Dann ein paar Nachfragen zur HK:
Ich habe mehrfach gelesen, dass die Höhen als "spritzig", aber auch als "manchmal sehr scharf" oder "vielleicht etwas zu hart" oder "zu aufdringlich" wären. Das sind Beschreibungen, die mich aufhorchen lassen, weil sie nicht meiner Ziel-Klangvorstellung entsprechen.
Fragt sich nun , was der Grund dafür ist. Liegt das nur an einer Frequenzgangbetonung (die man ja leicht mit dem EQ entzerren könnte), sind das Resonanzen des HT-Treibers oder könnte das bedeuten, dass die Box im Höhenbereich bei hohen Pegeln an ihre Grenzen kommt und sich deutlich ansteigende Verzerrungen dann unangenehm bemerkbar machen?
Wie wäre deine Einschätzung was den möglichen Pegel angeht? Meinst du, man könnte mit der Box (nur je 1 pro Seite) die ersten 10-15m vor einer Open-Air-Bühne ausreichend laut (und noch "verzerrungsarm") beschallen?
Was Verzerrungsarmut bedeuten kann habe ich übrigens bei einem Soundcheck auf dem Sandtorkai beim letzten Kirchentag in Hamburg erst so richtig verstanden. Ich konnte mich selbst schreiend kaum verständigen, dennoch war der hohe Pegel kein bischen unangenehm, es war eben einfach nur angenehm laut. Das System (von D.A.S.) war eben auch mehr als nur reichlich dimensioniert und spielte absolut mühelos. Ganz anders mancher Sound, wenn die Kübel schon richtig "am Kotzen" sind - das ist wirklich kaum zu ertragen.
Daher hat für mich der verzerrungsarm mögliche Pegel im normalen Anwendungsfall höchste Priorität bei der Entscheidung zwischen den verschiedenen Optionen. Ausgehend von einer Entfernung zwischen (geflogenem) Speaker und Kopf des (stehenden) Zuhörers von 10m müsste dieser dann einen 20dB höheren Pegel in 1m Entfernung liefern. Wenn ich von 96dB Dauerpegel in dieser Entfernung ausgehe, dann werden Pegel erreicht, die für unsere Anwendung alle denkbaren Anforderungen reichlich abdecken sollten. Mit einem "Sicherheitsaufschlag" wäre daher ein möglicher Dauerpegel von 120dB in 1m vor der Box für uns in jedem Fall ausreichend - insoweit das noch im "gesunden" oder "entspannten" Betriebsbereich der Box liegt (in dem hörbare Verzerrungen keinesfalls eine Rolle spielen). Wenn die Box mit ihrer Peakleistung dann noch einen ausreichenden Headroom bietet (das sieht laut Datenblatt ja so aus), dann sollte das passen.
Ist das mit den hier genannten Speakern machbar (oder ist das unrealistisch - mal abseits der wenig aussagekräftigen Peak-Werte)? Schafft das z.B. auch die HK L5 F112FA?
Schon seit langem schätze ich die Messungen von Anselm Görtz - wenn ich mir einige davon ansehe, dann fällt natürlich auf, dass manche Boxen im Nutzbereich eine sehr ausgewogene und verzerrungsarme Wiedergabe bieten (Beispiel: TW Audio M15). Andere Systeme haben erkennbar Schwachstellen (HK L5 LTS - angegeben mit 133dB halfspace bei 10% - im Test schwanken die Werte deutlich). Leider gibt es derartige Messungen nicht für die hier genannten günstigen Systeme - das würde sicher schnell die Spreu vom Weizen trennen... (und die Hersteller werden solche Daten sicher nicht herausrücken).
Eine ähnlich hohe Priorität hat ein gleichmäßiges Abstrahlverhalten. Was nützt mir der schönste Frequenzgang auf Achse, wenn horizontal oder vor allem vertikal daneben dann das Chaos losgeht? Daher ist mir sehr wichtig, dass der HT-Treiber außerhalb der Achse möglichst gleichmäßig und ausgewogen leiser wird. Eine steile Trennung (FIR) der beiden Wege vermeidet Probleme im Übergangsbereich, die sich ja auch im Abstrahlverhalten negativ bemerkbar machen würden. Leider gibt es dazu nur von wenigen Herstellern aussagekräftige Messdiagramme im Datenblatt (Yamaha DSR und RCF 2031A gehören dazu - D.A.S. und HK bei den hier genannten Speakern leider nicht).
EDIT: Hab jetzt grade noch einen Tools4Music-Test zur HK gefunden - inkl. einiger interessanter Messungen. Darin wird u.a. eine Höhenbetonung im Frequenzgang gegenüber dem Mittel-/Grundtonbereich erkennbar (ab ca. 3kHz bis zu 6dB). Das erklärt dann vermutlich schon mal diesen Teil. Das Wasserfalldiagramm ist dagegen ganz in Ordnung (geringfügige Resonanzen sind ja normal), die Richtwirkung sieht bis auf typische Probleme im Übernahmebereich auch ganz vernünftig aus. Nur auf die Frage nach dem maximalem Pegel gibt der Test keine Auskunft.