Beiträge von Stefan Rechenbauer

    Ach Bernd, ich hab mit keinem Wort angezweifelt, dass Resonatoren fuer Mitteltonsysteme Schwachsinn sind. Ich sage lediglich, dass Deine Behauptungen hinsichtlich geringer Verzerrungen von Mitteltonanteilen und “musikalischer UR-Wiedergabe fuer hoch abgestimmte CBs” Deiner Marketinghirnhaelfte und nicht der Physikhaelfte entsprungen sind.

    Zitat von "Hoernli"

    Nun ist es so, daß die Tops bauartbedingt, weil geschlossen mit hoher Resonanz, die Grundbedingung für stabilen UR-Betrieb mitbringen. Beim URPS kann man ohne Verschleißrisiko den Hub voll ausschöpfen, weil kein DC-Displacement auftreten kann.

    Na und? Ohne die Lesenden langweilen zu wollen; unterhalb fc sinkt die Membranschnelle mit -6dB/oct, und fuer einzelne Direktstrahler sinkt zudem die akustische Resistanz um -6dB/oct. Da die maximale Auslenkung frequenzunabhaengig ist, sinkt der maximal erzielbare Schalldruck unterhalb fc mit -12dB/oct. Unterhalb fc ist mit einer CB welche auch Mitteltonsignale wiedergeben soll, keine sinnvolle Schalleistung zu erzeugen. Zudem kann knapp oberhalb von fc, bedingt durch die starke Aenderung der elektrischen/mechanischen Phasenlage, durchaus DC-Displacement auftreten.


    Aber: das aendert nichts an Bernd’s Aussage, dass eine CB mit fc=100Hz und Q~0.71..0.9 nicht im Fullrange-Betrieb sauber klingen kann, ohne dass die mangelnde Schalleistung unterhalb fc stark negativ auffallen wuerde. Das Abhandensein des Resonators reduziert die Phasenverzerrungen und das verbessert das transiente Verhalten, da Gruppenlaufzeitunterschiede reduziert werden. Dies verbessert die Chance, dass der Hoerer die fehlenden Fundamentale aus den Harmonischen ableiten kann. Zudem fehlen die aus dem Gehaeuseinneren zwangsweise reflektierten Mitteltonanteile, welche sich stark nachteilig auf das Timbre und die temporale Struktur des Musiksignals auswirken. (alles nicht neu)


    Zitat von "Hoernli"

    Zudem ist die Basswiedergabe eines URPS musikalisch sehr eindrucksvoll, und gerade weil sich die Schwingeinheit unter Resonanz beim maximalen BL zentriert auch sehr klirrarm, besonders wenn man im Notfullrangebetrieb saubere Mitten braucht.

    Und der letzte Teil dieser Schlussfolgerung ist schlicht falsch. Grosse Auslenkungen unterhalb fc werden stets Intermodulationsverzerrungen der Mitteltonsignale hervorrufen, da Bl eine stark nichtlineare Funktion der Auslenkung ist. Reduktion der Mitteltonverzerrung durch den Antrieb laesst sich nur erreichen, indem die maximale Auslenkung der Schwingspule so klein wie moeglich gehalten (alter Wein, verstaubter Schlauch).


    @ unknown_artist: Such nach “pritchard mutual impedance”, da finden sich einige interessante Referenzen. Das Programm musst du dir leider selbst schreiben, oder ich kann dir meine Matlab-Dateien “leihen”. Der akustische Strahlungswiderstand hat groesstenteils induktive imaginaere Anteile, daher der Verweis auf die wirksame mechanische Masse, welche die Resonanzfrequenz absenkt. Die Federsteife der Aufhaengung und des eingeschlossenen Luftvolumens ist Teil der mechanischen Quellimpedanz des Systems.


    @ SRAM: Deine Betrachtung ist voellig korrekt, gilt aber streng genommen nur fuer ein einzelnes System. Der mittlere akustische Strahlungswiderstand eines Clusters sieht, bedingt durch die stark frequenzabhaengige Strahlungskopplung zwischen einzelnen Membranen eines Clusters, nicht so aus wie in deinem Diagramm. Bei konstantem Volumen und Membranflaeche aber geaenderter geometrischer Anordnung aendert sich der Wirkungsgrad drastisch. Die Grenzfaelle sind hier dichteste Packung vs. Linienschallquelle.


