Beiträge von billbo

    Moin,


    schöne Diskussion. Da möchte ich auch noch 3 Gedanken beisteuern.


    Gedanke 1: beim Mischen arbeiten wir fast immer innerhalb enger Grenzen. Nach unten sind’s die Bühnenlautstärke, das Publikum, sonstige Nebengeräusche – da müssen wir mit dem Programmmaterial drüber (oder dran vorbei). Nach oben legen im Idealfall unser Ohr und unser Verantwortungsbewusstsein den Unterschied zwischen „das rockt“ und „zu laut“ fest; in der Praxis sind hier aber leider meist völlig andere Dinge maßgeblich.
    Physikalische Grenzen: das Beschallungssystem ist ausgereizt – deutlich zu viel ‚Headroom’ hängt oder steht da aus ökonomischen Gründen seltenst rum.
    Administrative Grenzen: gesetzliche/ behördliche Regulierungen befinden – national und regional mitunter äußerst unterschiedliche – Lautstärken für angemessen bzw. erlaubt.
    Psychologische Grenzen: die Gattin des Herrn Aufsichtsratsvorsitzenden möchte sich „trotz der schönen Musik“ gepflegt mit ihren Freundinnen unterhalten und versteht sich auch darin, dem Eventagenturchef ihren Wunsch begreiflich zu machen („junger Mann, wie hieß die Firma noch gleich, für die Sie arbeiten?“).
    Handfeste Grenzen: der nachlässig rasierte Tourmanager des sensiblen Tagesheadliners erklärt unmissverständlich „mach’ leiser, sonst schick’ ich Dir die persönliche Security vom Chef“.
    Kurzum – das Fenster, innerhalb dessen wir für ein ordentliches Klangerlebnis sorgen sollen, ist sehr häufig erschreckend klein; mitunter mutiert’s zur akustischen Schießscharte. Und zwingt uns somit von Beginn an zu sorgfältiger Pegelarbeit.


    Gedanke 2: ich kenne den Zustand des zur Verfügung stehenden (mitunter schon etwas betagteren) Arbeitsgerätes oft nicht wirklich, kann ihn anhand des äußeren Pflegezustands allenfalls erahnen. Ich weis aber, dass unter meinen Fingern einige tausend Schalt-, Schleif- und Steckkontakte lauern, die seit der Minute ihrer Herstellung leise vor sich hin oxydieren und nur darauf warten, mich genau heute im ungeeignetsten Moment mit höchst unwillkommenen Aussetzern zu ärgern. „!+ 10 dB!“ sind dagegen ein ganz anderes Argument als „(- 40 dB)“; schon von daher versteht es sich, mal ganz abgesehen von Geräuschspannungsabstand, Arbeitspunkten von Insertgeräten, usw. von selbst, einen Kanalzug (Subgruppenzug, Insert, Master,.....) korrekt, d.h. möglichst knapp unterhalb seiner Aussteuerungsgrenze, zu betreiben.
    Während der ersten 10, 20 Jahre :D lernen wir das (hoffentlich!) und nehmen dabei PFL – Schalter, Kopfhörer, VU – Meter zuhilfe; später reichen dafür i.d.R. Erfahrung und die Clip – LED des Kanalzugs.


    Gedanke 3: mal angenommen, das angebotene Programmmaterial ‚funktioniert’ (ok, jetzt wird’s etwas hypothetisch :-D). Die Band auf der Bühne spielt tight und professionell zusammen. Bassist und Schlagzeuger haben sich vorher schon mal gesehen und meinen beide die gleiche „1“. Alle agieren in vernünftigen Lautstärkeverhältnissen zueinander und machen dabei intelligent komponierte, klug und schlüssig arrangierte Musik.


    Wenn ich jetzt, bei wie auch immer gegebenem ‚Fenster’, die Fader meiner korrekt gepegelten, ansonsten nur sparsam bearbeiteten Kanäle alle in Richtung „0 dB“ bewege werde ich feststellen, dass die ganze Angelegenheit schon erstaunlich nahe bei dem liegt, was ich mir unter „passt schon“ so vorgestellt habe. (Das gilt für alle ‚Fullrangesignale’, ein paar Exoten wie HiHat und OH werden aufgrund ihrer geringen pegelrelevanten Energieanteile auf diese Weise allerdings um einiges zu laut sein). Und weil das so ist und es darüber hinaus die vielen in den vorigen Beiträgen schon erwähnten praktischen Vorteile bietet (Regelweg und Faderauflösung, Wiedererkennbarkeit und subjektives Zuhausegefühl, Schnellstartfähigkeit), haben es sich vor allem erfahrenere Kollegen angewöhnt, bewusst oder unbewusst auf diesen sinnvollen „Ausgangszustand“ hinzuarbeiten.


    Außerdem ergibt sich bei dieser Arbeitsweise viel freier Auflageplatz für Kopf und Unterarme. Und weil Veranstaltungen laaange dauern können, sind HH und OH bei mir deswegen gerne ganz außen links.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Zitat von "Manuela"

    Es gibt "Fachfirmen" die mit völlig abgerockten Cases anreisen und diese auchnoch in der VA lagern da die Arbeit, das beiseitezuräumen "nur zum Abbau im Preis enthalten ist". Der optische Eindruck solcher Deponien entspricht einem Verwertungsbetrieb für Sperrmüll...
    Da werden ridertaugliche Anlagen installiert, bestehend aus Wedges deren Gitter aussehen als wären sie einem Einbruch zum Opfer gefallen, PA Stacks mit großflächigen Lackschäden,


    Hi Manu,


    ich mag Deine hier in vielen Postings gezeigte Blickweise über den Tellerrand hinaus und Deinen Sinn für Ästhetik und Gesamteindruck. Wedges und ihre Gitter sind da wohl Dein ganz besonderes Steckenpferd :-D.
    Sicherlich hast Du Recht: viele von uns täten gut daran, einmal darüber nachzudenken, dass der eine oder andere Kunde sich bzgl. unserer Leistungen auch für ganz andere Dinge interessieren könnte als nur für die Buchstaben und Zahlen auf unseren Kisten.


    Trotzdem – immer noch (und immer wieder) gibt es durchaus auch die ‚richtigen Männerjobs’ :D, bei denen es einzig und allein darauf ankommt, dass das Zeugs hundertprozentig funktioniert und am Ende des Abends die Show überlebt hat. Gepflegte Optik kann da durchaus schon mal zweitrangig oder sogar unerwünscht sein.
    Wenn ich irgendeinem Lemmy die Bühne mit uralten, optisch völlig abgerockten 2x12“/ 2“ – Kisten vollbaue und er dann gutgelaunt einen fabelhaften Gig abliefert, weil a.) sein Monitormann genau damit das hinkriegt, was sein Chef für guten Monitorsound hält (wenn’s nicht weh tut, taugt’s nix) und b.) der Künstler da guten Gewissens nach Herzenslust drauf rumturnen kann ohne befürchten zu müssen, anschließend wegen eingedrückter Gitter und sonstigen Frevels Ärger mit seinem Tourmanager zu bekommen (sofern ihn so was überhaupt noch interessiert) – dann habe ich eigentlich alles richtig gemacht; wirtschaftlich, psychologisch, ästhetisch, und überhaupt.
    So mancher inearmäßig bestens versorgte Altrocker besteht trotzdem auf einem kompletten, massiven Wedgebesteck, auch wenn es stattdessen ein Trampolin oder (je nach Temperament, Tagesform oder Alter :D) ein hübsches Fußbänkchen sicherlich ebenso tun würde. Es ist halt nur Rock & Roll; ob das Personal das dann cool oder albern findet, kann dem, der da in der Mitte steht, zumindest so lange herzlich egal sein, wie er für gut gefüllte Hallen sorgt.


