Was ich mich ja immer frage:
Sind militante verfechter des Shure Sm57 zur Abnahme von Snare und Gitarre, sowie als Allround-Instrumental-Mikros tatsächlich alle schon über 35 und benutzen und verfechten es aus Gewohnheit oder liegt es an der überragenden Klangqualität, die viele junge Mischer noch nicht zu schätzen wissen?
Meine Erfahrung zeigt zumindest, dass es VIEL mehr "alte Hasen" gibt, auf dessen Ridern ich dieses Mikro als bevorzugt finde, als jüngere.
Ich testete also, um mein subjektives Empfinden zum Sm 57 mal etwas zu differenzieren.
Im akustischen und optischen (Frequenzgang) Vergleich mit Beyerdynamic M201, Sennheiser e905, MD441, MD 421 fiel mir auf:
Der Frequenzgang des SM 57 sieht ab 3KHZ er aus wie eine Motor-Cross Strecke. Ein rasanter Anstieg von 5db über eine Oktave um alsdann wieder mit einem letzten Aufbäumen abzufallen.
Keines der anderen Testmodelle hatte Vergleichbare Unregelmäßigkeiten. Das MD 441 kommt dem am nächsten, ist dennoch insgesamt lienearer und auch die Flankensteilheit der Peaks fällt geringer aus.
Glänzen kann hier das M201 mit einer schönen Linearität.
Der akustische Direktvergleich ließ bei mir das SM 57 auch als Schlusslicht dastehen.
Snare:
Keine echte Tranzparenz. Eher der Eindruck eines knirschig-mittigen Sounds. Den Solo auf den Kanal des e905 geschaltet und es erschien mir als habe man ein dünnes Handtuch zwischen Schlagfell und Stick genommen; Das Rascheln des Teppichs, der natürliche Klang des Kessels, die Ghostnotes - alles da.
Auch M201 an der Snare exzellent, MD 421 ebenso, auch das 441 hat seinen Charm.
An der Gitarre eine ähnliche Erfahrung. Da wo das e905 schön Crisp hier etwas Druck vermissen ließ, lieferte das MD421 diesen hier wunderbar. Das M201 reihte sich irgendwo dazwischen ein, setzt man hier den starken Nahbesprechungseffekt ein, ist es ungeahnt druckvoll..
Md 441 etwas zu hochmittig, eher OK als super.
Das SM 57 lieferte nichts von dem. Es schien so als hätte man den Amp gegen nen Marshall ValveState getauscht. Mittig-phasig mit einem leicht kreischigem Hochmittenanteil, das ist dann wohl der Peak um 5-6KHZ...
Naja, ok, dann halt noch mal mit Sprache....und?
MD 421 exzellent, M201 eigen aber auch sehr brauchbar, MD441 traumhaft, e905 auch ganz OK. Das SM 57 wiederum eher mangelhaft.
Ich sag mal so:
Will man für eine bestimmte Anwendung den etwas undiffernzierten Klang des Sm 57 (zum Beispiel bei nem miesem Drummer, wo die Snare nur nicht komplett sein soll) haben, nun gut. Möchte man ein paar Euro sparen, auch gut.
Aber das ist eigentlich nicht das Thema, denn als Overheads schreiben dieselbem Mischer gerne Mal MKH 40 oder verschiedene Neumann auf den Rider. An Snare und Gitarre dann aber SM 57.
Mir unerklärlich.
Wenn mir jemand auf die Sprünge helfen kann, bitte sehr.
Ich schließe mit einigen Reviews von Steve Albini, von denen ich eins sogleich in meine Signatur übernehme.... http://de.wikipedia.org/wiki/Steve_Albini
Shure SM57
Zitat
Piece of shit dynamic mic some people are inexplicably crazy about, so we bought one. Sounds equivalently good on everything from snare drum to electric guitar. Unfortunately, not a very high standard of "Good." If you need to record something and there's no microphone available, this will do, I guess.
Beyerdynamic 201
Zitat
Hypercardioid dynamic mic, can handle very high SPL. Useful for snare drum, freak high-SPL situations where you still need good midrange clarity. If the SM57 were a microphone, it would sound like this.
Sennheiser MD 421
Zitat
Versatile, general-purpose dynamic mic. Often used on bass drums, toms, snare, bass guitar, electric guitar, vocals, horns. Can handle extreme SPL. Has high-pass filter variable from flat ("M" for music) to strong hi-pass ("S" for speech).