    @ all: Die gesamte URPS-Debatte zeigt das tiefe Dilemma der PA/HiFi-Amateure im Vergleich zu anderen Amateurdisziplinen. Vermutungen und Dogmen, kaum Basiswissen oder Entdeckerdrang (und ich nehme mich hier nicht aus). Aussagen ueber ein primitives 1DOF System koennen weder theoretisch noch praktisch ueberprueft werden.

    - Der reale Wirkungsgrad, i.e. das frequenzabhaengige Verhaeltnis aus akustisch abgegebener Leistung zu elektrisch aufgenommener Leistung ist eine der beiden relevanten Groessen.
    - Neville Thiele leitet fuer Direktstrahler eine Faustformel des Wirkungsgrades her - laut der ist der Wirkungsgrad umgekehrt proportional zum Gehaeusevolumen. Die Formel basiert auf Vereinfachungen, unter anderem dass die schallabstrahlende Flaeche einem Kolbenstrahler gleicht und deren Abmessungen klein gegenueber der Resonanzfrequenz ist. In einem Cluster aus Direktstrahlern sind beide Vereinfachungen nicht mehr zutreffend. Vor allem aber gilt diese ueberschlaegige Formel nur oberhalb der Resonanzfrequenz (bei welcher der reale Wirkungsgrad bedingt durch die geringe mechanische / akustische Impedanz bei CBs am hoechsten ist). In Clustern ist der Wirkungsgrad neben der Gehaeusegroesse vom Clusterformat abhaengig.
    - Pritchard beschreibt ein einfaches Verfahren, um die Strahlungskopplung zwischen beliebig angeordneten Punktschallquellen zu berechnen. Nimmt man den Strahlungswiderstand eines unendlich langen Rohres (z.B. in der Vereinfachung von DaSilva) fuer diese Punktschallquellen an, lassen sich recht gute Vorhersagen fuer CB-Cluster treffen. Vergleiche mit BEM-Modellen zeigen brauchbare Uebereinstimmung. Mit einem kleinen Programm kann sich jeder den Strahlungswiderstand einer XY-Anordnung ausrechnen und den Einfluss der Reaktanz (i.e. akustischen Masse) und Resistanz (i.e. mechanische Daempfung) auf einzelne Treiber anschauen. Eine Uebung, die ich einigen der Kombattanten dringend empfehle.


    @ Hoernli: Du hast Folgendes geschrieben: "Ich nehme eine CB mit fc=100Hz und gebe mit dieser Toene von 60Hz und 600Hz wieder. Durch die Selbstzentrierung der Schwingspule, hervorgerufen durch das 60Hz Signal, reduzieren sich die Verzerrungen des 600Hz Signals. Dies waere nicht der Fall, wuerde die Schwingspule durch die 60Hz Anregung nicht zentriert; i.e. die Verzerrungen waeren hoeher, wuerde der Treiber nur mit 600Hz angeregt." Bitte korrigiere mich, sollte dies nicht Deiner Schilderung entsprechen.


    @ all: Ohne eurem Rechenehrgeiz vorweggreifen zu wollen: im CB-Cluster ist der auf einzelne Treiber wirkende Strahlungswiderstand ungemein wellig - und nicht nett ansteigend und dann konstant, wie man das vom Kolben kennt. Alle diese Welligkeiten stellen Resonanzen dar - und was die machen, hat sicher der Hoernli schon mal erklaert. Ja, die steigern die Anfaelligkeit fuer DC-Displacement verglichen zu einer einzelnen CB

    Zitat von "Hörnli"