    Wenn ich mit dem selben Set dann am nächsten Tag auf einer schicken Abendgarderobe – Gala aufschlage.....tja, dann KÖNNTEST Du mit Deiner Annahme durchaus richtig liegen, dass der dafür Verantwortliche (Disponent, Produktionsleiter, PA – Vermieter) sich noch nicht mit allen Aspekten seines Jobs wirklich zufriedenstellend auseinandergesetzt hat. Es KANN aber natürlich auch viele andere Gründe dafür geben. Vielleicht hat die Zeit zum Umladen einfach nicht gereicht, vielleicht war der auflaufenden Crew der Rahmen der Veranstaltung vorher nicht bewusst, vielleicht hat die Agentur im Vorfeld auf das ‚Optikpaket’ zugunsten der preisgünstigeren Variante verzichtet, vielleicht hat der Kunde sich einfach gefreut, ein paar Hunderter sparen zu können, weil der Truck eh’ schon geladen war.
    Egal, wer’s vermasselt hat: falls Optik dann trotzdem wichtig wird, können ein paar Dosen RAL 9005 seidenmatt für einen Abend Wunder wirken. Entweder sowieso im Toolcase dabei, aus dem nächsten Baumarkt, oder, im schlimmsten Fall, Sonntag nachmittags, gegen schamlos überzogenes Bestechungsgeld aus der Werkstatt des Hallenhausmeisters.
    Und schon bietet sich dem (hoffentlich anwesenden) Veranstaltungsmeister oder dem sich im Produktionsbüro langweilenden Produktionsleiter eine willkommene Gelegenheit zu zeigen, was er denn - rein praktisch - wirklich so drauf hat. Und wenn das Arbeitslicht hinterher erst mal aus ist......


    Sollte ich hingegen, aus irgendeinem Grunde (Gage?) unterwegs mit einer der oben beschriebenen Krawallo – Truppen, beim Get In auf der Bühne so’n paar nette, neumodische Zierwedgelein mit Proforma – Alibi – Gitterchen und Schaumstoff vorne drauf (so nach PS–15 – Art) entdecken, dann ist mein erster Gedanke: „Oh, oh, dat gibt bestimmt Ärger“. Wenn nicht schon beim Soundcheck mit dem Chef, dann auf jeden Fall nach der Show, wenn der genervte PA – Verleiher die Reste seines Monitorequipments ordnet.


    Es gibt eben wirklich SEHR verschiedene Veranstaltungen.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Zitat

    Hast du irgendwas spezielles für die Elektrets verwendet und wenn ja haste ne Bezugsadresse?


    Die Dinger gabs damals (und wohl auch heute noch) für ein Taschengeld in vielfacher Ausführung bei Monacor. Alle angegeben mit '20Hz bis 20 kHz +/- 2dB' :D. Na ja, wer's glaubt.... für den Akkordeoneinbau ist die wichtigste Eigenschaft "Flach" :-D.

    Heutzutage bilden sie das Herzstück nahezu sämtlicher billigen Fernost - 'Kondensator' - Mikrofone, die hier unter diversen einschlägigen Handelsnamen (T-Bone, Stageline, usw.) vertrieben werden. Phantasievolles Gehäuse drum - für 2 Euro Elektronik dazu - netten Aufdruck drauf (irgendwas mit "Pro") - fertig. "Studiotauglich, Einführungspreis nur 89,- Euro".


    Allen gemeinsam ist die Empfindlichkeit gegenüber hohen Schalldrücken, weshalb sie auf lauten R&R - Bühnen eigentlich auch nix verloren haben. Für die Pegel an oder unter der Gehäuseabdeckung eines Akkordeons reicht das aber locker aus; wichtig ist dabei der korrekte Lastwiderstand in Verbindung mit möglichst hoher Speisespannung.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Moin,


    ich hatte vor Jahren einmal das Vergnügen, ein ‚Star’ – Akkordeon dauerhaft livetontauglich machen zu müssen. Die Problemstellung war durchaus vielgestaltig:


    - der Naturklang des Instrumentes durfte nicht beeinträchtigt werden (Vorgabe des Plattenproduzenten; Akkordeonisten sind, wenn sie sich einmal entschieden haben, mit ihrem Instrument verheiratet und mögen – auch im Studio - kein anderes mehr spielen)
    - der abgenommene Liveton sollte so natürlich wie möglich sein (Vorgabe des Livetontechs :roll:) und dabei auch möglichst hohe Monitorlevel zulassen
    - das Ganze durfte nichts wiegen, musste unsichtbar sein, und durfte in keiner Weise die Spielbarkeit und Bewegungsfreiheit auf der Bühne einschränken (Vorgabe der Künstlerin; jedwede Anclipskonstruktion daher von vornherein ausgeschlossen)


    Die Lösung: jeweils sechs erfreulich preisgünstige Elektret – Miniaturkapseln, im Abstand von wenigen cm auf zwei dünnen 15mm - Aluflachprofilen befestigt, von innen unter die Abdeckungen über den Klangzungen geklebt und über einfache Längswiderstände voneinander entkoppelt. Somit erhält man gleichsam einen Diskant – und einen Basstonabnehmer. Deren – unsymmetrische – Signale werden über eine gemeinsame, hinten unten an der Bassspielseite angebrachten XLR – Buchse einer ‚Spezial – Di - Box’ zugeführt; in dieser befinden sich Vorverstärkung, Symmetrierung, Phantomspeisungszuführung sowie Batterien zur Notstromversorgung.
    Der Materialaufwand ist eher gering (Elektretkapseln, guter Montagekleber, ein bisschen Elektronik, etwas Kleinkram); Basteltalent und – Mut (so ein ‚Chefakkordeon’ ist erschreckend teuer!) werden allerdings erheblich gefordert. Das Vertrauensverhältnis zum Künstler sollte daher im Vorfeld möglichst ungetrübt sein: beispielsweise muss zwecks Kabeldurchführung zur Anschlussbuchsenseite (Akkordeonisten bitte weghören :D) der Holzrahmen des Balgs an geeigneter Stelle durchbohrt werden. Auch sonst geht es in so einem Akkordeon (früher Hohner - das ging noch; heute Pigini - seeehr kompakt) an entscheidenden Stellen reichlich eng zu; da muss dann auch schon mal ein allzu weit überstehendes Drahtstückchen der Klappenmechanik abgezwickt werden.
    Auf jeden Fall sollte der Künstler bei dem Eingriff besser nicht in der Nähe sein :D, dafür aber gegebenenfalls ein unerschrockener Akkordeonbauer.


