Beiträge von billbo

    Aus gegebenem Anlass – die Open Air – Saison steht vor der Tür bzw. hat begonnen – möchte ich eine (fast digitalfreie) Problematik ansprechen, die mir sehr gut in diesen Thread zu passen scheint:


    Gelegentlich bin ich als Monitorer mit div. Acts der etwas härteren und schnelleren Gangart unterwegs; allesamt eher solche, die man, verglichen etwa mit dem weiter oben behandelten Herrn Michael, nicht unbedingt in erster Assoziation mit dem Prädikat „musikalisch – künstlerische Sensibelchen“ in Verbindung bringen mag. Gleichwohl gastieren wir regelmäßig auf großen und manchmal auch auf sehr großen Bühnen. Klassischer R&R – Aufbau: vorne tollen 3 bis 4 Musiker mit und ohne Gitarren herum, 5m dahinter betreibt ein athletischer Trommler auf seinem Aufbau Hochleistungssport. Ebenfalls klassisch das Monitorsetup: 3 – 5 Mixe vorne, Drum Fill, Side Fills. I.E. eher unpopulär.
    Auf den Side Fills dabei im Wesentlichen neben Gesang und Soli viel (Double-) Kick und Snare, die das musikalisch – rhythmische Geschehen für die im vorderen Bereich herumwirbelnden Akteure auch außerhalb deren Hot Spots leidlich zusammen halten müssen. Alles nicht besonders aufregend, und auf Bühnen zwischen 10 und 20, 25m Breite hat das 20 Jahre lang recht zufriedenstellend funktioniert; die lebhafte Fraktion vorne kam mit den sich (für sie) ständig ändernden Laufzeiten der Sidefillsignale ganz gut klar.


    Seit ein, zwei Jahren jedoch begegne ich auf größeren Festivals hin und wieder einer Unsitte, die vor allem schnell und präzise spielende Drummer ernstlich behindern und im Extremfall eine ganze Show an den Rand des Abbruchs bringen kann: die Verwendung von Line Arrays als Side Fills. Wer, um Himmels Willen, kommt auf die Idee, dass das sinnvoll funktionieren könnte? Hoch unterm Bühnendach geflogen, mit 100 Grad horizontaler Abstrahlung die gesamte Bühne nebst angrenzender Arbeitsflächen gleichmäßig beglückend, dazu vielleicht noch mit den schon diskutierten Anfangslatenzen (Digi – Pult, analoge Inserts, danach wieder analog in den viel zu langsamen Systemprozessor, usw.) vorbelastet, machen sie das Alptraumszenario des Hochgeschwindigkeitstrommlers zur Wirklichkeit: sofern er lieber dankend darauf verzichten möchte, sich von infernalischen Drumfill – Leveln malträtieren zu lassen, hört er von vorne links und rechts laut und deutlich vor allem das, was er neulich mal gespielt hat. Was aber bei Balladenrock oder auch AC/DC – Stampfern noch als Slapback - Schönheitsfehler durchgehen mag, funktioniert bei schnellen 16tel – Doublekick – Passagen einfach überhaupt nicht mehr und kann im schlimmsten Fall für völlige Konfusion auf der Bühne sorgen.
    Ich bin kein Musiker, habe den Effekt aber bei mehreren Gelegenheiten von verschiedenen (gestandenen Profi -) Drummern vorgeführt bekommen; glaubhaft gewürzt mit manch unzweideutigem, nicht postingfähigem Kommentar.
    Die wenig elegante „Lösung“ bei 15min. Changeover: Side Fills aus; stattdessen Wedges quälen, bis sie hüpfen. Optimal geht irgendwie anders.


    Liebe Kollegen/ PA – Verleiher/ Disponenten, auch und gerade dann, wenn Ihr eine große und namhafte Company vertretet: das mag beeindruckend aussehen – aber es funktioniert einfach nicht! Klar, die Leasingraten für die sündhaft überteuerten Querhängekisten schmerzen; die Dinger müssen ackern für ihr Geld. Aber doch bitte, bitte nicht als Side Fills auf großen, lauten R&R – Bühnen. Verkehrter geht’s überhaupt nicht. Dort brauchen wir das genaue Gegenteil von 100 oder 110 Grad: eng abstrahlende Systeme, möglichst nahe am Geschehen positioniert, und dabei mittels sorgfältiger Ausrichtung auf gewünschte zu beschallende Bühnenbereiche derlei Laufzeitproblematiken gar nicht erst aufkommen lassend.



    Sieht das wer ähnlich, oder hatte vielleicht schon das gleiche Problem? Müssen wir tatsächlich unsere Rider um den fett gedruckten Satz „No line array type side fills, please!“ ergänzen?


