es wird noch viiiieeel überzeugungsarbeit für die marketingexperten sein, die gemeinschaft von diesen lösungen überzeugen zu können. denn ich sehe da keinen nennenswerten vorteil für die beschallungsbranche. eher im gegenteil: wenn sich die mikrofone und mischungen irgendwann mal nahezu automatisch auf die jeweilige situation einstellen, dann werden bei uns viele arbeitsplätze obsolet. und das wollen wir doch sicher nicht
Das ist ein wenig überzeugendes Argument.
Wenn es so eine Automatik in "funktionierend" gibt, dann wird die von Veranstaltern irgendwann eingesetzt werden. Und die Beschaller, die den Weg dahin quasi boykottieren, wird dann einfach gar keiner mehr fragen. Wozu auch?
Sowas haben wir nun wirklich in vielen Branchen schon öfters gesehen. Das ist wie der Hufschmied, der meint er verhindert daß sich Autos durchsetzen indem er selber standhaft mit der Kutsche fährt.
Letztlich stehst Du als Beschaller ja im Wettbewerb. Der Kollege, der dank digitaler Technik in 10% weniger Zeit auf- und abbauen kann oder mit 10% weniger Personal auskommt, verdient entweder 10% mehr als Du oder er kann 10% billiger anbieten und damit Deinen Job kriegen, wenn der Veranstalter mal wieder klamm ist. Oder er kann zum gleichen Preis zusätzliche Dinge anbieten, die Du extra bezahlt haben willst.
Deshalb gilt es natürlich, immer und überall nach Optimierungsmöglichkeiten Ausschau zu halten. Alles, was Zeit sparen oder Arbeitsgänge wegfallen lassen könnte, muß eigentilch von Interesse sein.
Hinzu kommt der Sicherheitsaspekt. Kabel sind bekanntermaßen beliebte Unfallquellen, Bühnen sind besonders unfallgefährdete Arbeitsplätze - das wird DIr bei jeder Sicherheitsunterweisung lang und breit erzählt und mitunter auch vorgeführt.
Wenn da Technik ist, die zu verlegende Kabel einsparen kann, dann ist das automatisch auch Technik, die entweder direkt das Unfallrisiko senkt (über ein nicht vorhandenes Kabel kann man halt nicht stolpern) oder indirekt die Kosten für die Unfallverhütung (ein Kabel weniger zu verlegen heißt auch eins weniger abzukleben / zu verstecken / in ne Kabelbrücke zu pfriemeln und so weiter).
Es gibt offensichtliche Beispiele. Für DMX hat sich z.B. eine Verdrahtug als Bus durchgesetzt - und die alten Dimmerpacks mit sternförmiger Verdrahtung sind da weitgehend Geschichte. Warum? Weil da viel weniger Kabel zu verlegen sind als wenn man die Scheinwerfer sternförmig anklemmen würde. Die Nachteile eines Busses (geringere Bandbreite, Kollisionsgefahr, größere Auswirkung von Kabelbrüchen) wiegen das nicht auf.
Wenn Du die Mikros der Background Sänger als Bus verkabeln könntest, das Drumset oder die Signale von der Backline - würde das Zeit oder Geld für ne Hand beim Auf- und Abbau sparen? Oder wenn der geflogene Decca-Tree nur noch ein Kabel zum Mixer bräuchte statt mindestens 3, meist eher 5 oder 7? Echt nicht?
In jedem Fall hättest Du weniger Meter Kabel auf der Bühne liegen. Die Alternative, das baumförmig unter Verwendung mehrerer kleinerer Stageboxen zu machen, ist nur auf den ersten Blick eine, denn die Stageboxen wollen ja auch konfiguriert werden.
Und so ist das halt auch mit dem Routing. Wenn die Routing-Engine des Bühnennetzwerks es überflüssig macht, nach falsch gepatchten Kabeln zu suchen, weil einfach jedes Mikro an jeden Eingang gesteckt werden kann und das Routing auf dem unteren Layer ohne weiteres Zutun entsprechend angepaßt wird - dann suchst Du nie wieder nach vertauschten Steckern oder falsch ankommenden Mikrofonsignalen. Der Line-Check ist - jedenfalls was solche Quellen betrifft - um eine komplette Fehlerkategorie erleichtert.
Und nun erzähl nicht, Du hattest noch nie vertauschte Tom-Mikros am Drumset oder beim Linecheck übersehen daß die Gitarre auf der Gesangsspur rauskommt. So zuverlässig und gewissenhaft daß sowas nie passiert sind Menschen einfach nicht.