Kurze Frage zu ARTA und Pegelkalibrierung

  • Moin zusammen,


    ich stehe gerade mit ARTA auf Kriegsfuß. Ich benutze ARTA seit vielen Jahren und bin in Bezug auf Messtechnik allgemein recht fit.


    Bisher habe ich bzgl. Absolutpegel unkalibriert gemessen, im Zuge der kompletten Neuanschaffung der Messkette habe ich direkt einen Kalibrator gekauft und bin jetzt am probieren.


    Um folgende Messkette geht es:


    Steinberg UR44C Interface

    Isemcon EMX-7150 Mikrofon

    Peaktech P8010 Kalibrator

    ARTA 1.9.4.1 mit Lizenz

    KME SPA240S Endstufe

    Testobjekt ist gerade eine 5"/1" 8R Studiobox mit großem HF Waveguide

    Messung gefenstert im Wohnraum auf Stativ, keine reflektierenden Flächen im Umkreis von 1m


    Folgendes Problem:


    Ich durchlaufe das normale Prozedere zur Pegelkalibrierung, sprich Messen der Ausgangsspannungen des Interface, Loopback Messung zur Ermittlung der Eingangsempfindlichkeit, Ermittlung der Mikrofonempfindlichkeit mittels Kalibrator.


    Aus diesen Werten errechnet ARTA eine plausibel erscheinende Mikrofonempfindlichkeit von 7,15mV/Pa, seitens Isemcon wird für meine Seriennummer eine Empfindlichkeit von 6,79mV/Pa angegeben. Die Spannung der Phantomspeisung beträgt im Leerlauf genau 48VDC, bricht mit angeschlossenem Mikro aber auf 30,7VDC zusammen.


    Steinberg gibt für das Interface einen max. Ausgangspegel von +16dBu an, die Kalibrierung führe ich mit voll aufgedrehtem Masterpoti und -20dB Generatorpegel durch, sodass die Eingänge nicht übersteuern. Gemessene Spannung am Ausgang sind dabei 501mV, was ziemlich exakt -4dBu bzw. -20dBfs entspricht, passt also. Die Eingänge werden mit max. +6dBu Input angegeben. Bei der Loopback Messung werden -10dBfs angezeigt, was ebenfalls exakt dem verfügbaren Headroom bei -4dBu Output entspricht.


    Die angeschlossene Messendstufe ist soweit aufgedreht, dass mit 8,2Ohm Ersatzwiderstand 2,85Vrms Output erreicht werden, Abstand Lautsprecher -> Mikrofon exakt 1m. Potis am Interface sind nach der Kalibrierung natürlich unangetastet.


    Der zu erwartende Pegel bei 1W/1m dieser 8Ohm Box liegt zwischen 84 und 87dB. Es werden aber deutlich zu hohe Werte angezeigt:




    Ich bin mittlerweile ratlos. Habe ich irgendwo einen groben Fehler gemacht, eine Checkbox übersehen, zu viel Bier getrunken? ^^


    Vielleicht kann jemand den entscheidenden Tip geben, danke! 8)


    LG, Ralle

  • spontan würde ich eine vergleichsmessung des pegels mit einem SPL messgerät vorschlagen.

    entweder bestätigt sich der pegel, dann ist deine einstellung richtig und die angabe zur empfindlichkeit der box stimmt nicht, oder der pegel stimmt nicht und du musst in deiner messkette nach dem fehler suchen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • entweder bestätigt sich der pegel, dann ist deine einstellung richtig und die angabe zur empfindlichkeit der box stimmt nicht,

    Der Hersteller der Box bin ich. Daher kann ich recht sicher sagen, dass mit den verbauten Komponenten ein solcher Pegel bei 1W ausgeschlossen ist. :D Der Fehler wird wohl in der Kette liegen.


    Eine kurze 2,83V Vergleichsmessung (Aua ^^ ) mit einem 1,4" HF Treiber ergab ebenfalls einen um ~10-12dB zu hohen Pegel.


