Für mich persönlich ist eine wichtige Grundlage, dass am Mischpult eine Person werkelt, die gleichermaßen über gute technische Kompetenz wie auch über ein differenziertes musikalisches Gehör verfügt - und das möglichst ohne Liebhabereien, nach dem Motto: Ich spiele Gitarre, daher...
Ich habe im Schulzusammenhang durchaus Extreme erlebt. Den einen Schüler, der uns alles mögliche technisch realisieren konnte (und beim Aufbau eine große Hilfe war) - aber mit seinen Ohren einfach nicht die Bohne gehört hat, was musikalisch passiert auf der einen - und hervorragende Musiker, die aber mit Technik einfach nichts anfangen können auf der anderen Seite. Freundlich aber bestimmt wurden sie dann lieber mit anderen Aufgaben betraut (wobei die Musiker ziemlich problemlos für einen Titel mal ein paar Fader schubsen können, falls das mal notwendig ist und alles andere schon vorbereitet ist).
Es gibt aber auch Glücksfälle mit musikalisch-technischen Doppelbegabung. Ein ehemaliger Schüler hat nach Studium und erster Stelle vor kurzem gerade einen neuen Job bei Innovaze (Nachfolger des insolventen "Amptown") angetreten. Der war zu seinen Schulzeiten jahrelang an Ton- und Lichttechnik virtuos unterwegs. Er kombiniert schnelle Problemerfassung, ein hohes Maß an Selbstständigkeit und Problemlösekompetenz sowie technisches Verständnis auf hohem Niveau mit den Kompetenzen eines Musikers, der diverse Instrumente spielt. Aktuell wächst gerade ein Neuntklässler in das Aufgabenfeld hinein, der ganz ähnliche Eigenschaften mit sich bringt.
Beide haben sich auch ohne analoges Vorbild mit moderner Technik problemlos zurechtgefunden. Sie sind "digital natives" im besten Sinne. Die Funktion von Werkzeugen erfassen sie schnell und können diese direkt im Kontext anwenden. Beide waren/sind zuhause auch mit Musikproduktion befasst - das ist durchaus kein Nachteil, wenn es um die diversen Bearbeitungsmöglichkeiten geht (und man nicht dazu neigt, sich im Zusammenhang des Live-Mixes in unwichtigen Details zu verlieren).
Gut, damit die Arbeit am Mischpult funktioniert, muss in der Vorbereitung schon einiges durchdacht und vorbereitet worden sein. Das steht dann auf einem anderen Blatt. Und Erfahrung ist durch nichts als weitere Erfahrung zu ersetzen. Fehler machen, neugierig sein, Lösungen suchen, ausprobieren und nie aufhören zu lernen.