Nach Norbert Ackermanns "Lichttechnik", Max Kellers "Faszination Licht", Malkiewicz' "Film Lighting" und Gerald Millersons "Lighting for television and film" habe ich mir jetzt das im Reimer-Verlag erschienene Buch "Lichtdesign" von Marie-Luise Lehmann zu Gemüte geführt.
Die Autorin beschreibt die Tätigkeit von Lichtdesignern und Beleuchtungsmeistern bzw. Electricians in den USA und in Deutschland, wobei das Hauptaugenmerk auf die Arbeitsabfolge Design - Planung - Aufbau - Einrichtung liegt. Hier profitiert die Autorin offenkundig von ihren extensiven Erfahrungen an Broadway- und Off-Broadway-Theatern: Minutiös werden die Arbeitsabläufe in der Lichtgestaltung an amerikanischen Theatern dargestellt und mit deutschen Verhältnissen verglichen. Dies ist sehr lehrreich; speziell die andere Denkweise der amerikanischen Beleuchter hinsichtlich der Funktion von Licht und die ganz andere Herangehensweise an die leere Bühne fand ich extrem spannend und für mich unbedingt nützlich. Sehr ausführlich beschreibt die Autorin, wie erstmal das Grundlicht für die Schauspieler gesetzt wird, bevor es an das Bühnenbild geht (wobei es in Deutschland ja im Regelfall umgekehrt ist), und wie den Bedürfnissen der Schauspieler und der Dramaturgie allein durch verschiedene Lichtrichtungen gedient werden kann.
Speziell die Kapitel über Beleuchtungspositionen waren für mich äußerst informativ und lesenswert, praktisch das Theater-Pendant zu dem entsprechenden Kapitel in Millersons Buch über die Beleuchtung von Gesichtern für Film und Fernsehen.
Deutliche Schwächen zeigt das Buch hingegen im Bereich der grundlegenden Elektrotechnik und Rechtsgrundlagen. Hier wird fast nur die US-amerikanische Seite abgedeckt; VDE, VStättVO, BGV und ähnliches finden annähernd nicht statt. Dies mag als vernachlässigbar erscheinen, da sich das Buch ja offensichtlich an "fertige" Beleuchtungsmeister und Designer wendet, bei denen man die entprechenden Kenntnisse voraussetzen können sollte. Meiner Meinung nach sollten aber zumindest Grundlagen der elektrischen Sicherheit und der Arbeitssicherheit auf der Bühne klarer dargestellt werden.
Zweiter Kritikpunkt ist die Redaktion und der Satz des Buches. Wenn ich ein Buch zu diesem Preis kaufe, erwarte ich, daß es vor dem Druck zumindest ein Mal von einem qualifizierten Lektor gelesen wurde, was hier offenkundig nicht der Fall war. Haufenweise Rechtschreib- und Satzfehler sowie der Gebrauch unüblicher Ausdrücke erschweren das Lesen und verärgern den Leser, der ja immerhin ca. 60 € für 300 Seiten bezahlt hat, wobei im Buch auch noch Anzeigen geschaltet sind. Das hinterläßt einen unschönes Gefühl, vor allem, wenn man weiß, daß es - z. B. in Kellers "Faszination Licht" - auch anders geht.
Abschließend bleibt festzustellen, daß man zu einem grenzwertigen Preis einen interessanten und lehrreichen Einblick in die Arbeit verschiedener Designer und die amerikanische Theaterlandschaft, wobei auch für erfahrene Beleuchter sicher noch manche Tricks und Kniffe zu finden sind. Abgerundet wird das ganze durch einige beeindruckende - wenn auch leider ziemlich unscharfe - Bilder von Lichtstimmungen und ein kurzes, aber informatives Glossar.
Ein im Prinzip lesenswertes Buch, das aber vom Verlag dringend noch einmal überarbeitet werden müßte.
Tobias Zw.