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Zitat

    Speakon ist in der üblichen Plaste-Ausführung mechanisch indifferent und einfach nur sperrig.


    Danke! Endlich spricht es mal einer aus!


    Der Sinn der szeneweiten Umstellung auf „Gardena“ hat sich mir nie wirklich erschlossen.
    Eine Steckverbindung aus Plastik statt aus Metall, die in gestecktem Zustand Kontakt haben KANN, aber nicht MUSS; die nur mittels teurer, stets fehlender Hilfsmittel verlängerbar ist („kannst du mal zur Nachbarbühne gehen und fragen, ob die vielleicht noch 2 oder 3 Spookies übrig haben“ – haben sie natürlich nicht, die suchen selber noch); deren Kontakte zwecks schneller Fehlersuche nicht mit den üblichen Messspitzen eines simplen Multimeters erreichbar sind; deren Verriegelungsmechanismus spätestens nach dem zehnten Steckvorgang hinüber ist: welch ein Fortschritt gegenüber der bewährten, simplen, immer narrensicher funktionierenden XLR – Technik, der man ihre Funktionstüchtigkeit bzw. den Verschleißzustand stets mit einem einzigen Blick ansieht.


    Ich kann Verleiher, die zusätzliche XLR – Verbinder in ihre LS – Boxen einbauen, sogar SEHR gut verstehen.


    Wir haben diese unerklärliche Mode, wo irgend möglich, nie mitgemacht. Als die Diskussionen bzgl. der Berührungssicherheit von LS – Verbindern aufkam, wurden die damals üblichen ‚male’ – Ausgänge an allen Ampracks gegen ‚female’ ersetzt. Fertig.


    Wenn’s denn unbedingt größer oder mehrpolig sein muss: EP4 oder EP8 (von Cannon, Amphenol, usw.; in Deutschland leider nicht sonderlich verbreitet). Die ‚großen’ XLRs, mit allen XLR – typischen Eigenschaften und Vorteilen. Und wenn die Verriegelungsnase irgendwann weg ist, dann ist sie eben weg – und man sieht sofort: jetzt ist es langsam mal Zeit für Ersatz.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Bei Di Anno kam ich gerade aufs Spielfeld, habe aber quasi nur noch den Schlussakkord mitbekommen. Und Spocks Beard waren für den weiteren Verlauf des Abends ja leider nicht gerade besonders aufschlussreich.
    Vielleicht hätte mir das zu denken geben sollen; den englischen Kollegen kenne ich sonst eigentlich als fähig und geschmackssicher. Bei 40+ FOH – Kanälen und null Zeit allerdings auch eine undankbare Aufgabe; da ist man ja gerade mal mit Sortieren fertig, bevor man zum erstenmal spazieren gehen kann und einen Eindruck bekommt, wie wohl die Zugabe draußen klingen mag.
    Leider war danach das schöne Festivalsetup zum Teufel, und mein Changeover verging mit Patchen statt mit Mischvorbereitungen. So isses halt manchmal.


    Über den nicht angeschlossenen Gast – Eq. habe ich kommentarlos hinweggesehen; zum Meckern war eh keine Zeit. Anderes fand ich nerviger. Inserts und Effekte gehören bei solch einer Gelegenheit in Arbeits – und Augenhöhe, statt schlecht beleuchtet auf den Fußboden. Auf einem Rockfestival wird kein Eventmanager unvermittelt vorbeischauen und freundlich raunzen „Zu hoch! Mach' das weg!“
    Auch ein Monitorplatz 2m unter Bühnenniveau irgendwo im Eckchen ist bei einer Festivalbühne nicht gerade optimal. Gut, so bleibt man als einsamer 18 – Std. – Non- Stop – Monitorer weitestgehend verschont von hilfesuchenden Blicken und Gesten lästiger Musikanten (sofern die nicht aus Verzweiflung anfangen, mit Getränkedosen zu werfen :D). Trotzdem, mit 6 Bütecs mehr lässt sich das um Einiges besser lösen.
    Dass bei meinem Aufbau dann kein Drum Mic – Satz zur Verfügung stand (weil die gerade beide auf der Bühne waren) war eher Pech. Da musste in letzter Sekunde halt noch mein eigener ran, um wenigstens mit einem vormikrofonierten Drumset ins Changeover gehen zu können.
    Und über Erkenntnisse zur Verteilung von Subs sind ja schon ein paar Worte gefallen (und, von kompetenterer Seite, in diesem Forum auch bereits ganze Standardwerke verfasst worden).


