert, mit (z.B.) Einlassphase, Vorprogramm, Pause, 1. Teil, Pause, 2. Teil, Aftershow – Smalltalk im Foyer, Schluss. Dabei ist der zeitliche Verlauf keineswegs zufällig, sondern orientiert sich im Wesentlichen an der Konzentrations – und Aufnahmefähigkeit des Publikums.
Beschallungsziel ist es hier, jedem Zuschauer mit gleichem Schalldruck die gleiche akustische Information zukommen zu lassen; und das Ganze vor Allem auch noch richtungsbezogen auf die Bühne. Dazu bedient man sich - mal mehr, mal weniger erfolgreich - skalierbarer Beschallungssysteme, geflogener Monocluster, Delay Lines, usw.
Bei ‚Disco und Party’ wollen und sollen die Gäste hingegen über einen längeren Zeitraum selbständig zwischen verschiedenen Möglichkeiten und Aktivitäten wählen. Strenge Formen gibt es nicht; jeder kommt und geht, wann er will, und gestaltet sich seine zeitlichen Abläufe selbst. Je mehr unterschiedliche Bereiche und Attraktionen es gibt, um so länger verweilen (und verzehren!) die Besucher.
Für die Beschallung – wie für alle anderen Teilaspekte auch – muss es hier also oberstes Ziel sein, verschiedene Bereiche und Zonen zu schaffen; mit unterschiedlicher Lautstärke, unterschiedlicher Direktheit, oder sogar gleich ganz unterschiedlicher Musik. Und das löst man in vielen Fällen am einfachsten mittels einer Tanzflächenbeschallung in Überkreuz – Stereophonie; die Nebenareale definieren sich dabei ganz von allein.
Weil sich diese Anforderungsprofile so sehr voneinander unterscheiden, kann es im Übrigen sehr schwierig sein, ein funktionierendes Beschallungskonzept für Veranstaltungen und Venues zu entwickeln, auf bzw. in denen beide Veranstaltungsformen abwechselnd stattfinden sollen. Abschreckende Beispiele für Multifunktions – Veranstaltungszentren, in denen weder das Eine noch das Andere zufriedenstellend gelöst ist, gibt es inzwischen wahrlich genug.
Mit freundlichem Gruß
BillBo