Interessantes Thema - und nach so viel Text und Themenwechsel weiß ich überhaupt nicht mehr worum es geht?
Ich bin zwei, dreimal erwähnt worden aufgrund meiner Tests für die tools4music. Die Lab.Gruppen Lowbudget Endstufe würde ich gerne mal checken - habe aber mangels corpus delicti kein DUT dazu hier. Lab.Gruppen als solches stellt meines Wissens nach als Vertrieb keine Testgeräte mehr bereit, und die einzige Option wäre dann eines der größeren Versandhäuser mit 30 Tage Money Back Garantie. Soweit ich weiß ist dort aber die Behringer I-Nuke Schaltung drin. Also eigentlich nichts wirklich spannendes. Falls jemand so ein Gerät sein eigen nennt, und gerne mal den Interessenten zeigen möchte was das Gerät kann: ich könnte es messen.
Und da sind wir auch schon beim nächsten Thema. Die Benchmarktest aus mir nicht weiter bekannten Quellen sind sauber gemacht und gut dokumentiert, aber nichts bahnbrechendes. Ich sehe da nichts anderes, was selbst die Hersteller selber angeben. Es ist heutzutage nahezu einfach sehr hohe Ausgangsleistungen aus billigen Geräten zu holen. Transistoren mit hohen Sperrspannungen und Strömen gibt es in großer Auswahl, und Netzteile mit hohen Betriebsspannungen am Ausgang sind auch kein Thema mehr. Ein Thema sind aber die Bauteilequalitäten! Viele der in China konstruierten und gefertigten Endstufen bedienen sich aufgrund der großen Produktionslose am Billigbauteilemarkt, und verbauen somit Widerstände und auffallend häufig auch Z-Dioden übelster Qualität. Bei den Leistungshalbleitern scheint es eine gewisse Erkenntnis zu geben, dass es mit Fakebauteilenn nicht wirklich gut hinhaut, da hier der Zeitstrahl der Ausfallrate wesentlich kürzer bis unmittelbar eintreten würde. Von konstruktiver Unterdimensionierung mal abgesehen, funktionieren die preiswerten Verstärker am Prüfstand für's erste überraschend gut - wie es dann (nach einem Test) in der Praxis langsfristig ausschaut, zeigt dann die rege Teilnahme mancher User solcher Geräte in diversen Foren und Facebookgruppen.
Tatsächlich spielt bei Tests auch die Frage eine Rolle; was will man überhaupt wissen? Frequenzgang, Klirr, Phasengang, Eigenrauschen ist sicher der Vollständigkeit halber wichtig - sagt aber noch nicht viel über ein Gerät aus. Die Ausgangsleistung wäre dann ein Thema, und dazu bediene ich mich bei den t4m Tests bis heute der altbewährten Burstmethode bei 1k und 60Hz mit verschiedenen Zeitfenstern. Die Interpretation dessen, was man dabei sieht, ist die nächste Sache. Es gibt Geräte die innerhalb eines 30ms Burstfensters extrem viel Amplitude machen, aber innerhalb der nachfolgenden, sagen wir mal 500ms, extrem nachlassen. Angenommen wir messen in den ersten Amplitudenschwingungen noch 98Veff, und nach 500ms nur noch 89Veff, Das ist ein Verlust von nur 10 Volt. In Leistung an 4 Ohm umgerechnet sind das aber 2401 Watt gegenüber 1980 Watt. Wohlgemerkt - nur 9 Volt Differenz! Die Spannungshöhe einer 9 Volt Blockbatterie entscheidet hier über "gut" und "schlecht" für den Laien. Für die Praxis, den Lautsprecher in der Basskiste, macht das kaum noch einen Lautstärkeunterschied - es ist somit eigentlich fast bedeutungslos. Aber, der "weiche" Verstärker (der nach 500ms merklich abfällt) könnte in der Praxis eklatante Schwächen hinsichtlich seiner Bassperformance zeigen, weil er keinen gescheiten Sustain bringt. Viele moderne Hiphop, Deephouse, Goa und was weiß ich alles Musik, hat teilweise Bassfrequenzen beigemixt, deren Dauer nicht selten bis zu 2...3 Sekunden bei Frequenzen zwischen 50Hz bis 70Hz liegen. Eine Endstufe die schnell abregelt "bringt" dann nichts, während ein schwereres Kaliber trotz geringerer