Also zum Thema Messe muss ich nun auch mal was sagen. Wir waren am Mittwoch, und nur am Mittwoch da.
Als erstes, leider kommt an diesem Punkt schon was negatives, finde ich 8 EUR Parkplatzgebühr pro Tag ziemlich heftig ebenso wie 24 EUR Eintritt pro Nase. Aber na ja, unsere Branche zeichnet sich ja weniger durch Preisbewusstsein als mehr durch Überschaubarkeit und Hochpreisiges aus.
Der Wahn, jeder Hersteller, und sei er noch so unbedeutend, müsse nun, weil es der Markt, wer ist der Markt?, erfordert, ein Line-Array bauen, entwickelt sich nun allmählich zum Flächenbrand, in dem jeder Anwender mit seinen „veralteten“ horngeladenen 2*12“/2“-Systemen á la GAE, FOHHN, CODA und weiss ich was haltlos verbrennt, so es uns die Marketingstrategen der jeweiligen Hersteller suggerieren.
Wenn ich mir die ZDF-Historien-Serie von Guido Knopp über Adolf-Hitler und das Dritte Reich ansehe, muss ich mit Ernüchterung feststellen, dass der Begriff Line-Array (Linien-Anordnung) schon zur Beschallung des NSDAP-Reichsparteitages 1933 in Nürnberg für mehrere Tausend Menschen Verwendung fand. Schon vor 70 Jahren war es ein alter Hut, mehrere horizontal in einer Kiste nebeneinander angeordnete Treiber untereinander zu hängen und so vom Linienstrahler zu sprechen.
Ich verstehe diese Hysterie überhaupt gar nicht. Gut, „marketingmäßig“ musste irgend etwas neues her, das Rad neu erfunden werden, doch sollte man sich nicht lieber, bevor man als Hersteller einen Linienstrahler konstruiert, für den 90 % aller Anwender keine Verwendung finden, eher darauf konzentrieren, seine Produkte, die oftmals bei 80 % der Entwicklung ob des Vetos der Kalkulationsabteilung durch diese eine Stagnation erfahren, bis zu Ende durchzudenken und praxisfreundliche Lösungen entwickeln?
Denn was braucht denn der durchschnittliche Beschaller, der von 50 Personen bei einer Betriebsversammlung bis zum kleinen Openair mit 4000 bis 5000 Besuchern zu tun hat, wirklich: Ich glaube kein Line-Array, sondern vielmehr eigentlich nur 3 Boxentypen, mit denen er 80% seiner Beschallungsaufgaben erfüllen kann. (Horngeladenes Top evtl. 12/12/2, einen Bass und eine multifunktionale Box für Monitor, Klein-PA, Downfill, Fullrange etc.)
Aber zurück zur ProLight&Sound.
Wir haben versucht, uns einen kleinen Plan zu machen nach dem Schema: Zu welchem Lieferanten müssen wir gehen und Tach-Sagen, zu welchem müssen wir gehen, um neue Preise auszuhandeln und was interessiert uns an Neuem, zu dem wir noch keinen Kontakt haben, dessen Produkte wir aber zukünftig einsetzen werden. Und plötzlich reicht 1 Tag für die gesamte Messe, wo wir uns die Jahre vorher von allen Firmen den Kopf waschen lassen haben und unser Firmenbriefkasten 2 Wochen nach der Messe fast am Bersten war aufgrund der papiernen Informationen, die wir allesamt per Visitenkartenabgabe anforderten und von denen dann 90% dem grünen Punkt zugeführt wurden.
Welche Produkte haben uns gefallen, die wir live noch nicht kannten:
AUDIENT ASP-231, 2*31-Band-EQ mit Absenkung als Notchfilter
ALTAIR EQ-230, 2*31-Band-EQ mit optischer Feedbackanzeige
CREST 8.2 Amps, 2 HE, Schaltnetzteil und viel Power
MIDAS Venice 320
A&H Xone 62
FOHHN CS-08, 8“/1“-Koax-Deckenlautsprecher für Installationen
Concert Audio Evolution, sehr gut verarbeitet, durchdachtes Stacking
Das, was uns nicht interessiert hat, haben wir auch nicht besucht.
Aber beim Umherlaufen hat man schon einiges mitbekommen. Zum Beispiel die ganzen Marktplätze wie Behringer, Reloop, Steinigke (die hatten sogar Rundumleuchten, wahrscheinlich als neuen Movinglight), wo sich das Volk gefällt und Gefallen sucht. Auf diese neuen Threads warte ich schon sehnsüchtig.
Und nicht zu vergessen die vielen Fernost-Buden mit ihrem Geraffel.
Alles in allem kann man sagen, dass es nicht viel neues gab, was soll’s auch in unserer Branche wirklich neues geben.
Aber zum Informieren und Gedanken austauschen ist so eine Messe allemal gut, wenn man mal von den ganzen, mitunter schön anzusehenden, aber ahnungslosen Hostessen und den vielen Taschenbehangenen Prospekthaien mit Musik-Produktiv-Beutel absieht.