Beiträge von billbo

    Auf Klaustons Beitrag möchte ich noch einmal eingehen. Denn der ist ein Paradebeispiel dafür, dass es immer besser ist, den Sinn einer Sicherheitsregel zu verstehen anstatt diese einfach nur blind anzuwenden.


    Die Regelung „über jedes Nylon gehört ein Steel“ rührt daher, dass Nylon nicht hitzebeständig/ feuerfest ist. Sie dient vornehmlich dem Zweck, im Brand-/ Katastrophenfall die Einsatzkräfte der Feuerwehr davor zu bewahren, dass ihnen bei ihrem ohnehin ungemütlichen Job zuallererst mal die in eine Veranstaltungshalle zusätzlich eingebrachte hängende Last auf den Kopf fällt.
    Es ist gut und richtig, sie zu verinnerlichen und in jedem Standardfall zu beherzigen (eine Rundschlinge verliert ihre Festigkeit u.U. auch, wenn ein PAR – Scheinwerfer zu lange von zu nah ungünstig drauf scheint, oder der Pyrotechniker mit seinem Goldregen nicht aufpasst). Es kann allerdings, wie von Klauston dargelegt, in BEGRÜNDETEN Einzelfällen (die Discoparty in der Schulaula gehört ausdrücklich nicht dazu) auch richtig sein, genau dies nicht zu tun. Bei einem Open Air Linearray – Hang über abgesperrtem Bereich etwa ist die feuerbedingte Absturzgefahr denkbar gering. Luft und Layher brennen einfach zu schlecht. Stattdessen kann es dort weitaus wichtiger sein, die Last im Notfall (Unwetter) schnellstmöglich herunterfahren zu können, um weitere Gefahren zu minimieren. Bei heranziehendem Blitz und Donner klettert man da ungern erst 18 m Layher hoch, um irgendwelche Steelsafeties zu lösen.


    Eine solche Entscheidung kann ich aber nur dann fällen, wenn ich den Sinn dieser spezifischen Regelung verstanden und verinnerlicht habe.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Gerade noch gesehen/ Rundschlingen: dass das keine Steelflex waren, hast Du von unten ja sicherlich genau erkannt?
    Fluchtwege: selbstverständlich gibt es neben der offiziellen Einlassbrücke (mindestens) eine zweite Zufahrt auf die Insel. Z.B. die, auf der während des Festivals pausenlos hunderte Tourbusse/ Backlinetrailer/ Versorgungs-/ Einsatzfahrzeuge/ usw. das Festival erreichen und wieder verlassen.


    Auf dem Gebiet ungarischer Sicherheitsregeln, Versammlungsstättenverordnungen und Ratschengurtprüfzeichen kennst Du Dich aber aus? Ich mich nämlich leider nicht.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Vorweg: ich war dieses Jahr nicht auf dem Sziget, und kann daher nicht mit einem Ohrenzeugenbericht dienen.
    Da ich aber speziell diese Szene ganz gut kenne, eine Anmerkung zum Maiden - Post: natürlich arbeiten da (wie im Übrigen auch auf den großen Sziget – Bühnen) Leute, die ihr Handwerk verstehen. Natürlich ist für einen solchen ‚Weltact’ alles an Produktionstechnik am Start, was das Herz begehrt. Natürlich weiß der Maiden – Mischer, wie man Maiden mischt.
    Allerdings wirken auch dort auf und hinter der Bühne lediglich ganz gewöhnliche Menschen und keine Superhelden. Nicht jeder Sänger jeder Band etwa ist auf einer langen Welttour jeden Abend stimmlich in Höchstform; mancher gar hat seinen Zenit in dieser Beziehung schon länger deutlich überschritten.


    Aber die Show muss trotzdem laufen, wenn erst mal die Vorkasse auf dem Konto ist, die Produktion spielfertig aufgebaut steht, und vor der Bühne 100.000 zahlende Kuttenträger erwartungsfroh – bierselig das Intro herbeisehnen.


    Und dann gibt es notfalls ganz klare Ansagen. Vom Management, vom Veranstalter, und manchmal auch vom Chef persönlich: eigentlich geht’s heute nicht, aber es muss trotzdem irgendwie gehen. Sei ein Mann, nimm’s auf Dich, misch die Stimme halt so, dass es nicht allzu sehr auffällt. Und los.


