Yamaha Club V vs dB Arena Pro

  • Einleitung
    Ich arbeite derzeit mit den Yamaha C115V, ergänzt durch Yamaha CW115V Subwoofer. Eine klassische Einsteiger PA. Dies ist mein zweites PA System, welches im Low Budget Bereich angesiedelt werden kann. Das erste System war a la "Wer Mist kauft, kauft zwei mal", und soll nicht weiter erwähnt werden (Unbekannte Marke).
    Nun habe ich langsam den ein oder anderen Auftrag, konnte zumindest ein bisschen meinen Ruf etablieren. Vielleicht mag es ja Zeit sein, ein neues und besseres System anzuschaffen.


    Was nehmen wir bloss? Wollen wir gleich in die Oberliga einsteigen? Seeburg? L'Acoustic? Aiaiai, obwohl ich gar net sparen will, woher soll ich das Geld nehmen? Rentiert es? Schauen wir erst mal, was es sonst noch gibt.


    Ich bin auf die dB Arena Pro Serie gestossen. Fand sie sehr interessant: RCF Treiber drin, 1.4“ HT, 100dB/W/m, Flugpunkte, Monitorschräge... Klingt gut und vielseitig. Gut genug, um sie probezuhören und in einen Direktvergleich zum alten System zu stellen.


    Art des Testes
    Ich frage mich, wie die Boxen klingen und wie sie gefallen, ohne einen einzigen Sinuston oder ohne ein einziges Messgerät zu verwenden. Ich glaube ja nicht, dass ein Gast mit einem Spectrum Analyzer an einen Gig kommt.
    Es geht darum, wie sounded das Zeug? Macht es Spass, hinzuhören? Ist der Klang so gut, dass ich Augen gross wie Golfbälle kriege? Oder nervt der Sound einfach? Wie wirkt jedes System einzeln, wie sind die Systeme im Direktvergleich?


    Technische Daten
    http://www.dbtechnologies.com/index.php?id=22&L=0&tx_amdbt_pi1[category]=91&tx_amdbt_pi1[product]=123
    http://www.yamahaproaudio.com/…V_frontmain_datasheet.pdf


    dB Arena Pro 12 im Fullrangebetrieb
    Es geht nicht Fullrange. Geht wirklich gar nicht. Es klingt, als hätte man vergessen, die Weiche auszumachen. Unter 100 Hz ist wirklich praktisch gar nichts. Mit einer +12dB Einstellung bei 80-120Hz kommt zwar ein bisschen "Bass", aber offensichtlich ist das hier ein reines Topteil. Siehe Diagramme-PDF bei obigem dB Link.

    Yamaha C115V im Fullrange
    Imho eine sehr gute Fullrangebox. Mit einer Flachen EQ Einstellung klingt sie sehr trocken und dünn. Mit einer sorgfältigen Einstellung lässt sich aber ein sehr guter, wohlklingender Sound hinkriegen. Ich will nicht verschweigen, dass ich hier und da auch mal bis zu 5dB abgesenkt habe am EQ, aber für diese Box ist das imho nötig. Höhen sind schlussendlich ganz ordentlich, Tiefen kommen zur Geltung, und die Mitten sind auch da. Natürlich haben wir ein deftiges Mittenloch. Aber insgesamt klingt es sehr gut und durchaus zufriedenstellend.
    Zum Mittenloch: Was ist eigentlich guter Klang? Warum lieben es so viele, den EQ auf Badewanne zu stellen und ein künstliches Mittenloch zu erzeugen? Wenn ich nur Konserve spiele, und keine Stimmen gross nach vorne zu bringen habe, warum sollte es mich stören?


    A/B Vergleich, Yamaha vs dB, beides ohne Subs
    Die Yamaha kriegen ne Weiche bei 100Hz mit 12dB ab, damit wir im Prinzip Top mit Top vergleichen.


    Vorerst wollen wir aber die dB noch einpegeln, sprich v.a. mal den EQ einstellen. Auffallend ist, dass praktisch alle Regler auf der 0 Linie bleiben, vielleicht mal +/-1dB oder so. Bei der Yamaha hingegen habe ich wie gesagt bei jener Frequenz mal +3dB, da mal -5dB.


    Nun aber endlich zum Vergleich. Die dB ist schon mal etwas lauter, gefühlte 1.5mal bei gleicher Einstellung. D.h. sie holt also aus der gleichen Leistung deutlich mehr raus (99 vs 100 dB/W/m gem. Datenblätter). Zusätzlich hat die dB doppelt soviel RMS Leistung. Die dB geht also schlussendlich deutlich lauter. Wobei das für mich kein Kriterium ist.


    Die Yamaha klingt extrem dumpf im Direktvergleich. Bei der dB strahlen die Mids nur so raus, sie kommen klar, die Stimme ist so deutlich und so präsent wie ich es kaum jemals gehört habe, und die Gitarre erst! So weich und smooth, trotzdem mit der nötigen Aggressivität. Bei den Yamaha ist alles so gemurmelt, irgendwie. Als hätte der Sänger nen Golfball im Mund. Bei der dB erkenne ich Snare, HiHat, Keys, Gitarre, Stimme als einzelne Komponenten. Alles wirkt so abgegrenzt, so differenziert, so klar. Es ist, als würd ich gerade vor dem Studiomischpult stehen und hätte den totalen Überblick über alle Spuren.


