Crashkurs Livemix

  • Liebe Leute


    Ich versuche meine Situation kurz und knackig zu beschreiben. Ich komme aus dem DJ-Sektor und habe bisher nur ganz kleine Live-Sachen gemacht, vorwiegend akustische Sachen mit 1-2 Gitarren, Gesang, Keyboard und so. Komplexere Live-Anlässe habe ich konsequent weitergegeben, weil mir gute Resultate sehr wichtig sind und ich mir nicht meinen (bisher guten) Ruf versauen möchte.


    Jetzt habe ich einen "Notfall" eines Kollegen. Dem ist kurzfristig der Mischpult-Mensch ausgefallen und er braucht am kommenden Samstag jemanden, der in einem Jugendzentrum die Bands mischt. Es sieht so aus, als ob folgende Optionen zur Verfügung stehen: entweder ich mache das so gut wie ich kann oder es wird ganz sicher in die Hose gehen.


    Imho ist die Situation nicht so gut, um gemütlich Erfahrungen zu sammeln, da in einem Jugendzentrum primär Amateure am Werk sind, die mir vermutlich nicht immer die besten Quellen bringen werden. Meinen Ruf kann ich eher nicht verlieren, da ich im Prinzip nur aushelfe.


    Mir steht mein eigenes X32 zur Verfügung, sowie einige eigene Mikros. Was im Jugendzentrum steht, weiss ich (noch) nicht.


    Jetzt bin ich sehr froh, wenn mir jemand Craskurs-mässig die wichtigsten Fakten näherbringen könnte. Wenn alle Signale sauber am Pult ankommen, traue ich mir einen passablen Mix zu.


    Mein Equipment:


    Mixer: X32
    Dynamische Miks: 1x Shure Beta 52A, 3x Shure SM57 (mit Halterungen), 3x Shure SM58, plus einige Noname Billigeimer
    Kondenser Miks: 2x Rode NT-5, 4x T-Bone EM800
    Plus evtl. einige Miks aus dem Jugendraum.


    Meine Idee:


    - Beta 52A Basedrum (halb im Loch), SM57 je an die Toms, 1x EM800 an die Snare, die Rodes als Overhead über dem Drumset
    - 1-2 SM58 für Vocals
    - je 1x EM 800 für Gitarrenamp und Bassamp
    ...


    - Geht das? Geht das mit dem selben Equipment besser/stressfreier?


    --> die Prioriät liegt bei der "Sicherheit", es muss so stressfrei wie möglich funktionieren. Klangliche Höhenflüge sind sekundär und evtl. bei der PA vor Ort sowieso utopisch.


    Vielen Dank schon im Voraus für Tips!

    Der Ton macht die Musik.

  • Erste Regel: grüne Pegel!


    Das Beta in die Kickdrum, einen Kondenser an die Snare, wenns Not tut ein oder zwei Overheads, da kannst du auch die 800er nehmen - oder lieber die Rode. Erst mal hören, ob das Blech nicht ohnehin schon laut genug ist.
    Toms weglassen, dafür lieber die SM57 an die Gitarrenamps.
    Bassamp über DI_Box oder DI-Out (wenn der Amp sowas hat).


    Bis auf die Kickdrum und den Bass kannst du bei allen Kanälen schon mal einen Lowcut von 120 oder mehr Hertz reindrücken, ansonsten einfach gebetsmühlenartig wiederholen, dass sich die Damen und Herren auf der Bühne bitte leise verhalten.


    Auf die Kickdrum ein Gate, auf den Bass einen Kompressor - Augen zu und durch!


    Was deine Befürchtungen mit dem Ruf angeht - du weißt schon, dass niemand im Falle das Falles darüber reden wird, dass du das ja nur aus Gefälligkeit oder Verlegenheit gemacht hast? Das ist niemals interessant! Interessant ist in dem Fall nur, dass irgendjemand nicht zufrieden war oder dass das nicht funktioniert hat. Die Gründe dafür, gleich wie nachvollziehbar sie wären, interessieren dabei nicht.

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Vielen Dank schonmal!


    Wieso soll ich die Toms nicht abnehmen? Würden die ggf. über die Overheads eingefangen?


    Nachtrag: Das Jugendzentrum hat noch ein sm58 sowie ein Audix 8m, neben dem "echten" Drum für Indie-Rock wird ein E-Drum für Heavy Metal dort sein.

    Der Ton macht die Musik.

  • An der Stelle würde ich dann sagen - einigt euch auf ein Drumset! Aber Digital macht ja speichern möglich und bietet genug Eingänge (;O) Also lass die Buben ruhig zwei Drumsets mitbringen, der Künstler ist ja in der Erschaffung seines Werkes frei!