    Moin, Genau dieser Kundenfrage durfte ich mich als Anbieter eines geschlossenen Topteils stellen. Natürlich wollte ich nicht hilflos stammeln: Sind halt super Tops, können eben keinen Bass. Nun ist es so, daß die Tops bauartbedingt, weil geschlossen mit hoher Resonanz, die Grundbedingung für stabilen UR-Betrieb mitbringen. Beim URPS kann man ohne Verschleißrisiko den Hub voll ausschöpfen, weil kein DC-Displacement auftreten kann. Zudem ist die Basswiedergabe eines URPS musikalisch sehr eindrucksvoll, und gerade weil sich die Schwingeinheit unter Reonanz beim maximalen BL zentriert auch sehr klirrarm, besonders wenn man im Notfullrangebetrieb saubere Mitten braucht. Also gibt es für meine Tops ein Fullrange-Preset, im Vertrauen darauf, daß eine saubere impulstreue Wiedergabe von den Mitten hinab durchgängig bis in den Bassbereich subjektiv eindrucksvoller ist, als schierer Pegel mit Impulsmängeln, wegen Frequenztrennungen, Resonatoren und Klirr wegen Nullagenproblemen.

    Du behauptest, eine breitbandige CB wuerde geringere nichtlineare Verzerrungen oberhalb fc aufweisen, wenn durch Anregung unterhalb fc eine "Selbstzentrierung" der Schwingspule im Luftspalt erfolgt? Das waere nett, ist aber leider falsch gedacht.

    Adval, welchen praktischen Nutzen haette ein Hornentwurf, bei dem fuer eine gegebene Grenzfrequenz der Hornkontur (unterhalb derer auch ein unendlich langes Horn mit unendlich grosser Mundflaeche keinen Schall leiten kann) die Treiberflaeche gross gegenueber der Hornmundflaeche (ergo die Hornlaenge kurz) waere? Wie du sagst; naehert sich die Treiber- an die Hornmundflaeche an, verhaelt sich der Treiber aehnlich einem Direktstrahler in geschlossenem Gehaeuse, da die Impedanztransformation des Wellenleiters vernachlaessigbar wird. In diesem Fall bestimmt die Einbauresonanz des Treibers die untere Grenzfrequenz, unterhalb derer der Wirkungsgrad klein wird.


    Den Einsatzbereich "kurzer Hoerner" wie des HD15 sehe ich als klassischen 2. Weg zwischen gestackten Tiefton- und geflogenen Mitteltonhoernern im Bereich zwischen 100 und 500 Hz. Die Hornkontur erlaubt ausreichende Transformation der Strahlungsimpedanz (i.e. einen Wirkungsgrad deutlich ueber dem direktstrahlender Systeme) fuer Frequenzen oberhalb 80..90 Hz. Ich vermute, dass aus Gruenden der Betriebssicherheit die untere Grenzfrequenz des Horns niedrig gewaehlt wurde um ein Auslenkungsversagen weniger wahrscheinlich zu machen, sollte der Anwender versuchen, das System als Direktstrahler bis zur Einbauresonanz des Treibers einsetzen zu wollen (was den von Dir beschrieben Einsatz von parametrischer Frequenzgangkorrektur erforderlich macht, um den zu tiefen Frequenzen stark abfallenden Wirkungsgrad zu kompensieren).


    Um den Schlenker zum Thema zu bringen: zur "richtigen" Basswiedergabe gehoert, dass Systeme innerhalb des akustisch sinnvollen Frequenzbereiches eingesetzt werden. Das "Brute Force EQing" erhoeht die nichtlinearen Verzerrungen ueber Gebuehr.

    Mit zunehmendem Hub steigt die Spannung in Sicke / Spinne. Das wiederum erhoeht die spezifische Wellengeschwindigkeit im Material (vergleiche Gitarrensaite), ergo auch die Eigenresonanzen des Bauteils. Jede praktische Filterung dieser Resonanzen senkt unnoetig die im Raum erzielbare freie Verstaerkung vor Rueckkopplung durch die Zunahme der Phasenverzerrung bei inkorrekter Filterabstimmung. Abhilfe schafft nur das Erhoehen der mechanischen Daempfung des Bauteils; beispielsweise durch niderviskose Beschichtungen wie Silikon. Dies senkt die Resonanzguete und maximale Amplitude, und hilft, die Wahrnehmbarkeit dieser Resonanzen zu minimieren.

    Zitat von "Studi"

    Ein Rudel HD 15er hatte lt. TBF nicht den Schub und Tiefgang wie sein URPS-System.