    Das Ergebnis rechtfertigt den Aufwand. Die erste Impedanzwandlerstufe ist in der Regel bei Elektretkapseln eingebaut, daher bereitet die zunächst unsymmetrische Signalführung keine Probleme.
    Der Klang ist etwas präsenzbetont, aber erfreulich naturnah; die eigentlich befürchteten konstruktionsbedingten Kammfiltereffekte machen sich in der Praxis nicht nachteilig bemerkbar. Die natürlichen akkordeontypischen Schwebungen, die – wie beim Leslie – vor allem dadurch entstehen, dass das Ding beim Spielen ständig in Bewegung ist, fallen bei An – oder Einbaulösungen allerdings naturgemäß weg. Da muss eben notgedrungen ein geeignetes SPX – Pitchprogramm herhalten.
    Da die Mikrokapseln sehr nahe an den Schallquellen sitzen, lassen sich – zum Leidwesen der Begleitmusiker und des Tontechs – auch recht hohe Monitorlautstärken realisieren.


    Das Ganze funktioniert seit weit mehr als 1000 (!) Tourneeeinsätzen unauffällig und nahezu problemlos. Lediglich die XLR – Buchse wird, weil sowohl mechanisch belastet als auch mit Gleichspannung belegt, vorsorglich hin und wieder mal erneuert. Vor Abendgarderobe – Publikum machen Phantomspeisungsknackser während Pianissimo – Stellen nämlich überhaupt keinen Spaß, dafür aber schöne rote Ohren beim Tonmann.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Das Problem könnte in einer alten Spirit - Schaltungsunsitte begründet sein. Ich hatte auch mal den Effekt, dass ein Spirit unnachvollziehbar zu brummen anfing, sobald externe Geräte angeschlossen wurden. Nach langem Herumrätseln musste ich feststellen, dass die Schaltungsdesigner (wohl aus Sparsamkeitsgründen) stellenweise die Frontplatte des Pultes zur Masseführung nutzen :!:. Das bedeutet: je nachdem, wie fest die Potis der Kanalzüge mit der Frontplatte verschraubt sind (und wie weit diese von unten verrostet ist), ergeben sich an verschiedenen Stellen der Schaltung äußerst fragwürdige Massepotentiale.


    Lösung: alle Kanalzüge ausbauen; Berührugspunkte der Potis unter der Frontplatte blank schleifen (Flex mit Drahtbürste :D ), als Korrosionsschutz ein paar Tropfen Motoröl drauf, alles wieder zusammenbauen und Potimuttern gut anziehen (aber Vorsicht - Alugewinde; nach 'fest' kommt ziemlich schnell 'ab').


    Das Ganze ist ein ordentlicher Aufwand, und ich hatte zwischendurch durchaus den Gedanken "mein Gott, was 'n Akt für ein 10 Jahre altes Spirit". Hat sich aber gelohnt. Danach brummte nichts mehr, und das Ding ist bis heute im Einsatz.


    Zum Testen zieh einfach mal ein paar Potiknöpfe ab und probiere, ob Du die darunterliegenden Muttern z.T. von Hand lösen kannst.


    Falls ja: nimm Dir für ein Wochenende nix weiter vor....

    Zitat von "Georg_Koeln"


    Probier doch mal, ein SM57 auf eine K&M-Tomklemme zu schrauben. Hintendran einen XLR-Winkelstecker, dass das Kabel direkt nach unten weg zeigt, und gut ist.

    Allerdings ist das Audix D1 doch noch ne Ecke platzsparender...


    Finden Sie mindestens zwei der drei Fehler auf dem Bild :D


    1.) Beyerklemme und Schlagzeugmic: Dat hält nich....
    2.) "Anschraubvorrichtung" an Snare:
    So ein Snarefell quittiert auch schon mal unvermittelt seinen Dienst. Der Tausch zur Reservesnare ist für den geübten Drummer/ Drumtech eine Sache von Sekunden, notfalls auch mitten im Song. Mit drangeschraubtem Mikro kann's zum echten Alptraum werden.
    (Beides natürlich schwer abhängig vom Temperament des Schlagzeugers. Das aber kennt man häufig vorher nicht.)
    3.) Wie mögen derartig 'bedämpfte' Schlagfelle wohl klingen? Die Wahl des richtigen Mikros ist hier wohl eher verhältnismäßig unkritisch :roll:

    Zitat von "Sven M"

    Vom Ralf? Lebt das MT 4 noch?:-)


    Na klar gibt’s das noch :D. Gerade wieder einmal ca. 60 Stück davon im Einsatz gehört. Zwölf Stunden nonstop alles rot.
    Jo, das war laut. Und die Vernunftfrage lass’ ich mal außen vor.


    Es gibt Länder/ Szenen/ Veranstalter, die sehen die Dinge (Publikumsschutz....) etwas entspannter als wir. Da tanzen die Leute mit Ohropax (gibt’s kostenlos beim Einlass) durch die Halle und freuen sich, dass die Bässe das Bier aus dem Becher schwappen lassen (und sind derbe enttäuscht, wenn das nicht klappt – dann taugt entweder der DJ oder die Anlage nix, und die Party ist Mist).
    Dort ist das Zeugs Kult. Und es spielt - seit fünf bis zehn Jahren vollständig abgeschrieben, auf „unzerstörbar“ begrenzt, und einmal jährlich von zwei Praktikanten mit zwei Eimern „Schwarz“ verschönert - praktisch kostenfrei regelmäßig schöne Beträge in die Rentenkasse.


    Zitat

    MT4 Smilie Wo der Stapler am Trailer zur Grundausstattung gehört, obs nun noch lebt weiß ich nicht ist schon ein bissel her das ich es das letzte mal gesehen hab.


    Zum Glück gibt’s Veranstaltungen, wo „Stapler“ kein Thema ist :D


    Zitat

    Laut. Laut. Geil. Schwer. Laut.


    Der einzige mir bekannte Bass, der direkt dahinter genauso laut und druckvoll ist wie davor... Der Horror für den Monitormann, aber eine Freude, wenn man Rock'n'Roll-FOH mischt. Aber nur ab mindestens zwei Bässe pro Seite!


    Und gerade in jüngster Zeit kommen, wenn man genau hinhört, zu Soundcheckbeginn (“Kick...“) so manch gestandenem R&R – Tonmann so gemurmelte Worte wie „endlich mal wieder 'n richtiges PA...“ über die Lippen.


    Auf einem Vintagefestival würde ich aber vielleicht doch lieber noch mit einem Martin Modular antreten wollen....

    Gehen Keyboardfills auch?


    "The Prodigy", irgendwann in den 90er Jahren:
    8x EAW KF 850
    8x EAW SB 850


    :D :D


    Der Kunde ist König. Hingestellt hab' ich mich da aber lieber nicht.

