- Ein
Schüler aus der Klasse mich schon knapp eine Woche vor VA-Beginn an jedem Tag
drei-bis viermal fragt, ob er auch mal ans Mischpult darf und sofort danach in
der ganzen Klasse rum erzählt, dass er auch mal "mischen" darf. Meine
Gedanken die mir in diesem Moment dazu durch den Kopf geschossen sind:
> Du gibst sowieso mit allem schon mehr als genug an...Ich werde dich
dabei nicht auch noch unterstützen.
> Da du in meiner Klasse bist und ich dich etwas kenne, weiß ich, dass du
nicht ans Mischpult willst weil dich die Materie Tontechnik/
Veranstaltungstechnik interessiert, sondern weil du dir dadurch erhoffst bei
den Mädels besser landen zu können. Bitte bedenke: Weder ich noch das Mischpult
sind deine privaten Flirt-Coaches. Mir ist noch nicht ein einziger Tontechniker
untergekommen, dem sich die Mädels kreischend an den Hals geworfen haben mit
den rufen: "Ich will ein Kind von dir! Baby!", nur weil der an seiner
großen 32-Kanal FOH Konsole die Show gefahren hat (Falls doch: Ausnahmen bestätigen
die Regel). Mädchen/ Frauen sind nicht so primitiv wie du glaubst! Um ein
ganzer "Mann" zu sein gehört schon ein wenig mehr dazu, als an einem
Midas Pult die Fader und Potis zu bedienen.
> Tontechniker/
Lichttechniker sind i.d.r. Profis in ihrem Fach. Ich bin zwar noch kein Profi,
aber auf einem guten Weg dorthin. Dieser Weg ist "harte Arbeit". Ja,
ich kenne mich mit sämtlichen Funktionen bestimmter Mischpulte aus, aber bis es
soweit war, habe ich unzählige Male in die Anleitung geschaut, habe gedanklich
den Signalfluss durchs Pult nachvollzogen und mich mehrere Tage dort rein
arbeiten müssen, bevor ich von mir behaupten konnte "ich kenne das Teil in
und auswendig. " Ich musste mir physikalische Kenntnisse aneignen, musste
mich mit Frequenzen auseinandersetzten, musste unzählige Fachbegriffe verstehen,
mich in die verschiedenen Mikrofontypen sowie Mikrofonierungstechniken
einlesen-und arbeiten. Und zu guter Letzt: Die gesamte PA mit ihren
Lautsprechern, den Endstufen, dem Mischpult, den Mikros ist kein Spielzeug, sondern
eine, für Laien, kompliziert zu bedienende und zu verstehende Anlage, die bei
fehlerhafter Bedienung im schlimmsten Fall kaputt gehen kann. Du mein lieber
Klassenkamerad, bist ein Laie auf diesem Gebiet, und zwar ein totaler Laie! Ich
habe für die Zeit während der VA die Verantwortung für die PA. Heißt: Geht sie
kaputt, darf ich im schlimmsten Fall für den Schaden zahlen. Für dich zum
Verständnis: Die gesamte PA der Schule hat vermutlich ca. 8000-9000€
gekostet...Du glaubst doch also nicht im Ernst, dass ich dich auch nur eine
Sekunde ans Mischpult lassen würde! Zeige mir, dass du es drauf hast. Erkläre
mir Fachbegriffe und die Zusammenhänge von Akustik und den sich daraus
ergebenen technischen Konsequenzen für die Mikrofonierung und die richtige
Aufstellung der Lautsprecher. Erkläre mir den Unterschied zwischen Pre-/und
Postfader! Was ist ein Kondensatormikrofon? Was ist ein dynamisches Mikrofon?
Was bedeutet der Begriff "Phantomspeisung"? Wofür wird sie gebraucht?
Was bedeutet Front of House? Was ist ein Multicore? Was ist ein Feedback? Wie
vermeidet man es?...Zeige mir, dass du mit ganzem Herzen dabei bist und ich
werde dich ans Mischpult lassen. Auch ich habe mich lange, sehr lange mit
unserem Musiklehrer über Tontechnik unterhalten, habe viele Fragen gestellt und
anscheinend konnte ich ihn davon überzeugen, dass ich, mittlerweile eine ganz
gute Ahnung davon habe, so dass er mir die PA anvertrauen kann. Du meinst du
hättest das alles nicht nötig? Auch gut! Dann lasse mich mit deinem ekelhaften
Machogehabe in Ruhe und spiele weiter pubertierendes Kleinkind...Ich bin
mittlerweile schon ziemlich erwachsen und möchte ehrliche, kompetente Arbeit
abliefern, dein kindisches Gehabe, um deine ach so männliche Potenz zur Show zu
stellen, nur um bei den "Girlies" zu landen ist mir zu affig!
>
Der Alltag in der VA Branche ist hart, kleiner: Bevor überhaupt jemand die
"Ehre" hat am FOH vor dem Mischpult Platz zu nehmen, muss derjenige
erstmal Racks mit 8 Endstufen a 20 Kilo schleppen, Traversen zusammenkloppen,
dicke, schwere Drehstromkabel verlegen, sowie das sperrige 64-er Multicorekabel
von der Bühne zum FOH-Platz verlegen....Wenn er das 10 Jahre gemacht hat darf
er, mit viel Glück, dem Toningenieur im FOH Zelt mal über die Schulter schauen,
um dann nach weiteren 2 Jahren evtl. mal eine kleine Sprach-VA
"fahren" zu dürfen.... Auch ich habe erstmal, bevor mir die PA
anvertraut wurde, mit dem Musiklehrer die Boxen und das Rack mit den
Endstufen geschleppt , sowie beim Kabel aufwickeln geholfen...Du
glaubst, das alles müsstest du dir nicht geben? Dann gehe mal mit dieser
Einstellung zu einer professionellen VA-Firma und greife dem FOH-Ingenieur,
während des Konzertes, mal eben so in die Regler: Dort fliegst du postwendend,
im hohen Bogen wieder raus inkl. einem Tritt in den Allerwertesten und einer
Schadensersatzforderung für den Verdienstausfall aufgrund deines
"Alleinganges".
So,
zurück zum eigentlichen Thread Thema...I dont need that bei
Schulveranstaltungen:
-
Wenn die Nebelmaschine bei der Generalprobe keinen Mucks von sich gibt,
man daraufhin bis 23:30 Uhr in der Garage zu Hause am rumbasteln ist inkl.
Telefonat mit der Reparaturabteilung des Musikhauses, bei dem ich die Maschine
gekauft habe, um sie schließlich, als man kurz davor ist mit dem Vorschlaghammer
das Scheiß Ding zu zertrümmern, doch noch zum laufen zu kriegen. Am Tag der VA
läuft sie dann auch ganz toll, ich freue mich wie ein Schneekönig...aber nicht
lange, wir VA-Techniker dürfen uns nicht freuen, beim Abbau lässt ein Schüler
die Stütze einer Stellwand fallen und diese landet natürlich...na? Worauf
wohl??.. Genau! Mitten auf meine Nebelmaschine bzw. auf deren Gehäuse,
hinterlässt dort eine interessante Delle, mit der Folge, dass meine
Nebelmaschine mich süffisant angrinst und sagt" Ätsch Bätsch! Bin schon
wieder im Ar..."...Ohne Worte!