    Nachfragen: Was für ein E-Set? Kommt fürs Pult eine Summe aus dem Sampler oder schickt er dir einzelne Signale? Ist das der Fall: DI-Boxen in größerer Anzahl vorhalten, in der Regel sind die Ausgänge solcher Sampler unsymmetrisch...


    Komm mal mit ein paar mehr Fakten rum - wie groß ist der Laden, was steht da für eine Anlage? Bis zu einer gewissen Raumgröße kommen die Toms locker mit über die Overheads, mit ein bisschen Geschick positioniert und bearbeitet kann man das Blech etwas ausblenden (ist eh immer zu viel in kleinen Locations) und die Toms featuren. Die Kombi "K/Sn/OH" kommt eigentlich aus dem Jazz und bildet ein gut gestimmtes Set recht neutral ab - das ist auf jeden Fall schon mal ein Startpunkt.


    Zur allergrößten Not kannst du auch irgendwo noch ein SM57 sparen und zwischen zwei Toms packen, mittig ausgerichtet geht das auch schon. Ich würde ehrlich gesagt lieber Quellen sparen statt auf Teufel komm raus alles mit grenzwertigen Mikros abzudecken.

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Die Infos tröpfeln bei mir auch nur nach und nach rein. Die Location kenne ich immer noch nicht.


    Neu weiss ich folgendes:


    - Band 1: Gesang, Gitarre (2x Vox, 1x Line)
    - Band 2: Gitarre, Klavier, 2x Gesang (2x Vox, 2x Line)
    - Band 3: Gitarre, Bass, Klavier, 2x Gesang, Schlagzeug (2x Vox, 5x Line)
    - Band 4: Bass, Gitarre, 2x Gesang, Schlagzeug (E-Drum) (4x Line, 2x Vox)

    Der Ton macht die Musik.

  • Ich komm bei deiner Auflistung nicht ganz mit, was genau meinst du denn mit 'Line'? An Gitarrenamps kommt idR ein Mikro (ja, es gibt Ausnahmen die ganz gut funktionieren können) Für Bass und Klavier (doch wohl hoffentlich Keyboard/Digitalpiano?) schonmal DI-Boxen einplanen. Selbst wenn die Symmetrische Ausgänge haben *willst* du die manchmal nicht verwenden müssen. Sm58 = sm57 mit Windschutz. Mit den dynamischen Mics müsstest du schonmal recht weit kommen. Mit deinen NT5 kannst du dann den Rest erschlagen. bezüglich Mikrofonverteilung kann man nicht mehr viel zu skyworker hinzufügen.
    Sein letzter Satz war der wichtigste: Quellen sparen.


    Wenn man jetzt wüsste wie groß der Laden ist und was da für eine Pa steht könnte man abschätzen, was du alles weglassen kannst.
    Mach dich schonmal seelisch darauf gefasst, dass du am Ende nur 2-4 Fader schieben musst.


    Wie sieht es denn mit Monitoring aus? Insbesondere für den E-Drummer?
    Auch der Tastenquäler der 3.Band braucht wahrscheinlich Dampf.

  • Kleine Zwischenfrage, wenn du nur kleine Sachen machst, 2x Gitarre, Keyboard, Gesang und komplexere Live Aufgaben weiter gibst, warum zum Geier hast du dann ein X32?


    Ok, zum Thema, ich lese bei den Bands zwei mal Klavier, was recht selten wäre da in dieser Klasse eigentlich das Keyboard bevorzugt wird, handelt es sich dabei wirklich um ein Kastenklavier oder hast du da nähere Infos?
    Wie schon angedeutet, um so genauer du Bescheid weist um so besser kannst du dich auf das ganze einstellen und das ist wirklich schon die halbe Miete gerade wenn man noch nicht so versiert ist.
    Gesang, Gitarren, Klavier (wenn es den eines ist), sowie Schlagzeug sind alles Instrumente die entsprechend abgenommen werden müssen, beim Schlagzeug gilt um so größer der Raum um so differenzierter die Abnahme. Im ganz kleinen reicht meist Kick drum und Snare, etwas größer dann auch mit Toms und in großen dann einfach alles.
    Bei den Bässe, wenn es den zwei Amps sind solltest du erörtern ob die einen DI Ausgang haben, wenn nicht muss wie beim Keyboard mit DI Boxen gearbeitet werden. Beim E-Drum ebenfalls nachfragen.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • Neues Update:


    Monitoren: K&F CA1001, vier Stück
    "PA": 2x QSC K10


    Von Subwoofern steht nix. Wird wohl nicht sehr bassig werden.