    Bei „normalen“ (Headliner-) Tourneejobs lasse ich solche oder ähnliche Gedankenlosigkeiten mitunter auch schon mal umbauen, auch auf die Gefahr, dass mich dann für den Rest des Tages Alle irgendwie komisch angucken und nicht mehr mit mir reden mögen.


    Neues Spiel, neues Glück.
    Mit freundlichem Gruß
    BillBo


    @ klauston: meines Wissens nicht. Aber ich kann im nächsten Gemeinschaftsduschraum ja mal etwas näher hinschauen. :D

    Zitat

    Das hier gemeinte Doppelpagodenzelt am Ende des Oberrangs ist schon ok.


    Ich bin üble open air – FOHs gewohnt. Immer wieder gern gesehen: der beliebte Layher – Turm 1m über Publikumsniveau; ringsum schön mit Zeltplane verkleidet, und als Zugabe der Blechboden der nächsten Etage oben drüber.
    Das Ding in Gelsenkirchen war ungleich bösartiger. ‚Drinnen’ und ‚draußen’ hatten rein gar nichts miteinander zu tun.


    Zitat

    Wenn man sich dementsprechend darauf einstellt,


    Das ist im Roll on/ roll off – Festivalbetrieb oft leichter gesagt als getan. Falls Du rechtzeitig dort bist, kannst Du allenfalls mal ein bisschen durchs Publikum laufen und, während die Band vor Dir spielt, versuchen, den Unterschied zwischen FOH und Publikum ein wenig zu verinnerlichen. Wenn Du dann danach eine effektintensive Truppe zu betreuen hast, bei der Dir kaum Zeit bleibt, ständig mal nach draußen zu rennen, um Deine ‚Leistungen’ etwas objektiver hinterfragen zu können, kommt allzu häufig leider irgendein Zufallsergebnis dabei heraus.
    Ich bin davon überzeugt: bei so manchem – auch großen – Open Air könnte man mit FOH - Molton für 50 Euro soundmäßig mehr retten als mit einer Verdoppelung der PA – Leistung.
    Im behandelten Fall war es draußen ok, wenn man drinnen mit einer doppelten Ladung Ohropax versuchte, seinen Standardsound zu mischen.


    Zitat

    Von der Akustik ansich ist das Amphi mit einer guten Systemplannug auf alle Fälle problemlos in den Griff zu bekommen.


    Volle Zustimmung. Leider sieht die „gute Systemplanung“ für Veranstaltungen dieser Art in der Praxis meist so aus: a) ich schreibe so viel Hightech – Gedöns in’s supergünstige Angebot, bis die Headliner endlich abnicken. b) ich sorge dafür, dass am Veranstaltungstag das meiste davon auch wirklich irgendwo am Ort des Geschehens vorhanden ist, damit es keinen Ärger gibt. c) der Rest wird schon irgendwie gut gehen.


    @ studiovan: „meine“ Band bei dieser Veranstaltung stammt aus Bochum-Wattenscheid, nebst einem singenden Millionär aus Los Angeles :)


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Durchführende Company: die Jungs aus dem Sauerland mit den rotgrünen Kisten. Welcher Bank das Material derzeit gehört, entzieht sich meiner Kenntnis.


    Material: sehr gut bis top. V-Dosc, 2x H3000; Rest adäquat.


    Ausführung: leider alles mehr so ‚dahingeklatscht’. Zwei Bassstapel (EAW SB1000) links und rechts in einem halbrunden Amphitheater – das Ergebnis war dementsprechend. Von ‚null Bass’ bis ‚Zwerchfelllähmung’ brauchte man beim Umherwandern oft keine 2 Meter zurückzulegen.
    Dazu ein schreckliches Mischerzelt an ungünstigster Position (knapp außerhalb des Zentrums im obersten Rang), im Bassloch und Hi – Mid – Orkan.


    Das machte das Mischen zum reinen Glücksspiel. Bei mir dauerte es fast 20 Minuten, bis es nach anfänglichem Chaos (Line Check und los) auch nur halbwegs rund lief. Persönlicher Minusrekord :?
    Dabei war’s im Zelt dann grauenhaft grell, während es direkt daneben oder darunter im Publikumsbereich immer noch irgendwie eher rummulmte.


    Insgesamt eine doch recht zwiespältige Erfahrung.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Ich nehm’ ein SM58. :D
    Und wenn’s mir allzu spanisch vorkommt, den Pink Noise Knopf – um zu überprüfen, ob das überhaupt tatsächlich auch alles funktioniert, was man mir dort wieder hingehängt/ - gestellt hat.