    Die untere Grenzfrequenz eines Horns haengt von den Konturparametern und nicht von der Anzahl der Einzelhoerner ab. Ein derart kurzes Horn wie das HD15 kann prinzipbedingt die untersten Lagen nicht wiedergeben. Und das weiss der TBF auch.

    @ Jobsti - auf jeden Fall eine gute Idee. Idealerweise sollte man 3 unterschiedlich alte Systeme unter die Lupe nehmen, um eine Vorstellung der Streuung zu kriegen.


    Denn audio-pip's Einwurf will bedacht sein; meine eigene Erfahrung mit asiatischen OEM Herstellern zeigt, dass in ein Produkt jedes Bauteil reinwandert, was mechanisch kompatibel ist. Technische Anforderungen, Produktbezeichnungen, etc. spielen hier keine Rolle. Bei Hochtontreibern werden Diaphragmen aus Mylar, Titan oder Teerpappe reingeschraubt wenn nur Schwingspulendurchmesser und Lochradius passen. Bei Mitteltoenern muss eine Schwingspule rein - egal ob aus Kapton oder Papier; Wicklungshoehe interessiert niemanden, solange sich die Membran nach dem Einbau um +- 3mm frei bewegen laesst. Das gleiche gilt fuer Spinnen, Sicken und Membranen.


    Und zum Thema Reindrehen / Rausdrehen: gerade die Anwender einer solchen billigen OEM-Box haben nur wenig Erfahrung, nach Gehoer ein System abzustimmen. Einsteiger benoetigen linear abgestimmtes und einfach zu handhabendes Material, um einen vertretbaren Klangeindruck bewerkstelligen zu koennen.

    Ich habe dem Cubo15-Menschen mal geschrieben, und nach elektrischen Impedanz- und Fernfeldmessungen gefragt - es ist ja schon ein Weilchen her, seit der Bauvorschlag veroeffentlicht wurde. Antwort kam umgehend - er hat keine. Der Vergleich zwischen Cubo15 und einem BR18 sei durch vergleichende Messung mit Schallpegelmesser und Frequenzgenerator entstanden, daher auch kein Absolutfrequenzgang. Interessant war zudem die Auskunft, dass sich die Ergebnisse seiner Simulationen gut mit dem fertigen System decken wuerden. Lediglich die beiden Resonanzen am oberen und unteren Limit seinen in Realitaet um rund 10Hz nach unten verschoben. Gezielter Entwurf sieht anders aus...


    Mich stoeren besonders die ausgepraegten Resonanzen dieser Bauart. Jobsti's Messungen des AW MTL und Hagen's Simulation des Cubo15 (die noch ein wenig Feinschliff braucht) zeigen das deutlich unterdaempfte Verhalten. Wenn hier nicht mit parametrischen Filtern gegengewirkt wird, schafft es ein Cubo zur besseren BR: hoeherer Wirkungsgrad auf der unteren Resonanz, und statt einem werden zwei Toene dominant wiedergegeben.

    Alle gezeigten Messungen und Simulation bezogen sich auf kalte Schwingspulen, i.e. groesstmoegliche elektrische Daempfung. Erhoeht mal den Schwingspulenwiderstand auf praktisch relevante Werte von z.B. 140degC und schaut euch dann die Simulation an. Die bereits im "kalten Zustand" deutlich ausgepraegten Resonanzen am oberen und unteren Rand des Einsatzbereiches werden dann richtig interessant. Um die zu bedaempfen, bedarf es massiven EQ-Eingriffs. Der Wirkungsgrad im Bereich zwischen den Resonanzen sinkt durch den steigenden Widerstand auf Werte ab, die auch mit einem Direktstrahler erreichbar sind.

    Zitat von "olaf ballwanz"

    Selbst wenn Du 4 Kisten bauen willst, würde ich folgendes machen:


    alle Kisten 4 Ohm, dann jeweils eine Seite in Reihe schalten, ergibt 8 Ohm, mit einer kleinen Splitbox, dann ein grosser Amp,
    der ausreichend Power an 8 Ohm pro Kanal liefert.


