Ach Bernd, ich hab mit keinem Wort angezweifelt, dass Resonatoren fuer Mitteltonsysteme Schwachsinn sind. Ich sage lediglich, dass Deine Behauptungen hinsichtlich geringer Verzerrungen von Mitteltonanteilen und “musikalischer UR-Wiedergabe fuer hoch abgestimmte CBs” Deiner Marketinghirnhaelfte und nicht der Physikhaelfte entsprungen sind.
Zitat von "Hoernli"Nun ist es so, daß die Tops bauartbedingt, weil geschlossen mit hoher Resonanz, die Grundbedingung für stabilen UR-Betrieb mitbringen. Beim URPS kann man ohne Verschleißrisiko den Hub voll ausschöpfen, weil kein DC-Displacement auftreten kann.
Na und? Ohne die Lesenden langweilen zu wollen; unterhalb fc sinkt die Membranschnelle mit -6dB/oct, und fuer einzelne Direktstrahler sinkt zudem die akustische Resistanz um -6dB/oct. Da die maximale Auslenkung frequenzunabhaengig ist, sinkt der maximal erzielbare Schalldruck unterhalb fc mit -12dB/oct. Unterhalb fc ist mit einer CB welche auch Mitteltonsignale wiedergeben soll, keine sinnvolle Schalleistung zu erzeugen. Zudem kann knapp oberhalb von fc, bedingt durch die starke Aenderung der elektrischen/mechanischen Phasenlage, durchaus DC-Displacement auftreten.
Aber: das aendert nichts an Bernd’s Aussage, dass eine CB mit fc=100Hz und Q~0.71..0.9 nicht im Fullrange-Betrieb sauber klingen kann, ohne dass die mangelnde Schalleistung unterhalb fc stark negativ auffallen wuerde. Das Abhandensein des Resonators reduziert die Phasenverzerrungen und das verbessert das transiente Verhalten, da Gruppenlaufzeitunterschiede reduziert werden. Dies verbessert die Chance, dass der Hoerer die fehlenden Fundamentale aus den Harmonischen ableiten kann. Zudem fehlen die aus dem Gehaeuseinneren zwangsweise reflektierten Mitteltonanteile, welche sich stark nachteilig auf das Timbre und die temporale Struktur des Musiksignals auswirken. (alles nicht neu)
Zitat von "Hoernli"Zudem ist die Basswiedergabe eines URPS musikalisch sehr eindrucksvoll, und gerade weil sich die Schwingeinheit unter Resonanz beim maximalen BL zentriert auch sehr klirrarm, besonders wenn man im Notfullrangebetrieb saubere Mitten braucht.
Und der letzte Teil dieser Schlussfolgerung ist schlicht falsch. Grosse Auslenkungen unterhalb fc werden stets Intermodulationsverzerrungen der Mitteltonsignale hervorrufen, da Bl eine stark nichtlineare Funktion der Auslenkung ist. Reduktion der Mitteltonverzerrung durch den Antrieb laesst sich nur erreichen, indem die maximale Auslenkung der Schwingspule so klein wie moeglich gehalten (alter Wein, verstaubter Schlauch).
@ unknown_artist: Such nach “pritchard mutual impedance”, da finden sich einige interessante Referenzen. Das Programm musst du dir leider selbst schreiben, oder ich kann dir meine Matlab-Dateien “leihen”. Der akustische Strahlungswiderstand hat groesstenteils induktive imaginaere Anteile, daher der Verweis auf die wirksame mechanische Masse, welche die Resonanzfrequenz absenkt. Die Federsteife der Aufhaengung und des eingeschlossenen Luftvolumens ist Teil der mechanischen Quellimpedanz des Systems.
@ SRAM: Deine Betrachtung ist voellig korrekt, gilt aber streng genommen nur fuer ein einzelnes System. Der mittlere akustische Strahlungswiderstand eines Clusters sieht, bedingt durch die stark frequenzabhaengige Strahlungskopplung zwischen einzelnen Membranen eines Clusters, nicht so aus wie in deinem Diagramm. Bei konstantem Volumen und Membranflaeche aber geaenderter geometrischer Anordnung aendert sich der Wirkungsgrad drastisch. Die Grenzfaelle sind hier dichteste Packung vs. Linienschallquelle.
@ all: Die gesamte URPS-Debatte zeigt das tiefe Dilemma der PA/HiFi-Amateure im Vergleich zu anderen Amateurdisziplinen. Vermutungen und Dogmen, kaum Basiswissen oder Entdeckerdrang (und ich nehme mich hier nicht aus). Aussagen ueber ein primitives 1DOF System koennen weder theoretisch noch praktisch ueberprueft werden.