Oh je, hier geht's ja völlig drunter und drüber!
Also mal ganz langsam:
1. Wenn ein Hersteller schreibt "140dB peak im Halbraum", dann heißt das, dass er Randbedingungen für seine Angabe gewählt hat (den Halbraum), die es ihm ermöglichen, den Zahlenwert um 6dB im Vergleich zum Vollraum zu erhöhen, ohne dass er dabei eine Falschaussage getätigt hat. Das freut die Marketingabteilung und den Wald- und Wiesenbeschaller. Solange diese Randbedingung wie hier angegeben wird, ist das auch nicht unseriös, der gut informierte Benutzer zieht eben bei der Angabe Halbraum sofort 6dB in Gedanken ab, und gut ist. Gemeint ist übrigens "Mikrofon und Lautsprecher auf dem Boden", was 6dB mehr für alle Frequenzen ergibt, jedenfalls, solange die Wellenlängen groß gegen die Membran des Messmikrofons sind, was man hier grundsätzlich als gegeben annehmen kann.
2. Die gezeigte Messung sieht völlig plausibel aus, bei einer zugeführten Leistung von 1000W im Übergangsbereich der beiden Lautsprecherwege würde das einer Sensitivity von knapp über 104dB (1W,1m) bei der lautesten Frequenz entsprechen. Da die entsprechende Messung mit Sinussignalen durchgeführt wird und die als Max SPL gezeigte Kurve einen Effektivwert darstellt, ist das Potentiel für schöne hohe Zahenwerte noch nicht einmal voll ausgeschöpft worden, der Peakwert bei Sinussignalen liegt noch einmal 3dB höher als die gezeigte Messkurve. Der Kurvenverlauf im Tieftonbereich legt nahe, dass die Signaldauer der Sinusbursts etwa dem entspricht, was man von veröffentlichten Messungen aus verschiedenen Fachmagazinen kennt (etwa 170ms). Zur Erklärung: Bei kürzeren Signalen würde die Frequenzauflösung im Tieftonbereich sinken.
3. Selbstverständlich ist ein SPL-Wert in dB keine Leistungsangabe, schon da er per Definition dimensionslos ist.
4. Man kann Max SPL Peak auch dadurch messen, dass man geeignete Signale (die Diskussion darüber, was geeignet ist, wird in unserer Lebenszeit sicher nicht beendet werden) auf den Lautsprecher gibt und das lauteste Sample der Mirkrofonaufnahme auswertet. Dabei spielt dann unter anderem auch der Crestfaktor des Signals eine große Rolle. Dass dabei durch geschickte Auswahl des Signals beliebig hohe Werte erzielt werden können, ist natürlich Unsinn, dem setzt die Physik Grenzen. Könnte man sich auf ein einheitliches Signal einigen, könnte eine entsprechende Messung durchaus vergleichbare Werte erzeugen. Wie realitisch diese Messung ist, hängt vor allem von der Wahl des Messignals ab. Wären Frequenzverteilung und Crestfaktor ähnlich einem Musiksignal (hier ist schon bei der Musik die Schwankung riesig), so wären es auch die Messergebnisse.