    Zitat von "cyb"

    Jede menge alter Schachteln jibbet hier zu sehen:
    http://www.jps.com.au/wordpress/1972/
    einfach mal durch die zeitleiste links klicken.


    Timm.......


    Ja, ein paar wirklich schöne Bilddokumente sind dabei. Einige erinnern an Luftaufnahmen von Tschernobyl.
    Und mancherorts hat sich an der Bauweise von Open – Air – Bühnen offensichtlich bis heute nicht viel verändert.


    Zitat

    Irgendwie glaube ich schon, das durch den "Scheinlaut-Effekt" die Hörgewohnheiten der damals schon anwesenden Gäste geprägt wurden. Es gibt viele, die merken erst die Lautstärke, wenn es klirrt ohne Ende.
    Andere suchen im Klirr den perfekten Sound...
    Ich persönlich mag ältere Systeme recht gerne eigentlich, grade so dicke W-Hörnchen etc. faszinieren mich immer wieder.
    Beachtlich, das man damals Konzerte nur mit 150W Amps gefahren hat. Brauchen wir den heute WIRKLICH soviel mehr Watt, oder ist das nur eine Marketingerfindung, weil der Wirkungsgrad damals einfach höher war?


    Bzgl. Klirr seid Ihr auf dem Holz :D weg. Korrekte Hornkonstrukte klirren – vergleichsweise - gerade NICHT. In ihnen arbeiten Membranen gegen einen hohen akustischen Strahlungswiderstand, sind somit sehr gut bedämpft, und bewegen sich bei gleicher Leistungszuführung erheblich weniger als im freien Feld oder auf einer – wie auch immer gearteten – (un)endlichen Schallwand. Und wo sich kaum was bewegt, klirrt auch kaum was.


    Die Überlegung zu Leistungsangaben und Marketing trifft’s dagegen sehr gut. So Ende der 60er/ Anfang der 70er Jahre war das Maximum dessen erreicht, was man einem, sagen wir mal, 15“ – Chassis an Leistung sinnvoll zuführen konnte und sollte; irgendwo im Bereich zwischen 50 und 100 Watt. Mehr ging nicht. Mehr war auch sinnlos, denn bei höherer anliegender Spannung bewegte sich die wg Wirkungsgrades kurze Schwingspulenwicklung aus dem Luftspalt heraus, und das bedeutet „Klirrfaktor 100%“. Seriöse Lautsprechervergleichstests der damaligen Zeit beurteilten die Belastbarkeit von Chassis folgerichtig auch anhand des ab einem bestimmten Punkt sprunghaft ansteigenden Klirrfaktors (jenseits der 5% - Grenze gab’s ein vernichtendes „not confirmed!“), und nicht danach, ab wann das Ding auseinanderflog bzw. die Schwingspulenverklebung aufgab.


    Seit damals haben sich genau zwei Dinge entscheidend verändert: Schwingspulenkleber wurden thermisch leistungsfähiger. Und Marketing wurde – große Lautsprecheranlagen sollten jetzt an Massenpublikum statt, wie bisher, an Profianwender verkauft werden – entscheidend für den Verkaufserfolg. 1000W liest sich ganz anders als 50W; das mussten alle Hersteller lernen. Ein paar richtig gute, die sich dem verweigerten, gibt’s heute nicht mehr (bestes Beispiel: ATC).
    Seither werkeln alle Chassishersteller an der gleichen Problematik, aus der es im Prinzip kein Entrinnen gibt: das Marketing will mehr Watt. Die Kleberchemie macht’s möglich. Also muss auch die restliche Mechanik belastbarer werden, d.h., die bewegte Masse wird größer. Das ist schlecht für den Wirkungsgrad (und im Übrigen ganz schlecht für Impulstreue). Außerdem steigt mit der anliegenden Spannung der Hub – erst recht problematisch, da gleichzeitig Hornkonstruktionen im Bassbereich außer Mode gekommen sind. Damit eine sinnvolle Membranführung noch möglich ist, muss die Schwingspulenwicklung länger werden. Das ist schon wieder schlecht für den Wirkungsgrad. Was tun? Mehr Flussdichte im Magnetspalt? Geht technisch kaum; im Gegenteil, seit Alnico unbezahlbar wurde, sind Permanentmagnete bei gleicher Leistungsfähigkeit größer und schwerer. Aber dafür kann man ja wieder mehr Leistung draufschicken. Noch mehr Hub, noch längere Spule, noch schlechterer Wirkungsgrad. Usw., ein Ende ist nicht abzusehen.
    Weitere Probleme kommen hinzu: die hohe Verlustleistung muss abgeführt werden, aus immer kleineren Kisten (Stichwort ‚Power Compression’). Viel Hub bedeutet viel Intermodulationsverzerrung bei höheren Frequenzen, also geringere nutzbare Bandbreite. Folglich müssen mehr Wege her, mit allen Nachteilen (Phasen – und Laufzeitprobleme, mehr Elektronik, mehr Endstufen, im Digitalzeitalter mehr Rechenzeit), die das mit sich bringt.