    Nach erneutem Studium des Datenblatts ist mir noch aufgefallen, dass Steinberg eine Mindestverstärkung bei zugedrehten Gainreglern von 6dB angibt:



    6dB würde einem Preamp Gain = 2 in ARTA entsprechen. Kalibriert man nun mit diesem Gain, ergibt sich wiederum eine um die Hälfte zu geringe Mikrofonempfindlichkeit von ~3,5mV/Pa. Ergibt in meinen Augen aber auch keinen Sinn, da dieser Gain bei der vorherigen Spannungskalibrierung der Eingänge auch schon vorhanden ist und mitgerechnet wird.


    Btw.: Hatte vergessen, dass es auch noch das Messtechnikforum gibt, vielleicht einfach dahin verschieben.

  • ich verstehe erhlich gesagt gerade auch nicht, wo das problem liegt.
    wenn ich heute dazu komme, werde ich mal einen kleinen test machen. ARTA, messmikro, kalibrator und XL2 (zur pegelkontrolle) hab ich hier

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • ok, ich hab jetzt ein NTi 4260 messmikro an eine behringer UMC204 soundkarte angeschlossen.

    mit komplett nach links gedrehtem gainpoti zeigt mir ARTA nach der ermittlung der parameter 13,0732mV/PA an.

    da ich ungern im unteren aussteuerungsbereich messe (ich will den test ja nicht mit über 100dB fahren), drehe ich das gainpoti mal auf 12uhr.

    die gemessene empfindlichkeit wird jetzt mit 97,9105 mV/PA ermittelt.


    als anregungssignal gebe ich jetzt mal ein pinknoise auf eine kleine aktivbox.

    das messmikro steht auf einem stativ im raum, etwa 1m von der box entfernt. es ist ein mikrokabel dran.

    das mikro wird nicht mehr bewegt, die box natürlich auch nicht. somit habe ich gleichbleibende vorraussetzungen geschaffen: ich muss nur den XLR stecker entweder in den XL2 oder in die soundkarte stecken.

    die länge der messung ist jeweils 10sek, das genügt hier völlig.


    nun messe ich zunächst mal mit dem XL2 und komme auf einen pegel von 81,5dB LAeq

    dann stecke ich das mikrokabel vom messmikro auf die soundkarte und messe mit ARTA

    messmodus SPA, Tools/SPL Meter und komme auf 81,79dB LAeq


    die gemessenen werte sind quasi identisch für eine klasse II messung. die kalibrierung der mikrofonempfindlichkeit in ARTA hat bei mir also funktioniert.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Hast du ein- oder zweikanalig gemessen?

    Einkanalig ohne Kalibrierung "Power Amplifier Gain" könnte eine Erklärung sein.


    Gruß

    Heinrich

    Ich messe üblicherweise zweikanalig, aber mit direktem Loopback in das Interface, ohne Endstufe dazwischen.


    die gemessenen werte sind quasi identisch für eine klasse II messung. die kalibrierung der mikrofonempfindlichkeit in ARTA hat bei mir also funktioniert.

    Ich werde mir wohl auch nochmal ein Schätzeisen besorgen müssen, um das zu verifizieren. Danke für den Test!

  • Bevor du schwere Geschütze auffährst, führe bitte noch einmal folgende Schritte durch:


    A) Unter Setup - Calibrate Devices das Mikrofon in den Kalibrator stecken und den angezeigten Wert übernehmen (unabhängig davon, ob der Wert zu den Angaben des Mic-Herstellers passt).


    B) zweikanalige Messung durchführen.


    C) einkanalige Messung durchführen.


    Die unter B) durch geführte Messung sollte im Pegel im Rahmen der Messunsicherheit passen. Wenn die mit dem Kalibrator unter A) ermittelte Mic-Empfindlichkeit absolut nicht passt, ist eine Kalibrierangabe vorher in der Messkette falsch.


    Wenn die Verstärkung des Poweramps (Audio Devices - Power Amplifier Gain) richtig eingegeben wurde, sollten die Messungen B) und C) zumindest ab ca. 50 Hz deckungsgleich sein.


    Gruß

    Heinrich

  • Oh, sieh an, der Heinrich Weber hier? Schön! Einen besseren "Arta-Auskenner" kann es ja nicht geben (außer dem Entwickler wohl)


    Ralle: Nur um sicher zu gehen: Box und Mikro befanden sich jeweils 'Free-Air'?