Beiträge von robert müller

    Das macht ja auch Sinn. In der Kunst gibt es ja nix, was unter allen Umständen immer falsch ist. Wahrscheinlich gibt's sogar irgendwo jemanden, der sagt, es wäre genau sein Ziel gewesen, dass es ohrenbetäubend pfeift und am Ende die Spulen festgebrannt sind. Oder es war sein Ziel, einfach mal zu gucken, was passiert, wenn man alle Regler auf 11 stellt. Quasi das tontechnische Pendant zu "Ich schmeiße mal drei Eimer Farbe auf die Leinwand und nenne das dann 'Die Explosion'."


    Aber mal abseits von aller Avantgarde gibt's ja schon einige Regeln, wie man bestimmte Dinge tun sollte, um dann auf dieser Grundlage sich künstlerisch entfalten zu können. Vocal-Kanal bei mezzoforte des Sängers im Dauerrot wäre so ein sehr plakatives Beispiel, wie man es definitiv nicht macht. Und den Leuten das (und nur das) beizubringen, ist halt Ausbildung. Genau so, wie man als Pianist erst mal die korrekte Handhaltung lernt, bevor man gleich an eine Freejazzimpro geht. Letztere kann man dann nicht mehr lernen. Das kann man, oder man kann's halt nicht. Was dann aber nicht bedeutet, dass man keine Klassik/Rock/Pop etc. spielen könnte.

    So ähnlich war tatsächlich mein Einstieg mit X32. Stand halt auch irgendwann mal auf ner 4-Bands-der-Reihe-nach-über-die-Bühne-schieben-Veranstaltung rum, und ich hab halt mal gemacht.

    Mit ein Grund, warum ich mir das Pult später gekauft habe - auch wenn es nicht alles hat, was ich gerne hätte, hab ich damals festgestellt, dass meine Arbeitsweise sich auf dem Pult zu 95% umsetzen lässt. Damit war es die wirtschaftlichste Alternative für mich.

    Wenn wir schon bei homemade oder blöden Fehlern sind (und ungewollte DCA Zuweisung hat auch mich schon betroffen!)


    Hatte vorgestern eine Signalkette getestet, Pult - stagerack - Amp - Sub. Aus‘m Sub kommt nix raus. Hin und her probiert, verschiedene Kabel etc, nix. Noise generator im Amp - da rumpelts. Mhm, ok, das Problem ist vor dem Amp. Ich schick ja pink noise aus dem Pult - und da viel es mir wie Schuppen aus den Haaren - oder doch etwa nicht?! Schaue nach, und natürlich steht das Pult of 1kHz Sinus statt Pink 🤦🏽‍♀️

    Ich kenne PAs, bei denen hätte man was gehört...

    Okay, ich versuche mich mal wieder. Comms wären jetzt abgehakt. Ich denke die Reihenfolge der Instrumente ist erst mal sekundär, wobei die Anregung von pfeiffe weiter oben, mit den "verstärkungsbedürftigsten" anzufangen, für mich durchaus überdenkenswert erscheint. Ich fange bisher tatsächlich immer mit den Drums an, falls es welche gibt. Hab ich mir vor über 20 Jahren autodidaktisch so angewöhnt und hat bisher immer funktioniert.


    Wichtig ist aber jetzt im jeweiligen Kanal der Ablauf. Da wäre meine Reihenfolge:

    - Stell sicher, dass der Kanal erst mal auf allen Ausspielwegen gemutet ist. (Hat man idealerweise schon vorher fürs ganze Pult gemacht. Falls nicht, warum auch immer, ist jetzt die letzte Gelegenheit, das sicherzustellen.)

    - Brauch ich Phantomspeisung (Condenser, Aktiv-DI)? Dann jetzt einschalten, falls noch nicht vorher erledigt. Paar Sekunden warten.