Leistung hier mitunter deutlich besser klingt. Für die Tests ist es ein schwieriges Thema hier eine ideale Linie zu finden. Ich beobachte nicht selten, dass speziell viele Billigendstufen mit Schaltnetzteilen bei Tests mit der angedeuteten Musik (oder Burstsequenzen von 3 Sekunden an : 2 Sekunden aus mit 60Hz) die Stromaufnahme aus dem Netz problemlos bis über 25A treiben! In solchen Szenarien bekomme ich dann Probleme beim Test: am 16A Automaten funktioniert das nicht lange. An meinem 32A Prüfanschluss klappt das - aber wie lange macht der Primärgleichrichter mit, wann gehen die IGBT im Netzteil durch, oder wann fangen die Leiterbahnen auf dem PCB an zu qualmen? Wir sprechen bei 25A Strom und 230V Netzspannung über 5750 Watt Leistungsaufnahme, die in dem beschriebenen Zeitfenster über einen kleinen Halbleitergleichrichter fließen. Jetzt werden viele sagen "Einspruch euer Ehren - der Gleichrichter kann doch 50A...steht doch drauf!" - Ja, kann er - aber nicht alles gleichzeitig. Auch bei solchen Gleichrichtern für Netzspannung muss man immer auf die Kurve zwischen anliegender Betriebsspannung und dem real fließenden Strom achten. Aber auch neben dem trivialen Beispiel des Gleichrichters sind die verbauten HF-Trafos nicht immer den Strömen gewachsen, und von der Auslegung der Taktschaltung mit IGBT's oder MOSFET's (je nach Taktfrequenz) mal ganz abgesehen. Wenn im Test so eine Kiste abraucht habe ich sicherlich ganz doll was vorgeführt, aber an der tatsächlich geübten Praxis mit 16A Automat in der Verteilung und Basslautsprecher mit schwankender Impedanz je nach Frequenz in einem Gehäuse nebst 10 Meter 2,5er Zuleitung vorbeigetestet. Würde man nun sämtliche China OEM Versandhaus-Endstufen so testen, wäre die Ausfallquote in den Tests bedeutend höher, als tatsächlich auf der Straße. Wem würde das dienen, außer vielleicht dem Ego eines Testers? Ich bin offen gestanden immer froh wenn die Dinger halten, und ich mich bis jetzt an den üblichen Verfahren in Anlehnung an die Herstellertestmethoden orientieren kann. Ich bin ja doch schon einige Jahre dabei, und würde mal so schätzen rund 1000 Leistungsendstufen in meiner beruflichen Laufbahn repariert und überprüft zu haben. Ich kenne tatsächlich sehr viele Geräte, aber noch lange nicht alle die es gibt. Zu den ganz zu Beginn des Beitrags genannten Geräten kann ich aber auch was beitragen: die QSC Powerlight ist die komplexeste Konstruktion. Das ist ein altes Klasse H Konzept mit der typischen QSC Ausgangsstufe und zwei Betriebsspannungen, aber einem doch schon etwas komplizierteren Netzteil rund um die SG3525 PWM Schaltung mit zwei IGBT und sauberer galvanischer Trennung zwischen Steuer- und Leistungsteil. Ich fand diese QSC immer prima, die Powerlight 9 hingegen eine Vollkatastrohe, da nahezu unreparierbar. Die QSC hat schon "Dimensionierung", aber sicherlich nicht den besten Wirkungsgrad, und macht auch dementsprechend ganz gut Wärme. Die Yorkville 4040 ist ebenfalls ein Klasse H Konzept, aber die Spannungsverstärkerstufe ist dermaßen komplex konstruiert, dass ich bis heute nicht wirklich den Sinn dahinter verstanden habe. Also, warum man sich da soviel Mühe gemacht hat! Die Yorkville klingt fürstlich - wenn man das überhaupt sagen kann/darf, hat aber ein eher schwaches Netzteil mit 50Hz Trafo. Der Trafo ist klein, in Folge dessen kann die Yorkville ganz gut im Impuls mithalten, aber bei "Sustain" fällt sie ab. Aufgrund dieser weichen Netzteilkonzeption hat man diesen Geräten auch ein extrem steiles HP Filter spendiert, das selbst in "20Hz" Stellung noch alles tiefe absäbelt. Die dritte erwähnte Endstufe fällt mir jetzt nicht ein...egal.