Mikrofone für Trp, Pos, Sax, Flute

  • Daher noch ein paar Fragen zu dem ATM-350a: Das Teil hat ja 4m auf der Mikro-Seite fest angebrachtes und mit rund 3mm recht dünnes Kabel. Ist da die Gefahr der Beschädigung nicht recht groß? Wie sind da eure Erfahrungen? Und wohin mit den 4m Kabel auf der Bühne?

    Dazu würden mich noch ein paar Erfahrungen interessieren.
    Und was macht ihr mit dem langen dünnen Kabel, damit es keinen Kabelsalat gibt?

  • Hab als sehr günstige Gelegenheit drei AT853a mit einem eckigen Versorgungsmodul (AT8531 anstatt 8532 beim ATM-35) bekommen. Frequenzgang sieht ähnlich aus wie beim ATM-35, der maximale Schalldruck liegt etwa 10dB niedriger (135dB bei 1%) - ist wahrscheinlich im Versorgungsmodul anders beschaltet, Durchmesser und Länge der Kapsel sind identisch. Leider ist auch die Kabellänge identisch - 7,6m sind ganz schön lang. Als Halterung war eine Art kurze "Rednerpulthalterung" dabei (laut uraltem Audio-Technica-Katalog Teil des 1987 aufgelegten UniPoint-Systems). Clip-Halter müssen also ergänzt werden. Ein AT8533 Versorgungsmodul lag noch den Mikrofonen bei - das kann laut Datenblatt noch etwas höhere Schalldrücke vertragen,


    Hab gerade die erste Kapsel kurz getestet (in der Halterung des 35 Pro): Klanglich absolut einwandfrei und der maximale Schalldruck reicht in jedem Fall für Saxophone. An der Trompete bin ich mir da nicht ganz so sicher.


    Außerdem hat sich bei mir noch ein AT831a angefunden (mit festem Speiseteil). Dessen Kapselmaße sind wiederum identisch zum AT 35 Pro. Infos finde ich nur zum Nachfolgemodell (831b) und die Angaben variieren zwischen 130 und 135dB (bei 1%). Anscheinend hat Audio-Technica Varianten dieser Kleinmembrankapseln in ganz verschiedenen Produkten eingesetzt und mit unterschiedlichen Versorgungsmodulen ausgestattet, die dann unterschiedliche Maximalpegel zulassen.

  • Hab mir noch das Superlux PRA-383 zum Vergleich bestellt. Der Rauschteppich liegt bei subjektiv gleich eingestelltem Output-Pegel leider merklich höher als bei den Audio-Technica-Mikrofonen (deren Noisefloor ist nicht rekordverdächtig, aber im Vergleich unauffällig). Laut Datenblatt sollte das A-bewertete Rauschen des Superlux eigentlich sogar niedriger als bei den ATs liegen, aber vielleicht hat es gerade im von der A-Bewertung gefilterten Bereich mehr Noise. Das entscheidende bleibt der Sound: Dieser ist im Vergleich dann doch eher "eng" - die ATs klingen deutlich offener.


    Für meine günstig erhaltenen AT853a hab ich als billigere Alternative ein paar PRA-383-Schwanenhälse mitbestellt. Die Klammer sitzt weniger fest als bei den ATs (ob das ein Problem ist, muss ich noch ausprobieren), aber der Rest macht einen guten Eindruck. Mit dem Original AT8118-Schaum konnte ich beim Körperschall keine relevanten Unterschiede feststellen.

  • Das Line Audio CM4 wird ja gern als erstaunlich hochwertiges und preis-wertes Kondensatormikrofon empfohlen. Es hat eine nur ganz leicht breitere Niere (die Darstellung täuscht etwas, da das Diagramm bis etwas über -30dB auflöst statt etwas über -20dB beim ATM-350a), das Polardiagramm ist weitgehend mustergültig, der Frequenzgang aalglatt und das Rauschen laut Datenblatt erstaunlich gering für so eine kleine Kapsel.


    Daher: Welche Erfahrungen habt ihr mit dem CM4 an Blasinstrumenten gemacht? Müsste doch klanglich genauso gut wie das ATM-350a funktionieren (beide nutzen eine kleine Elektretkapsel mit weitgehend linearem Frequenzgang).

    Ich benutze 30CM4 in meinem Orchestersatz - auch für sinfonische Blasorchester und Bigbands. Funktioniert völlig stressfrei - zumal die Dinger ja quasi fast nichts kosten.


    Zum Thema AT Kleinkapsel: Da hab ich auch noch 20 AT857 Schwanenhälse. Die machen sich im Orchester hervorragend beim Holz. Stumpf mit Tischfuß vor Klarinetten oder Oboen oder auf Stativ für Flöten und Fagott.

