PC und Auslenkung

  • Hallo, brauche mal bitte euren Rat...


    habe gerade etwas herumsimuliert ( Hornresponse ) und möchte nun die Powercompression in Bezug auf die Auslenkung des Chassis subtrahieren.


    Angenommen der Treiber weist bei 1000 Watt 3db Powercompression auf, müsste ich ja dann 500 Watt eingeben können um die reale Auslenkung des Chassis zu bekommen ?!


    Kann mir jemand die Formel nennen, dass ich auch ungerade Werte wie z.B. 3,4db etc. ausrechnen kann ?


    Danke !

  • dass du beachten musst, dass du mit der Zeit eine höher werdende PC hast ist dir klar und dass das auch von der Umgebungstemp abhängt ist dir klar, oder?
    Wenn ja kannst du weitermachen und den Logarithmus und seine Rechenregeln wiederholen, damit bekommt man das hin.


    Gruß, Erik

  • Moin,


    Mit einer Halbierung der Eingangsleistung wird das ganze natürlich 3dB leiser, und die Hubvorhersage folgt dem. Doch dieser Weg liefert falsche Ergebnisse, da die mit thermischer Powercompression veränderte Dämpfung unberücksichtigt bleibt.


    Mehr als 3dB sind kaum möglich, denn Schwingspulen können/dürfen nur so heiß werden wie sie das auch aushalten. Damit ist auch schon gesagt wo die thermische Powercompression herrührt, es ist der mit der Temperatur ansteigende R_e (Gleichstromwiderstand) der Schwingspule. Genauso kann man das auch simulieren, Hornresp hat dafür wahlweise die Eingabefelder Rg und Re. 3dB entsprechen etwa der Verdopplung des Gleichstromwiderstands, also bei Re den doppelten Wert, oder bei Rg den einfachen Wert des gemessenen Gleichstromwiderstands eintragen, bei den weiteren Daten arbeitet Hornresp mit thermisch unveränderlichen Parametern.


    Ich gebe allerdings zu bedenken, daß 3dB, bzw. eine thermische Verdopplung des Gleichstromwiderstands auch bedeutet, daß die Schwingspulentemperatur auf Werte weit jenseits von 200°C (! ;-)) angestiegen sein muß. Somit ist das Chassis in allerhöchster Gefahr. Zudem treten solch extreme Werte schneller auf, als man bei den Leistungsangaben der Hersteller vermuten würde. Mit Musik allerdings nur kurzzeitig, sodaß ich keinen Sinn darin erkennen kann einen Lautsptrecher auf derart hohe Temperaturen hin zu designen. Gerade der Hub >> muß << in >> jedem << Fall innerhalb (Hvc-Hg)/2 bleiben, und Du willst ja wohl nicht die Schwingspule auf über 200°C vorheizen.


    Glaube mir, ich habe das eingehend untersucht: immer wenn ein hubforderndes Signal kommt ist die Schwingspule immer praktisch kalt, und wenn sie mal warm ist hast Du längst ein anderes Problem, welches nicht ursächlich mit der Temperatur zusammenhängt, aber Temperaturprobleme erheblich vergrößert: DC-Displacement.


    Weit bedeutendere Planungsfehler ergeben sich aus der Nutzung des von den Herstellern immer, zuweilen deutlich zu hoch angegebenen BL. Eine sinnvolle Simulation muß daher zwingend mit dem am tatsächlichen Chassis gemessenen BL durchgeführt werden, sonst ist das Ergebniss weit unbrauchbarer als mit unberücksichtigter lauwarmer Schwingspule. Daß es nur eine einzige zuverlässige Methode zur Messung des BL gibt steht auf einem anderen Blatt. Korrekt angewendet liefert Hornresp dann sehr genaue Hubvorhersagen.


    Ich habe in Foren schon oft gelesen: "In der Betriebspraxis ist der Hub kleiner als in der Simulation". Noch häufiger lese ich aber von zerstörten Chassis...


    Viele Grüße, Bernd

    ----------------------------[---[--[-[IIIIIII]---------


    ich bezahle nicht fürs hinhören, ich baue Beschallungsanlagen


    Das SD12 Fliegetop ist bei gleicher Endstufe um durchgehend 3 dB lauter
    als "vorbekannte" 12"/1" Bauweisen.


    Der Bass CB18S ist der Beste

  • Hallo!


    Vielen Dank für die super Antwort, bin leider jetzt etwas verwirrt weil mindestens irgendwas faul sein muss:


    Wenn ich mit Vorwiderstand der Endstufe simuliere, wie auch mit doppeltem Re, kommen extrem unrealistische Frequenzgänge heraus, der Hub wird zwar nun geringer, jedoch so gering dass ich es nicht glauben kann ( Version 25.00 )


    Wie gesagt, auch bei 1 Watt input und doppeltem Re bricht der F-gang in der Simu nach unten hin total ein, obwohl ja noch gar keine Powercompression statt findet.


    Zitat


    Ich gebe allerdings zu bedenken, daß 3dB, bzw. eine thermische Verdopplung des Gleichstromwiderstands auch bedeutet, daß die Schwingspulentemperatur auf Werte weit jenseits von 200°C (! ;-)) angestiegen sein muß


    Ja das ist wahr, habe auch keine Lust auf thermische Experimente, jeoch Frage ich mich jetzt wie das z.B. bei Beyma überhaupt funktioniert, die geben ja teilweise 5db powercompression bei Maximalleistung ihrer 5" 18er Chassis an. Was müssen die für Kleber benutzen ? Warum nicht eher den Weg anderer gehen und in Kühlung investieren, oder ist evtl. Beyma die einzige Firma die reale PC-Werte angibt ?! Ist genau der Grund immer gewesen dass ich Beyma nicht kaufe ! 5db ist mir zu hoch...


    In der Theorie kann ich das alles nachvollziehen nur in der Simulationspraxis kann da entweder was mit dem Programm nicht stimmen, oder ich hab was grundlegendes übersehen. Ich habe meine Bässe ausgemessen unter Vollast und simuliert ( ohne Rg oder Re, und die Simulation und Realität sind ziemlich identisch.


    Oder bezieht sich das jetzt nur auf den Hub und die Simu mit Re / Rg liefert NUR für den Hub reale Ergebnisse ? Dann wäre ich ja froh, denn die Auslenkung ist nochmal geringer als wenn ich einfach -3db Leistung eingebe.


    Dank Dir Bernd bin ich ja auch schon auf DC-displacement aufmerksam geworden, habe nachdem ich eindrucksvolle videos gesehen habe das auch selbst ausprobiert an dem 9600 nlw und tatsächlich 0-Lage war und blieb 0-Lage im Gegensatz zu anderen Chassis... um den 9600 geht es mir auch in der Simu, also denke ich dass ich das vernachlässigen kann.


    Danke fürs Horizont erweitern schonmal !!!

  • Moin,


    wenn ein Hersteller 5 dB thermische Powercompression für ein Chassis angeben kann ist das ein gutes Zeichen, denn es besagt, daß die Schwingspulen hohe Temperaturen aushalten. Schon 3dB sind nur unter besonderen Laborbedingungen möglich, für 5dB wirds noch schwieriger. Ich bin jedoch sicher, daß man mit den meisten Oberklasse-Chassis eher keine thermischen Probleme haben wird, und mit der monströsen Schwingspule vom 18NLW9600 erst recht nicht. Wobei sich das auf den Betrieb mit Musik, und den Anspruch diese mit akzeptabel geringem Klirr wiederzugeben bezieht, denn mit Laborsignalen kann man jedes Problem aufdecken, und manche DJs arbeiten wie "Laboranten"... Crashtest...


    So, Simulation... es ist durchaus sinnvoll wenigstens zu wissen was passiert, vor allem weils ja eben nicht einfach nur leiser wird, nein, der ganze Frequenzgang ändert sich, inklusive Phase und Gruppenlaufzeit. Am Beispiel einer CB lässt sich das schön sehen. An der Einbaureonanz ist der Pegelverlust gering weil sich die Einbaugüte erhöht, darunter und darüber ist der Pegelverlust hoch, weil wegen des erhöhten Widerstandes ein geringerer Strom durch die Schwingspule fließt, was natürlich die Antriebskraft verringert.


