Gregorian Rigg in München zusammengestürzt

  • Zitat von "markus sorger"


    Zusammenfassend kann man aber schon mal sagen, daß es nicht ausreichend sein muß, wenn man als Tourverantwortlicher dem örtlichen Veranstalter einen exakten Plan der Lasten schickt, die man in das örtlich zu stellende GroundSupport einzuhängen gedenkt und der dann ein Fachunternehmen mit dem Bau beauftragt. Es könnte sein, daß man auch Statiken im Detail überprüfen muß, bevor man überhaupt die erste Lampe in eine Konstruktion hängt.


    Kann ich (rein juristisch gesehen) nachvollziehen. Im Strombereich gilt ja ähnliches. Hier hat mal (als Gewerbetreibender) auch die Pflicht, erstmal selbst zu prüfen, bevor man seine Geräte anschliesst, auch wenn die Stromversorgungsinfrastruktur kurz zuvor von einer Fachfirma gelegt und geprüft wurde. Und auch dann, wenn man in seinen Vetragsbedingungen/Ridern etc. eine Passus drinstehen hat, daß eine ordungsgemäße Stromversorgung von Seiten des Veranstalters zu stellen ist...

  • ich wette, das sich das ganze noch so 1-2 jahre hinzieht. da schreibt nämlich a was, b wirft eine nebelkerze um es in die länge zu ziehen und c muß dann a und b antworten, worauf dann a und b wieder an der reihe sind. der krönende abschluß wird dann der gang zum gericht, wo man alle 3 monate einen termin bekommt, der jeweils so eine-zwei stunden dauert :)

  • Gibt es schon neuere Erkenntnisse?
    Darf man schon über Ursachen sprechen? Mich würde schon mal interessieren, warum das Rigg zusammengefallen ist, jetzt mal ganz unabhängig von einer Schuldfrage....
    Oder wenn das noch nicht so feststeht, welche verschiedenen Interpretationen gibt es denn hiervon, was falsch gelaufen sein könnte?

  • Ich mutmaße mal anhand der Details auf den Fotos, die einige Zeit zu sehen waren aber aus gutem Grund entfernt werden mussten (!).


    Zwei verschiedene Typen von Kurbelliften (unterschiedliche Übersetzungen). Treppen über die Bühnentiefe. Gabel verkehrt herum aufgesteckt, um Höhe zu gewinnen, dadurch kein "Anschlag" mehr am Baum. Mit Gurt "gesichert" aber was rutscht, das rutscht...

    -> Arbeitssicherheit, Koordination Arbeitssicherheit auf Großveranstaltungen

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  • Als grundsätzliche Erkenntnis kann man schon mal daraus ziehen, daß man Traversen, die mittels Genie rauf und runter gekurbelt werden, nicht bis zur absoluten Belastungsgrenze belasten sollte, da noch mechanische Belastungen auftreten. Daß es fatal ist, wenn man als Anbieter eines Groundsupports die Belastungsdiagramme seiner eigenen Traverse nicht lesen kann. Daß eine 40er Truss aus 2mm Alu (Camco D-Type) auch nicht mehr trägt als eine FD34. Daß man als Tourtechniker niemals dem örtlichen Dienstleister zur Hand gehen sollte, wenn dieser verantwortlich einen Groundsupport stellen soll -- auch nicht, wenn sich der Auf- und Abbau hinzieht -- weil man plötzlich die Verantwortung für die ganze Konstrukion tragen könnte. Daß man sich Gedanken über die Belastung machen sollte, bevor man mit seinem örtlichen Material zu einer Tourproduktion fährt (und nicht erst vor Ort).


    Laut TÜV gab es keine grundsätzliche Überlastung der Traverse, wenngleich sie grenzwertig war. Erst durch das Aufschwingen beim Ablassen der Truss entstanden Belastungen, die sie dann zum Brechen brachte.


    Was die Verantwortlichkeit angeht kann ich wirklich nur empfehlen, örtliche Konstruktionen auch wirklich nur durch Örtliche bauen zu lassen und sie nicht anzufassen. Man sollte sich den Belastungsnachweis anschauen, sein Zeug da reinhängen und ansonsten sämtliches Handling des Supports selbst dem Örtlichen überlassen. Das schafft im Unglücksfall dann klare Verhältnisse.

  • Danke Markus, daß Du zwischen Deinen ganzen Abenteuern auch noch Zeit findest, hier wirklich gute Ratschläge zu geben.


    Denn ungewollt in eine Haftungssituation zu geraten ist nie schön, vor Allem wenn man an dem Schlamassel nicht mal mitschuldig ist und aus (in diesem Fall falsch verstandener) Kollegialität helfen wollte.


    Und am Ende fallen Juristen darüber her.


    (dieser Beitrag wurde völlig ironiefrei erstellt und ist auch so zu lesen, falls da noch Detektoren nicht geeicht sind)

  • Danke auch von meiner Seite aus. Man lernt logischerweise lieber aus Fehler anderer, als von den eigenen. Insofern finde ich solche Berichte immer sehr aufschlussreich.


    Ein paar Fragen hab ich dennoch:
    Was genau ist denn gebrochen? Das Truss (wenn ja, war es eine Ecke?) oder was anderes (Stativaufnahme etc.)?


    Wurde darauf geachtet, daß die Stative synchron gekurbelt wurden?
    Waren die Trussaufnehmer beweglich oder starr?
    Und waren die Ausleger der Stative ausgefahren und fixiert?

  • Gebrochen ist die Fronttruss genau in der Mitte -- da wo der Beamer (Eiki XT3) hing. Der hat halt beim Ablassen zu sehr gewackelt.


    Natürlich gab es einen Kollegen, der auf Synchronfahrt achtete, aber wir wissen selbst alle, wie genau das im Alltag funktioniert. Tatsächlich hing zu dem Zeitpunkt hinten eine Ecke etwas, trotzdem ist die Traverse an der Stelle der größte Einzellast gebrochen.


    Brechendes Alu macht übrigens sehr trocken "Knack". Ein sehr eindeutiges Geräusch.

  • Das Konzept ist klar, trotzdem weiß ich nicht, ob es hier wirklich geholfen hätte. Gerade durch das ständige Stop & Go schwingt die Traverse auf und bricht dann bei Überlast. Ich glaube nicht, daß der Bruch durch die leichte Schräglage kam, sondern eben durch Schwingung und kann mir vorstellen, daß das mit laut gerufenen Schlägen, an die sich dann alle halten und das Rigg "in einem Rutsch" gleichmäßig runterfahren vielleicht besser gewesen wäre. Aber garantieren kann ich das natürlich auch nicht.