    Ja, aber Moment mal, bei den Yamaha wirkt alles als eine Einheit. Hab ich das nicht vielleicht lieber? Es ist ein Song, der läuft, es sind nicht 30 Spuren, die parallel laufen. Bei der Yamaha meine ich, dass alles ineinander übergeht, die Keys harmonieren mit der Gitarre, Sänger singt zusammen mit der Band etc. Während bei der dB wie jeder für sich alleine spielt. Ehrlichgesagt mag ich diese Einheit, die die Yammis widergeben.
    Lass uns die dB Arena Pro nicht gut reden, so richtig gefällt es nämlich nicht, denn die Mitten scheinen mir nun langsam doch etwas gar aggressiv!!! Bin ich ggf. von meinem Yamaha C115V Mittenloch geblendet, und bin mich das Mittenloch einfach so gewohnt, dass ich Boxen schlecht finde, die kein Mittenloch haben? Täuscht doch der vorhandene Bass bei den Yamahas das ganze Bild?

    A/B Vergleich, Yamaha als Top vs. dB als Top, beides mit gleichem Subwoofer
    Hier gehts drum, die Tops mit Bass zu ergänzen, und mal ein Gesamtbild zu hören.


    OK, lass mal den Controller einstellen.... Für die Yammis ist es schon gemacht, also noch die dB auf die Subs anpassen. So einfach ist das gar nicht, da die Tops wie gesagt praktisch intern schon ne Weiche haben, und schlussendlich kann mein Sub über 100Hz nicht mehr gut. Ich muss die Tops schon bald wieder zurück bringen, also lass uns nicht zu lange experimentieren. 110Hz Trennfrequenz mit 24dB für die Tops und 12 für die Subs, kommt erstmal hin und scheint als guter Kompromiss, am EQ noch etwas rumschrauben und dann passts. Theoretisch hätte ich gar keinen Filter für die Tops einstellen müssen.


    Ich höre mir ein paar Songs an. Es bildet sich ein ähnliches Bild wie vorhin.
    Yamaha: dumpf, schwammig, fliessend, unscharf, einheitlicher Sound, kompakt, sicher, chillig.
    dB: klar, deutlich, differenzierter Sound, umfangreich, frech, frisch, jung, erheiternd.


    Mir ist zu diesem Zeitpunkt klar, dass wenn ich viel Live machen würde, ich schnellstens mal zu den dB oder etwas ähnlichem wechseln sollte, wegen der klaren Mitten. Aber leider mach ich doch eher Konserve. Wie schon gesagt bin ich mir da gar nicht sicher, ob eine starke Mittenpräsenz von Nöten ist. Dennoch gefallen mir auch bei Konserve die dB besser. Obwohl ich diese Entscheidung als Geschmackssache definieren. D.h. jemand anders würde vielleicht etwas anderes sagen.


    Ich hole einen nicht-PAler und spiele ihr ein paar Songs vor, mal Yammi, mal dB. „Was findest du besser?“
    "Ohne Zweifel, die da!" „Die da, die da am Eingang steht?“ Ja, das ist die dB. Es sei viel klarer, deutlicher, voller.


    Mein Gehör ist nun langsam überlastet. Ich gönne ihm eine Pause um danach wieder neutral beurteilen zu können.
    Ich will nun eine Pause machen, dann nur die dB hören, dann wieder Pause, dann nur die Yamaha.


    Das dB System
    Diesmal haut es mich fast weg. Ich höre um die 30 Songs an, meist nur ein Vers und ein Refrain, alle möglichen Stile. Ich finde, es klingt einfach Wahnsinn. Auf jeden Fall ganz heiss, diese Tops! Was will man mehr… Höhen sind sauber, integrieren sich gut ins Gesamtbild, keinesfalls aggressiv oder dergleichen. Mitten äusserst präsent, wie gesagt alles ist sehr klar. Und untenrum die Bässe für Bum Bum.
    Ein sehr ausgewogenes Klangbild.
    Das einzige was mich ab und an stört, ja nein, es stört mich nicht, aber ich frage mich einfach, ob mir das hier nicht zuviel Mitten sind. Ich dreh die Mitten am Pult auf etwa -3dB und höre noch etwas weiter. Naja, ist irgendwie schlechter. Ich dreh die Mitten wieder hoch. Es ist, als würde mir die Boxen vorschreiben, wie sie klingen will. Zumindest will die Box wenigstens ganz ordentlich klingen.


    Das Yammi System
    Wieder etwa 2h Pause um den dB Klang zu „vergessen“.
    Ich höre wieder diverse Songs und… Es klingt irgendwie auch ganz heiss. Mehr kann ich kaum dazu sagen, es gefällt mir wie die Yammis klingen, es macht Riesenspass, hinzuhören. Genauso, wie es auch bei den dB schon Spass gemacht hat.


    Fazit
    Die Yamahas sind ihrem Namen „Club Serie“ ziemlich treu. Sie gehen einfach ab, ladet so richtig ein zum tanzen. Sie rocken.
    Was ich aber an den dB liebe, ist die Stimmenpräsenz und diese Klarheit. Der Sound ist glasklar. Aber… Sie rocken nicht unbedingt.


    Die dB ist insgesamt klar die bessere Box. Mich persönlich hat sie aber für meinen Verwendungszweck nicht überzeugt. Die Mehrleistung ist die Investition nicht wert. Vielleicht liegts nur an meinem Geschmack. Ich möchte, dass das neue System mich aus den Socken haut. Ich mag nicht soviel Geld investieren, um dann nur ein bisschen die bessere Box zu haben, mit der ich persönlich aber irgendwie nicht harmoniere.


    Der Test hat irgendwie Lust gemacht, noch ganz viel mehr Systeme zu hören.
    Vor allem mal etwas im Bereich von Seeburg und dergleichen. Sollte alles nix bringen, behalte ich jedenfalls die dB Arena 12 Pro als sehr gute Box im Kopf! Es ist einfach so, dass die Box meinen persönlichen Geschmack nicht getroffen hat.