    Zitat von "Manuela"


    Dazu kommen noch diese "Rider", (=Sparverbot), kombiniert mit der Maulerei über die Mietpreise. Und all der Plunder den man gekauft hat und dann doch nicht braucht.


    Für den Materialkauf gilt eine eiserne Regel: Hab’ ich’s nicht, will es jeder mieten – egal, zu welchem Preis.
    Ab dem Tag, an dem es originalverpackt in meiner Halle steht, ist das Zeugs unwiderruflich OUT.


    Rider dagegen sind toll. Zumindest, wenn ich sie selbst schreiben kann. Im Bedarfsfall kann ich dann nämlich zufällig auch günstig liefern.
    Das ist schließlich auch der eigentliche Sinn von Ridern....

    Zitat von "gezz-abba"


    Und genau diese Szene macht mir am meisten Angst.


    Nö. Da gibt’s keinen Grund, Angst zu haben. Verglichen mit „damals“ finde ich das Sicherheitsbewusstsein auch bei den ganz Jungen heute ziemlich hoch entwickelt.
    So ein Forum wie dieses ist dafür eine feine Sache. Hier stellen schon Fünfzehnjährige (sicherheits-)technische Fragen, auf die ich mit Dreißig noch nicht gekommen wäre.


    Aber es gibt auch Grundsätzliches, was sich niemals ändern wird: Egal, ob Dir (1970) ein Pressspan - „Voice Of Theatre“ – Nachbau auf die Füße klappt oder (2005) ein 60 mal 60 Betonunterleger für einen SL 1210 – der Lerneffekt ist a)vergleichbar und b)unvergleichlich.

    Zitat von "Tobias Zw."


    Um so mehr geht es mir auf den Sack, wenn manche glauben, wir in unserem Gewerbe wären etwas besseres, z. B. besser motiviert, ausgebildet, verantwortungsbewußter, kenntnissreicher... Bullensch***e!
    -


    Jo, lass es raus.:D


    Ja, zugegeben – ich zähle mich zu der Fraktion der Alt – Rock’n Roller. Ganz wie im Klischeefilm: Erste Verstärkeranlagen aus alten Röhrenradios. Da gab es auch welche ohne Netztrafo; musste man halt den Schukostecker immer richtig rum in die genullte Kneipensaalsteckdose stöpseln (was zur Anschaffung ersten sicherheitsrelevanten Equipments – eines Phasenprüfers - führte). CE – konform war’s wohl trotzdem nicht.
    Bühnenaufbauten aus alten Autoreifen, Bierfässern, Tischen und Paletten; darauf zurrgurtfrei gestapelt beeindruckende Gebilde aus viel Spanplatte mit wenigen Lautsprechern drin. Wahre Wunderwerke der Statik. Scheinwerferbars aus Dachlatten.
    Möbelwagentourneen mit ihrem eigenen Rhythmus. Fahren – Aufbau – Soundcheck – Show – Disco – Abbau – fahren – Aufbau – Soundcheck – usw., usw.; sechs Wochen am Stück.
    Doppelmeister traf man dabei selten, Sport – und Mehrzweckhallenhausmeister dafür häufig. Deren Regelwerk beschränkte sich allerdings auf „Schuhe abputzen!“, „Licht aus!“, „In zehn Minuten ist hier Schicht!“.


    Nein, zugegeben – das würde ich heute wohl nicht mehr so machen. Da glorifiziere ich gar nichts, und manches davon lässt mir im Nachhinein die Haare zu Berge stehen. Heute haben wir dafür die Omnitronics – Szene.


    Und damit sind wir beim Punkt: Wir reden hier eben niemals ‚nur’ über ein Gewerbe. Immer ging und geht es um einiges mehr; um Jugendkultur, Begeisterung, Erfindungsreichtum, Tatendrang, Eigeninitiative, Unvernunft, Auflehnung gegen „die Alten und ihre verstaubten Regeln“, Entdeckung und Schaffung einer eigenen Welt. Das ist bei den Techno – und HipHop – Partymachern von heute nicht anders als bei den Beatbandbastlern vor vierzig Jahren.
    Du irrst, wenn Du glaubst, dass es wegen irgendwelcher Verordnungen weniger Zeltdiscos geben wird. Wenn Du oder ich sie (aus sicherheitstechnischen oder sonstigen Bedenken heraus) nicht gutheißen, werden sie eben dort stattfinden, wo Du oder ich sie nicht bemerken.
    In Nachbarthreads unter ‚Praxis’, gerne auch unter ‚Strom’ oder ‚Rigging’, finden sich oft Kommentare von „Profis“ à la „wenn Du keine Ahnung hast, lass um Gottes Willen die Finger davon“. Die dürften dort in etwa das Gleiche bewirken wie bei mir als Achtjährigem das strikte Verbot seitens meiner Eltern, auf Industriebrachen zu spielen: Zwar wussten wir nicht so genau, was das eigentlich ist. Auf jeden Fall mussten wir danach aber unverzüglich dort hin.


    Um wieder zurück zu den Arbeitszeiten zu kommen: Ausgerechnet innerhalb der bösen Rock’n Roll – Fraktion ist das längst bestens geregelt. Selbst bei Tourneen mit extrem magerem Budget funktioniert ein ausgeklügeltes System von Arbeitsteilung zwischen örtlichem und mitreisendem Personal erstaunlich gut. Nightliner, Cateringfirmen, professionell ausgestattete Clubs und/ oder gut durchdachte Tourproduktionen – da ist Überforderung durch zu lange Arbeitszeiten kaum mehr ein Thema, weder für die Örtlichen, noch für die Tourer.
    Und all das hat sich aus dem Chaos von einst entwickelt, nahezu gänzlich ohne externes Regelwerk, einfach nur, weil es so vernünftig ist.
    Diesen Teil unserer Veranstaltungswelt kenn’ ich ziemlich gut; den anderen, viel größeren Teil, die Welt der ‚Industrie’, der ‚Events’, der ‚seriösen’ Großveranstaltungen und - Ereignisse, nur von gelegentlichen Ausflügen her.
    Aber gerade dort, wo sich Fachkräfte und Meister zuhauf und mit umfassendem Regelwerk ausgestattet um die Arbeitsorganisation kümmern, wird das doch wohl erst recht bestens geregelt sein.
    Oder? :D

    Hm, eigentlich hatte ich mehr Haue erwartet.


    Zitat von "niggles"

    Entschuldigung, aber als jemand der schon mal einen Freund und Kollegen aus genau diesem Grund verloren hat muß ich da entschieden widersprechen. Wochenarbeitszeiten von 70-80 Stunden in Festanstellung und 40-Stunden-Schichten auf Großveranstaltungen kenne ich aus eigener Erfahrung nur zu gut, und die Zeit in der ich meine Brötchen als (Lkw-)Kurierfahrer verdiente hab ich wahrscheinlich auch nur überlebt weil der Arbeitgeber sich nicht traute allzu dreiste Lenkzeitüberschreitungen zu fordern...
    Die Summe der Erfahrungen sagt aber ganz klar: Spätestens nach 17-18 Stunden am Stück ist die Konzentration im Eimer.


