Hallo,
ich repariere gerade eine Yorkville AP6020. Der Defekt äußert sich darin, dass die Endstufe nach Verlassen des Protect-Status (auch ohne Eingangssignal) einen kurzen Impuls am Ausgang ausgibt und sofort wieder in den Protect-Status übergeht. Das wiederholt sich dann alle ca. 3s (gemäß Service Manual soll Letzteres auch so sein).
Die Fehlersuche hat gezeigt, dass ein Sicherungswiderstand durchgebrannt ist, der die Spannungsverstärkerstufe mit +145V versorgt. Vor diesem Hintergrund stellen sich mir folgende Fragen:
1) Hat zufällig jemand eine Idee wo man solche Sicherungswiderstände (10 Ohm, 1%, 1/6W und insb. "flame proof"!, also z.B. FMF-Serie von Yageo) noch bekommt? Was die üblichen Versandhändler angeht, so bin ich nur bei Mouser fündig geworden. Allerdings mit 22-30 Wochen prognostizierter Lieferzeit ...
2) Ich würde natürlich auch gerne die Ursache ausfindig machen. Hat jemand Erfahrungswerte bzw. einen Tipp in welche Richtung man da suchen sollte?
Was in diesem Zusammenhang relevant sein könnte: Bei der Suche nach dem Fehler (Gerät ohne angeschlossene Lautsprecher oftmals ein- und wieder ausgeschaltet, um nicht massenhaft Relais-Zyklen zu generieren) ist der korrespondierende Widerstand im anderen Kanal auch abgeraucht. Könnte es sein, dass der Verstärker den Betrieb an einem Leerlauf doch nicht so gut verträgt wie man das bei Transistorverstärkern eigentlich erwarten würde? Zu dieser These würde passen, dass einer der Kanäle aufgrund eines Wackelkontakts in einem Speakon-Kabel beim letzten Einsatz längere Zeit gegen einen Leerlauf gearbeitet haben dürfte.
Des Weiteren hat sich gezeigt, dass einer der NPN-Leistungstransistoren, der für die Umschaltung der Versorgungsspannung von +55V auf +145V (Class-H-Endstufe) zuständig ist, ebenfalls defekt ist (nahezu-Kurzschluss auf beiden pn-Übergängen). Da die verbauten MJ21196 nicht mehr aufzutreiben sind, werde ich wohl einen MJ21196G verwenden müssen, dessen Datenblatt mit dem des MJ21196 jedoch quasi identisch ist (lediglich kleinere Änderungen im Text, vermutlich von der Marketing-Abteilung angeregt). In diesem Zusammenhang stellen sich mir folgende Fragen:
3) Sollte der korrespondierende PNP-Leistungstransistor in diesem Fall ebenfalls getauscht werden? Man würde ja hoffen, dass die Umschaltung der Versorgungsspannung mit etwas Sicherheit ausgelegt ist, sodass minimale Unterschiede keinen Einfluss haben, oder?
4) Besagter defekter Transistor hat ein TO-3- aka TO-204AA-Gehäuse. Durch das Wellenlöten sind die Muttern der Verschraubung mit den Leiterbahnen partiell verlötet. Welches Vorgehen bietet sich an, um die Leiterbahnen bei der Demontage möglichst nicht zu beschädigen? Vorher mit Entlötlitze so weit es geht "entlöten"?
Nachdem ich ohnehin Bauteile tauschen muss frage ich mich außerdem, ob ich auch gleich die Netzteil-Elkos erneuern sollte. Gemäß einer groben Überschlagsrechnung dürften die aufgedruckten 2000h Betriebsstunden bald erreicht sein. Hat da zufällig jemand Erfahrungswerte? Da die angegebene Lebensdauer nur für die ebenfalls angegebenen 85°C gilt und ich momentan mangels Veranstaltungen die Temperatur nicht messen kann: Hat jemand Erfahrungswerte wie warm Netzteil-Elkos im Betrieb typischerweise werden?
Beste Grüße,
Björn