    Jetzt weiche ich von pfeiffes Vorgehen ab. Ich habe meine Fader am Anfang nie auf 0dB, sondern immer komplett geschlossen. Ich weiß, es gibt viele gute Gründe (Fader-Auflösung!), mit den Fadern um die 0dB-Marke rum zu bleiben. Ich mags aber eher, dass meine Faderstellungen auch die tatsächliche Lautstärke des jeweiligen Signals repräsentieren. Da darf die Hihat auch mal deutlich unterhalb der Kick und Snare stehen. Das nur als Anmerkung für das, was jetzt an Schritten folgt. Kann jemand anders auch wieder anders sehen und anders machen.

    Jedenfalls, wie geht's jetzt weiter?


    - Musiker um anspielen des Instruments bzw. um Gesang bitten. Gerne mit dem Hinweis, sich nicht zu sehr zurückzuhalten - ich will ja den Peak sehen.

    - Gain grob setzen, so dass der Peak am pultspezifisch sinnvollen Zielpunkt liegt. Das wäre bei mir bei Yamaha, A&H sowie Behridas die oberste grüne LED, bei Soundcraft schon eher mitten im gelben Bereich.

    - Fader langsam aufziehen, bis das Signal hörbar wird. Falls Feedbackprobleme hörbar werden, nicht weiter ziehen, sondern direkt selbige bearbeiten. Da wir uns hier erst mal auf pultinterne Mittel beschränken, geht's also mit dem EQ weiter.

    - Lowcut- und EQ-Bearbeitung beginnen. Feedbacks zuerst angehen. Gerne den Kanal knapp unter der Koppelgrenze lassen und dann mal mit engem Q und 6dB Gain das Frequenzband vorsichtig durchsweepen. Dabei den Finger immer am EQ-Gain lassen, umd schnell ziehen zu können. (Gerne vorher kurze Warnung an die Musiker, dass es mal kurz unvermittelt laut werden könnte.)

    - Lowcut grundsätzlich je nach Signal gerne vorher schon setzen, jetzt ggf. nachsteuern. Gesang hat bei mir z. B. generell einen Cut bei ~125Hz. Bässe gerne etwas tiefer bis 100Hz, falls die Situation es zulässt, Frauen bei Bedarf etwas höher bis ~150Hz. Gitarren z. B. gerne bei ~180-200Hz, Hihat und Drum-Blech je nach Tagesumständen irgendwo zwischen 250 und 400Hz.

    - Auf diese Weise bis zur Ziellautstärke vorarbeiten. Wenn die Umstände gut sind, war das bis hierhin vielleicht auch gerade mal der Lowcut.

    - Jetzt den Zielbild- und Geschmacks-EQ einbauen. Da kann man jetzt wenig lernen, außer vielleicht die charakteristischen Frequenzbereiche der gängigen Instrumente. Der Rest ist die Entscheidung, wo im ganzen Gewusel ich das jeweilige Signal platzieren möchte und braucht mMn zwingend die entsprechende Erfahrung. Generell arbeite ich oft so, dass ich primär störende Bereiche ziehe, aber gerne auch mal ein bisschen Motown-mäßig den charakteristischen Frequenzbereich, den ich herausarbeiten möchte, mehr oder weniger kräftig booste. Gerne z. B. bei Toms neben dem "Pöck" noch den Resonanzbereich, wobei Letzteres nur in Verbindung mit Gates überhaupt sinnvoll funktioniert. Dafür kann man damit nen echt fetten Tomsound machen. Muss aber zum Musikstil passen.

    - Gain nochmal checken, gerade wenn im EQ geboostet wurde, und auf die oben genannte Zielmarke anpassen.

    - Ggf. Gate-Bearbeitung (bei den Toms nach oben erwähntem Verfahren schon direkt im Zusammenspiel mit dem EQ.)

    - Jetzt bei Bedarf die Kanalkompression. Gängige Kandidaten hierfür bei mir: Lead Vocals, Perkussive Instrumente, Accu-Gitarren mit Tonabnehmer.