    Ich danke euch schon vielmal für die Tips, ich werde mich daran orientieren.



    @ Kracky: das führe ich gerne aus, wenn es interessiert. Ich komme, wie gesagt, aus der DJ-Ecke. Die Live-Ecke interessiert mich sehr und ich taste mich Schritt für Schritt in diese Richtung. Glücklicherweise bekam ich auch immer wieder spannende Jobs, die ich mit meinem Know-how meistern konnte - meist eben akustische Sachen (Gitarre & Gesang, teilweise mit E-Piano). Das A&H Zed22FX war bis dahin mein grösstes eigenes Pult, das ich für Chor- und Theaterprojekte hin und wieder benutzte.
    So gesehen war ich wenig "analog vorbelastet" und hatte kaum Siderack-Equipment oder grosse Multicores, etc.. Als die Live-Jobs immer anspruchsvoller wurden, habe ich mich für das X32 entschieden (bereits in der langen Phase seiner Ankündigung). Jetzt kann ich mir die Anschaffung teurer Sideracks sparen und gerade mit der Digitaltechnik starten. Das Pult hat wird mir sicher eine längere Zeit lang genügen und hat mir bereits gute Dienste geleistet.
    Wenn ich nicht völlig untalentiert bin, werde ich künftig sicher auch die eine oder andere "richtige" Band mischen und das X32 mehr ausreizen. Sollte sich herausstellen, dass ich talentfrei bin, werde ich weiterhin kleine akustische Gigs selber betreuen (das hat bisher immer sehr gut geklappt) und mir für grössere Jobs jemanden hinzuziehen.


    Das X32 vermietet sich übrigens auch an andere Techniker ganz gut :wink:



    Nachtrag:


    Der Raum hat einen eher kleinen Grundriss, ist in Relation dazu eher hoch und hat viel Beton und Glas rundherum. Ich erwarte viel Hall (werde die Effekte wohl nicht brauchen) und vielleicht auch etwas dröhn untenrum. Ich werde sicher darauf achten, dass ich die Subs unter Kontrolle bekomme und im Bereich um die 120Hz etwas ziehe.

    Der Ton macht die Musik.

  • Ich denke, es gibt keine Subs?


    Mal ehrlich - wir sprechen hier über eine Gesangsanlage. Tu die Vocals aufs Pult und die Keyboards, wenn es keinen Combo dafür gibt. Der Rest spielt über die Backline und der Drummer gibt sich bitte Mühe, leise zu spielen.


    Irgendwo stand was von Metal? Das soll doch ein Witz sein, oder?


    Nochwas: nimm die KF als Front und leg zwei K10 als Monitor hin. Wird besser.

    Kein Applaus für Scheiße!


  • Sorry, hab' beim Nachtrag vergessen, dass der Kunde nun doch auch noch Subs gemietet hat. Vielleicht steht morgen doch nochmal was ganz anderes dort. Der Gedanke, die K&F für die Front zu benutzen, schoss mir auch durch den Kopf.


    Und ja, eine der Bands ist eine Metalband (afaik sogar der "Headliner" des Abends). Ich versuche die Sache mal locker anzugehen und eure Tips zu berücksichtigen.


    ...selbstverständlich werde ich nach dem Konzert auch hier ausführlich berichten.

    Der Ton macht die Musik.

  • "Kunde", halt der Typ vom Jugendhaus, dem ich aus der Patsche helfe. Ich habe das X32 und die Miks, die ich mitbringe. Der Rest wurde vom "Kunden" gemietet. Ich habe die Mietliste bekommen und ihn daraufhin gefragt, was mit den Subs sei. Heute hat er mir gesagt, dass er noch Subs dazu gemietet hat, als er das Material abgeholt hat.


    Mehr weiss ich nicht. Und was an der Formulierung so schlimm ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

    Der Ton macht die Musik.

  • Ich staune halt nur... Hat was von Salamitaktik, stündlich gibt es Neues und ich versteh nicht, warum man Freitag um zehn nicht weiß, was Samstag um vier da ist. Auch wenn der Veranstalter Amateur ist und scheinbar keinen Plan hat. Sonst würde er nicht sowas anmieten.

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Zitat von "skyworker"

    - weil es käuflich zu erwerben ist...


    Richtig, das ist ein 40 Tonner auch, aber ich kauf mir den trotzdem nicht weil ich alle zwei Wochen mal 5 Bierkästen nach hause fahren muss.


    Ich hoffe für dich wirklich das beste aber wenn ich ehrlich bin, wir Schwaben sagen: "Dem Bär sieht ma scho an s Fidla"

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim