Quellenart von kleinen Line Arrays

  • Hallo liebe Forengemeinde,


    ich habe mal versucht mich in die Theorie der Line Arrays rein zu lesen. Dabei bin ich auf die Diplomarbeit von Volker Holtmeyer mit dem Titel "Simulation von Line-Array-Lautsprechersystemen mit der CAAD Software Ulysses" gestoßen. Ich habe leider den Link nicht mehr im Kopf, das Dokument sollte sich aber googlen lassen.


    Auf Seite 13 findet sich der Zusammenhang d_border = \frac{h^2 f}{2c} (in LaTex) bzw. d_border = (h^2 * f)/(2c) wobei c für die Schallgeschwindigkeit steht, h für die Höhe des Line Arrays und d_border für den Abstand des Überganges vom Nah- zum Fernfeld. Im Fernfeld wirken Line Arrays nach dieser Diplomarbeit nur noch als Kugelquelle und nicht mehr wie eine Linienquelle, was wohl der Sinn eines Line Arrays ist.


    Nach diesem zusammenhang lässt sich grob sagen, dass ein Linearray, das kürzer ist als 2m, bereits bei sehr kurzen Abständen von weniger als 10m bei Frequenzen von <= 1 kHz nicht mehr als Linienschallquelle wahrgenommen werden kann. Akustisch entspricht das Line Array dann einem konventionellen Lautsprecher.


    Ich hoffe damit niemanden gelangweilt zu haben und trotzdem ausführlich genug gewesen zu sein. Jetzt kommt meine Frage:


    Warum sehe ich bei kleineren Veranstaltungen immer häufiger Klein-Line Arrays (z.B. 1x8" + 1xHT oder 1x10" + 1x HT) in kurzen Stacks oder "normale" Line Arrays mit Stacks in ca. 1 m Länge?


    Diese Kleinen Line Arrays habe ich gesehen von JBL, 2014 in Nidda (Hessen) bei der Live Tour von Mundstuhl.


    Ich hab da schon so Gedanken, aber zu jeder Erklärung fallen mir Gegenargumente ein. Der einzige Gedanke, den ich nicht widerlegen kann, ist, dass ich die Theorie nicht verstanden habe.


    Ich hoffe ihr könnt mir weiter helfen ;)

    Liebe Grüße
    Taranis

  • es gibt viele (gute) Gründe, auch ein zu kurzes LA zu verwenden.


    Der häufigste dürfte jedoch sein, daß es einfach immer noch hipp ist, mit einem LA unterwegs zu sein - auch wenn 'ne popelige Horn- oder Direktstrahler-Box auch gereicht hätte.

  • Der wichtigste Grund, ein LA zu benutzen ist, daß der Nahbereich erweitert wird (langsamerer Pegelabfall pro Entfernungsverdoppelung) und die pegelmäßig gleichmäßige Ausleuchtung von Nah- bis Fernbereich. Rechnet man das nach, stellt sich aufgrund der Frequenz bzw. Wellenlänge eine homogene Abstrahlung oberhalb der Subs bei Punkt 1 erst ab ~2m Line-Länge ein. Punkt 2 schlägt in die gleiche Kerbe, eine gleichmäßige Ausleuchtung findet nicht statt, da ein so kurzes LA in den unteren Frequenzen vertikal noch nicht bündeln kann, der Klang im Grundtonbereich sich im Nahbereich deutlich vom Klang auf Entfernung unterscheidet. Oder mit anderen Worten: Es gibt technisch gesehen keinen Grund oder Vorteil, ein kurzes LA zu fahren. Popelige Hornkisten + Nearfill oder gar Direktstrahler sind in der Regel die bessere Lösung.

    You probably have the right hammer, you've just got to stop hitting your thumb.

  • das wichtigste "pro" argument zu diesen kleinen 1-2x sub + 3-4 elemente kleinkram line top konfigurationen:


    1. das material im lager ist da, und kann/muss flexibel genutzt werden. warum ein horntop vorhalten das lagerfläche und geld kostet, wenn man auch 3-4 elemente mitnehmen kann um dasselbe zu machen.
    2. breite abstrahlung, bei vertikaler bündelung ist für manche locas ganz nett. das klappt auch schon mit recht wenig schachteln.
    3. meistens klingt dieser kleinpappenkram bissl weniger "anstrengend" als son 2'' treiber ins gesicht.
    4. am wichtigsten: das zeugs verdient geld. und das solls, denn ich will als vermieter ja nen vollen kühlschrank haben.


    es steht ausser frage, das es auch mit anderen boxen geht. aber das ist ja immer so. anders gehts immer :)

  • Okay, genau das dachte ich mir, das reduziert sich alles auf das "wenn's schon mal da ist.."

