Moin in die Runde,
da hat sich der Fux doch eigentlich die Antwort auf seine Frage gleich mitgeliefert, oder?
Der Selbstbau eines halbwegs anspruchsvollen "Topteiles" (damit ist vermutlich der Bereich so oberhalb 80-100Hz gemeint) ist wesentlich aufwendiger und anspruchsvoller als ein paar möglichst große Schachteln mit viel Bumms zu bauen. Und im Selbstbau, ich würde wagen zu behaupten, sogar teuerer bis ein entsprechendes Ergebnis zum fertig designten Produkt vorliegt. Basskisten sind per Simulation halbwegs im (Pegelverlauf) berechenbar und auf Standfestigkeit trimmbar.
"Tops", allein schon mit dem Thema Abstrahlcharakteristik ist der Anfänger überfordert. Da gibts ja nicht die richtige, sondern die für den jeweiligen Anwendungszweck passende (z.B. auch gewünschte einschnürende Höhen). Damit soll sich ein Anfänger auseinandersetzen und darüber nicht den Spass verlieren? Ne ne, ein halbwegs sicheres Erfolgserlebnis ist über ordentlich Bumms erreichbar, das bekommt jeder mit, danach gehts dann vlt in anderen Bereichen weiter.
Deshalb mache ich einen große Schritt nach hinten und betreibe etwas Nabelschau:
Was fehlte vor fast eine halben Jahrhundert an Papas Hifboxen gegenüber Konzerten? Unten alles, oben war nicht dolle, Auslegung gern auf hohe Sprachverständlichkeit. In den Hifi-Läden gabs jede Menge aus der Klasse, nur ganz wenige sehr teure (unbezahlbare) Systeme waren halbwegs mit Pegel in den technisch kritischen Bereichen gesegnet.
Rock/Pop/Disco-Mucke brachte/bringts NUR mit entsprechenden Pegeln.
Also war im Selbstbau (damals eher kostengünstiger denn Fertigware) das erste Augenmerk auf BASS, dann auf pegelfeste Höhen, damits bei Spasslautstärke möglichst keine Leichen gab (was im ersten Ansatz nicht so sicher war). Seinerzeit beganns grad erst mit brauchbarer Theorie im Basssysstembau. Wirkungsgrad bei den damaligen Watt/DM Endstufenpreisen, bei Taschengeld fürs Hobby, sehr relevant.
Erst mit längerem Hören auf den eigenen Systemen (meist daheim), da merkte man, hmm, irgendwie dürfts was besser werden. Oft mangelte es zunächst an sehr tiefgehender Wiedergabe bzw. Pegeln dort, also wurden aus 10er oder 12er Pappen (mit eher kleinen Auslenkungen) tiefresonante 18er, damit ging leider die Knackigkeit etwas flöten. Und so langsam merkte man, in den Mitten, da ist Luft nach oben, in der Ankopplung 18er dahin, das geht so ohne weiteren Weg auch eher nicht (richtig).
Soweit die Rückschau.
Heute findet sich im bezahlbaren Boxenregal für daheim vergleichsweise potentes Material (gegenüber o.g. Anfängen). Also muss, um da nachzulegen, gleich von Anfang ne große Schippe drauf. Wenn die "fette Anlage" ein klanglich besseres System im Pegel (jeweils ohne allzuviel Klirr) an die Wand spielt, wird jeder die "fette Anlage" loben.
Boxenbastler gibts inzwischen kaum noch. Zu meinen Studienzeiten war jeder zweite Student der Elektrotechnik ein solcher, meist den ersten Schritt mit fetten Bässen grad hinter sich liegen lassend. Heute habe ich ganz selten noch mal einen Studenten mit der Vorgeschichte.
Generell torpediert die preiswerte, halbwegs brauchbare Fertigware jedes Bastelvergnügen. Früher hat man viel selbst "gebastelt", weil fertige Gerätschaften aller Art (mit Anspruch) teurer waren als "Nachbauorgien".
Grüße aus aktueller C-Quarantäne
Mattias