    - Musiker fragen, wer vom gerade bearbeiteten Instrument wie viel auf dem Monitor möchte. Dabei mit vorher vereinbarten Handzeichen arbeiten. Bei mir: Daumen hoch = lauter, Daumen runter gleich leiser, flache waagerechte Hand oder "O" aus Daumen und Zeigefinger = passt. Musiker der Reihe nach versorgen, bis alle "OK" signalisieren.


    Wenn alle Kanäle durch sind:

    - Alle spielen zusammen mal was an. Ich arbeite währenddessen zunächst an den Pegelverhältnissen auf der Front, danach kommen Feinkorrekturen in den Kanälen bezüglich EQ und Dynamics.

    - Rückfrage an die Musiker, ob am Monitor was verändert werden muss.

    - Dieses Spiel wiederholt sich dann normalerweise 2-4 Mal, dann sind in der Regel alle zufrieden.


    Was ich jetzt hier mal noch weggelassen habe:

    - Gruppenrouting und -bearbeitung

    - VCA/DCA

    - Insert-FX (Transient Designer, Pitch Shifter, Deesser etc. pp.)

    - Send-FX (Reverb, Delay, Chorus etc.)


    Den Kopfhörer benutze ich dabei im Gegensatz zu z. B. Herr Nink eher wenig, gerade beim Einstellen der Einzelkanäle eher gar nicht. Später, wenn alle spielen und ich dabei in einzelne Kanäle oder Busse nochmal reinhören will, natürlich schon.


    Edit sagt: Ein paar Typos waren drin, und ich hab vollkommen den Aspekt vergessen, zu klären, wo denn die Monitor-Auxe abgegriffen werden. Bei mir typischerweise nach dem EQ und vor dem Kompressor, falls das Pult es zulässt.

    Damit mein Workflow immer gleich bleibt habe ich zu diesem Zeitpunkt des Soundchecks immer die Kopfhörer auf und höre in die Vocalmikrofone. Datenschutzrichtlinie hin oder her - teils schon in der Gaderobe ;)


    Edit sagt: Wenn mehrfach PAFL am Pult nicht möglich ist, dann wird der Band kommuniziert welches dedizierte Mikro sie nutzen sollen um mit mir zu sprechen.

    Wie machst du das mit dem Hören, was du tust beim Soundcheck? Kopfhörer immer wieder ab- und aufsetzen?

    Ich mach das immer. Ist einfach Gewohnheit - wenn der Fader nix zu tun hat, ist er unten.

    Ich hatte aber auch noch die das Problem, einen Kanal versehentlich im Gig auf ne DCA zu packen.

    Nach den letzten Beiträgen hier überlege ich aber gerade, ob ich diese Praxis nicht ändern sollte.

    Ich bin davon ausgegangen, dass Intercom schon geht - sowas erledige ich, bevor die Band kommt und auf die Bühne geht.

    Aber mit der Band muss ich ja auch reden können. Und dafür müssen die auch mit mir reden können - idealerweise ohne, dass sie durch die Halle schreien müssen.

    Je nach Ausstattung am FOH können die Vocals natürlich auch auf die FOH-Shoutbox oder die Abhöre oder auch den Kopfhörer statt auf die PA. Da kommts auch ein bisschen auf die Situation an. Vielleicht ist ja schon Publikum da (Festival?), das zwar den Soundcheck, aber nicht die Ansagen der Musiker an den FOHler hören soll.

    … der Beitrag ist noch nicht so lange her ;)

    also die 'vorher alles richtig gemacht' Situation ist im Workshop bereits hergestellt.

    Das hab ich dem Beitrag von gert so nicht entnommen. Aber okay, also wir waren mit dem Aspiranten auf der Bühne, haben ihm gezeigt, wo Signale mit Mikros abgenommen werden (und wie) und was per DI o. ä. in die Stagebox kommt. Alles schick. Nur das Pult.


    Dann kommt doch jetzt erst mal der Teil, wo man 20 Minuten lang das Kickdrum-Signal bearbeitet, gell?


    Sorry, konnte ich mir gerade nicht verkneifen. ;)


    Nee, ernsthaft.

