Hallo,
hier kommt der Bau- und Erfahrungsbericht zum Projekt 2x 12“ +1“ HT-Horn
Verbaute Chassis:
Eminence Delta Pro 12A (4 Stück) + RCF N350 + Eminence LHSST1F CD-Horn 60 x 90° (je 2 Stück)
Der Emmi wurde kurz auf Einhaltung der TSP getestet. Die Parameter passen sehr gut, allerdings fiel auf, dass eines von vier Chassis im Bereich der Resonanzfrequenz deutlich weniger klirrt als der Rest.
Wäre es anderes herum gewesen, hätte ich den einen wohl zurückgebracht, aber so herum …
Auch die Dichtung am äußeren Korbrand ist bei genau einem Chassis anders als bei den drei anderen.
Es ist aber nicht das Chassis mit dem geringeren Klirr, sondern ein anderes.
Die Verarbeitung ist im Allgemeinen gut, die Schwingspulenlitzen sind im kritischen Bereich extra gummiummantelt und sollten deswegen nicht brechen. Der RCF ist allerdings doch deutlich wertiger verarbeitet. Das Horn sieht aus, als sei es aus recycletem Kunststoff hergestellt, das Schwarz ist ungleichmäßig ebenso die Oberfläche.
Gehäuse:
Hergestellt aus 18mm Birkenmultiplex, jeder 12“ hat sein eigenes Gehäuse, in zwei der Gehäuse kommt zusätzlich noch der Hochtöner , Maße je Box 36cm breit, 60cm hoch und 45cm tief, das ergib ca. 63 Liter netto (es wurden je 2 Liter für Bass und Hochtöner und je 3 Liter für den BR-Kanal und Verstrebungen abgezogen).
Außer den 6 Brettern für das eigentliche Gehäuse wurden 8 weitere Bretter verbaut: 4 Stück für eine Ringversteifung zwischen Bass und Hochtöner (Front, Rück, Seite, Seite), ein Brett als Querstrebe etwas oberhalb davon als gleichzeitige Stütze für den Magneten des Horntreibers, je ein Brett zur Versteifung des Deckels und des Bodens und das letzte für den BR-Kanal.
Abstimmung auf 53Hz, beide Bassreflexhöcker sind exakt gleich hoch, dazwischen werden als minimale Impedanz 6,5 Ohm erreicht, das ist nur knapp höher als der Gleichstromwiderstand von 5,7 Ohm, Zeichen für geringe Gehäuseverluste.
Der Bassreflexkanal hat 130cm² Querschnitt, Länge 10cm. Dadurch lassen sich die hässlichen Portresonanzen frequenzmäßig weit nach oben schieben. Strömungsgeräusche sind kein Problem, hat der Port doch ¼ der Membranfläche. Ich fahre das Chassis bei 10W Eingangsleistung ja nicht am Limit …
Gehäusefinish:
3 Schichten PU-Bootslack mit Zwischenschliff, hochglänzend (steht ja auch im Wohnzimmer, gelle!)
Bedämpfung:
Die Bassboxen sind ohne Bedämpfung, hingegen jede Fullrangebox mit zwei Beuteln weißer Polyesterwatte von Visaton bedämpft.
Für optimale Wirkung wurde das Material möglichst in die Mitte der Box gepackt. Ein Beutel kommt dabei oberhalb der Ringversteifung hinter den Hochtöner zum Einsatz (die Ringversteifung sitzt ja fast mittig in der Box) und ein Beutel unterhalb des Terminals zu einer Rolle geformt hinter das Versteifungsbrett gelegt. Damit ist ca. 1/3 des Boxenvolumens voll Dämmaterial, der Weg vom Bass zum Port ist komplett frei.
Weiche:
Die Bassbox soll bis 300-400Hz übertragen, kurz bevor der Bafflestep den Pegel auf Achse ansteigen läßt.
10mH in Serie vor dem Bass, sowie als Querglied 3,3 Ohm und 47µF in Reihe trennen zu tief.
4,7mH mit der RC-Kombination passen schon deutlich besser.
Damit der Bass nicht dröhnt, ist noch eine Reihenschaltung aus 22mH, 3,9Ohm und 150µF als Impedanzkorrekturglied parallel zum Bass geschaltet. Dieses Glied dämpft die Überhöhung bei ca. 120Hz, die sich sonst als deutliches Dröhnen bemerkbar macht.
Bei der Fullrangebox wird der Bass mit 2,2mH in Reihe und 6,8µF als Querglied mit 12dB/Okt. rausgenommen. 2,7mH lassen Stimmen zu weit nach hinten rücken, 1,8mH klingen schon quäkig.
Auch der 6,8µF Kondensator wurde auf 4,7µF und 10µF geändert, letztendlich bin ich wieder auf 6,8µF zurückgegangen.
Der Hochtöner wird mit 18dB/Okt. getrennt. Durch den Frequenzgangabfall von 110dB bei 2kHz auf 100dB bei 16kHz muss der erste Kondensator ziemlich klein gewählt werden, er zieht den Frequenzgang dann schön gerade. Werte von 0,82µF über 1,0µF bis hin zu 1,5µF wurden probiert und letztendlich 1,2µF mit 0,22mH und 12µF als Weiche festgelegt. Der Pegel passt schon fast, ein Spannungsteiler mit 2,7 Ohm in Reihe und 18 Ohm parallel zum Hochtöner gleicht den Pegel perfekt an. Um die obersten Höhen weniger abzuschwächen, wird der 2,7 Ohm Widerstand noch durch einen 0,68µF Kondensator überbrückt.
Entwickelt wurde die Weiche mit relativ preisgünstigen Bauteilen aus der Grabbelkiste, letztendlich werden I-Kernspulen hoher Belastbarkeit mit Innenwiderständen um 0,2 Ohm und 400V MKP-Kondensatoren verbaut werden.
Klang (im Wohnzimmer):
Jau, das macht schon Spass. Brustbeinbass ab ca. 2x 10Watt und tief genug geht es auch. 53Hz Abstimmfrequenz resultieren dabei zu ca. 50Hz -3dB Grenzfrequenz. Das ist für die meisten Fälle tief genug. Durch die beiden parallel geschalteten Bässe ist auch der Pegel unten rum reichlich, fast schon zu fett.
Anspieltipps:
Black Eyed Peas, Shut up: Der Anfang kommt knochentrocken und die Bassdrum drückt gewaltig.
Sash, Stay: Ab 1:30 Min. folgen 5 Töne, die ich mal ausgemessen habe. 49Hz, 43Hz, 41Hz, 36Hz und 31Hz. Da kann man schön hören, wie weit die Boxen runter kommen. Die ersten drei Töne kommen voll, bei 36Hz wird der Pegel dünner, 31Hz sind weg. Hier spielt auch mein Wohnzimmer den Boxen zu, indem es 40Hz unterstützt.
Einzig bleibt ein Wermutstropfen beim Hochtöner: Z-Laute (Zwei zwitschernde Schwalben sitzen zwischen zwei Zwetschgenzweigen) kommen zu scharf rüber. Hier muss evtl. noch ein Saugkreis den entsprechenden Frequenzbereich eindämmen.