    So etwas kommt gar nicht mal so selten vor. Und als Bandmischer macht man das dann, auch wenn’s gegen die ‚innere Ehre’ geht.
    Den Maiden – TM (Bill Barclay) etwa kenne ich einigermaßen. Und ganz ehrlich: wenn DER dir so was als Tonmann sagt – dann machst du das einfach. Und dabei denkst du nicht einmal an das Wort ‚aber...’
    Eigentlich machst du’s schon, bevor er dir das sagt. :D


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Stimmt. An diesen Anwendungsfall habe ich nicht gedacht, und da würde das tatsächlich Sinn machen. Und "O" bliebe zunächst auch tatsächlich "O" :-D.
    Das liegt aber auch daran, dass ich mich (zumindest für die letzten 25 Jahre) an keinen Fall erinnern kann, wo ich (oder irgendein betreuter Kollege) ein Effektgerät in einen Kanal insertet hätte. Aber man soll ja nie "nie" sagen.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo


    P.S.: Doch! Als vor Jaaahren mal bei einem Jugendzentrumsgig der Marshall nicht wollte, musste eine DI-Box + insertetes SPX50 herhalten; sogar mit einem übers Multicore improvisierten Bypass Switch.
    Trotzdem war der Gitarrist danach noch nicht so 100%ig von der Sache überzeugt. Aber zumindest war das der erste Gig, bei dem er nie lauter war als ICH wollte :D.

    So sehr ich die Kiste inzwischen als eierlegende Wollmilchsau und Cashcow zu schätzen gelernt habe – dieses ‚Feature’ ist hat bei mir ebenfalls schon für reichlich Verwunderung gesorgt.
    Auch in der analogen Welt nutzt man diese Bypassschhalter ja allenfalls, um bei unbekannten/ ungewohnten Geräten vorab mal einen Pegelabgleich zu machen (mir fällt zumindest kein anderer Anwendungsfall ein). Und das ist in einem gut abgestimmten geschlossenen System wie hier natürlich ziemlich unnötig.


    Ich schreibe das dem Bemühen der Yamaha Entwickler zu, mit diesen Baureihen (M7 und LS9 sind bis auf Ausstattung/ Bedienkomfort erkennbar identisch)) über eine möglichst detailgenaue Kopie der gewohnten Analogwelt die letzten Zweifler ins digitale Lager zu locken. Der Erfolg gibt ihnen Recht; und vielleicht möchte der selbstmischende Tanzcombo – Keyboarder – Bandleader ja nach wie vor auch seinen Bypassschalter nicht missen?
    Das mit den (übel hörbaren) Kammfiltereffekten stimmt, und mach die Sache natürlich erst recht gänzlich unbrauchbar. Ein sinnfreies Ausstattungsmerkmal - für das man auch noch 4 UDKs vergeuden kann!


    Konsequenter Weise hätten sie dann aber auch noch Schalterknacksen, Potikratzen, und einen 100 – Kilo - Bleibarren einbauen müssen – um auch dem allerletzten Hardcoreanalogler den Umstieg schmackhaft zu machen :D.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Zitat

    Uns sponsert eben *keiner*.


    Richtig. In Deinem Fall ist die Sache umgekehrt. Du gehst in der Woche Deinem Beruf nach, und am WE sponserst Du mit Deiner Arbeit/ Deinem Enthusiasmus/ Deiner Einsatzbereitschaft das örtliche Schützenfest/ den Gesangsverein/ die Abifete. DU bist der Sponsor. Das zu erkennen ist schon mal ein wichtiger Schritt.
    Wenn Du Spaß dran hast und es Dir leisten kannst: mach es. Nichts spricht dagegen.
    Wenn Du es mit dem Hintergedanken tust, irgendwann einmal nachhaltig davon leben zu können: vergiss es. Warum sollte Dich jemand für etwas bezahlen wollen, was er anderswo auch umsonst kriegt?


    „Nichts im Leben ist schwieriger, als auf ehrliche Art an das Geld anderer Leute zu kommen.“
    Vor 30 Jahren habe ich einmal jemanden für diesen Spruch gehasst. Heute weiß ich, dass er ziemlich nah an der Wahrheit lag.


    Zitat

    Ich kriege jedes Mal einen Lachkrampf, wenn ich eine Dorfdisko mit diesem Bastelwahnsinn sehe.


    Der Betreiber der Disko, der damit seit 30 Jahren sein Geld verdient, hat immerhin ganz offensichtlich seine unternehmerischen Hausaufgaben gemacht und seinen Markt richtig eingeschätzt. Kannst Du das von Dir auch behaupten?