  • Hatte letztens noch ein wenig rumprobiert, um das CM-4 im Vergleich kennenzulernen. Dabei ging es nicht nur um Klang auf Achse, sondern auch um Seiten- und Rückwärtsdämpfung, Klang des Übersprechens, Windanfälligkeit, Körperschall und Rauschteppich (bei Kondensatormikrofonen). Auch das Blue Hummingbird habe ich ausprobiert. Als mir gut bekannte Referenz war ein SM-81 dabei.


    Hinsichtlich Körperschall hat jedes Mikrofon so seine Problemzonen. Beim MD-441 liegt um die 300Hz eine recht gut bedämpfte Resonanz, beim MD-421 lag diese etwas höher. SE V7X und TG-D35 (hab ich auch mal ausprobiert) haben diese im Bereich 100Hz oder tiefer (das TG-D35 klingt in diesem Bereich ganz hübsch nach und beim V7X geht die Resonanz bis zu tiefsten Frequenzen). Völlig verblüfft war ich dagegen vom CM-4. Das Ding macht kurz und trocken "töck" und das war's. Echt beeindruckend. Das AT 35 Pro macht dagegen auch eine Menge Radau beim Körperschall. In vielen Fällen hilft dann ja der HPF. Das Hummingbird schlägt sich in dieser Kategorie nicht schlecht.


    Dass die Windanfälligkeit bei Kleinmembran-Kondensatormics nicht ohne ist, überrascht nicht. Mit Windschutz schlägt sich das CM-4 auf jeden Fall leicht besser als das AT 35 Pro - das Hummingbird ist mit Wundschutz deutlich weniger auffällig. Das MD-421 zeigt sich auch ohne Windschutz ziemlich unempfindlich und auch das 441 kommt ganz gut mit Wind klar.


    Nicht ganz so toll fällt beim CM-4 als breiter Niere die Seiten- und Rückwärtsdämpfung aus. In einem großen Winkel bleibt der Klang dabei aber sehr neutral, nur von hinten übernehmen die Tiefen deutlich (sobald der HPF zum Einsatz kommt, wird das Problem geringer). Das Hummingbird hat eine engere Niere und bleibt klanglich auch außerhalb der Achse neutral. Beim MD-421 ist die Richtwirkung auch nicht so super ausgeprägt, aber das Übersprechen klingt immer auch von hinten noch angenehm.


    Klanglich ist das CM-4 sehr ehrlich, vielleicht etwas "langweilig" oder charakterlos. Ich habe mit manchen Signalen zwar eine gewisse Schärfe im Höhenbereich gehört - das könnte allerdings auch ein Problem des verwendeten Kopfhörers sein.

    Das Blue Hummingbird ist ziemlich hell abgestimmt. Um das den anderen Mikros anzugleichen, musste schon eine deutliche Shelving-Absenkung im Höhenbereich her. Dann gefällt mir aber der Grundsound des Mikrofons sehr gut. Schöne Auflösung und ein Sound mit Charakter im positiven Sinne.


    Was mir beim Hummingbird dagegen weniger gut gefällt: Mein Exemplar experimentiert mit surrealen Klängen - Dröhnen, Fiepen, Quietschen. Dann lange Zeit nichts. Kapsel etwas verstellt - und da war's wieder. Das Exemplar geht in jedem Fall zurück.

  • Wundschutz 8o Unabsichtlicher "Freudscher Verschreiber", aber treffend.

    Klar, das Ding ist defekt.


    CM-4 und (nach Erichs Bericht hinzugekommen) das Blue Hummingbird interessieren mich - wie weiter oben schon geschrieben - als Universalwerkzeuge, mit denen - neben den verschiedenen Blasinstrumenten - auch noch vieles andere "erschlagen" werden könnte (Chor, Percussion oder was sonst mal vorkommt). Abgesehen von dem offensichtlichen Defekt des Hummingbirds könnten aus meiner Sicht beide Mikrofone diese Aufgabe erfüllen. Günstig sind sie und eine frequenzunabhängige Richtwirkung bieten sie auch, daher wollte ich wissen, ob es sonst einen Haken an der Sache gibt (Körperschall, Windempfindlichkeit...).


    Auch das MD-421 (das alte) funktioniert nicht nur an vielen Blasinstrumenten - ebenso wie das 441er, das aber zu fragil für den "mal-eben-live-Einsatz" ist. Das AT Pro35 und seine nahen Verwandten habe ich inzwischen in ausreichender Anzahl. Als Clip-Mic sehr gut - aber eben auf diesen Anwendungsbereich begrenzt. Und der Rauschteppich liegt im Vergleich zu anderen Mikrofonen schon merklich höher.


    Ach ja, TG-D35 und V7X haben sich schlicht aus vorlauter Neugier in den Test geschummelt. 8)