    Man kann’s auch ganz einfach so zusammenfassen: mit CEE 3x32A erreichen wir heute die gleiche Beschallungsleistung wie vor 40 Jahren mit Schuko.
    Na gut, vielleicht ‚etwas’ überspitzt. Indes - der Fortschritt will sich mir dennoch nicht so recht erschließen.


    Wer wissen möchte, was Klirrfaktor ist, der höre sich manche heutige „2x 18“/ 2000W“ – Basskiste an. Mit 5% ist es da nicht getan, die liegen eher bei 50 :roll:.... Nur gut, dass sich das Ohr an fast alles gewöhnen lässt und bei tiefen Frequenzen den Klirr nicht ohne weiteres als solchen identifiziert.
    Wer im direkten Vergleich dazu dann aber mal ein 200W Shearer – Horn genießen durfte, der könnte schon ins Grübeln kommen.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    @ mediennutte: Du bist doch z.Zt. in USA unterwegs, nicht wahr? Wenn Du Zeit hast, besuch’ bei Gelegenheit mal ein paar Clubs. Nein, nicht „House Of Blues“, nicht die schicken, schönen, angesagten in New York, Los Angeles oder Miami. Schau Dich mal in Detroiter oder Chicagoer Vorort – Hardcore – Läden um, oder in der örtlichen C&W – Klitsche in Nebraska, South Carolina oder Utah (sehr schön: Salt Lake City :-D); also dort, wo das wirklich wahre Leben spielt. Da wirst Du überall noch solche bunt zusammengewürfelten Altlastenhaufen vorfinden, in jedem nur vorstellbaren Zustand.


    Das Erstaunliche: R&R – Mischen über manch eine dieser scheinbar jeglicher moderner Erkenntnis der Elektroakustik widersprechenden Trümmerburgen kann richtig Spass machen (sofern denn tatsächlich in der Mehrzahl der Kisten auch noch Chassis drin sind; einen Phasechecker sowie reichlich Geduld sollte man schon mitbringen :D). Viel, viel mehr jedenfalls als der Xte vergebliche Versuch, irgendeinem schwachbrüstigen, modischen 8“ – Kastraten – Mini – Linearraychen so etwas wie „Rock“ – Sound zu entlocken.


    Manchmal ist Hubraum durch nichts zu ersetzen.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Zitat

    Insbesondere die 4560 ist ja ein Paradebeispiel für unsinnige Platzverschwendung. Ein 15er im viel zu großen Reflexkabinet, mit einem nahezu unbrauchbarem Midvorsatz.....


    ‚Früher war alles besser’ ist Quatsch. ‚Früher war alles Mist’ ist aber ebenfalls Käse.


    So eine 4560 war zunächst einmal eine sehr feine Bassreflexbox; aufgrund der weit ins Boxeninnere ragenden Kurzhornkonstruktion nahezu frei von parallelen Wänden und der damit verbundenen „stehende Wellen“ - Problematik.
    Natürlich stand ein Einzelexemplar ein wenig auf verlorenem Posten, zumal die transportable „R&R – Version“ auf die etwa 5 m² große Schallwand verzichten musste, die bei der originalen Kinoversion wichtiger Bestandteil des Gesamtsystems war.
    Bei drei aufeinanderliegenden Exemplaren sah die Sache jedoch schon wesentlich anders aus. Das so zur Verfügung stehende ungefaltete Horn mit einer Mundöffnung von ca. 1,5m² lieferte bis etwa 70, 80 Hz hinunter einen beachtlichen Schalldruck mit sehr guter Rückwärtsdämpfung; aufgrund der horntypisch starken akustischen Bedämpfung der Membranen waren Partialschwingungen und Dopplereffekte kein Thema, und ein wenig „Subbass“ gab’s per Reflexöffnungen gratis dazu.
    Die Dinger waren zwar voluminös, aber mit ihrem einsamen Alnicochassis recht leichtgewichtig und somit einfach zu handeln; dazu verfügten sie (wohl eher zufällig) über nahezu ideale Truckmaße.
    Getrennt zum 2440 wurden sie bei etwa 800 Hz (Bassbox 4 Oktaven, Horn 4 Oktaven). Dabei war es ziemlich egal, ob der 15“er 2220 (Pro – Version), D bzw. K140 (Musikerversion), oder LE 15 (HiFi/ Studioversion) hieß. Die Alu – Staubschutzkalotten der „Musikerversionen“ entstanden, weil die Chassis in Gitarren – oder Bassanlagen fullrange liefen und sich die ursprünglich verwendeten leichten Papierkalotten dabei, bedingt durch extremen Partialschwingungsstress, gerne selbst zerlegten. Für die „Kolbenstrahler“ – Anwendung in Mehrwegsystemen war das Kalottenmaterial dagegen ohne Bedeutung. Puristen klebten zur Gewissensberuhigung ein doppeltes TESAMOLL – Kreuz drüber, dann klirrte auch optisch nichts mehr.


