Lautheit zeitvarianter Geräusche

  • Erstmal ein Hallo ans Froum :)


    Für meine Diplomarbeit bin ich auch der Suche nach einer Software, welche es mir ermöglicht die Lautheit zeitvarianter Geräusche zu ermitteln.
    Es gibt jede Menge Programme, mit denen sich die Lautheit nach DIN 45631 bzw. ISO 532B berechnen lässt. Ist ja auch recht simpel, da in der Norm schon ein fertiger Basic-Quellcode steckt.
    Leider ist dieses Verfahren für stark schwankende Geräusche (in meinem Fall spielende Kinder) nicht geeignet, da die zeitliche Maskierung nicht berücksichtig wird.
    Das Verfahren dazu ist bereits in der DIN 45631/A1 festgehalten. Nur konnte ich bisher kein Programm finden, was dies beinhaltet (mal abgesehen von ArtemiS, welches einfach viel viel zu teuer ist).


    Am liebsten wäre mir folgendes:
    1. Einlesen einer wav Datei
    2.1. Ausgabe des Lautheits-Zeit-Verlaufes
    2.1.1. Bestimmung der Perzentil-Lautheiten
    2.2. Ausgabe des Schallpegel-Verlaufes
    2.2.1. Bestimmung der Perzentil-Schallpegel
    2.2.2. Bestimmung der Takt-Maximal-Pegel


    Kennt jemand eine Software-Lösung, welche dazu in der Lage ist?


    Vielen Dank schonmal für Eure Hilfe

  • Leider kann ich dir nicht mit Software weiterhelfen. Allerdings denke ich, solltest du, falls nicht schon geschehen, ein wenig Literaturrecherche nach Lautheitsmodellen betreiben. Das folgende Paper könnte dir da einen Einstieg geben, da es zwei Lautheitsmodelle vergleicht, die zeitliche Effekte berücksichtigen:


    Rennies, Verhey, Fastl,"Comparison of loudness models for time-varying sounds",ACTA ACUSTICA UNITED WITH ACUSTICA Vol. 96 (2010) 383 – 396


    Mit den Kenntnissen sollte es dir möglich sein, die benötigten Berechnungen selbst z.B. in Matlab zu implementieren und die gewünschten Parameter zu berechnen (Lautheit, Perzentile..).

  • Schon mal die Norm durchgelesen und geschaut welche Details zur Umsetzung dort enthalten sind? Viele Studiengänge haben mittlerweile kostenlosen Lesezugriff auf DINs.


    Es gibt Psysound3 für Matlab, ein Projekt der Universitäten Sydney und New South Wales. Dort ist ein Modell zur Dynamischen Lautheit nach Chalupper und Fastl implementiert. Dieses entspricht nicht dem Normvorschlag sondern geht noch weiter.


    http://psysound.wikidot.com/sy…-loudness-chalupper-fastl


    Den Schallpegel A-bewertet und fast bekommst du mit dem Sound Level Meter, daraus den Taktmaximalpegel zu holen ist dann recht einfach. Für Perzentile gibt es einen eigenen Befehl im Matlab.


    Allerdings wurde die Seite schon länger nicht mehr upgedatet, ich weiß nicht ob die da weiter dran arbeiten. Aber es funktioniert, die große GUI ist nur recht träge. Aber man kann die Module einzeln ansteuern und sich eigene m-Files schreiben und ne GUI dazu bauen.


    Das wäre das naheliegendste wenn du Zugriff auf Matlab hast.



    Ansonsten gäbe es noch ein kleines Programm aus Camebridge von und nach Moore/Glasberg. Hab ich noch nicht ausprobiert und wie man weiß verwenden Moore und Glasberg einen anderen Ansatz als Zwicker und Fastl.


    http://hearing.psychol.cam.ac.uk/Demos/TVL.zip
    http://hearing.psychol.cam.ac.uk/Demos/demos.html


    Es gibt noch eine Suite für Labview die eine DIN 45631/A Berechnung hat. Sicher auch nicht ganz billig.
    http://zone.ni.com/devzone/cda/tut/p/id/8169#toc2



    Zitat von "Krusty"

    Mit den Kenntnissen sollte es dir möglich sein, die benötigten Berechnungen selbst z.B. in Matlab zu implementieren und die gewünschten Parameter zu berechnen (Lautheit, Perzentile..).


    Ist leider nicht so einfach und ich glaube nicht dass in dem Paper Quellcode steht. Wenn das Lautheitsmodell nicht selbst das Thema bzw. Teil der Diplomarbeit ist halte ich es für nicht empfehlenswert Zeit darauf zu verwenden. So zumindest meine eigene Erfahrung.

    Lautsprecher verstärken die Stimme, aber nicht die Argumente.

  • Schonmal vielen Dank für die Antworten.


    Es stehen also verschiedene Ansätze zur Verfügung
    - DIN 45631/A1
    - Dynamic Loudness Model DLM (Fastl und Chalupper)
    - Time-Varying Loudness TVL (Glasberg und Moore)
    - was hinter dem Head-Algorithmus von Head Acoustics steckt, weiß ich nicht
    - B&K scheint mit Pulse auch sein eigenes Süppchen zu kochen


    Die letzten beiden sind auf Grund der Kosten auch nicht weiter berücksichtigt.


    Ja, ich hab mir die DIN 45631 / A1 durchgelesen. Dort stehen die Arbeitschritte alle drin, sogar teilweise mit Quellcode.
    Auf Grund dessen hatte ich mir ja erst gedacht, dass es da doch jede Menge fertige Software-Lösungen dazu geben muss. Aber die oben genannte Suite für Labview ist jetzt die erste, die mir begegnet.


    In dem Acta Acustica Paper wird das DLM mit der TVL verglichen. Zusammenfassend schneiden beide Modell dabei gut ab. Das DLM hat Vorteile bei hoher Varianz des Spektrums über die Zeit. Die TVL punktet bei binauraler Auswertung.


    Ich werde wohl beide Modelle mal ausprobieren, mit den von 00Schneider genannten Links ist dies ja möglich. Vielen Dank dafür.

  • Was der Head-Algorithmus macht steht dort: http://www.head-acoustics.de/d…che_Analysen_I_03_10d.pdf


    DIN 45631 ist ja recht "rudimentär" und schon lange standardisiert, orientiert sich außerdem am grafischen Verfahren. Beim Head sind schon einige Dinge mehr eingeflossen.


    Ich denke das Problem ist, dass aktuelle Lautheitsmodelle nicht genormt sind und gesetzlich nirgends gefordert sind. Deshalb sieht keine Firma die Notwendigkeit diese Verfahren anzubieten. Die Norm mit der Erweiterung auf zeitinvariante Schalle ist ja soweit ich weiß auch nur veröffentlich, aber noch nicht als Standard gesetzt.



    Du könntest mal auch Fastl direkt bzw. am MMK Lehrstul nach Software-Möglichkeiten/Matlab-Codes fragen. Die sollten sowas dort ja haben. ;)

    Lautsprecher verstärken die Stimme, aber nicht die Argumente.