Moin!
Zitat von "verstärkerberserker"
Habe ich jetzt da einen Denkfehler wenn ich meine, dass im Fall eines Stromlosen Gerätes der Trafo in der Eingangsstufe aus dem Signalweg verschwindet und dann die effektive Kabellänge plötzlich größer wird? Grundsätzlich aber eine Funktion, die ich schon sehr wichtig finde, auch mal ein Gerät in der Kette ausschalten zu können, ohne dass alles zusammenbricht.
Der Trafo am Eingang hat damit nix zu tun, der sorgt nur für eine galvanische Trennung, die Pufferung erfolgt durch eine Empfänger-/Leitungstreiberkombination dahinter, also eine aktive Elektronik. Wenn die nicht mehr versorgt wird, so fälllt in entsprechend ausgestatteten Geräten ein Relais ab, welches die Verbindung zur internen Elektronik auftrennt und das Signal gleich wieder unbeeinflusst auf die Link-Buchse legt. Wie hermste schon geschrieben hat erhöht sich die Reichweite dadurch nicht, das Gerät verhält sich bestenfalls wie ein Stück Kabel.
Zitat von "verstärkerberserker"
Wie sieht es denn grundsätzlich mit Verlängerungen (über 100m) aus. Reicht da wieder ein Übertrager bzw. was gibt es da an Geräten? 100m werden im Festival/Bühnen Alltag selten reichen.
Für "normale" Größenordnungen und Aufbauten mit guten Kabeln stimmt die Aussage mit den weiteren 100m Reichweite. Allerdings bekommt das Signal auf jeder Strecke neben dem Pegelabfall, der durch die Pufferung beim Durchschleifen wieder aufgeholt wird, auch eine Portion Jitter (Abweichung der Signalflanken vom Idealzeitpunkt) mit, der sich aus den nichtidealen Übertragungseigenschaften des Kabels und der Modulation des Signals ergibt. Der wird von den meisten Geräten 1:1 durchgereicht und summiert sich mit der Zeit auf, so dass Geräte weiter hinten in der Kette irgendwann Probleme mit dem Signal bekommen können wenn zu lange oder zu schlechte Kabel im Spiel sind. Wenn ein AES/EBU-Signal zickt, dann ist das zu 90% Jitter und nicht etwa ein Pegelproblem!
Meiner Erfahrung nach ist der Zusammenhang hier auch nichtlinear, so kann es sein, dass du beispielsweise 5 Geräte mit je 50m dazwischen problemlos miteinander verbinden kannst, 3 Geräte mit je 100m aber nicht, obwohl die 100m für die Einzelstrecke noch nicht überschritten sind.
Auf der sicheren Seite bist du, wenn du hier immer die Gesamtlänge vom ersten bis zum letzten Gerät betrachtest, und da habe ich mit guten Kabeln (VanDamme SuperGreen, Belden 1696...) bei 96kHz und Dutzenden Geräten in der Kette bis 200m noch keine Probleme gehabt. Du solltest aber auf jeden Fall austesten, wo mit deinem Equipment die Grenzen liegen, nicht jeder Treiber ist gleich, und vor allem bei den Kabeln gibt es himmelweite Unterschiede.
Wenn du mit Setups in dieser Größe zu tun hast, so würde ich dir ebenfalls eine Übertragung über AES3id für die lange Strecke empfehlen, da reicht ein vergleichsweise günstiges HD-SDI-Koaxkabel mit Neutrik NADITBNC Übertragern am Ende, dann kommt dein Signal schonmal sauber auf der Bühne an und muss sich nicht durch ein tendenziell eher schlecht geeignetes Multicore quälen. Je nachdem wie viele Geräte dann versorgt werden müssen und wie die örtlich verteilt sind ist ein Verteilverstärker sinnvoll, der das Signal dann auf mehrere Wege legt. Aber Achtung, der hat dann kein Powerfail-Relais und ist ein schöner single point of failure!