    Kurz zusammengefasst: saubere Reflexkiste(n) + nahezu ideales (Kurz -) Horn + eine einzige Übernahmefrequenz + zeitrichtige Anordnung von TT - und HT – Treiber. Das funktionierte ausgesprochen gut; praktisch sowieso, und auch theoretisch leicht nachvollziehbar. Ein Hörvergleich mit ‚modernen’ Systemen wäre sicherlich sehr aufschlussreich, und könnte bei manch einem für große Augen und Ohren sorgen.


    Viel Unsinn konnte man damit natürlich trotzdem anstellen. Eine 4560 als „Midbin“ auf einem einsamen Martin 115 folded Horn – Nachbau, für Horn + Treiber + Weiche fehlte das Geld, also 4 Motorola – Piezos drauf (oder ein RCF TW101), und angetrieben mit MM AP360 - Endstufe: so etwas fand man bei jeder zweiten mittel – und ahnungslosen Nachwuchsrockband (ich nehme mich da nicht aus). Da passt das Wort „Höllenmaschine“. Das konnte noch weitaus abscheulicher klingen, als es sich heute liest :roll:.


    Verglichen damit ist „American DJ“ ein echter Fortschritt.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Zitat von "test"

    was bei all diesen bildern nicht vergessen werden darf: die boxen damals sind ja bedeutend leiser als heute. einam lviel weniger dampf und zum anderen natürlich weniger endschalldruck als so ein direktor stack :)


    So so. Schon mal auf das Datenblatt eines 40 Jahre alten JBL -, Altec -, Vitavox -, o.ä. Alnico - Treibers geschaut? Geschweige denn, einen in der Hand gehalten oder gar gehört?
    Ich kann Dir versichern: bzgl. Wirkungsgrad hat sich seither nichts (zum Guten) geändert, nicht ein einziges, kümmerliches dB.


    Was sich geändert hat (um die eine oder andere Null vor dem Komma), sind lediglich Verkaufsprospekt - Angaben über (thermische/ mechanische) Maximalbelastbarkeiten. Über Sinn oder Unsinn dessen lässt sich trefflich streiten :) .


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Das war DIE R&R – PA der siebziger Jahre. Drei quer übereinander gelegte 4560 mit K140 drin, darauf 2x 2440 an 90 x 40 Radialhorn (Name vergessen, 2350??). Perfekt Time – aligned (mechanisch :D), angetrieben 2 – Weg aktiv mit RSD 800b (immer ein wenig beten, dass die eine Seite die 2,6 Ohm verkraftet).
    Damit spielte man JEDE Halle. Limiter? Equalizer? „Processing“?
    Schnickschnack!
    Laut, klar, deutlich, sauber. Der bis heute gültige Beweis, dass die oberste und unterste Oktave für elektronisch verstärkte Musik vollkommen entbehrlich sind.


    Essentielle Verbesserungen hat es seither nicht mehr gegeben.....:roll:


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Jetzt habe ich hier reingeklickt, weil ich dachte, ein paar neue Tricks zum Handling des einen oder anderen Metal - Gitarrenhelden - Extremsounds kennenlernen zu können..... :oops: :D


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Richtig - und auch wieder nicht. Die verschiedenen Versionen von 3,5t bis 6,5t bauen zwar auf dem gleichen Grundchassis auf, unterscheiden sich aber gleichwohl in vielen Details (Reifen, Federung, Bremsen, div. Fahrwerksteile). Das Leiterrahmenprinzip macht den Iveco im Vergleich zu seiner selbsttragenden Konkurrenz robust und ermöglicht hohe Anhängelasten, schränkt aber natürlich aufgrund seines Gewichtes die Nutzlast insbesondere bei den leichten Versionen stark ein. Und die Unempfindlichkeit gegen Überladung nutzt Dir in der Verkehrskontrolle oder im Falle eines Unfalles wenig. Ein prima Zugfahrzeug, aber für sich allein ein wenig wirtschaftlicher Lastesel, wenn es um echte Gewichte geht. Und leider geht es bei VT irgendwie immer um echte Gewichte.....