    Es ist unklug, 4 Ohm Treiber in Reihe zu schalten. Das beste Verhaeltnis aus Leistung und Kosten ergibt sich, wenn jeder Verstaerkerkanal irgendwo zwischen 2 und 4 Ohm betrieben wird. Sollen haeufig 2 je Seite eingesetzt werden lohnen sich 8 Ohm Treiber, da die Anforderungen an die Endstufe sinken. Parallelschaltung bringt deutliche Vorteile was Leistungskompression und Wirkungsgrad anbelangt (siehe zweites Beispiel am Ende vom ersten Beitrag in: http://www.party-pa.de/phpBB/viewtopic.php?f=48&t=67109).

    Tja, damals waren ja keine elektrischen Impedanzmessungen zustandegekommen mit denen man die Simulation haette vergleichen koennen. Fest steht aber, dass die Resonatorlaenge bis in den spitzen Winkel gilt. In Hornresponse wuerde ich den Mittelpunkt des Treibers an der Grenze zwischen 1. und 2. Segment ankoppeln. Die Querschnittsflaeche des Horns wuerde ich an der Mittelsenkrechten der Hauptgerade berechnen. Mit der Vorkammer wuerde ich mit minimalem Volumen die Treiberflaeche an die Hornquerschnittsflaeche anpassen (das ist der wacklige Teil der Annahmen).


    @ Hoernli: hast du ein Kiss rumstehen? Saubere Parametermessungen eines geeigneten 15" im Lager hast du ja bestimmt...

    Instinktiv haette ich gesagt, bei Audio-Pip's Simulation stimmt etwas mit der effektiven Laenge des Wellenleiters nicht, da der Wirkungsgrad unterhalb 90Hz fuer ein einzelnes Horn dieser Groesse sehr bescheiden ist. Allerdings findet sich auf Google Images fuer "Selenium HB 1505" ein Katalogauszug mit einer Messung eines Einzelhornes inklusive Skizze, welche der Simulation sehr aehnlich sieht. Ich wuerde gern mal nachrechnen, habe aber keine hinreichend genaue Zeichnung der Hornkontur. Vielleicht kann mir jemand aushelfen...


    @ depner: Du hast eine PN.

    Hi Christian, mit neuen Treibern geht das Problem nicht weg. Du kommst um eine bessere Abstimmung nicht umhin. Hier mal ein paar Vorschlaege, wie du das Problem mit Hausmitteln in den Griff kriegen kannst:


    - Ganz wichtig ist, was FF und HKL sagen - im 4er Stack hat das HB1505 einen ansteigenden Frequenzgang - den musst du am Controller mit einem -6dB Kuhschwanzfilter ausgleichen. Am einfachsten ist es, den Frequenzgang eines 4er Stacks mit Hornresp abzuschaetzen und die Absenkung daraus zu errechnen.
    - Je breitbandiger die Hoerner eingesetzt werden, desto unkritischer ist die Phasen- und Laufzeitanpassung. Also eher zu einer hoeheren als tieferen Grenzfrequenz tendieren. So ein Horn kann locker bis 200Hz, vorausgesetzt der ansteigende Frequenzgang ist ausgeglichen.
    - Mit einer Filtersoftware die minimal erforderliche Verzoegerung ausrechnen und den geometrischen Laufzeitunterschied addieren. Dann kriegst du ein gutes Gefuehl, wieviel die Verzoegerung betragen muss. Die Feinabstimmung findet man dann im Rahmen von ein ca. +/- 1ms auch per Gehoer - aber nur wenn die Frequenzgaenge passen.
    - Fuer Messungen im Tieftonbereich brauchst du keine kalibrierte Kette. Software wie ARTA oder SatLive Nutzt eine 2-Kanalmessung womit sich die Fehler der Soundkarte kompensieren lassen. Unter 1 kHz ist der Frequenzgang des ECM8000 nahezu makellos (schlicht bedingt durch die Groesse der Kapsel).


    Eine Beschallungsanlage ist immer nur so gut wie die Abstimmung.