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Du bringst da zeitlich einiges durcheinander.
    Die Achtziger waren die große Zeit der kleinen und mittleren Vollproduktionstourneen; gegen Ende habe ich mit meiner Firma einen Siebenstelligen Jahresumsatz angepeilt. Alles schön mit niveaufreiem Standfußball.
    Den Unterschied zwischen Umsatz und Ertrag rauszufinden war danach allerdings ein langer und schmerzvoller Lernprozess. :lol:
    Seither stecke ich mein Geld lieber in Pommesbuden (selten) und Altersvorsorge (regelmäßig), statt in schwarze Kisten. Puff ist eher nicht mein Ding.


    Wenn sich, wie Du schreibst, Alle gesundsaniert haben – außer Dir – dann machst Du etwas falsch.

    Zitat

    So, und ich soll jetzt für 20.000 Euro Material da hinstellen, mich selbst auch noch, mein Auto kommt auch mit, und dann kriege ich 300 Euro? Beim nächsten Mal ist vielleicht der Raum ein bisschen kleiner geworden, dann lasse ich mir sagen, du, bring kleinere Boxen mit, kriegst 200 Euro, hast ja nicht so viel zu schleppen. Und dann irgendwann bringe ich selber das Geld mit, oder wie? Never ever, leckt mich doch!


    Nein. Verlange die 300 Euro für Dich als Personalgage, berechne Spesen gesondert, und lass Dir das Material vom Hersteller sponsern. Anders machen es die Großen auch nicht.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Zitat

    Als die Umstellung von der DM auf den EURO kam, habe ich statt 100,-- DM nicht 51,13 Euro genommen, sondern abgerundet auf 50,-- Euro.
    Was hat mein Pizzabäcker um die Ecke gemacht?
    Das Glas Hefe-Weizen kostete statt 4,50 DM --> 3,00 Euro und ist mittlerweile bei 4,00 Euro angelangt, die Pizza statt 10,00 DM --> 6,50 Euro und jetzt sogar 8,00 Euro. Und nicht nur in der Gastronomie wurden die Preise nach oben "angepaßt".


    Warum hast Du nicht mitgemacht?
    Gerade im gesamten Krimskrams/ Kleinleistungsbereich („mir fehlt fürs Wochenende noch dies und das und jenes. Kannst Du aushelfen? Aber mach einen guten Kurs“) hieß es früher gerne „okay, gib 'nen Hunni plus Steuer“.
    Heißt es auf die gleiche Anfrage heute immer noch. Alles wie damals – bis auf die Währung :roll:.


    Schon ein paar mehr Jahre ist es her, da betrug die übliche Tontechpauschale im mittleren Tourneegeschäft DM 200,- für Showtage und DM 100,- für Offs/ Reisetage. Heute gibt’s die gleiche Summe in Euro – minimum, und ohne diskutieren zu müssen. Das zeigt mir, dass die Bezahlung einigermaßen qualifizierter Leistung durchaus mit der Inflationsrate Schritt hält.
    Schwarze Kisten (egal ob aus Holz oder aus Plastik) und bunte Lämpchen gibt’s dagegen heute an jeder Ecke zum beinahe Nulltarif. Dafür zahl ich als Kunde allenfalls deshalb Miete, weil mir das im Gegensatz zum Kauf die Lager - und Entsorgungskosten spart. Und die Buchstaben darauf interessieren allenfalls ihre Besitzer.


    In Einem aber habt Ihr recht: ‚Nein!’ zu sagen ist eine Kunst, die gelernt und gepflegt sein will.
    Das gilt im Übrigen branchenübergreifend.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    @ siedfleisch: danke für Deinen Gedankengang. Da habe ich mich vielleicht auch etwas missverständlich ausgedrückt. Das Ding fliegt mir nicht gleich um die Ohren :D, es bricht lediglich die Ausgangsspannung zusammen. Das kann man (zumindest ich) sicherlich erst dann nachvollziehen, wenn man die Gesamtschaltung kennt (Dein Stichwort Aufsteuerung). Da ist nämlich z.B. irgendwo noch die LED des Muteschalters mit im Spiel – wenn die unterbrochen ist passiert gar nichts – damit man bei defekter LED nicht versehentlich einen Kanal mutet, ohne es zu merken (das kenne ich so auch von anderen XLs). Ist schon ziemlich ‚tricky’, ich vertraue mal auf’s demnächst hoffentlich eintreffende Service Manual.
    Und da ich, damit ich mir derartig zeit – und kostenintensive Hobbies leisten kann, jetzt erst einmal wieder ein paar Tage arbeiten muss, wird sich die Lösung des Problems noch ein Weilchen verzögern. Ansonsten ist das Teil jetzt versandfertig.


