Nachdem da ein gewisser Vertrieb/Hersteller in letzter Zeit ziemlich viel Marketing-Blabla ohne jegliches technisches Verständnis in die Welt setzt und dieses fröhlich weiterverbreitet wird, erlaube ich mir doch mal ein paar Sätze zum Thema COB vs. SMD in den Raum zu stellen:
COB (Chip-on-board, der LED Die wird also nicht eigens verpackt und dann auf das finale Board bestückt wie bei SMD LEDs, sondern direkt auf Board aufgebracht) hat ein paar Vorteile gegenüber SMD LEDs: Durch das direkte Bestücken auf das eigentliche Board ist ein bessere Wärmeabtransport und damit eine bessere Kühlung möglich. Zudem lasse sich durch die entfallende Einzelverpackung die LED Dies wesentlich dichter bestücken und damit höhere Leuchtdichten auf die Fläche gesehen erreichen. Dafür beeinflussen sich die einzelnen LEDs wärmeseitig auch wesentlich stärker.
Aufgrund dieser Unterschiede haben sich für die resultierenden LED Module direkte Unterschiede ergeben: Bei COB Modulen werden heute vorweigen Mid-Power-Dies bestückt, da diese thermisch einfacher auch bei enger Bestückung zu händeln sind. Darüber hinaus ist dies günstiger, da zwar mehr LED Dies als bei High-Power Chips bestückt werden müssten, aber diese in der Gesamtrechnung trotzdem billiger im Einkauf sind.
Warum gibt es trotzdem noch SMD Packages und entsprechende Module?
Weil die beiden Technologien bei manchen Anwendung besser performen als die jeweils andere. Wer also sagt, COB ist SMD überlegen, hat effektiv keine Ahnung und erst recht keine Ahnungen von den Anwendungen
Washlights / Pars:
Hier bietet im einfachsten Fall (also ohne Zoom) das COB-Modul den Vorteil, dass es als gleichmäßig leuchtende Fläche wahrgenommen wird, während SMD Module eben aus sichtbar einzelnen Punkten bestehen. Da die COB LES (light emitting surface) in der Regel auch rotationssymmetrisch aufgebaut ist, eignet sie sich auch für die einfache Kombination mit Reflektoren, während dies bei den Einzelpunkten der SMD-Boards nur bedingt gut funktioniert und sich diese dann oft genug doch einzeln auf der Projektionsfläche abbilden.
Sobald ein Zoom hinzukommt wird es schwieriger. Solange ein einfacher Aufbau genügt (mit höherem Lichtstrom und damit größer werdender LES des COB Moduls ist dies immer weniger möglich), kann hier bereits der Aufbau aus Reflektor mit Zoomlinse ähnlich wie heute funktionieren. Eventuell braucht es vor dem Reflektor noch eine Mischkammer, um Aufsplittungen bei mehrfarbigen Boards zu verhindern). SMD Boards können das gleiche leisten, allerdings sind hier für eine ordentliche Performance Einzeloptik-Aufbauten notwendig oder andere optischen Aufbauten notwendig, um die einzelnen Leuchtpunkte einzukoppeln. Während Einzeloptiken noch Effizienzseitig on paar mit Reflektor+COB System liegen, gehen die ganzen anderen Systeme mit Spiegeln etc. eigentlich immer zu Lasten der optischen Effizienz, da sie nur den Zweck der Bündelung erfüllen, also trotzdem noch Linsen für die "Lichtbearbeitung" benötigen.
Wenn wir nun noch Kosten und Preis mithinzunehmen, zeigen sich schon Kostenvorteile für COB-Module, solange es einfach Aufbauten sind. Für die meisten COB-Module gibt es sogar schon ab Werk passende Reflektoren.
Spotlights:
Hier kommen wir im Gegensatz zu Washlights nie ohne Linsen aus. Und für deren generelle Funktion ist zunächst die LES verantwortlich. Daher funktionieren bei kleinen Lumenpakete COB-Module noch ganz gut, aber irgendwann werden diese einfach so groß, dass hier die klassischen Optik aufbauten nicht mehr funktionieren und alles andere eigentlich immer mehr Licht vernichtet als dass die LED noch Sinn machen würde.
Entsprechend bietet hier die SMD LED durchaus Vorteile: Mit entsprechenden (aufwendigen) Freiformoptiken lässt sich hier extrem viel erreichen, auch wenn die einzelnen Packages auf recht große Fläche verteilt sind. Solche optischen Aufbauten verhalten sich zwar anders als klassische Punktlichtquellen (sieht man vor allem, wenn man mit dem Fokus spielt), aber das heißt, dass dies gleich schlecht sein muss. Im Gegenteil, dadurch ergeben sich teilweise ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten. Jedoch muss man sich dessen bewusst sein.