    Hi depner,


    der Baerenanteil Deines Problems ist weder dem Treiber noch dem Horn zuzuschreiben, sondern der falschen Abstimmung der Filter im Uebergangsbereich von Tops zu Subs. Ich vermute, Du hast an einem Controller die Trennfrequenz und eine der ueblichen Filtercharakteristiken eingestellt und dann losgehoert, ohne Dich mit dem genauen Amplitudenverlauf der beiden Systeme nach der Filterung, den Laufzeitunterschieden, oder der Phasenanpassung beschaeftigt zu haben.


    Ganz einfach gesprochen: der schmalbandige Betrieb des Horns von 40..140Hz sorgt fuer eine lange Verzoegerung der Schallwiedergabe des Horns. Wird diese im Vergleich zum Top nicht genau ausgeglichen, werden die Signalanteile < 140Hz dramatisch zu spaet wiedergegeben. Der zeitliche Bezug zwischen den Signalanteilen stimmt dann nicht mehr; man nimmt den "Kick" deutlich war, kann aber das verzoegerte "Gebrummel" nicht mehr dem "Kick" zuordnen.


    Lies mal auf z.B. TomyN's SatLive-Heimatseite ueber Phasenalignement / phase alignment nach. Die Abstimmung ist relativ einfach - man berechnet zuerst den theoretischen Phasenverlauf der idealen Filter mit z.B. LEAP oder jeder anderen Filtersoftware, um einen ersten Eindruck zu gewinnen, wie sich die idealen Filter einschliesslich des Hochpasses des Horns verhalten, und um wieviel Sekunden die Tops mindestens verzoegert werden muessen. Dann muss die Uebertragungsfunktion von Sub und Top gemessen, und mithilfe des Controllers an die ideale Filterkurve angeglichen werden. Abschliessend dann die Messung des Laufzeit- und Phasenausgleichs fuer die korrekte Addition der Signalanteile.

    Hi Jim,


    die Messung ist immer noch fragwuerdig. Die Fensterlaenge betraegt 3.74349ms und die Abtastfrequenz 61.2kHz. Das ergibt 229 Samples und entspricht einer Frequenzaufloesung von 267Hz. Ich bin mir nicht sicher, ob die Software Techniken wie zero padding einsetzt, um die Aufloesung zu verbessern, aber die angezeigte Kurve sieht nicht danach aus. Zudem ist die Reflektion ganz knapp nach der ersten Spitze (ca 0.4ms) verdaechtig, Ist das ein Einfluss der Schallwand? Weder das Horn noch der Treiber sollten eine solche nicht-minimalphasige Stoerung hervorrufen.

    Das Stichwort lautet Strahlungskopplung an Grenzflaechen endlicher akustischer Impedanz. Ich wuerde wetten, dass Vitavox diese Messungen auf einer schallharten Flaeche vornahmen. Rasen hat ein derart komplexes Absorptionsverhalten, dass die Messung eines Systems mit niedriger Richtwirkung kaum auf die 4Pi-Situation uebertragbar sind. Im Vitavox-Fall wurden aber wahrscheinlich groesstenteils Hoerner mit sehr hoher Richtwirkung untersucht. Hier ist eine solche Messung kaum problematisch, da im Bereich sinkender Richtwirkung (eg zunehmender Strahlungskopplung mit der Grenzflaeche) die Schalleistung durch den sinkenden Strahklungswiderstand des Horns drastisch absinkt. Es wurde ohnehin erst dort getrennt, wo entsprechend hohe Richtwirkung erreicht war.


    Die heute verbreiteten Langhubsicken (mit kostenloser Membranbeigabe und praxistauglichem Rundstrahlverhalten) lassen sich nur schwer in Halbraum- oder Grenzflaechenmessungen erfassen. Diffraktionseffekte des Gehaeuses werden verfaelscht, und der Vollraumwirkungsgrad stimmt durch die praesenz der Grenzflaeche auch nicht. Mathematische Kompensation wie bei ARTA ist nur ein krudes Hilfsmittel. Hohes Kurbelstativ und maximale Verzoegerung der Bodenreflektion sind die praxistauglichste Loesung.