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  • naja, vom praktischen Einsatz her (wenn wir davon ausgehen, daß eben eine konv. Box pro Seite eben doch nicht reicht) sind auch kurze Arrays auf häufig einfacher aufzubauen, zu fliegen, ... - je nach Logistik kommen die fertig aus einem Case, Kabel dran, Hoch am Lift - fertig.


    Wie gesagt - es gibt viele gute Gründe für kurze Arrays. Ja, die reine Lehre sagt was anderes, aber es gibt eben auch einfach die reine Praxis...

  • Und was genau geht dabei schneller? Bei Subs und Horntops oder konventionellen braucht man in der Regel noch nicht mal einen Lift, das ist doch genau das gleiche an Zeit.

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  • naja genau. es verdietet ja keiner, die zu benutzen.


    meistens gibts die ja nicht mehr im portfolio.
    & zumal es wenig horntops mit 100x25 grad gibt

  • Die kurzen LAs mit nur einer handvoll Elemente hat niemals v25°, das sind mehr so 40° bis in den MT und das bekommt man problemlos mit anderen Kisten auch.

    You probably have the right hammer, you've just got to stop hitting your thumb.

  • Ich sage immer das einzige Argument warum man so was sieht ist weil die Verkäufer der Hersteller es so vorführen um auch dem kleinsten Schuppen ein LA aufs Auge zu drücken, der sich eigentlich keines leisten kann und der in den aller seltensten Fällen auch wirklich eines benötigt. In vielen Situationen ist es sogar kontraproduktiv durch die Breite Abstrahlung und auch ein wenig durch das notwendige Wissen was ja auch ein wenig zum LA dazu gehört. Gerade diese Aussage, raus aus dem Case und Kabel dran zeigt die Ignoranz zum Thema, den genau so sollte es nicht laufen.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • Zitat von &quot;Kracky&quot;

    Gerade diese Aussage, raus aus dem Case und Kabel dran zeigt die Ignoranz zum Thema, den genau so sollte es nicht laufen.


    Zum Glück sind Pauschalaussagen immer falsch. :)


    Sorry, aber ich kenne viele Firmen, da gibt's z.B. 4er-Dollies mit Q, Galeo oder Konsorten, die sind für den jeweiligen Job vorkonfiguriert und da ist das mit dem "Lift hin, Dolly hin, Schäkel dran, hochdamit" weder Ignoranz noch sonst was "falsches" sonder einfach gute Joblogistik und Vorbereitung.


    ... und ja, zur Not hängt man auch den Inhalt von 2 oder 3 Dollys untereinander.

  • Zitat von &quot;marce&quot;


    Zum Glück sind Pauschalaussagen immer falsch. :)


    Sorry, aber ich kenne viele Firmen, da gibt's z.B. 4er-Dollies mit Q, Galeo oder Konsorten, die sind für den jeweiligen Job vorkonfiguriert und da ist das mit dem "Lift hin, Dolly hin, Schäkel dran, hochdamit" weder Ignoranz noch sonst was "falsches" sonder einfach gute Joblogistik und Vorbereitung.


    ... und ja, zur Not hängt man auch den Inhalt von 2 oder 3 Dollys untereinander.


    Wenn das dann so ist, ist das ja auch absolut ok weil man sich Gedanken gemacht hat. Wir hoffen dann noch das die Baustelle vor Ort ganz genau so ist wie geplant, dann ist doch alles ok. Ich sehe das aber eher als Ausnahme und nicht als Regel. Aber gerade in kleineren Buden wird das LA, wohl möglich A Ware in dritter Hand wo der Hersteller den Support inzwischen verweigert, vielleicht ein mal beim Probehören eingestellt wie man denkt das es ok ist, dann kommt es in die Box und wird so Gig um Gig hochgezogen, egal ob es passt oder nicht einfach weil die Klitsche selbst gar nicht über das Knowhow verfügt das notwendig wäre. Wie du schon richtig andeutest, LA bedeutet immer Arbeit und mitdenken, ganz egal ob ich das im Voraus im Lager erledige oder auf der Baustelle.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • naja, aber wer ein LA einfach so hochzieht ohne über Konfiguration und Setup nachzudenken - der wird es bei einer HornPA auch nicht anders machen. Falsch gestackte / gecurvte C4, R-Serie, u.s.w. gab's auch früher schon genug und heute ist's nicht besser geworden.


