Hi Krzysztof,
es ist schön dass Du Dich mit den Möglichkeiten Deines Mischpults auseinandersetzen möchtest. Es gibt haufenweise Informationen im Netz, die Dir die grundlegende Arbeitsweise eines Kompressors mit bunten (teilweise auch bewegten) Bildern sehr detailreich erklären. Es wäre schön wenn Du erst die schon vorhanden Informationsquellen im Netz ausschöpfen würdest bevor Du diese Fragen hier postest. Damit sparen sich alle Arbeit (Du beim Formulieren der Frage und alle anderen beim Schreiben der Antwort).
Da die Infos wirklich einfach im Netz zu finden sind spar ich mir jetzt eine Antwort auf Deine Frage. Eines möchte ich Dir jedoch noch mitgeben: Tontechnik ist ein Dreischritt. Du hast eine Ausgangssituation x und eine Wunschvorstellung y. Je nach technischen Möglichkeiten und Know How kannst Du die Ausgangssituation durch den Einsatz von Tontechnik gezielt in die Wunschvorstellung überführen. Das bedeutet in der Praxis:
1. Du hörst ein Signal (z.B. Deine Stimme) über die PA ab und beurteilst das Ergebnis
2. Du entwickelst eine konkrete Wunschvorstellung wie das Signal am Ende klingen soll und gleichst diese Vorstellung mit dem Ist-Zustand ab (zum Beispiel: Stimme klingt zu dumpf, zu schrill, hat zu viel Dynamik, zu trocken, etc...)
3. Du benutzt gezielt die verfügbaren tontechnischen Mittel um von x nach y zu kommen
Wenn Du einen der drei Schritte überspringst oder Dir irgendwo unsicher bist, stocherst Du beim Drehen an den Reglern und Knöpfen komplett im Dunkeln und das Ergebnis ist nicht mehr als Zufall. Wenn Du nicht beurteilen kannst was Du hörst, weil Dir die entsprechende Hörerfahrung fehlt (oder Du mal wieder vom Veranstalter einen bescheidenen Mischplatz zugewiesen bekommen hast ), wirst Du generell Schwierigkeiten haben guten Ton zu machen. Wenn Du keine konkrete Vorstellung davon hast was Du eigentlich erreichen willst, wird jede Aktion am Pult niemals zielgerichtet sein, sondern immer zufällig bleiben. Wenn Du nicht weißt, wie Du Deine Zielvorstellung technisch erreichen kannst, weil Du Deine Werkzeuge noch nicht verstanden hast, wirst Du ebenfalls mit Sicherheit nicht die richtigen Einstellungen am Pult finden.
Ich habe bei Deinem Kompressorprojekt das Gefühl, dass es zumindest an Punkt 2 und 3 bei Dir noch hapert. Warum willst Du überhaupt komprimieren? Musst Du überhaupt komprimieren? Was ist das, was Dir an der unkomprimierten Stimme nicht gefällt? Erst wenn Du diese Fragen für Dich sehr genau beantworten kannst, macht der Griff zum Kompressor überhaupt Sinn. Wenn Du weißt was Dir an dem was Du hörst nicht gefällt und Du sicher bist dass der Kompressor diesen Missstand lösen kann, solltest Du Dich technisch sehr genau mit dem Kompressor auseinandersetzen um ZIELGERICHTET von x nach y zu kommen. Alle Antworten wie "nimm diese Ratio, diesen Threshhold, diesen Release sind VÖLLIG daneben, weil die drei oben geschilderten Schritte aus der Ferne einfach nicht zu beurteilen sind und niemand Dir die entsprechenden Entscheidungen und Beurteilungen abnehmen kann. Ob das Ergebnis der "Fremddiagnose" oder des Preset-Tipps dann in irgendeiner Form Sinn macht ist dann wirklich nur absoluter Zufall...
Tipps:
- Bemüh das Internet und mach Dich schlau was ein Kompressor genau macht und wie die verschiedenen Parameter funktionieren. Wenn Du eher in der analogen Welt unterwegs bist, kann ich Dir als Literaturtipp das Buch "Mixing Audio" von Roey Izhaki sehr ans Herz legen. Hier bekommst Du einen SEHR guten Überblick über alle relevanten Bereiche und Werkzeuge der Tontechnik incl. gut gemachten Audiobeispielen. Das Buch liest sich hervorragend, ist nur leider ziemlich dick, auf englisch und nicht ganz billig
- setz Dich in Ruhe zu Hause hin und probiere das gelernte mit verschiedenen Quellen aus. Stell verschiedene Parameter ein und hör Dir den Unterschied im Ergebnis an. Versuche dabei stets ZIELGERICHTET zu arbeiten.
Ich wünsche Dir ganz viel Erfolg und Spaß beim Forschen! Sollten nach Deiner Recherche und dem Ausprobieren noch Fragen übrig geblieben sein beantworte ich (oder jemand anderes) sie Dir bestimmt gerne hier.
Soweit beste Grüße,
pfeiffe