Hallo,
ich befinde mich momentan in Neuseeland/Australien und habe nach einiger Zeit beim Film beschlossen,
meine Fähigkeiten nach ANZI Standards zertifizieren zu lassen, insbesondere Höhenarbeiten. (Level 1 Fisat, PSA-Anwender und Anschlägerschein aus Dtl.=
Während des 2-tägigen Kurses "Height Safety & Fall Arrest" der nicht unbedingt auf die Event- / Filmbranche zugeschnitten ist, aber ja den Industriestandard vor Ort repräsentiert sind mir heute am ersten Tag ein paar Dinge aufgefallen, die ich so nicht nachvollziehen kann.
1. Es ist ausdrücklich untersagt, Ankerpunkte zur Sicherung oder zum Abseilen mit gechokter Bandschlinge zu setzen.
Generell sind Bandschlingen okay (22KN) aber eben nur doppelt gelegt. Kann ich akzeptieren, aber die Erklärung, dies würde die Bruchlast um 2/3 reduzieren widerspricht dem in Deutschland Gelernten.
2. Bandfalldämpfer in Y-Bauart mit zwei großen Trusshaken (MGOs): Beim horizontalen Bewegen an zB Gerüstrohr darf der zweite Haken nur zum Umsetzen (um an Senkrechten vorbeizukommen) benutzt werden, beim Verbleib an einer Position oder beim Langziehen der Hakens über die 2,4m Gerüstrohr MUSS der zweite Haken an den Gurt, und zwar an eine bestimmte Schlinge an der Brust, die im Sturzfall reißen kann.
Begründung hierbei ist erstens, dass die Haken ggf. zu weit auseinander sind und dadurch horizontale Kräfte in dem Punkt auftreten, an dem sie zusammenlaufen (Vernähung oder D-Ring) und zweitens Kopf/Hals zwischen die beiden Stränge kommen kann.
Dies steht auch dem von mir in Deutschland gelernten entgegen, zumindest soweit ich mich erinnern kann.
3. horizontal Lifelines:
hierbei fiel mir nur auf, dass auf das Thema Horizontalkräfte gar nicht eingegangen wurde, was meiner Meinung nach echt wichtig ist bei der Auswahl der Ankerpunkt (Gerüst Vertikale in der Mitte zwischen zwei Bodenlagen kann sich mitunter erheblich durchbiegen denke ich) und der Ausbilder war der Ansicht, dass es auf völlig okay wäre, Ratschgurte aus dem Industriebereich (LKW Zurrgurte) zu benutzen, da diese ja schließlich gleich gebaut seien.
4. Falldämpfer haben fast immer eine Systemlänge von 2m incl. Lanyard (die bilden eine Einheit) und müssen stets im dorsalen Punkt (also am hinteren D-Punkt) benutzt werden. Unabhängig davon, dass ich dies sehr lang finde, habe ich aber selbst ein Petzl Produkt, welches etwas Armlänge hat und von mir vorn getragen wird (so wie es sicherlich die meisten Kollegen in Deutschland auch machen um sich mit 2 MGOs auf der Truss oder am Gerüst zu bewegen)
- was spricht dagegen, bzw. ab welcher Fallhöhe/Sturzfaktor/Lanyardlänge muss man sich in Deutschland hinten einbinden (da der unkontrollierte Sturz in diesem Falle ja "rückenschonender" ist?
Kann sich jemand von euch diese Aussagen erklären - kommt das vielleicht aus dem amerikanischen System wo es in gang und gebe ist und sich bewährt hat?
Was ist eure Meinung dazu?
beste Grüße in die Heimat,
Simon