    Du hast Deine Erfahrungen (leider auch eine sehr traurige), und ich habe meine Erfahrungen. Genau diese Erfahrungen, also erlerntes Wissen, befähigen uns, uns selbst in bestimmten Situationen richtig einzuschätzen.
    Wenn wir gut sind, geschieht das schon im Vorfeld: Bei der Planung/ der Produktionsbesprechung/ dem Kundengespräch werden wir darauf hinweisen „Moment, das kann aber so nicht gehen“; stellen wir dann fest, dass man unsere Bedenken nicht ernst nimmt, werden wir notfalls auch sagen „ohne mich“.
    Wenn wir richtig gut sind schaffen wir es unter Extrembelastung (die wegen der vielen Unwägbarkeiten in unserem Metier immer vorkommen kann und wird) sogar, außer auf uns selbst mit einem halben Auge auch noch auf den Kollegen neben uns aufzupassen.
    Und dass ‚Heldentum’ im Zweifelsfall nicht bedeutet „ich mach’ jetzt weiter, bis ich umfalle“, sondern - im Gegenteil – „ab jetzt kann ich’s nicht mehr verantworten, also ist jetzt Schluss“, dürfte klar sein.


    In der Praxis funktioniert dieses Prinzip der Zusammenarbeit in Eigenverantwortung schon seit Jahren übrigens erstaunlich gut und zuverlässig, nicht nur, aber auch und sogar gerade bei den hier öfter mal ins Feld geführten ‚immer größer und komplexer werdenden’ Produktionen, und dort erst recht, wo es sicherheitsrelevant wird. Selbstverständlich checkt der Steelhand nach spätestens 2x 4 Std. Layher – Diagonalen – Weiterschieben aus, und nicht erst dann, wenn ihm das erste Ding nach unten saust. Selbstverständlich sind für’s Riggen die örtlichen, mit der Halle vertrauten Spezialisten zuständig, und nicht die Lichtler mal eben so nebenbei. Selbstverständlich wird der Sattel vom Trucker durch die Gegend gefahren; und nicht vom Produktionsleiter, weil der ja eh als Erster und Letzter in der Halle ist (war früher mal die Telefongretchenfrage bei jedem zweiten Job: „Hast du dann und dann Zeit? Super, betrachte dich als gebucht! Ach übrigens, du hast doch Klasse 2, ne?“ – einzig mögliche korrekte Antwort: „NEIN! Und wenn, dann nur, falls der Fahrer mit akutem Blinddarm in der Notaufnahme liegt und es um max. 25 Km zurück zur Firma oder zum Hotel geht. Und auch dann nur vielleicht“).
    Selbstverständlich wird es trotzdem immer wieder mal an irgendwelche Grenzen gehen. Und solange ich weis, dass ich mit Menschen zusammenarbeite, die diese Grenzen kennen, weis ich auch, dass ich mir deswegen keine übermäßigen Sorgen machen muss.


    Sorgen bereiten mir zunehmend andere Akteure. Die zeigen mir durch ihre Verhaltensweise (oder sagen mir das sogar wörtlich): Ich bin Fachkraft (oder, dochdoch, gar Meister) für Veranstaltungstechnik. Ich kenne mein Monatsgehalt, meinen Schichtplan; ich habe die VstättV und das ArbZG auswendig gelernt, außerdem bin ich gut versichert. MIR KANN ALSO GARNIX PASSIEREN.
    Und prompt habe ich Angst, dass genau dieser Kollege, wenn er nach seiner gesetzlich geregelten Ruhepause (in der er sich vielleicht hier im Forum darüber beklagt hat, dass sein Beruf von seinem Chef, uneinsichtigen Veranstaltern und arroganten Künstlern nicht richtig ernstgenommen wird :twisted:) irgendwann zum Abbau wieder erscheint, sich (oder mir) bei der ersten schweren Kiste die Arme bricht


    Polemik? Ja, sicher. Aber bewusst genutzt, um meine Befürchtung zu zeigen: Erfahrung, das o.g. erlernte Wissen, Eigenverantwortung, Selbstdisziplin – extrem wichtige Eigenschaften in gerade unserer etwas außergewöhnlichen Lebens – und Arbeitswelt - werden zunehmend zu ersetzen versucht durch Institutionalisierung, Gesetze, Verordnungen, Regelwerke, Prüfungsfragen, Titel. Angelesenes Wissen, Wissen aus zweiter Hand.
    Während die „übrige“ Wirtschaftswelt um Deregulierung kämpft (und dabei durchaus Fortschritte macht) habe ich oft den Einruck, dass wir uns gerade nach Kräften darum bemühen, unsere bislang relativ weitreichende Unabhängigkeit - Stärke und Wettbewerbsvorteil gegenüber alteingesessener Verbandswirtschaft - im Regulierungswahn zu großen Teilen aufzugeben.
    „Last Exit Veranstaltungstechniker und/ oder Mediengestalter“ – zumindest für den verzweifelten Berufsberater der Agentur für Arbeit.


    Mein Lösungsansatz unterscheidet sich daher auch vom bisher hier Gelesenen: Small Is Beautiful!


    Muss es denn gleich immer die ‚richtige’ Firma sein, mit ein paar Hundert Quadratmetern Industriehalle, Fuhrpark, Festangestellten, Bürotrakt und beleuchtetem Firmenlogo? Von uns gibt es viel zu viele; einige tausend Tonnen einst sündteurer Technik schimmeln die längste Zeit des Jahres in ungeheizten Lagerhallen vor sich hin. Und unsere potentiellen Kunden und Auftraggeber wissen das.
    Als Kleinunternehmer/ Freelancer mit Handy, Laptop, Kombi, vielleicht noch einer gefüllten Doppelgarage, und ansonsten mit nichts als meinem Wissens - und Erfahrungsschatz bin ich nur schwer erpressbar. Ich suche mir meine Nischen, weis, was ich leisten kann, und auch, was ich nicht leisten kann. Gewinne ich den Eindruck, dass ich ausgenutzt werde oder meine Fähigkeiten missbraucht werden sollen, fällt es mir relativ leicht, auch mal ‚nein’ zu sagen. Ich bin gut genug, also wird sich schon was Anderes finden.
    Für den mittelständischen Firmenchef sieht die Sache da ganz anders aus. Löhne, Mieten, Steuern, Fuhrpark, Leasingraten und tausend andere Dinge – fünfstellige monatliche Fixkosten tun richtig weh. Nicht jeder hochmotivierte PA – Freak ist auch ein begnadeter Akquisiteur; wenn dann das Telefon mal zwei Wochen lang nicht klingeln mag, sind schlaflose Nächte noch das geringste Problem. Und schnell geht Material für ‚ne halbe Million nebst Crew und Truck mal eben ‚ausnahmsweise’ zum Personalpreis raus, bloß um überhaupt irgendetwas in die Kasse zu bekommen. Das Personal hängt mit drin, sieht die Lage so, wie sie ist, und darf’s mit 24 – Stunden – Schichten ausbaden. Und tut das auch, zähneknirschend, verzweifelt, ganz einfach aus Angst um den Arbeitsplatz.