    Der typische deutsche 7,5t Leicht – LKW ist die Verlagerung des Problems um eine Klasse nach oben. Das ist ja eigentlich auch nichts anderes als ein abgelasteter Zwölftonner; mit knapp 8m langem Plywood – Kofferaufbau und 2t Zuladung ebenfalls ein reiner Styroportransporter. Mit VT lässt sich so was guten Gewissens allenfalls kniehoch beladen, dann ist Feierabend.


    Als gebranntes Kind bin ich für dieses Thema wahrscheinlich etwas übersensibilisiert. Ich hatte vor Jahren schon einmal das zweifelhafte Vergnügen, persönlich die Reste einer mehrere hunderttausend Euro teuren Ladung aus einem quer über die Autobahn gestürzten 18,5t – Zug kratzen zu müssen (Gott sei Dank keine ernsten Personenschäden). Dabei war der noch nicht einmal überladen; die Crew hatte die Ladung nur, sagen wir mal, ein wenig unintelligent verteilt, und das war’s dann gewesen zum Thema Fahrstabilität :(.


    Zitat

    PS: Uebrigens - das von Dir erwähnte Material kommt bei uns auf genau 320 kg...


    Dann hast Du zu dünne Kabel.....:D


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    17 m3 und 900 kg Zuladung? Das ist ein reiner Styroportransporter, für Veranstaltungstechnikzwecke völlig ungeeignet. Selbst wenn Du das Ding ausschließlich mit Alutraversen volldengelst, ist es schon hoffnungslos überladen.


    900 Kilo, das sind:
    - Deine beiden Beifahrer nebst Hotelgepäck und Laptoptäschchen. Du selbst zählst als Fahrer zum „betriebsfertigen Leergewicht“. Großzügig mit 75 kg angesetzt; also vor Fahrtantritt nichts essen oder trinken, und nur ganz leicht bekleidet hinters Steuer setzen,
    - eine 2,5m Alurampe,
    - eine anständige Kabelkiste,
    - ein, zwei kleine Ampracks,
    - ein komfortabler Mikrofonsatz nebst Stativen und Zubehör,
    - ein wenig Kleingedöns, Werkzeug, ’ne Kiste Sprudel,
    - ein .....
    STOPP! Ab jetzt bist Du überladen! Die erste Reihe ist hüfthoch gefüllt, und Du hast noch nicht einmal Deine Ladeliste hervorgekramt; trotzdem ist jetzt Schluss, und Deine Vorderachse wahrscheinlich schon überm Limit.


    Hier an Board wird gerne seitenlang darüber diskutiert, ob man beim Mikrofonieren Sicherheitsschuhe tragen sollte, oder ob man nicht anhand irgendeiner Vorschrift dem gemeinen Durchschnittsmenschen verbieten könnte, einen banalen Netzstecker in die dazugehörige Steckdose zu stecken. Da gibt es (noch) keine? Dann machen wir halt eine! Über den Entwurf können wir ja nachdenken, während wir mit dem um 250 Prozent überladenen, ausgemusterten Kurierdienstsprinter mit 150 Sachen übermüdet von einer Veranstaltung zur nächsten brettern; das hält wach.


    Ich stelle immer wieder fest, dass gerade hier bei der Wahrnehmung von Gefahrenpotentialen offensichtlich ein krasses Missverhältnis herrscht. Ein (anonymer?) Thread „Neulich auf der öffentlichen Waage“ wäre sicherlich sehr aufschlussreich.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Drei geschäftliche Grundsätze, die ich in vielen Jahren lernen musste:


    1.) Laufende Kosten minimal halten. Einmalige Anschaffungskosten werden gerne überschätzt, ständige Ausgaben in ihrer Summe oft unterschätzt. Lagermiete, Fuhrpark, Festangestellte, Energiekosten, Gebühren – alles, was monatlich kostet (und zwar unabhängig von der Auftragslage!), kann während einer Flaute die Nächte sehr, sehr lang werden lassen.
    Keep it simple! Es gibt in unserer Branche große, schöne, bekannte Firmen, die in regelmäßigen Abständen nur deshalb überleben, weil von irgendwoher auf wundersame Weise frisches Kapital zufließt. Je nach Gesellschaftsform als ordentliche Kapitalerhöhung, per Überbrückungskredit seitens des geduldig - verzweifelten Gläubigerbankenkonsortiums, mittels geschickter Insolvenz plus anschließender „Auffanggesellschaft“, durch „Einnahmen aus sonstigen Geschäften“, oder auch einfach als Kapitaleinlage in Form eines großzügigen Schecks von Vati.
    Auf der anderen Seite existieren durchaus Kleinbetriebe, deren „Geschäftsräume“ aus einer Doppelgarage nebst angebauter Gartenlaube bestehen, deren Betreiber jedoch erfolgreich auf den größten Tourneen und Baustellen der Welt agieren – ganz einfach weil sie es sich leisten können, die Doppelgarage auch mal für ein paar Wochen oder Monate geschlossen zu halten.


