Nachdem ich in den letzten Jahren nur 2x Kontakt bei irgendwelchen "möglichst schnell und schmerzlos"-Einsätzen zu einer TF-1 hatte, ergab sich letzte Woche ein etwas ausführlicherer Eindruck:
Lokales Schulmusical mit dem hauseigenen, nagelneuen TF-3, Handmikrofone für Solo-Gesang vom Haus, Headsets für Sprache und Chorgesang selber mitgebracht.
Ich liste einfach mal mit +/- auf, was mir so dazu aufgefallen ist, manche Aussagen dürften hier redundant sein, an anderen Stellen scheint die aktuelle Firmware neues zu bieten.
Setup:
- Hausmikrofone liegen über irgendeine versteckte Dante-Kiste auf den Eingängen 1-6 an,
- mobiles Funkrack am FoH per XLR direkt auf's Pult.
- 8 Kanäle Headset vom Input für Gesang direkt auf Gruppe,
- Dieselben 8 Headsets für Sprache mit PreDigitalGain-Abgriff über USB durch's Superrack auf die nächsten 8 Kanäle
- 2 DCAs für Sprache (Linebyline geht eh nicht, ich habe bis zur letzten Aufführung immer neue Abweichungen vom Skript gefunden), 1 DCA für Chor, 1x Solos, dann noch für FX und 2 Track-Kanäle (Zuspieler, Bandsumme).
- Szenenspeicher wurde für DCA-Zuweisung, CH ON und FX benutzt
Band habe ich über ein MR18 gemischt, da es aktuell noch keine TIO für die Bühne gibt.
Allgemeines & Bedienung:
+ gut und flüssig zu bedienen, Grundfunktionen sehr schnell erreichbar
+ Hartkunststoff-Buttons mit gutem Druckpunkt (mag ich lieber als Gummitaster)
+ 3fach LED-Meter praxisgerecht ausgelegt (-40/-20/0dBfs)
+ gute Übersicht mit den Grauabstufungen der Pultoberfläche, (mag ich auch an der Rivage - vor allem wenn's dunkler wird)
- Kanalzüge werden vertikal unzureichend angezeigt, das Hoch- und Runterschieben mit dem Finger um zu den unterschiedlich Processingbereichen zu gelangen nervt irgendwann
+ Fusstasteranschluss mit allen UDK-Befehlen (in meinem Fall Scene INC Recall (=Go+Next))
+ 4 User Knobs (z.B. für alle relevanten Selected CH - Parameter, wie Gain, Threshold, Pan,…)
+ 8Ch Dugan-Automix (CH1-8, so wie im X/M32)
+ insg. 8x FX (auch alle als Hall nutzbar),
-> davon 2 als klassische Send FX,
-> 6 im Insert von Aux 9/10-19/20, also abhängig von der Nutzung des Busses wahlweise als Send FX oder Gruppeninsert zu verwenden (in meinem Fall ging z.B. der Chor auf Bus 11/12 und wurde dort direkt mit einem Mixanteil von ca. 15% verhallt).
+ 4x Matrix
- Recording nicht auf USB-Stick, nur über USB-PC-Verbindung oder auf iPad (nicht getestet)
Richtig gut:
+ Der Custom-Layer kann DCA-RollOut, dafür gibt es extra "RollOut"Fader
Szenenmanagment
- max. 200 Scenes (je 100 Scene A / Scene B)
- keine unlöschbare „00-Initial“-Scene
+ relativ fein unterteiltes Recall Safe (s. Bild)
-> PAN jedoch ist zu keiner Unterteilung zugehörig, wird also immer mit recallt ausser bei der Einstellung „ALL“ - das gleiche gilt für die DCA- und MUTE-Gruppenzuweisung - in meinem Fall blöd, weil ich irgendwann gemerkt habe, dass ich mit verkurbelten PAN-Einstellungen (abwechselnd L/R) die Szenen mit DCA-Zuweisung und ON-Status erstellt habe - also alle Szenen durch drücken und jeweils in 8 Kanälen Pan auf C drehen und speichern.
- bei Szenenwechsel braucht das Pult ca. 1s - bis dahin ist kein Fader bedienbar
Editor:
+ gleicher Look wie Pult, kein Umdenken nötig
- Nachteile wie unvollständige Kanaldarstellung (vertikal) sind ebenfalls vorhanden
+ Reset von Fadern etc. per „Cmd+Klick“, jedoch:
- „PAN“ lässt sich auf diese Weise nicht nullen (Workaround über Send PAN Link, in den Sends funktioniert es)
Routing/Patch
+ grundsätzlich keine Überraschungen im Routing
+/- simpler 1:1 Patch (gut, weil weniger Fehlerquellen, schlecht weil weniger flexibel)
Daraus entstand folgendes Problem: wenn kein Dante-Zugriff zugelassen ist (Festinstallation) ist das Routing zu den Automix-Kanälen fix. Problematik in meinem Fall war: Ich hätte gerne die Handmikrofone vom Haus für den Sologesang auf andere Kanäle gelegt und die selber mitgebrachten Headset über den Dugan laufen lassen.
+ DirectOut-Optionen (4 mögl. Abgriffpunkte, Pre digital Gain - Post Fader/On)
- keine FIX-Busse
- keine Inserts
- keine Sidechains
- kein BUS->USB-Routing (siehe Blockschaltbild)
- Dante-/Slotzuweisung der Outputs im Pult nicht ersichtlich
sonstiges:
+ unter MacOS recht performante USB-Schnittstelle, Superrack liess sich so latenzmässig unauffällig einbinden
+ Einsatz von Mixingstation möglich (nicht getestet)
+ Einsatz von TheaterMix möglich (nicht getestet)
Seltsames/evtl.Bugs:
- irgendwie schienen nicht alle USB-Wege nutzbar, ab CH25 habe ich kein Signal mehr in den Rechner bekommen - aber leider nicht genug Zeit dem in Ruhe auf den Grund zu gehen
- Netzwerk - Editor verbindet sich nicht immer, obwohl Pult erkannt wird & keine weiteren Remotes verbunden waren (laut Manual dürfen max. 3)
Fazit:
Alles in allem ein übersichtliches, hausmeisterkompatibles Pult für Installation und dabei , mit ein paar Abstrichen, flexibler einsetzbar als es im ersten Moment den Anschein macht.
Wenn man Herr über den Dantepatch ist, ist man auch freier bzgl. der Ein- und Ausgangsbelegung.
RecallSafe finde ich in der Preisklasse besser als A&H SQ, dort kann man entweder nur den ganzen Kanal Safe schalten oder im SceneScope den Recall für die Funktionsblöcke ALLER Kanäle (de-)aktiveren.
Dafür muss man auf Dinge wie Insert und Sidechain komplett verzichten