    Falsch machen kann man bei jedem System was. Jedes System ist nur so gut, wie der Tech, der es aufbaut.


    Ja - grundsätzlich, damit ein LA über den kompletten Frequenzbereich sauber funktioniert muss es ca. 20m lang sein (oder so) aber genau so grundsätzlich haben die Dinger auch in "zu kurz" durchaus die eine oder andere Eigenschaft, die es verziehen, sowas sozusagen "falsch" (oder nicht nach Lehrbuch) zu verwenden. Im "schlimmsten Fall" habe ich mit 'nem 2er oder 3er-Pack Q halt auch einfach das Äquivalent zu 'nem guten alten Doppel-12"-Top, welches im Hochton angenehmer spielt und dort gerne auch noch sauberer richtet.


    Wissen, was man tut muss man so oder so.

  • Zitat von &quot;marce&quot;

    naja, aber wer ein LA einfach so hochzieht ohne über Konfiguration und Setup nachzudenken - der wird es bei einer HornPA auch nicht anders machen. [...]


    Falsch machen kann man bei jedem System was. Jedes System ist nur so gut, wie der Tech, der es aufbaut.


    Jetzt erzähl mir bitte nochmal mehr darüber, wieviel mehr man mit konventionellen Tops falsch machen kann als bei einem LA. :D Ein LA ist einfach kritischer weil es da viel mehr Variablen gibt. Und da, wo man einfach ein mini-LA hochziehen und hinstellen kann und fertig, da geht es mit konventionellen Kisten sogar noch einfacher.


    Zitat von &quot;marce&quot;

    Ja - grundsätzlich, damit ein LA über den kompletten Frequenzbereich sauber funktioniert muss es ca. 20m lang sein (oder so) aber genau so grundsätzlich haben die Dinger auch in "zu kurz" durchaus die eine oder andere Eigenschaft, die es verziehen, sowas sozusagen "falsch" (oder nicht nach Lehrbuch) zu verwenden. Im "schlimmsten Fall" habe ich mit 'nem 2er oder 3er-Pack Q halt auch einfach das Äquivalent zu 'nem guten alten Doppel-12"-Top, welches im Hochton angenehmer spielt und dort gerne auch noch sauberer richtet.


    Wissen, was man tut muss man so oder so.


    Ist das Dein Ernst? Schau Dir Polarplots an bzw. h/v Directivity Sonogram. Wenn Du dann immer noch ein 2er oder 3er mit einem 2x12" Top gleichsetzt und behauptest, daß es noch sauberer abstrahlt, dann zeigt mir das, daß Du entweder nicht weißt, wie ein solches Top arbeitet oder wie so ein kurzes LA arbeitet oder Du generell nicht weißt, was Du tust.

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  • Es spricht nichts gegen die Verwendung von kurzen Line-Arrays. Wenn man das Equipment sowieso herumstehen hat, kann man es auch nutzen.
    Wenn natürlich die Anschaffung eines Mini-Line-Arrays mit einem Meter Länge und darunter angedacht wäre, ist das wirtschaftlich sinnlos, weil ein paar andere Lautsprecher den gleichen Job genau so gut erledigen. Aber darum geht es hier ja nicht.
    Gegenüber eines Horn-Clusters hat so ein Line-Array trotz der fehlenden Zylinderwelle immer noch ein paar Vorteile: Ein breiter Öffnungswinkel bzw. kein unsauberer Übergangsbereich (wie beim Clustern auftritt) und die durch die Membranfläche bedingte potentiell höhere Tiefmittenleistung, sprechen dafür.