    Einiges vom hier Geschilderten musste ich schmerzhaft lernen. Aber es geht. Weniger Aufwand, weniger Institution, weniger Abhängigkeiten, weniger Regulierung, weniger ‚Wichtigkeit’, weniger Kosten, weniger Umsatz.
    Ergebnis: Weniger Marathongerödel, (mindestens) gleiches Geld, mehr Spaß!

    Guten Tag!


    So, jetzt habe ich mir den kompletten Thread durchgelesen. Habe eine Woche darüber nachgedacht, und ihn noch zwei mal gelesen. Ergebnis: Anfangs interessiert, zwischenzeitlich irritiert, am Ende ziemlich ratlos. Wo’s vorher, wenn überhaupt, EINE Frage gab, gibt’s jetzt zehn.


    Es scheint weitgehend Einigkeit zu herrschen: Übertrieben lange Arbeitszeiten sind unvernünftig, ungesund, gehen einher mit erhöhten Sicherheitsrisiken, verzerren den fairen Wettbewerb, sind gleichzusetzen mit (Selbst-) Ausbeutung. Was ‚übertrieben lang’ ist, definieren Arbeitszeit – und Schutzgesetze sowie diverse sonstige Normen, Verordnungen und Ausnahmeregelungen; immerhin leben wir in Deutschland.
    Gleichwohl werden sie in der Praxis aber – als notwendiges (?) Übel – regelmäßig hingenommen.


    Und nun habe ich ein Riesenproblem: Meinen Beruf und die damit verbundene Arbeits – und Lebensweise habe ich mir einst nicht etwa trotz der extrem wechselhaften Belastungen ausgesucht, sondern u.a. auch und gerade deswegen. In regelmäßigen Abständen mit –x - Stunden – Schichten an die Grenzen der persönlichen Belastbarkeit zu gehen, verbunden mit dem dabei entstehenden Gemeinschaftsgefühl und den daraus resultierenden Erfolgserlebnissen, empfand ich stets als willkommene und gewollte Herausforderung. Solche Grenzen dabei zuverlässig zu erkennen und nicht zu überschreiten, habe ich auf diese Weise schnell gelernt.
    Selbständig in der Bedeutung Selbst! Ständig! war mir (und ist es noch) immer eher Bedürfnis als Last; auf der anderen Seite habe ich im Anschluss an einen dreitägigen Festivalmarathon aber auch kein Problem damit, die folgende Wochenhälfte auf dem Sofa zu verbringen.


    An eine besondere Fehlerhäufigkeit unter Extrembelastung vermag ich – im Gegensatz zur hier überwiegend vertretenen Auffassung – nicht so recht zu glauben. Im Gegenteil: Wenn ich merke, dass ich an meine Grenzen stoße, dann weis ich auch: Jetzt musst du höllisch aufpassen, sonst geht was schief.
    Folgenschwere Fehler hingegen passieren viel eher aus der Langeweile täglichen Einerleis heraus. Eine sich darin entwickelnde Verbindung aus Unterforderung, Gleichgültigkeit, falsch verstandener Routine und Leichtsinn birgt die (vielleicht tödliche) Gefahr in sich – viel eher, als die gelegentlich bewusst erbrachte Grenzleistung.
    Angesichts allen Unfugs, den ich in meiner (bisher ca. 25 – jährigen) auf diese Weise verbrachten ‚Karriere’ :D verzapft habe, bin ich mir sicher: In 25 Jahren ‚Nine – To – Five –Job’ wäre das ganz bestimmt nicht weniger gewesen.


    Wie definiert ein Tourneemensch seine Arbeitszeit? Den Club (die Halle, das Stadion....), also meinen heutigen Arbeitsplatz, betrete ich um 9 oder 10 Uhr morgens; wenn alles gut geht, bin ich da um 2 Uhr nachts wieder draußen und freue mich auf’s Feierabendbier und auf mein Nightlinerbett. An diesem Arbeitsplatz gibt es eine Bühne, hundert schwarze Kisten, und sehr viel zu tun. Es gibt dort aber auch Duschen, Aufenthaltsräume, eine Theke, Catering, nette Menschen, und viel Spaß.
    Wie ist das Fußballspiel Crew gegen Band nachmittags um 3, wenn der Aufbau mal wider Erwarten gut gelaufen ist, versicherungstechnisch einzuordnen?
    Ist die dreimonatige USA – Tournee ein 2200stündiger non stop - Sklavenjob, und der Tourveranstalter ein Schwerverbrecher? Könnte man bei den dort teilweise vorzufindenden ‚Spielstätten’ :D durchaus so sehen. Oder ist das Ganze vielmehr ein formidabel bezahlter Abenteuerurlaub, den ich mir unter anderen Lebensumständen wohl niemals so hätte leisten können?


    Muss ich das Arbeitszeitgesetz auswendig lernen, um mich und meine Umwelt vor mir selbst zu schützen?


    Lebe, handele und arbeite ich unverantwortlich?


    Bin ich unversicherbar?


    So.


    Zerreißt mich :D !

    Zitat von "tonholg"

    realitaet ist doch, dass nach und nach immer bessere systeme am start sind. auch in kleinen rock/punk/indie clubs. und ja, auch die ohren der konzertgaenger sind nicht mehr die gleichen wie 1988.


    Moooment! Das schreit natürlich nach Widerspruch :D!


    Stell mir für einen x – beliebigen 08/15 – R&R – Job ein ausreichend dimensioniertes, korrekt gestacktes und top gepflegtes (okay, das wird schwierig) 30 Jahre altes Martin – Modular – Philishave + Negerlippe – Originalsystem hin, und ich zeige Dir, dass ein alternder Toni noch einen anständigen Freudensprung zustande bringt.
    Da fallen mir auf Anhieb 100 ‚modernere’ Systeme ein, die ich dort weniger gerne sähe.
    Murks gibt es und gab es zu allen Zeiten, RICHTIG gut geht’s aber auch schon ziemlich lange.
    Als seither einzige wesentliche Verbesserung lasse ich die gleichmäßige ‚Ausleuchtung’ großer Auditorien durch geflogene (Linearray-) Systeme gelten.


    Bzgl. der Ohren könntest Du allerdings Recht haben: Vor dem Klassik – geschulten Gehör meiner Eltern habe ich einen Heidenrespekt. Ob die dauerlärmgeschädigten Konzert – und Discogänger des Jahres 2005 da mithalten können?


    @ Wora + Opi: Genau, alles gesagt. Ich mag schon Stereokanäle als Returns nicht wirklich. Damit will mir jemand eine eingeschränkte Klangregelung und ein hartes L-R – Panning vorschreiben. Und was ist, wenn ich das nicht mag? Der durchstimmbare Lowcut gerade im Effektreturn kann kriegsentscheidend sein.

