Zitat
Ohne das jetzt verabredet zu haben würde ich sagen, dass es bei Klaus, Christopher, BillBo ( ? ) oTon und meiner Wenigkeit doch einmal im Jahr pfeift und es mindestens drei Mucker im Jahr gibt, die uns nicht zu Füssen liegen ?! ... und das unabhängig von der Test-CD, dem Pfeifmikro oder ...
Oh, Mist, erwischt. Sowohl beim heimlichen Mitlesen als auch beim Rückkopplungen machen. Gerade neulich hat es einmal anfangs kurz und heftig gefiept. Da interagierte die Nase des Sängers letztlich doch noch ein wenig anders mit dem Halbkreis aus Zweizöllern um ihn rum, als ich mir das beim Einsprechen so gedacht hatte.
Und ich oute mich mal: ich habe das mit einem schnellen Griff zum 4 kHz – Regler am zuständigen DN300 einfach weggemacht (mein Stammvenue ist da noch ein wenig rustikal ausgestattet). Inwieweit die daraus resultierende Änderung der Phasenlage in diesem Bereich die Performance des Künstlers beeinträchtigt hat, weiß ich nicht. Er schien jedenfalls ganz angetan davon, dass sein Monitorweg danach sauber war.
Der viel angegriffene Kollege Kammerer hat allerdings eine wichtige Sache schön beschrieben: das Herumspielen am 31Bänder in mieser Akustik kann tatsächlich sehr hilfreich sein beim Versuch, grundlegende Problematiken einzelner Frequenzbereiche kennen zu lernen (oder auch nur, sie sich mal wieder neu ins Bewusstsein zu schaffen). Auch wenn man sie dadurch in den seltensten Fällen zufriedenstellend lösen kann. Ich mache das bis heute immer mal wieder; notfalls sogar auch mal kurz während der Show. Deshalb bevorzuge ich übrigens, bei allem Spaß an modernen digitalen Spielwiesen, hier die klassische Analogform – digitale sind mir dafür einfach viel zu langsam.
Bei einem anderen Punkt muss ich allerdings entschieden widersprechen: lieber Tobias, ein SM58 liefert mir ohne Zweifel eine sinnvolle Antwort in ALLEN (Frequenz-) Bereichen, die für die Übertragung von elektronisch verstärkter (Unterhaltungs-) Musik in der Praxis auch nur irgendwie entfernt ernsthaft von Belang sein könnten :D. Ich kann dort hinein sprechen, hinein singen, hinein schnalzen und zischeln, es auf den Tisch klopfen, mit der hohlen Hand auf den Korb schlagen, es abwechselnd auf die PA, den Boden und die Hallenrückwand richten, damit im Venue herumlaufen – und danach weiß ich in der Regel sehr genau, was später an akustischen Problemen auf mich zu kommen wird; und auch was ich tun muss, um mit ihnen so gut es eben geht klar zu kommen.
Mit keiner Messeinrichtung und keiner CD der Welt kann ich mich derart unspekakulär, präzise und schnell zugleich an die Problemzonen und - schwellen des komplexen Systems Halle – Bühne – Beschallungsanlage herantasten wie mit einem Mikro und meinen Ohren. Und das Schönste ist: beides habe ich immer dabei, an jedem Ort der Welt, im übelsten Gewölbekeller genauso wie im Stadion (wo ich selbstverständlich schon allein deshalb zwingend auf eine korrekt berechnete/ installierte Beschallung angewiesen bin, weil mir dort der vergleichsweise winzige Bereich meines Hörfeldes keinerlei Informationen darüber gibt, wie es etwa wohl 100 Meter weiter hinten rechts klingen mag).
Ich mach das also auch 2008 noch so – und auch die tägliche Erfahrung mit ungezählten reisenden Kollegen lehrt mich bis heute nahezu täglich, dass es in aller Regel ein entspannter und soundmäßig überzeugender Tag zu werden verspricht, wenn der Gastmischer des Tages mit SM58 anrückt, ein paar merkwürdige Geräusche macht, danach (vielleicht) ein paar kleine Geschmackskorrekturen am Gast – EQ vornimmt, und gut.
Erscheint stattdessen eine Fachkraft, bewaffnet mit Laptop(s), CD - Case und einem ganzen Arsenal an Messtechnik; erklärt mir von vornherein, warum meine Beschallung SO überhaupt gar nicht funktionieren KANN; misst und schraubt anschließend stundenlang herum, inklusive mehrfachen Abhörens aller Lieblings - CDs - dann ist Vorsicht angesagt. Sehr häufig stellt sich heraus, dass er ganz offensichtlich viel drüber gelesen, „es“ aber bislang eher selten gemacht hat. Und folgerichtig reicht das Ergebnis abends dann in den seltensten Fällen auch nur enfernt an das heran, was der grauhaarige SM58 – Zausel unter gleichen Bedingungen vorvorgestern scheinbar mit Links abgeliefert hat.
Ach ja, es ging um Summen - EQs.: der 31Bänder als Standardwerkzeug für/ gegen systemspezifische und/ oder venueabhängige Probleme sollte bei ernstzunehmenden Beschallungsaufgaben heute tatsächlich langsam der Vergangenheit angehören. Tut er auch.
Der 31Bänder als Gast EQ bleibt für mich ein Muss. Als Beschaller, und erst recht als Bandtech. Aus Gewohnheit. Aus Bequemlichkeit. Aus Gründen der Übersichtlichkeit und Schnelligkeit. Weil‘s immer schon so war. Weil ihn aus gutem Grund selbst die Digipulthersteller nach wie vor implementieren. Weil Wasser bergab fließt. Weil ich ihn da sehen will. Auch wenn ich froh darüber bin, wenn ich ihn im Endeffekt vielleicht überhaupt nicht brauche.
Aber ich KÖNNTE ihn ja benutzen wollen :D.
Mit freundlichem Gruß
BillBo