  • Warum absichtlich falsche Vergleiche anstellen? Wenn wirklich ein Horncluster nötig ist, dann kommt man mit wenigen LA-Elementen garantiert nicht auf den gleichen Pegel! Und ohne Cluster hat man keine der von Dir genannten Probleme. Anders herum wird eher ein Schuh draus, ein breit strahlendes Top (oder Horntop und nearfill) kann in den meisten Fällen ein Kurz-Array ersetzen oder sogar sehr viel besser arbeiten.

    You probably have the right hammer, you've just got to stop hitting your thumb.

  • Das war keine quantitative Betrachtung, sondern eine qualitative. Natürlich kann man mit einem Horncluster einen höheren Pegel gegenüber einen kurzen, kleinen Array erreichen.
    Wenn man den Maximalpegel aber außer Acht lässt, ist ein kurzes Array aber durchaus eine sinnvolle Sache, die eben ein paar Vorteile, wie die Homogenität oder bessere Tiefmittenleistung (tiefere Trennung, keine Flugbässe) mit sich bringt.
    Das andere Lösungen ähnlich gut sind, habe ich nicht bestritten. Es ging mir hierbei nur darum aufzuzeigen, warum ein kurzes Array durchaus eine Daseinsberechtigung hat und keine schlechte Lösung sein muss.

  • Zitat von &quot;Dosenfutter&quot;

    [...] und behauptest, daß es noch sauberer abstrahlt, dann zeigt mir das, daß Du entweder nicht weißt, wie ein solches Top arbeitet oder wie so ein kurzes LA arbeitet oder Du generell nicht weißt, was Du tust.


    HenrySalayne: Damit bist Du wohl auch einer von denen, die keine Ahnung haben. :)


    Willkommen im Club.

  • Zitat von &quot;HenrySalayne&quot;

    Das war keine quantitative Betrachtung, sondern eine qualitative.


    Genau das ist ja das, was Du mißachtest! Du nimmst als Negativargument "kein unsauberer Übergangsbereich (wie beim Clustern auftritt)", obwohl überhaupt kein Cluster nötig/sinnvoll ist! Äpfel und Brinen! Entweder nimm die Anforderung, für die man ein Cluster braucht und übertrage die genauso auf das kurze LA oder streich die Nachteile eines Clusters!


    Zitat von &quot;HenrySalayne&quot;

    Wenn man den Maximalpegel aber außer Acht lässt, ist ein kurzes Array aber durchaus eine sinnvolle Sache, die eben ein paar Vorteile, wie die Homogenität oder bessere Tiefmittenleistung (tiefere Trennung, keine Flugbässe) mit sich bringt.


    Eine gute Homogenität stellt sich bei vielen Horntops erst ab einem bestimmten Abstand ein, das ist richtig. Die bekommt man aber auch von Coax Horntops oder von 08/15 direktstrahlenden Tops.
    Die bessere Tiefmittenleistung ist auch so ein Ding. Nehmen wir 4 Elemente an, jedes mit 2 6" TMT (das ist IMO realistisch). Das ergibt eine Membranfläche von 1100cm², 2 12er haben ~1060cm², also Gleichstand.


    Zitat von &quot;HenrySalayne&quot;

    Das andere Lösungen ähnlich gut sind, habe ich nicht bestritten. Es ging mir hierbei nur darum aufzuzeigen, warum ein kurzes Array durchaus eine Daseinsberechtigung hat und keine schlechte Lösung sein muss.


    Das hat sich für mich genau andersherum angehört und das konnte ich nicht so stehen lassen.

    You probably have the right hammer, you've just got to stop hitting your thumb.

  • Man bekommt auch bei der Kombination aus Horn-Top und Nearfill einen Übergangsbereich. Das meinte ich mit Inhomogenität. Jede Variante mehrere Boxen zu Clustern oder zu kombinieren (außer eben Line-Arrays) weist dieses Problem auf.


    PI*(8*x^2) = PI*(2*(2x)^2)
    Die Mebranfläche ist in diesem Fall exakt gleich groß.


    Gegenüber einem Horn mit geschlossener Rückkammer ist aber die Bassreflexkonstruktion trotzdem potenter, wenn es um Lautstärke mit Tiefgang geht. Es geht dabei auch nicht um die erzielbare Maximallautstärke, sondern einfach nur um die Trennfrequenz gegenüber den Subwoofern, die niedriger gewählt werden darf, als es bei einem Horn der Fall ist.