    @ Ton_Opa: Technik weitestgehend identisch, Werkspresets aus vertriebspolitischen Gründen mit einigen Unterschieden. So wurde mir das vor x Jahren mal von einem mir recht glaubwürdig erscheinenden Yamaha – Vertriebsmenschen dargelegt.
    Find' ich auch nachvollziehbar: Ist eine Technologie erst mal fertigentwickelt, wird halt versucht, diese auf möglichst vielfältigem Weg zu verkaufen.


    Solche und ähnliche Produktentscheidungen und – Zusammenhänge, über die wir ‚Profis’ uns dann gerne die tiefgreifendsten Gedanken machen, beruhen auch in richtig großen Firmen oftmals auf ganz banalen Hintergründen. Beispiel, aus gleicher Quelle: Als damals SPX90 durch SPX90II abgelöst wurde, waren nach der Produktionsumstellung - warum auch immer - (vielleicht hatte der Einkauf ja gepennt :D) noch einige – Zigtausend alte Chipsätze übrig. Wegschmeissen war blöd, also wurde daraus dann flugs mal eben die Billigserie SPX50D (und noch irgendein fast identisches Gitarreneffektgerät) gebastelt. Aus einem funktionierenden Baukastensystem heraus ist so was allenfalls eine Sache von Tagen: Alles Teure (Anschlüsse, Bedienelemente) minimalisieren oder weglassen, leicht veränderte Frontplatte, ein paar andere Presets, fertig. Für den Rest sind dann Vertrieb und Marketing zuständig.
    Die Dinger waren nur ganz kurz auf dem Markt; als die Chips endlich alle waren, hatte sich die Sache naturgemäß erledigt.

    @ Ton_Opa: Rev7/ Rev5? Einverstanden, auch in Ordnung. Wobei – eigentlich sind das ja auch ganz normale SPXe (Rev7 = SPX90, Rev5 = SPX900), auf Kosten einer HE um ein paar Spielereien (numerische Tastatur, analoger EQ) erweitert.
    In diese HE packe ich dann im Zweifelsfall doch lieber noch ein weiteres SPX.


    @ Wora: Tja, von der Speicherkartenidee war ich auch mal sehr angetan. Meine erste war dann leider noch vor dem ersten Fremdeinsatz verschwunden, Versuch zwei steckt seit vielen Jahren im Slot irgendeines französischen Kollegen. Und seither finde ich Werkspresets eigentlich wieder ganz okay.


    @ Gezz-abba: Wie Guma schon richtig anmerkt: Gebrauchte 990er sind – gemessen an ihrem Alter und dem Stand der darin verbauten (digitalen) Technik – geradezu unverschämt teuer. Aus rein technischen Gründen nur schwer nachzuvollziehen, ist andererseits gerade ein solcher Marktpreis allerdings ein guter Hinweis auf die Beliebtheit in der Praxis.
    Auch seinen zweiten Tipp kann ich unterstreichen: Eher mal nach einem gebrauchten PCM90 Ausschau halten. Weil die neuen jetzt ‚91’ heißen, und es in einer gewissen Liga halt immer das Allerneueste sein muss, tauchen die älteren inzwischen durchaus hin und wieder in irgendwelchen Verkaufslisten auf.
    Das 900er keinesfalls verkaufen – und wenn, dann bitte mir :D.


    @ Tonholg: Natürlich hast Du irgendwo Recht. Wenn’s um reine Hallqualitäten geht, sind die 24 – BIT - M2000s schon eine andere Welt; besonders unterm Kopfhörer kann man das nur schwer unter ‚Geschmacksfragen’ wegdiskutieren. Daher hab’ sogar ich mir mal eins gekauft; die damals wohl etwas zu groß geratene Thomann – Ausverkaufstranche für EUR 750,- + Mwst. war einfach unwiderstehlich.
    Trotzdem – wenn ich im Eifer des (R&R-) Gefechts damit arbeiten muss habe ich immer irgendwo ein wenig Angst, a) etwas kaputtzumachen (wie übrigens bei allen ‚kleinen’ T.C.s) und b) mich im Gestrüpp von Maschine A, Maschine B, deren diversen Routingmöglichkeiten und den vielen gleichaussehenden Minitasterchen zu verirren und dabei irgendeinen heillosen Blödsinn zu editieren.
    Daher ist es im Endeffekt im Siderack einer kleinen, aber feinen Akustik/ Kultur/ Kleinkunstproduktion gelandet. Dort macht es seither 40/ 50 mal im Jahr einen wunderschön leichten, unaufdringlichen, natürlichen Konzerthall, ohne dass ich da je irgendwo dran rumschrauben müsste. Dafür also perfekt!
    O.T.: Gerade bei grösseren Festivals kann ich hoffen, dass der Kollege vor mir ordentlich gearbeitet hat, und mich daher dann oftmals von Beginn an fröhlich meinem Effektgetöse widmen.

    Weil gerade alle mal wieder über die bösen Yamaha ‚Schepperkisten’ herziehen :D hier mal das Statement eines unverbesserlichen SPX – Fans:


    Die Praxis erfordert einfache Lösungen!


    In dieser Praxis kommt der Nightliner mit Musikern, Backlinern und mir drin zu spät auf dem Festivalgelände an. Die Band vor uns ist schon mitten in ihrem fünfundvierzigminütigem Set. Also sofort rauf auf die Hinterbühne, um mit Stagemanager/ Mikrofonierern/ Monitorer/ etc. zu klären, was wir – entgegen unserem Standardrider – denn heute WIRKLICH brauchen. Wenn es zeitlich hinhaut, eben schnell noch das Schlagzeug auf dem Rollriser so mikrofoniert, wie ich mir das denke. Immerhin können Fehler dort viel fatalere Folgen haben als die falschen Buchstaben auf FOH – Pult oder Effektgeräten; deshalb überlasse ich das ungern dem übernächtigten, unterbezahlten Festivalmikrofonierer.
    Und schon ist Changeover, nominell 10 Minuten. Wegen des Wolkenbruchs, und weil die Band davor überzogen hat, heute etwas weniger.
    Durch Absperrungen, viel Matsch, und nach einer kleinen Security – Diskussion (ja – nein, ich habe noch kein offizielles Festivalarmbändchen, aber ich muss jetzt trotzdem in den FOH – Tower, bitte bitte) endlich am FOH angekommen, ist der fitte und freundliche Betreuer bereits mit dem Linecheck so gut wie fertig, zumindest mit den Kanälen, von denen er etwas wissen konnte. Drum – Gates und Bass – und Vocal – Kompressoren passen wegen Festivalbelegung eh schon so in etwa. Während ich ihm hilfesuchend meine Intro – CD überreiche (gottseidank in letzter Sekunde noch dran gedacht), kommt von der Bühne das Kommando „2 Minuten“.