    Neuwertiger trafosymmetrierter XL für 10 Mille netto. Wer möchte? :D


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Zitat

    ...Soweit ich das mitgekriegt habe, ist in unserer Branche nur selten von Preissteigerungen die Rede. Teurere EK-Kurse für Geräte, steigende Transportkosten usw. - ich habe noch keinen Kollegen gehört, der deswegen für den Kunden den Preis fürs Lautmachen erhöht hätte...


    Dein Ärger ist verständlich und nachvollziehbar. Auch ich hatte und habe Phasen, wo’s mir aus Preisgestaltungs - und Wettbewerbsgründen bis hier steht. Wer nicht?
    Allein, Deine Argumentation ist hier, an diesem Punkt, falsch.
    Teurere EK – Kurse für Geräte? Stimmt nicht. Das Zeugs (oder ein großer Teil davon) ist heute geradezu lachhaft billig, gemessen an dem, was man vor 20 Jahren dafür ausgegeben hat. Für einen ernstzunehmenden Frontplatz etwa legte man damals incl. Peripherie/ Cases/ Verkabelung und PiPaPo reale 200.000 DM auf den Tisch – und wenn man wollte, auch noch deutlich mehr. Heute macht man das mit einem M7; der kann das Gleiche für ein Fünftel des Betrages (ohne Inflation; mit ist’s wahrscheinlich höchstens mal ein Zehntel).
    Es ist also gerade umgekehrt: weil der Preisverfall für Investitionsgüter atemberaubend ist, lassen sich größere Anschaffungen nur sehr schwer kalkulieren und mutieren zunehmend zur Pokerrunde mit unberechenbarem Ausgang.
    Steigende Transportkosten? Auch falsch. Das, was ich früher mit 2 Jumbotrailern erledigt habe, passt heute in einen 7halber + Sprinter mit Hänger – falls ich mit meinen Investitionsentscheidungen der letzten Jahre richtig lag, denn um so viel ist der moderne Kram heute kleiner, leichter, und einfacher handelbar als damals. Wenn ich also mit einem Viertel des Sprits auskomme, kann er gerne 3mal so teuer sein wie neunzehnachtundachtzig.
    Darüber hinaus ist heute dermaßen viel billiges Material im Umlauf, dass es sich in vielen Fällen überhaupt nicht lohnt, über Vermietung und Transport nachzudenken. Warum sollte ich ein paar Tonnen Holz und Alu aufwändig hunderte von Kilometern von A nach B transportieren, wenn das Gleiche in ‚B’ ungenutzt rumsteht?


    Mechwerkandi hat mit seinem ‚Nischen’ Posting schon ganz recht. Wir alle hier – auch die ‚Großen’ – bearbeiten, gemessen an gesamtwirtschaftlichen Größenordnungen, vergleichsweise winzige Nischen. Und die gilt es zu finden und zu besetzen, so lange sie frei sind. Und wenn’s da zu eng wird, tut man gut daran, sich rechtzeitig ein, zwei neue zu suchen.
    Zum Glück tun sich hin und wieder welche auf. Deshalb heißt es ‚Handel und Wandel’.


    Fazit: so manch einer hier – und bei Weitem nicht nur hier – sollte darüber nachdenken, sich ernsthaft der (zugegebenermaßen äußerst unschönen) Frage zu stellen, ob es auf Dauer nicht nachhaltiger sein könnte zu versuchen, AN anderer Leute Hobby sein Geld zu verdienen statt MIT anderer Leute Hobby.


    Falls ich aber meinem Hobby nachgehe - dann darf ich nicht klagen.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Zitat

    Man nehme vielleicht eine Series das Four z.b.