    Als erstes würde ich jetzt die Vocals grob gainen, ggf. lowpassen und auf die PA bringen. Dann mein Talkback gainen, lowpassen und dezent auf die Monitorwege bringen und grundsätzlich Kommunikation mit der Band herzustellen.

    Falls da noch Shoutboxen im Spiel sind, die Signalwege für diese checken und zum Spielen bringen.

    Und *dann* würd ich mit der Kickdrum anfangen. ;)

    Also jetzt denkt euch mal eine Workshop Situation, in der eine Band dazu bereit ist, epische Soundchecks über sich ergehen zu lassen und die Punkte, die Gert noch mal zusammengefasst hat, sind abgearbeitet:

    Wie würdet ihr mit den Lernwilligen ganz praktisch am Pult vorgehen?

    Frage zu den Rahmenbedingungen: Gehen wir davon aus, dass die Band erst mal korrekt mikrofoniert und die PA korrekt eingemessen / ausgerichtet ist? Sprich, beschränken wir uns erst mal auf die Baustelle "Mischpult" und arbeiten uns erst in späteren Lektionen weiter nach vorne und hinten in der Signalkette, oder machen wir direkt den großen Rundumschlag?

    Oder gehen wir vielleicht gerade nicht davon aus, dass alles vor und hinter dem Pult okay ist, aber beschränken uns erst mal auf die Situation "es ist eh nicht zu ändern, also betreiben wir bestmöglich Schadensbegrenzung im Pult"?

    Also ich glaub, ich hab erst jetzt richtig kapiert, was du da vorhattest. Du wolltest hier also kollektiv erarbeiten, wie man heutzutage im Zeitalter der digitalen Mischgerätschaften von Tabletdings bis Enterprise-Lieutenant-Worf-Waffenschalpult-Schlachtschiffkonsole-mit-bioneuralen-Gelpacks-und-KI die neue Generation Mischpultbediener an die Kunst des wohlklingenden Zusammenrührens von ins Mischgerät eingehenden Schallereignissen heranführt, richtig?

    Ich hatte beim Lesen deines ersten Posts eher den Gedanken, da käme jetzt ein "Vortrag" von dir, wie du dir das vorstellst. Der kam dann aber nicht, und irgendwie wurds dann unruhig im Hörsaal.


    Vielleicht gings den anderen ja ähnlich?

    ein vertauschen von primary und secondary dürfte aber in diesem fall das problem nicht verursacht haben, oder?

    Ich kenne mich mit Dante nicht gut genug aus, um das sagen zu können. Meine bisherigen Gedanken kommen aus der allgemeinen Netzwerkwelt. Ob Dante primary und secondary sich untereinander tauschen lassen, weiß ich aber nicht. Das ist ja applikationsspezifisches Wissen.

    Es gibt aber durchaus die Möglichkeit, MAC-Adressen in Software zu verändern. Die sind nicht mehr wie früher mal fest ins ROM eingebrannt.


    Es gibt z. B. Router (hier konkret im Beispiel Mikrotik), bei denen sind im Einstellungsbackup auch die MAC-Adressen gespeichert. Wenn ich dann dieses Backup auf einem anderen (meist baugleichen) Router einspiele, hat der auch die MAC-Adressen des Routers, von dem das Backup kam. Das kann gut sein (wenn man z. B. einen defekten Router ersetzt und der neue dann wirklich fürs Netzwerk bis runter zur MAC identisch aussieht), aber auch Probleme machen, wenn man eigentlich nur die Konfiguration klonen wollte und dann beide Geräte im gleichen Netzwerk einsetzen will.


    So, kleiner Exkurs Ende. Was ich damit sagen wollte: Vielleicht wurde ja eine der Dantekarten auf ähnlichem Weg so verändert, dass sie die gleiche(n) MAC(s) hatte wie die i anderen Amp. Dann würden diese beiden Karten aber so niemals in einem Netz zusammenspielen - ganz egal wo.