Natürlich sind auch hier Mischungen möglich; also lauter kleinere COB-Packages mit Freiformoptiken zu kombinieren, allerdings hat hier ein COB Modul keinen wirklichen Vorteil gegenüber SMD Bestückungen. Prinzipiell funktionieren sogar SMDs wegen ihrer kleineren LES sogar erst mal besser mit Freiformoptiken.
Hier stellt sich eher die Frage, was man bei den heutigen Scheinwerfern schon als COB oder noch als SMD Bezeichnet (siehe Phlatlight Module). Daher würde ich hier eher auf Unentschieden plädieren und sobald es um wirklich große Lichtströme geht, bleiben eh unsere alten Entladungslampen erst mal ungeschlagen, was sich ja auch in den Produktneuheiten der letzten Messen zeigt.
Flächenlicht (LED Wände, LED Panels):
Hier gibt es eigentlich nur noch SMD Varianten (Through Hole LEDs finden sich eigentlich nur noch bei den älteren Videowänden) und COB macht hier keinen Sinn, da ich die Lichtquelle in die Fläche bringen muss, also geht der COB Ansatz, die Dies möglichst stark zu verdichten, genau in die Falsche Richtung. Und entsprechend große Boards lassen sich kaum in der Bestückung (High Speed Bonder) handhaben.
Prinzipiell lässt sich festhalten:
COB-Module sind für den Scheinwerfer-Hersteller eigentlich reine Leuchtmittel. Da das Modul Fertigungschritte wie das Bonden oder auch Phosphorverguss brauchen, braucht es entsprechende Fertigungsanlagen, die sich bei keinem Hersteller unserer Branche rechnen würden. Damit sich ein solches Modul rechnet, ist aber auch ein Modullieferant in der Regel auf sechsstellige Absatzmengen pro Jahr angewiesen, die die Entertainment Branche kaum stemmt, womit die Scheinwerfer-Hersteller mehr oder weniger auf das angewiesen sind, was die Branche abwirft.
SMD LEDs hingegen sind schon vollständig "verarbeitet", so dass ein Scheinwerfer-Hersteller diese problemlos an einem ESD geschützten Arbeitsplatz verarbeiten und bestücken kann. Entsprechend selbst kann er seine finalen Module gestalten. Entsprechend höher sind die Freiheitsgrade.
Und in Sachen Effizienz:
Wer sagt, COB wäre effizienter als SMD, hat nicht mal das Fundamentalste in Sachen LED verstanden. Man kann vielleicht noch behaupten, Mid-Power-Chips wären tendenziell effizienter als High-Power-Chips, aber auch das stimmt nicht immer und hat eben noch nichts mit der Verpackungsweise (COB vs. SMD) zu tun. Man kann zwar nun die Verallgemeinerung treffen, dass COB tendenziell eher MPCs und SMD eher HPCs verwendet, aber selbst dann trifft obige Aussage noch nicht zwingend zu. Die Effizienz der LEDs ist am Ende direkt an die Case-Temperature (Tc) und an den Betriebsstrom gekoppelt. Wenn ich also einen effizienten optischen Aufbaue habe, entsprechend weniger Lichtstrom aus der LED über die Bestromung herauskitzeln muss (was auch positiv auf die Tc wirkt), kann ich beiden Verpackungstechnologien mehr auf die Sprünge helfen, als der evtl. vorhandene Unterschied zwischen MPCs und HPCs ausmacht.
Daher: wer seine Scheinwerfer nach COB vs. SMD und nicht nach realem, emittierten Lichtstrom und Projektionsqualität bewertet und kauft, ist mal wieder auf die Marketing-Lektion 1 hereingefallen ("Lügen & Betrügen" - das darf ich als Dipl.-Kfm. schreiben...).
Davon abgesehen, ist die COB-Technologie alles andere als neu. Neu ist nur, dass sich scheinbar ein Modulhersteller gefunden hat, der auch gößere Lumenpakete in RGB entsprechend per COB packt.
EDIT: Die offensichtlichsten Tippfehler entfernt
@ Michael: Der Beitrag ist nicht gegen Dich gemeint, sondern es hat sich hier einfach angeboten, mal ein paar Grundlagen zu diesem Thema anzubringen.