    Du meinst jetzt aber nicht das 'Series Four' aus den Achtzigern, oder? Mit TTL Patchbay neben dran?
    Da hatte der Begriff 'Dickschiff' denn noch mal eine ganz andere Dimension :D.
    Für Tonleute unterhalb der 2m - Körperlänge unbedienbar. Da hielt der Armrest nicht lange - weil unzureichend proportionierte Menschen da auch schon mal auf den Knien drauf langrutschen mussten.
    'Gungee', der alte Judas Priest Mischer, war der einzige, der das Teil während der Show problemlos handeln konnte. Ansonsten blieb der Gain halt, wo er war.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    @ rockline: Matsushita gibbet bei Conrad?
    Habe ich noch nicht ausprobiert. Aber was Entsprechendes von Meder. Funktioniert leider nicht; der Arbeitsspulenwiderstand ist einfach zu niedrig (und damit der Leistungsbedarf zu hoch) für den mickrigen BC.
    Bevor ich da weitermache, möchte ich dann doch lieber erst einen Blick in die Schaltungsunterlagen werfen. Die RFT – Lehre liegt schon ein Weilchen zurück. Damals war Alles einfacher – kaputt war's, wo's schwarz war und komisch roch.


    @ schallereignissortierer: klar, dass sich da schon jemand was bei gedacht haben muss. In die Studer-/ Theaterszene und deren Raffinessen bin ich leider nie vorgedrungen. Und bei „Band auf Bühne“ und „Mute“ finde ich es beruhigend, wenn „Mute“ auch wirklich „Mute“ heißt. :D


    Inzwischen hat das gute Stück auch eine Identität. Tief im Innern des Schiffsrumpfes findet sich ein Aufkleber:
    Serial. No. XL1008 (hab' mir ja schon gedacht, dass die einstellig ist). Obgleich es lt. EVI ja kein XL1 gab...
    Model XL32
    Date 24.07.87


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    These: D2 (aber, sehr richtig, verschleißanfälliger Taptaster)
    Antithese: Roland + Fußschalter (aber: kann auf die Schnelle keiner wirklich bedienen, selbst die Eigentümer nicht :oops:)
    Synthese: D2 + Fußschalter.


    Wer, außer Reggaespezialisten, braucht LIVE bei einem Delay schon was Anderes als 4/4 Takt Echo mit drei, vier Wiederholungen?


    Daran anschließend aber eine Frage: kann jemand einen wirklich schönen, haltbaren, standsicheren, leichten Fußtaster für FOH – Tapzwecke empfehlen? Alles bisher Ausprobierte in dieser Richtung zerfiel entweder kurzfristig in seine Einzelteile oder war klobig und schwer (E - Piano), und somit ganz schlecht für's gelegentliche Fluggepäck.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Bei aller Euphorie über analoge Schnäppchen (ich freue mir nebenan ja gerade selbst ein Loch in den Bauch) gebe ich noch mal Eines zu bedenken (ich habe das hier irgendwo schon mal geschrieben):
    Alte Analogpulte sind, sofern sie nicht exzellent behandelt wurden (‚kühl und trocken lagern’) Oxydationszeitbomben! Je größer, um so schlimmer.


    Buskontaktprobleme sind zwar schon lange kein Thema mehr, außer vielleicht bei zweifelhaften Billigstkonstruktionen à la Allen & Heath oder Yamaha M3000. Bei den frühen Soundcraft 400er und 800er Serien etwa (die ohne ‚b’) waren sie es aber durchaus noch; früher oder später gab es da unweigerlich Ärger.


    Ein paar kratzende Fader lassen sich bei Bedarf leicht ersetzen. Es lohnt sich aber, vorher die P+G – Preisliste zu studieren. Und zwar besser im Sitzen.


    Bei Potis gibt’s extreme Unterschiede. Ich habe einen alten 800b (mit P+G Fadern 8)), der hat verbürgte mehrere tausend Einsätze hinter sich; die meisten davon in R&R Tropfsteinhöhlen. Und noch immer kratzt kein einziges der voll gekapselten Potis.
    Bei anderen Herstellern sieht das aber mitunter ganz anders aus. TAC etwa verbaute schlichte, offene Kohlepotis; davon knarzt nach einigen Jahren jedes einzelne. In den großen (Amek) Serien wiederum steckte Besseres.


