Wie beurteilt Ihr die Situation?
Die Reparatur elektronischer Geräte beginnt stets mit der Kosten-/Nutzenanalyse: lohnt sich das überhaupt? Ich finde man kann die Geräte der VT in verschiedene Familien einteilen bei denen es höchst unterschiedlich ausschaut:
1.) Digitalsysteme mit DSP: der massive Einsatz von Customteilen, programmierten PICs und ähnlichen Dingen, kombiniert Miniaturisierung der Schaltungen (SMD Layouts) schiebt Reparaturchancen hart ins Abseits. Hinzu käme bei einer freien Servicewerkstatt das Fehlen der benötigten Diagnosegeräte, welcher Vertrieb würde schon freiwillig selbige zur Verfügung stellen oder gar fertig programmierte MC und DSP ? Leider sind die meisten Schäden ursächlich in der Stromversorgung zu finden, mit all den Folgeschäden die das im eigentlichen System hinterläßt. Das läßt hier mit großer Sicherheit die Diagnose zu: lohnt sich leider nicht wenn man keine Vertragswerkstatt ist, ab damit zum Hersteller / Vertrieb.Offene Frage: Darf ich nun diese Untersuchung berechnen oder zahl ich das aus der eigenen Tasche?
2.) Verstärker (Endstufen, Amps). Der deutlich einfachere Aufbau der aus Gründen hoher Leistung überwiegend auf Miniaturtechnik verzichtet schafft hier deutlich bessere Reparaturchancen, ebenso sind die Geräte verstehbar, enthalten häufig keine programmierten Komponenten und sind mit den vorhandenen Meßmitteln problemlos untersuchbar. Dem steht gegenüber daß die eigentlichen Baugruppen heute oft zu Preisen gefertigt werden die eine Komponentenreparatur ausschließen, man wechselt einfach den ganzen Kanalzug, macht den Deckel zu und ab auf die Reise. Somit klar zu unterscheiden zwischen wirklich hochwertigen Geräten wo das sehr oft lohnt, und der Low Cost Schiene wo man leider sagen muß: Der Vertrieb repariert preisgünstiger da er einfach ein neues Board reinhängt und mit 30min. Arbeitszeit dazu sofort sagen kann was die Reparatur kostet. Du hingegen mußt erstmal eine Fehleranalyse stellen, das ist dein Aufwand für den bereits Arbeitszeit anfällt, hier ist noch sehr fraglich ob man dem Kunde überhaupt zumuten kann die Kosten der Untersuchung zu übernehmen wenn das Ergebnis negativ ist d.h. die Kiste nicht wirtschaftlich repariert werden kann...
3.) Geräte aus dem Umfeld Studio. Viele analoge Geräte wie Konsolen, Röhrenpreamps und Kompressoren und allerlei mehr sind mit gutem Gewinn reparierbar, das lohnt meistens und rechtfertigt oft auch den aufwand einer arbeitsintensiven Fehlerdiagnose da die Kosten für Studiogeräte eher hoch anzusetzen sind - somit bleibt hier auch eine deutlich bessere Spanne als bei Allerweltsgeräten die kostenoptimiert aus Fernost gekommen sind.
4.) Geräte der Stromtechnik wie Dimmer und Versorgungskomponenten: Enthalten häufig nur Schäden innerhalb der netzseitigen Komponenten die zum Steuerteil sehr gut isoliert sind, auch das ist schnell und meist erfolgreich reparierbar.
5.) Passivkomponenten, dazu zählen alle Multicores, Stageboxen, DI Boxen, Splittersysteme und vielerlei mehr, Kabelsätze etc.
Da lohnt es sich meist sehr, zu reparieren, die Erfolgsaussichten sind als sehr hoch einzuschätzen.
6.) Lampen, DMX Gesteuerte Beleuchtungsanlagen: Das lohnt sich imho nicht da man für die Ersatzteile oft sehr hohe Preise zahlen muß, die Elektronik siehe 1.)
Somit ist der Vertrieb mit seinen Ersatzboards und dem Großlager an Plastikzahnrädern deutlich im Vorteil.
Was ist beim Service besonders wichtig ?
a.) Die Fehlerdiagnose muß effizient und bezahlbar sein, in gewissen Fällen kostenlos.
b.) Umfassende Kenntnisse der modernen Versorgungselektronik, heute werden immer mehr Geräte, auch die kleinen , mit SMPS gefüttert, und genaus da findet sich auch häufig die Fehlerursache. Man muß unbedingt dazu fähig sein sehr kleine, kleine, mittlere und auch große SNT reparieren zu können und mit dieser Materie bestens vertraut sein.
c.) ein gut sortiertes Lager häufig benötigter Ersatzteile, das beinhaltet auch Röhren, Steckverbinder und Fader aller Art (das ist ein großes gebundenes Kapital)
d.) das Tempo: wenn dein Kunde was kaputt hat läuft seine Uhr, je schneller du bist desto schneller kann er sein Gerät wieder einsetzen. Viele Kunden zahlen sogar gern ein par € mehr wenn sie dafür ihre Sachen schnellstens wieder zurückbekommen da sie darauf angewiesen sind. Das gilt insbesondere für große teure und schwer zumietbare Komponenten sowie für Sonderanfertigungen (Unikate). Das beinhaltet sogar den "Notdienst" an Feiertagen, nachts und an Wochenenden.
e.) Zuverlässigkeit: Es gibt nichts was mehr nervt als die Ausreden von Servicewerkstätten warum etwas nochnicht fertig ist. Ehrlichkeit und Einhalt der angebotenen Termine wird über kurz oder lang zur Existenzgrundlage.
f.) das Ablehnen einer Reparatur bei noch bestehender Gewährleistung seitens des Herstellers gilt als gute Beratung.
g.) Verbesserungsvorschläge mit Angebot der Durchführung davon: zB bei Geräten die öfters ausfallen durch Überspannung etc. der Einbau geeigneter Schutzmaßnahmen um die Zuverlässigkeit derselben deutlich zu erhöhen... u.v.m
lG Manuela