    Ein Blick auf’s Pult. Midas, Yamaha, Soundcraft – egal, Hauptsache durchstimmbarer Lowcut, und die unteren 4 bis 6 Auxwege sind sinnvoll (also so, wie man draufschaut) mit dem Effektrack verbunden. Da drin befinden sich ein oder zwei PCM (70/ 80/ 90/ 91), zwei oder drei SPX (90/ 900/ 990/ 1000), ein (irgendein!) tapbares Delay; und alles kommt übersichtlich auf Kanalzügen zurück.
    Genau in diesem Augenblick weis ich: Uff, hier habe ich eine Chance.
    Die Zeit ab jetzt bis Introende reicht immerhin für das Nötigste: Beim FOH bedanken ("schaust Du bitte nach den Gates..."), Standardprogramme aufrufen, Kanalauxsends „on“ und (erst mal) auf 12 Uhr, und los.


    PCM: „richtiger“ Hall für Vocals, Akustik – Instrumente, Gitarrensoli, etc. Am liebsten 90 oder 91; das Kartonauspackprogramm (Big Blue o.s.ä.) geht im Zweifellsfall fast immer. Aber ein 70er tut’s auch.


    Tapdelay: für’s R&R – Gefühl und den Spieltrieb im Tonmann. Wenn’s geht, ein 2290. Da wirkt der Taptaster am vertrauenerweckendsten.


    SPX: für alles Andere. Wegen bester Bedienbarkeit (Ergonomieoskar für die beiden Doppelwippen!) bevorzugt das olle 900er. „Hall“ für Snare, Congas und Cajon; „White Room“ oder „Plate“ für Toms; “Pitch Change 2“ für die einsame, dünne E – Gitarre oder ein fettes Solo; „Symphonic“ für die dröge Ovation, die dringend mal wieder neue Saiten bräuchte. Mehr „Pitch Change“ für das dramatische Stereokeyboardfeature, von dem ich aus irgendeinem Grunde heute aber nur einen Kanal bekomme. Noch mehr „Pitch Change“ für das Akkordeon mit den fest eingebauten Minimikros, damit’s dem leicht schwebend – verstimmten Natursound wenigstens ein klein wenig ähnelt.
    All das in Sekunden aus sinnvollen Werkspresets abrufbar. Und – wichtig, aber selten erwähnt – bei laufendem Programm ohne Aussetzer oder Störgeräusche beliebig veränderbar. Das schaff' ich, und zwar sogar lange, bevor unser Set zu Ende ist.


    Jawohl, es gibt Geräte, die noch viel mehr können, und die dabei vielleicht auch noch erheblich besser klingen:
    M2000 – klingt gut, kann viel, und hat ein lustiges Display mit vielen Informationen auf wenigen Quadratmillimetern. Fein, wenn man gute Augen und etwas Zeit hat; weniger fein, wenn dann grad’ die Sonne draufscheint. (Das Feature „2 Effekte auf einem gemeinsamen Stereoreturn“ hingegen wird live kaum jemand wirklich gerne nutzen)
    Lexicon 300 etwa oder gar 480/ 960; T.C. M5000; Eventide H4000; Quantec, EMT..... Wenn das Budget (dafür und für eine Woche Tourneeprobe) reicht: Her damit!

    In der schnöden R&R - Alltagspraxis allerdings läuft sowas dann doch allzu oft auf „??? Oha, tja, hmm, mach’ mir mal ‚nen schönen Gesangshall......???“ hinaus.


    Und wenn sich dann WEDER der Bandtonmann NOCH der Frontplatzbetreuer so wirklich, richtig dolle, auskennt (kann ja mal vorkommen :oops:) - dann wünschen sich insgeheim BEIDE stattdessen ein, besser zwei oder drei schöne SPXe.

    Die Erde ist eine Scheibe; und in einer bunten, fröhlichen Welt aus optimistischen Lieferanten und Leasinggebern, gutgläubigen Finanziers und blauäugigen Kreditsachbearbeitern, Insolvenzen, Konkursverschleppungen, Auffanggesellschaften, Re- und Zwischenfinanzierungen .... bieten sich flexiblen Akteuren schier unbegrenzte Möglichkeiten.


    Ohne Anspruch auf korrekte Schreibweise oder gar Vollständigkeit; nur so weit, wie das Googeln auf der körpereigenen biologischen Festplatte noch halbwegs brauchbare Ergebnisse liefert; aber stets geht’s um die selben Initiatoren (wunderbarerweise meist nicht persönlich haftend) und um das gleiche Endergebnis:
    „Live Lights“ – R.I.P. +
    „Rebel Yell“ – R.I.P. +
    „Stagepoint“ – R.I.P. +
    „DB-Sound Europe“ – R.I.P. +
    „Sonic Sound” – The Next Generation, t.b.c? Wir werden sehen.


    Wäre dieses Board schon älter (viel ! älter), und gäbe es unter der Rubrik ´Warnungen´ so etwas wie eine ´Hall Of Fame´: Wahrlich, HIER würden Sie geholfen.


    Dem Rock & Roll - Himmel sei’s geklagt: Warum eigentlich immer wir, in unserer beschaulichen Selbstausbeuter - Enthusiastenidylle „Veranstaltungstechnik“ ? Mag sich der eine oder andere Daueraktivist nicht doch vielleicht auch einmal auf alternativen Geschäftsfeldern ausprobieren? Dort kann man doch sicherlich auch schöne Firmen gründen. Gut, ich geb’s zu, die Hoffnung stirbt zuletzt.


    Trotzdem: Wie wär’s denn beispielsweise mal mit einem Engagement im Bereich der Optik; so was mit Ferngläsern etwa, oder mit Lupen? Oder Brillen?
    The Empire strikes back 8).

    So eine Versteigerung dient nicht in erster Linie dazu, unsere Sehnsucht nach goldenen Schnäppchen zu befriedigen :roll:, sondern soll den auf ihren Rechnungen sitzengebliebenen Gläubigern zu einem größtmöglichen Teil ihres Geldes verhelfen. Die Jungs, die mit sowas in dieser Größenordnung beauftragt werden, sind also mit Sicherheit mit allen Wassern gewaschen. Psychologisch geschulte Profis, hochmotiviert (15%!), und auch sonst nicht ganz uninformiert. Als Gelegenheitsbieter empfiehlt es sich daher, höllisch aufzupassen. Wer da unvorbereitet, nur so zum Spaß, mal einfach so'n bisschen mitbietet, kann unter Umständen auch dumm reinfallen. Ist mir auch schon passiert; ging zum Glück nur um kleines Geld. War natürlich trotzdem ärgerlich, vor allem wegen des Egos. Aber lehrreich :D.


    Derjenige, der +/- 200000,- EUR für die Bühnen hingelegt hat, wusste sicherlich ziemlich genau, was er wollte.


    Wer im Eifer des Gefechts bei 550,- EUR (+15% +16% +Anfahrt +Zeit +Transport +evtl. Reparaturaufwand...) für ein paar gebrauchte Manfrottos den Zuschlag erhält, ist - wenn's denn wirklich so sein sollte - vermutlich noch eher der E-bay - Investorenliga zuzuordnen.