    ALLE Analogpulte haben jedoch eine gemeinsame Achillesferse: hunderte oder gar tausende im Signalweg liegende Schiebeschalter (alle rastenden Tastschalter sind im Prinzip senkrecht verbaute Schiebeschalter mit zwei abwechselnd rastenden Positionen). Darin verbindet eine Art gleitende, U - förmige Metallfeder wahlweise zwei ruhende Gegenstücke miteinander. Und das funktioniert leider nur auf Zeit.
    Anfänglich ist die Federspannung hoch, und die Oxydschichten sind dünn. Dummerweise bleibt das aber nicht so. Je ungünstiger die klimatischen Bedingungen, desto dicker der ‚Rost’. Und je älter und strapazierter der kleine Reiter, um so niedriger seine Federspannung. Zunächst ist Alles gut. Im Laufe der Zeit knackst jeder Schaltvorgang; erst leise, dann vernehmlich. Später folgen unvermittelte Aussetzer. Am Ende geht gar nichts mehr; in jedem Kanalzug gibt es dann mindestens ein, zwei Schalter im Signalweg, die Ärger machen. Dann ist das Pult auch für Trashmetalfestivals nicht mehr einsetzbar; von anspruchsvollen Geschichten mit dynamischen, teils sehr niedrigen Pegeln ganz zu schweigen.
    Dieses Schicksal ereilt früher oder später JEDES mir bekannte Analogpult; es sei denn, man lagerte und betriebe es unter Schutzgas.
    An einem kleinen, servicefreundlichen Pult mit ein paar wenigen Schalterchen doktert man u.U. noch eine Weile herum (ich habe neulich bei einem 500er Monitor – Problemkind mal alle Schalter halb aufgehebelt und mit Kontakt 61 behandelt. War 2 Tage Arbeit, und bis jetzt läuft’s prima. Aber niemand weiß, wie lange. Und ein wenig Wahnsinn gehört schon dazu). Bei den tausenden Schaltern eines SR9000/ XL3 oder 4/ PM4000/ SC Europa/ Series5/ o.ä. möchte ich das aber nicht machen müssen.
    Ein Austausch gar ist ein echter Alptraum. So etwas wird leicht zur Lebensaufgabe.


    Und dann sind wir doch wieder bei Liebhaberei; ganz weit weg von jeder Wirtschaftlichkeit.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Zitat

    Das hat mit Angebot und Nachfrage nichts mehr zu tun sondern ist zu 20% der Alters-und Gewichtsfrage zuzuordnen aber zu 80% dem Umstand, dass im Beschallungsbereich 90% der Leute, die dafür Geld ausgeben, davon keine Ahnung haben


    Wer hätte das bloß gedacht? :D


    So, kurzer Zwischenstand: der zuständige EVI – Mitarbeiter hat sich direkt nach seinem Urlaub gemeldet (Respekt, prompter Service!) und kann einen Ersatzfader (ab Werk ist einer mit einem falschen Wert eingebaut, aber Garantie ist wohl nicht mehr), eine graue Faderkappe (eine ist weiß, das bislang größte optische Manko :-D) und die Serviceunterlagen für das Gerät auf CD beschaffen; hoffentlich die richtigen.
    Einen XL1 hat es seiner Meinung nach aber "wahrscheinlich" :) nie gegeben.


    Dank Kais Hinweis habe ich mir die Eingangssektion noch einmal etwas genauer angeschaut. Kam mir eh komisch vor, da war auf den ersten Blick irgendwie so gar nichts von einem klassischen Eingangsverstärker...?
    Und Bingo: ein Blick tief in die Innereien des Rumpfes, in die Sektion direkt unter den Eingangs – Steckerleisten, offenbart eine herrlich anzuschauende Reihe von 32 prächtigen Eingangsübertragern. Auch die sehen irgendwie so gar nicht nach Monacor aus. Echtes Old School Design – bevor man dem unschuldigen Mikrofonsignal mit irgendwelchen missliebigen Halbleiterartefakten auf den zarten Leib rückt, wird zunächst mal hochtransformiert.; danach dann erst das somit völlig rauschfreie, bereits hochpegelige Signal mit einem NE5532 (einem der damals hochwertigsten Operationsverstärker) impedanzgewandelt.
    Lästigen ökonomischen Kompromissen an sensibler Stelle gingen die Konstrukteure seinerzeit ganz offensichtlich gezielt aus dem Weg 8).


    Und weil’s gerade so schön ist: ursprünglich wurde das Teil wohl mit einem XL90 – Netzteil betrieben (habe ich auch noch nie gesehen; ich kenne XL290/ 390/ 490). Funktioniert auch tadellos; kein Wunder, wurde ja auch nie bewegt. Da sich der Betreiber darauf allein aber augenscheinlich nicht verlassen wollte, ist als Zweit – PSU gleich noch ein 490er mit dabei; das sollte dann wohl reichen. Ja, ich weiß, was so was kostet. Ist mir schon fast peinlich.