    Mit dem CB18, 18NLW9600 in 160 Litern bin ich fein raus, auch dann wenn die Schwingspule warm wird, oder mal das Lautsprecherkabel zu lang. Denn die Einbaugüte liegt eigentlich zu niedrig. Durch eine Schwingspulenerwärmung oder ein langes Kabel wird er sozusagen erst linear. Also alles im grünen Bereich auch wenn ein Kabel nie zu lang sein soll, und die Schwingspule besser kalt bliebe.


    Liegt die Einbaugüte einer CB dagegen bei 1 , kalt und mit kurzem Kabel, dann wird sie mit langem Kabel und warmer Spule endgültig unbrauchar dröhnen.


    Man kann also rausfinden, ob die Box im realen Betrieb "besser" wird, oder unbrauchbar.


    Wenn Du also z.B. den Re auf den doppelten Wert setzt sieht das je nach Konstruktion durchaus fürchterlich aus. Auch ich habe Hornresp mit der Realität verglichen, wenn man sichs nicht "schönsimuliert" stimmt das Ergebniss.


    Die gute Überlegung ist dann: "War es kalt mit kurzem Kabel denn überhaupt gut?"
    Dann pfriemelt man die Box auf warm und gut, und schaut kalt...
    ...irgendwo da liegt das Optimum. Ich sage mal aus dem Bauch heraus: "etwas Erwärmung wirds schon geben, und wenn man mal für "Hotel-Gala" ne lange Leitung legt, muß/darf man vielleicht dort keinen Pegel, und die Spulen bleiben kalt".


    Du hast nicht geschrieben was Du da konstruierst, ich bin bei Hornresp 26.10 und kommentiere gerne, bräuchte aber das Bildschirmfoto Deines Eingabefensters.



    ich habe mal kurz und grob eine CB aus dem default-Horn in Hornresp gemacht, über und unter der Einbaureso gehen 5 dB verloren und der Hub halbiert sich, genau auf der Einbaureso ist es nur 0,5dB und wenige % Hubreduktion. Von daher kann ich Deine Fassungslosigkeit nachvollziehen.


    Da tut sich mir die Frage auf: Wie messen die verschiedenen Hersteller Powercompression... ich weiß nur was und wie ich gemessen habe... und daß der Klippeltester sicher das sinnvollere Diagramm ausgibt...



    Viele Grüße, Bernd

    ----------------------------[---[--[-[IIIIIII]---------


    ich bezahle nicht fürs hinhören, ich baue Beschallungsanlagen


    Das SD12 Fliegetop ist bei gleicher Endstufe um durchgehend 3 dB lauter
    als "vorbekannte" 12"/1" Bauweisen.


    Der Bass CB18S ist der Beste

  • Vllt kann ich dir bezüglich der Schwingspulentemp helfen.
    Ich selber betreibe 4" Schwingspulen in extrem kleinen Rückkammern und konnte selbst nach stundenlanger Dauerbelastung keine Erwärmung der Aluserviceklappe feststellen.


    Gefahren sehe ich in:


    - zu niedrigem Lowcut
    - Limitern, diese nehmen dem Musikmaterial den Crestfaktor und somit den kühlenden Hub.
    700 Watt reale! Rms Last am Chassie mit einem Hohen Crestfaktor sind je nach Konstrukt und Chassie noch möglich, wobei
    700 Watt (reale RMS Last) ohne Crestfaktor und dadruch weniger Xmax so einigen Spulen nicht gefallen wird.



    Meine Lösung dafür ist die Strombegrenzung des Amps.
    In meinem Fall eine Hölltern Delta 10.4.2 für 8 Chassies ergibt einen RMS Limiter auf 3600W / 8 = 450 Watt je Chassie.


    Zudem Wurde der Zusammenhang zwischen Schwingspulenerwärmung und und Re Erhöhung ja schon dargelegt.


    Man sollte beachten dass ein idealer amp bei verdopplung von Re auch nurnoch 50% der Ausgangsleistung zur Verfügung stellen kann.


    Dieser durchaus positive effekt lässt hat schon so manche Schwingspule gerettet.


    Gefährlich wird es bei amps, welche keinen linearen Leistungszuwachs zu niedrigeren Impedanzen aufweisen.