Also für mich sieht das Gerät aus wie eine normale Willy-Bühne (so eine wie ich sie schon oft gebaut habe ... zu oft...).
Diese Konstruktion hat, wenn nicht etwas geändert worden ist, einen ganz normalen Reissverschluss der Marke "etwas amtlicher als an einer Regenjacke", um die Rückplane an der Dachplane zu halten. Das Ding ist einteilig durchlaufend, von der Fahrzeugmitte über Eck, die gesamte hintere Seite, über Eck wieder zur Mitte.
Am Anfang und am Ende gibt es einen Gurt (20mm breit) mit einem ... nennen wir es Verschluss, sowas was man von Kofferbändern kennt. An der Rückseite gibt es Riemchen, die aber die Plane beim Aufbau nur solange halten, bis man mit dem Reissverschluss dran vorbei ist, dann MUSS man sie aushaken (Riemen aussen, Öse innen).
Will man die Plane manuell schnell raushaben, zieht man an der Seite wo man aufgehört hat mit zuziehen (meistens von vorne gesehen rechts) das Verschließteil raus und mit einem Ruck am Reißverschluss löst sich alles von alleine - bis auf die Gurte an Anfang und Ende.
Eine automatische Abwurfeinrichtung gibts hier nicht.
Die Prüftstatik der Bühne spricht nur von "eigensicher bis Windstärke 8" (beim Worst Case, Wind frontal in die Konstruktion).
Zitat "Bei größeren Windstärken ist die Bühne vollständig zusammenzuklappen und das Dach runterzufahren".
An anderer Stelle steht "Bei stärkerem Wind sind alle Seiten zu schließen".
1) Was soll ich nun machen?
Dach runterfahren geht verhältnismäßig schnell, vorausgesetzt ich komme an die Handratschen (Stichwort PA-Wings...).
Zuklappen dauert doch eine Weile, abhängig davon was noch alles auf der Bühne rumsteht, und ich muss mit mehreren Leuten auf die Bühne ... und das halte ich dann doch für mindestens genauso gefährlich bzw. zu gefährlich in dem Fall.
Alle Seiten schließen ... wie denn?
Zweite Plane einziehen dauert mindestens genauso lange wie zuklappen, mal ganz abgesehen davon dass ich keine zweite Plane dabei hab ... eine Bühne ist im Normalfall nunmal vorne offen.
Und gefährlich ists auch wieder, ohne Leiter geht da nichts.
Wer das Gerät mal bei Windstärken unter 8 erlebt hat, weiss dass es da auch schon ordentlich rappelt.
Das selbstentwickelte Horror-Szenario sieht folgendes vor:
Windmesser am Bühnendach oben (son Teil aus dem Bootsbedarf) und Wettervorhersage werden beobachtet (immer).
Allerspätestens bei Beaufort 8, wenn nicht schon vorher, wird der Betrieb auf der Bühne eingestellt, der Platz davor geräumt, die hintere Plane wird fallen gelassen (sie fliegt nicht weg, weil sie nach unten zum Bühnenboden auch abgespannt ist), und das Dach wird runtergekurbelt. Dann wird abgewartet.
Betrieb einstellen und Bühne räumen dauert inkl. Ansage ans Publikum vielleicht 5min (auch wenn 100 Chorsänger drauf sind).
Den Platz räumen kann man zeitgleich mit der Durchsage beginnen, je nach Größe und Entfluchtungsmöglichkeiten dauert das etwas länger ... sagen wir 15min.
In der Zeitdifferenz von 10min habe ich die Plane raus und das Dach unten.
Wenn von etwas weiter weg, oder vom Wetterdienst, vom nahen Flughafen, von der Feuerwehr (oder oder oder) der Anruf oder die Meldung kommt, dass es dort schon "los geht", kann man also halbwegs schnell reagieren um alles und jeden in Sicherheit zu bringen.
Jeder Veranstalter wird über dieses Vorgehen schon im Vorfeld informiert ... "Wenns windig wird, dann..." - im Extremfall dann akut natürlich sowieso.
Sollte die Bühne mal stehen müssen wo etwas mehr Wind zu erwarten ist, dann würde ich tatsächlich hingehen und zusätzlich ballastieren.
2t pro Fahrzeuglängsseite, also insgesamt 4t. Das verdoppelt schonmal das Gewicht der gesamten Konstruktion. Zusätzlich Abspannung des Daches nach unten.
Wassertanks können stehen bleiben, und die Abspannung würde ich unten lösbar machen, sodass man dann auch noch das Dach ordentlich runterbekommt.
Mal abgesehen davon, finde ich es mehr als fahrlässig (bitte nicht mit dem rechtlichen Begriff gleichsetzen), eine Bühne überhaupt an solche eine exponierte Stelle zu setzen, ganz gleich ob Trailer oder Trussbühne.
Ich würde jedem Veranstalter, jeder Agentur davon abraten. Jeder kennt aus dem Fernsehen die Bilder von Leuten, die bei Unwetter am Strand umgeweht werden...
Ist im konkreten Fall eigentlich jemand verletzt worden?
gruß
gylo