    Ein Wermutstropfen bleibt dennoch: das Relaisproblem lässt sich vorläufig nicht lösen; die Teile gibt’s nicht mehr. Da kündigt sich also noch eine größere Bastelstunde an. Dabei wird dann auch gleich der Mute – Punkt geändert; der sitzt derzeit nämlich direkt vor dem Fader und berücksichtigt die Pre Fade Sends somit nicht. Nun ja, British engeneering.
    Hat vielleicht jemand Lust, 52 Huckepackplatinen mit 5V Reedrelais/ 1x um nebst passender Treiberschaltung dafür darauf zu liefern :roll: ?


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo


    P.S.: falls noch jemand irgendwo so 'nen ollen XL4 im Weg rumstehen hat, der aus betriebstechnischen Gründen aus der Inventarliste verschwinden muss – ich helfe gerne, zur Not auch kurzfristig per PN. Die groben finanziellen Rahmendaten kann man ja jetzt als abgesteckt ansehen. :D

    Vielen Dank für die Antworten!


    Mit Fotos ist das so eine Sache; ich bin nicht gerade der www – Wizard. Schreiben klappt ja ganz gut, aber Digitalkamera/ Upload/ Webspace/ ImageShack – hmm, ich glaube, da muss ich noch mal ein wenig dran arbeiten.


    An Midas habe ich mich schon gewandt, da gibt’s im Moment nur eine automatisierte „wir sind z.Zt. im Urlaub“ Antwort. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Soo eilig ist es ja nicht.


    Ja, die XL Baureihen kann ich schon von den PR/ TR – Consolen unterscheiden :D.
    Während letzterer’ großen Zeiten hießen meine Baustellen allerdings eher ‚Canary’ oder ‚RSD Studiomaster’, und ich träumte gerade vom ersten 20/2 Serie 1S.
    Wenn ich wirklich versehentlich mal Zugang zu so einem Teil hatte, dann lediglich als belächelter, ahnungsloser Handschweißtest – Kandidat. (Die älteren Semester werden wissen, was gemeint ist, und sich u.U. an eigene peinliche Momente erinnern: „Wozu ist denn der zweite Fader da oben? Ist wohl irgendwas mit Klangregelung, oder?“ :roll: )


    dirks: DAS Teil ist eher was für den Fall „digital ist aus? Tja, da bleibt für mich ja LEIDER :D nur noch analog übrig“.
    Das wird ein ganz schicker kleiner Privatfrontplatz. Sonderlich groß oder schwer ist das Ding nicht, ich schätze mal so an die 180 Kilo. Für ein grünes Midas Case geradezu schwerelos.
    Vielleicht stelle ich’s nächstes Jahr in den Biergarten? :D


    guma: Danke für Deine Mühe. Peter Wolff ist natürlich DIE Idee! PWE ist beinahe um die Ecke, und er hat das Teil mit einiger Wahrscheinlichkeit damals auch verkauft oder vermittelt.


    Derzeit gehe ich davon aus, dass es sich hier um ein XL Vorseriengerät oder einen Prototypen handelt, der so nicht in Serie gebaut wurde und in veränderter/ überarbeiteter Form später dann als XL2 auf den Markt kam. Für Midas wäre das ja nichts Ungewöhnliches; von den wirklich alten Baureihen gab es wohl beinahe mehr Sonderanfertigungen und Einzelstücke als Katalog – Serienware.
    Wenn ich irgendwann mal schlauer sein sollte, klär ich’s auf.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Wer die Entwicklung hin zur Live – Tontechnik ergründen möchte, sollte nach den Anfängen des Kinotons googeln. Vor Beginn der Liveszene war das Kino der kommerzielle Motor für die grundlegenden Fortschritte in der Beschallungstechnik; im Grunde beruhen noch heute die meisten PA Systeme auf dem, was einst fürs Kino erfunden wurde.


    Sehr schön dazu diese Seite: http://www.lansingheritage.org/


    Wer’s mehr mit der anderen Seite der Übertragungskette hat: http://www.coutant.org/contents.html


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    oder: wat is dat?


    In einem Anfall nostalgischer Liebhaberei habe ich in ‚Analog’ investiert. Für eine übersichtliche dreistellige Eurosumme :) steht „Es“ nun in der Werkstatt. „Es“ diente mehr als zwanzig Jahre lang in der wohlklimatisierten Regie einer sehr großen Veranstaltungshalle im Wesentlichen dazu, gelegentlich ein paar Einspieler und Durchsagemikros in verschiedene Bereiche zu verteilen. Dementsprechend ist der Zustand sensationell: ein paar Tropfen Ballistol auf die Laufschienen der P+G 3220 Fader, einige Kleinteile aus dem seit Jahren schlummernden XL3 Sparekit, drei oder vier neue NE5532 – und das Teil könnte im Prinzip als Vorführmodell zurück in den Ausstellungsraum. Makellos selbst der Gehäuselack und die Lederne Handballenauflage, nicht einmal das original Packhorse Flightcase hat irgendwo eine ernstzunehmende Schramme.
    Geld verdienen werde ich damit sicher trotzdem nicht mehr. Hätte ich es nicht übernommen, wäre es wohl früher oder später im Elektronikschrottcontainer gelandet – und das konnte und wollte ich ihm nicht antun. Ein gutes Werk also, sozusagen :-D.


    Es stellt sich nun die klitzekleine Frage: was ist das für ein Teil? Keine Modellbezeichnung, keine Seriennummer, nichts. Lediglich die internen Prüfsiegel verweisen auf seine Geburt im Oktober 87.


    Auf den ersten Blick scheint die Sache klar: aha, ein 32 – Kanal XL2. Wie seine beiden großen Brüder XL3 und XL4 ein ‚echter’ XL. Da muss kein Poti die Last der Kanalzugelektronik tragen; alles einzeln verschraubt und fein säuberlich mittels S – förmigem Kabelbaum per Hand mit der Platine verdrahtet. Heutzutage unbezahlbar, selbst unter Annahme chinesischer Stundenlöhne.
    Auf den zweiten Blick fehlen zunächst einmal die LEDs für die Mute – und Subgruppenzuordnungsschalter. Und bei näherer Betrachtung der Schaltung hat diese bei den meisten Baugruppen außer dem EQ so gut wie nichts mit den im Netz oder von Midas erhältlichen XL2 - Serviceunterlagen gemein. Zwar tragen die Platinen den gleichen Namen wie dort, die darauf befindliche Technik ist jedoch meilenweit von ‚XL2’ entfernt. Dafür finden sich so exotische Sachen wie echte Line Driver (in Form eines BD 131/132 – Pärchens) in allen Ausgängen; die Erbauer haben offenbar die Möglichkeit von übel langen und/ oder schlechten Multicores mit einkalkuliert. Kann man im Prinzip auch direkt einen kleinen, hochohmigen Lautsprecher dran anschließen. Und obendrein ist das gesamte Teil ausgangsseitig auch noch trafosymmetriert. Mit Teilen, die größer sind als das, was man heute als Netztrafo in so mancher ‚Digitalendstufe’ findet.


    Frage an die Altprofis: wer weiß, was das ist? Gab es je einen ‚XL1’ ? Besitze ich jetzt die Urmutter aller XL2s ? Handelt es sich um eine Sonderanfertigung/ Einzelstück?


    Und noch etwas ziemlich Technisches: die (hm, nennen wir es mal so) Mute Automation arbeitet mit 5V Hamlin Reedrelais 1x Um. Die Dinger haben einen Spulenwiderstand von 1 kOhm; knapp 1V heißt ‚ungeschaltet’, rund 3,5V müssen für ‚geschaltet’ reichen. Eine technisch ziemlich ‚wackelige’ Angelegenheit; demzufolge sind nach fast 22 Jahren einige davon auch müde und schalten spät oder gar nicht mehr, bei einem ist definitiv die Spule hin.
    So etwas gibt es heute nicht mehr. Versuche mit heute erhältlichen Reedrelais waren bislang zum Scheitern verurteilt; der Spulenwiderstand von 200 oder 300 Ohm bedeutet für den Schalttransistor in Gestalt eines einsamen BC184 den Kollaps.
    Da ich am Originalzustand jedoch möglichst wenig verändern möchte (und mir obendrein die Schaltungsunterlagen fehlen; das Herausarbeiten anhand von doppelt kaschierten Platinen ist mehr als mühselig), würde ich dennoch am Liebsten ein paar Originalrelais einbauen. Doch woher nehmen? M.W. wurden solche Teile seinerzeit hauptsächlich in Telekommunikationsanlagen verbaut. Kennt jemand vielleicht einen Telekommunikationsanlagenausschlachter oder Verwerter? Oder hat jemand eine andere Idee?


    Einstweilen besten Dank fürs Interesse,
    mit freundlichem Gruß
    BillBo