    @ Mike J. - ich verstehe deine Beitrag nicht ganz. Die Frage, ob die Stoerung bei 1kHz eine Folge von fruehen Reflektionen oder Eigenheiten des Lautsprechers selbst ist, laesst sich mit deiner Auswertung nicht beantworten (die IA weist eine Reihe verdaechtiger Impulsspitzen auf, denen man mal nachgehen sollte. Zudem sollte die fruehe Reflektion ausgefenstert werden, um eine Quasi-Freifeldmessung mit eingeschraenkter Frequenzaufloesung und entsprechend hoher unter Grenzfrequenz zu erlauben.


    Es scheint, als wenn du die Messungen zum Lautsprecherentwurf (reflektionsfrei) mit denen fuer ein Beschallungssystem in einem Raum (nicht reflektionsfrei) verwechselst.

    Ich neige dazu, dem Jonny beizupflichten - ein Bassreflexsystem mit Eckports stellt keine aussergewoehnliche Entwicklungsleistung dar. Was aber nicht bedeuten soll, das ein sauber entwickeltes System nicht arbeitsintensiv im Entwurf und von hoher Praxistauglichkeit sein kann.


    Aber: laut matthischachy's eBay-Beurteilungen wurden zumindest in 2 Faellen je 2 dieser Sub's unabhaengig voneinander verkauft. Gemessen an dem Umstand, das Lautsprechergehaeuse einen Grossteil der matthischachy'schen Verkaeufe ausmachen, besteht hier sehr wohl ein kaufmaennisches Interesse.


    Und da ist sie wieder - die Zwickmuehle der public domain (welche neben dem Internet auch alle Journale und Buecher umfasst). Geistiges Eigentum ist vor Vermarktung durch Andere (und in den meisten Faellen 'Ahnungslosen') nicht vernuenftig zu schuetzen. Ich kann Thomas und alle anderen, denen dieses Thema an die Nieren geht, nur zu einem groesseren Masz an Altruismus motivieren. Martin King hat seinerzeit einen Riegel vor seine Programme geschoben, weil 1 Lizenznehmer gewerblich taetig wurde. Im Gegenzug; ohne David McBean waere Rog Mogale hoechstwahrscheinlich nicht in der Lage, auch nur einen einzigen Sub zu entwerfen.

    @ Jim: die Auswertung der Messung ist nicht ganz korrekt. Leider sieht man keine Skale der Impulsantwort, aber die fruehe Reflektion wird definitiv nicht durch Horn+Treiber verursacht. Auch wenn du diese Reflektion ausfensterst (leider sieht man die Marker nicht), ohne ein geeignetes Fenster (z.B. Hamming) stimmt der Frequenzgang nicht - am Ende des Zeitfensters wird stets ein Wert ungleich Null auftreten. Dies verletzt die Voraussetzung der Fouriertransformation, dass ein streng periodisches Signal vorliegt.


    Vielleicht kannst du die Messung wiederholen und die Reflektion vermeiden. Die Unterschiede sollten doch betraechtlich sein. Ich bezweifele naemlich, dass der Einbruch bei 1.1kHz durch die Kombi aus Horn und Treiber verursacht wird.

    Es ist alles viel komplizierter. Beugung etc. spielt erst eine Rolle, wenn der Umfang des Querschnittes gleich der Wellenlaenge ist - selbst bei 1" ist das eine recht hohe Frequenz. Das Problem ist die Impedanz der verschiedenen Wellenleiter. Ein Hornsegment mit Laenge x, unterschiedlichen Anfangs- und Endflaechen und einer definierten Querschnittskontur dient dazu, den niedrigen Strahlungswiderstand am Mund (i.e. die akustische Impedanz der grossen Strahlerflaeche) auf eine kleinere Flaeche zu transformieren (i.e. eine hohe akustische Impedanz an der kleinen Mundflaeche zu erlauben). Diese Impedanztransformation ist aber eine Funktion der exakten Hornkontur. Jede Aenderung der Kontur kann zu starken Einbruechen oder Resonanzen auch fuer niedrige Frequenzen fuehren. Fuer niedrige Frequenzen laesst sich die Impedanztransformation einfach berechnen; ein Hornadapter kann schnell berechnet werden. Trivial sind diese Berechnungen aber denoch nicht.


    Mein Rat: XT1464.