Aufnahme über zweites Mischpult

  • Hallo, ich möchte eine Band aufnehmen und habe folgende Frage an euch:


    Die Band wird über ein 32-Kanal Mischpult aufgenommen, welches an allen Kanälen Direktausgänge hat. Jetzt würde ich hingehen und von den Direktausgängen in ein zweites, 20-Kanal, Mischpult gehen. Mit diesem 20-Kanal Mischpult würde ich über Kopfhörer den Mix für die Aufnahme machen. Von diesem zweiten Mischpult würde ich dann in ein Tascam 788 Aufnahmegerät gehen und dort auf Festplatte aufnehmen.


    Lohnt sich der Aufwand mit dem zweiten Mischpult, oder sollte man gleich vom 32-Kanal Mischpult ins Tascam gehen??? Mit dem zweiten Mischpult kann ich halt den eigenen Mix machen, wäre doch sicherlich klanglich von Vorteil???


    Ich hoffe ihr habt ein paar Meinungen dazu, wäre echt cool.


    MFG,


    Kaische

  • Hallo,


    eigener Mix ist auf jeden Fall empfehlenswert. Die Variante per Direct Out aus dem FOH-Pult geht wohl, allerdings darf der FOH-Tech dann während des Gigs keine drastischen Veränderungen von Gain (und ggf. EQ, wenn Post EQ) machen, da sonst unter Umständen Deine Aufnahme versaut ist. Die sauberste Lösung ist ein Split der Signale direkt auf der Bühne an der Stagebox. Dann sind alle Pulte (FOH, Monitor, Recording) absolut unabhängig voneinander. Wenn Du keine Splitbox hast, kannst Du sie Dir ja evtl. für einen Gig vom nächsten Verleiher holen.


    Um total flexibel zu sein, ist es natürlich schön, alle Kanäle per Mehrspurrecorder mitzuschneiden, und den Mix hinterher in Ruhe im Studio zu machen. Wäre das auch denkbar? 24-Spur-HD-Rekorder kosten ja nicht mehr die Welt, besonders nicht zur Miete.


    Thomas

  • Wenn du eh direkt auf 2 Spuren mischst, macht das mit dem 2. Mischpult eigentlich keinen Sinn. Im Gegenteil - selbst bei einem geschlossenen Kopfhörer wirst du immer noch viel "Direktschall" hören, der dir einen ganz anderen tonalen Eindruck geben wird. Außerdem, das was der FOH-Mixer schiebt, würdest du ja wohl auch in gleichem Maße schieben.


    Einen Mix auf 2 Spuren macht man am besten über einen Post-Aux-Weg. Da kann man dann Signale, die auf der Bühne recht laut sind (Git, Bass, Drums...) etwas im Pegel anheben (nicht absenken - umdenken!) und z.B. den Gesang (der ja fast ausschließlich über die PA kommt) etwas absenken.
    Auf der 2. Spur würde ich das Publikum aufnehmen. Mit einem gut richtenden Mikrofon, das in der Nähe der PA in Richtung Publikum zeigt. Dieses Mikro nicht am FOH aufbauen! Dadurch bekommst du ein Delay, das dir beim Zusammenmischen den Sound vermatscht. Und das Verhältnis von Publikum und dem was aus der PA kommt ist schlechter, als beim Mikro neben der PA in Richtung Publikum.

  • Danke schonmal für eure schnellen Antworten. WIe meinst du das genau mit dem Post-Aux Weg. Dann müsste ich doch wieder von jedem Kanal ein Kabel legen. Denn wenn ich nur die Gitarre lauter machen will und ich habe nur zwei Kabel (Stereo), dann mache ich ja alles lauter??? Oder kann ich über Post-Aux Wege dierkt am FOH Mischpult die Gitarre für mich lauter drehen?


    MFG,


    Kaische

  • Hi Kaische,


    mal ein ganz revolutionärer Vorschlag: Wenn Du schon ein zweites Pult hast, warum greifst Du dann nicht einfach an der Stagebox die Mikros parallel ab, legst ein Multicore in einen ruhigen Nebenraum (Garderobe o. Ä.) und machst da dann - mit normaler Abhöre - den Aufnahmemix? Setzt natürlich voraus, daß ein zweiter Mann zum Mischen da ist...


    MfG Tobias Zw.

  • Das mit dem zweiten Multicore hört sich eigentlich ganz gut an. Kann man an jeder Stagebox das Signal nochmal Parallel zum ersten Multicore abnehmen? Dann müsste ich nur noch ein Multicorekabel besorgen und die Sache wäre gegessen. Dann könnte ich auch gleich die Abhörmonitore mitnehmen.


    Ne andere Idee hat ein Bekannter von mir gehabt. Er meinte man könne die Instrumente auf die 8 Sub-Gruppen des 32-Kanal) legen und diese dann an den Stereoausgang legen (ist dies möglich???). Dann geht man vom Stereoausgang in das Tascam Aufnahmegerät!
    Aber wie ist das bei dieser Variante mit dem einstellen des Pegels. Kann man da ohne weiters den Pegel für die Aufnahme ändern (also der einzelnen Sub-Gruppen) ohne den Sound der PA zu ändern???


    MFG,


    Kaische

  • Wg. Stagebox mußt Du mal schauen, ob sie parallele XLR-Ausgänge oder einen zusätzlichen Multipin-Abgriff hat. Da kann Dir der Stageboxbesitzer sicher Auskunft geben.


    Aus Subgruppen rauszugehen finde ich nicht so schön, weil man denn ja immer das EQing und die Mischung des FOH-Mixes hat. Aber auch machbar.


    MfG Tobias Zw.

  • Zitat von "Tobias Zw."

    Wg. Stagebox mußt Du mal schauen, ob sie parallele XLR-Ausgänge oder einen zusätzlichen Multipin-Abgriff hat. Da kann Dir der Stageboxbesitzer sicher Auskunft geben


    Wichtig ist auch, dass es keine plumpe Parallelschaltung der Buchsen, sondern ein echtes Splitting ist (per Übertrager oder aktiv). Das ist eigentlich selbstverständlich, aber man weiß ja nie, was für Bastelkisten so unterwegs sind. Aus dem gleichen Grund verbietet sich der Einsatz von 20 Y-Adaptern.


    Thomas

  • Hi Thomas B,


    es tut mir leid, Dir da widersprechen zu müssen, aber die schnöde Parallelschaltung der Stageboxabgänge ist in der Praxis durchaus verbreitet und praktikabel.


    Natürlich bin ich mir dessen bewußt, daß man speziell für lange Multicore aktive Splitter einsetzen sollte (oder wenn die Abnehmer auf unterschiedlichen Massepotentialen liegen wie z. B. ein Ü-Wagen), aber bei uns sind Stageboxen mit Parallelabgriff von 24 bis 48 Kanälen seit Jahrzehnten im Einsatz und funktionieren einwandfrei! Voraussetzung dafür ist natürlich immer die korrekte Schirmung und durchdachte Masseführung des Systems.


    Für den normalen Anwendungsfall, daß an einer Stagebox zwei (oder im hier besprochenen Fall drei) Pulte an relativ kurzen Multicoren (< 50 m oder so) hängen, sehe ich unter der Prämisse gesunder Signalquellen kein Problem - und genügend Pegel sollte man bei einer Rockband ja auf die Mühle bekommen.


    Abschließend: Natürlich bevorzuge ich aktive Splitter, aber hier würde es auch ohne gehen.


    MfG Tobias Zw.
    - der selber schon Mitschnitte auf diese Art gemacht hat -