    2.) Durch persönliche Leistung überzeugen. Als Techniker erliegen wir häufig der Versuchung, allzu einseitig technisch zu denken, während der Kunde ganz einfach nur eine wirtschaftlich tragbare, möglichst stressfreie Gesamtdienstleistung erwartet. Ganz gleich, ob als Alleinunterhalter – DJ auf Hochzeitsfeiern oder als technischer Leiter von Stadionproduktionen: wichtig ist, dass der Kunde sich bei DIR gut aufgehoben fühlt. Die zufriedenstellendsten und langfristigsten Geschäftsbeziehungen laufen auch heute noch über diese persönlich – menschliche Schiene. Bei einem funktionierenden Vertrauensverhältnis zwischen Deinem Kunden und Dir ist es da irgendwann ziemlich egal, welche Buchstaben auf Deinen Kisten stehen.


    Dabei aber - das führt direkt zu Punkt


    3.) Stets auf mehreren Hochzeiten tanzen. Auch der bequemste und erfolgreichste Dauer – Deal kann von heute auf morgen plötzlich zuende gehen. Weil Dich jemand ausgebootet hat, weil „Deine“ Künstler niemand mehr sehen möchte, weil „Dein“ Veranstalter in Rente geht, weil „Dein“ Heimatclub einem geänderten Bebauungsplan weichen muss. In diesem Fall ist es überlebenswichtig, über genügend Ausweichbaustellen zu verfügen, deren Betreiber froh sind, dass Du ab jetzt ein wenig mehr Zeit für sie hast.
    Thrashmetal – Nachwuchsfestivals, Aktionärshauptversammlungen, Headliner – Welttourneen und Kleingarten - Rockerfeten erfordern gegebenenfalls unterschiedliche Berufskleidung, müssen sich jedoch keineswegs gegenseitig ausschließen.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Einen wirklichen Profi erkennt man daran, dass er die Gage für seinen Lebensunterhalt benötigt.
    Mit fachlicher oder menschlicher Kompetenz hat die Frage "Profi oder Amateur?" leider überhaupt nichts zu tun.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Ohne mich jetzt unnötig in Fachdiskussionen verstricken zu wollen: die Sorge um das Eigenrauschen von dynamischen Mikrofonen hat mir bisher noch keine wirklich schlaflosen Nächte bereitet. Habe ich da eventuell irgendwo etwas verpasst? :roll:
    Um ganz sicher zu gehen empfehle ich eine Brücke von "2" nach "3".


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Früher waren es die Transitautobahnen nach Berlin, die allzu optimistische Konstrukteurssorglosigkeiten entlarvten. Heute sind es eher die Kopfsteinpflaster des gemeinen deutschen Stadtfestes.


    Für 5000 Euro gibt es keinen "military standard"; da fehlt die eine oder andere Null.
    Was erwartest Du von einem Consumer - Produkt in einer Zeit, in der die Werbung für das Produkt teurer ist als dessen Herstellung?
    Autos gehen auch kaputt; einfach so, immer wieder. Panzer halten bei guter Pflege erheblich länger - sind aber auch deutlich teurer.


    Gute Nacht
    BillBo

    Soundcraft – das war mal einer der Namensgeber für den berüchtigten Begriff „Englische Verarbeitung“. Früher oder später (meist eher früher :D) fiel unweigerlich alles auseinander, was nicht schon vorher von Natur aus eine Einheit gewesen und vom englischen Konstrukteur in wahnwitzigem Optimismus als „Das hält!“ angesehen worden war.
    Bei TAC und, jawohl, auch bei Midas war’s aber auch nicht besser.


    Seither gilt eine eiserne Regel: ALLE offensichtlich betriebsentscheidenden Baugruppen (wie z.B. Mischpultnetzteile) werden VOR der ersten Inbetriebnahme in Augenschein genommen, und, wo nötig, nachgearbeitet. Schraubensicherung, Kabelbinder, Lötzinn, Heißkleber, (virtueller) Drehmomentschlüssel.
    Und es ist auch heute noch an allen Ecken und Enden nötig.....


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo