Ehrfahrungsbericht: Sennheiser ADN

  • Hallo,


    Wollte mal schnell einen kleinen Erfahrungsbericht abgeben, da ich zum Sennheiser ADN sowas bisher noch nicht gefunden habe:
    Wir haben für einen Kunden ein System mit einer Zentraleinheit CU1, einer Präsidentensprechstelle C1 und 10 Delegiertensprechstellen D1 konfiguriert. Erstmal ein großes Lob an Sennheiser, das System läuft aus der Verpackung raus, also zusammenstecken - geht, so solls sein. Auch weitere zur Laufzeit hinzugefügte Sprechstellen werden erkannt. Aber nun erstmal zu den Daten des Systems:
    - Sprechstellen mit kleinen integrierten Lautsprechern
    - Daten und Strom über CAT5 Systemkabel
    - Daisy Chain oder Ring-Verkabelung (Redundanz)
    - über die Zentraleinheit CU1 sind laut Hersteller bis zu 40 Sprechstellen verwaltbar, erweiterbar auf bis zu 400 mit mehreren ADN PS
    - XLR Ein- und Ausgang z.B. für externe Telefonteilnehmer


    Das System kann über ein sehr übersichtliches und logisch aufgebautes Menü bedienen. Ich bin davon ausgegangen, dass ich erstmal einen PC anschließen muss um das System einzurichten, hab aber dann doch alles über das Menü gemacht. Es gibt den klassischen "Direct Acces" Mode, also Knöpfle drücken, Mikro an, Knöpfle drücken, Mikro wieder aus. Dann wäre da der "Request" Mode, bei dem das Drücken des Knöpfles ein Rederecht anmeldet und von der Präsedentensprechstelle mit einem Taster "Next" erteilt werden kann. Hierbei können auch mehrere Anmeldungen simultan beantragt werden und werden in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben. Desweiteren gibt es einen "Kill 'em All" Taster, der alle aktiven Delgiertensprechstellen deaktiviert (und wahlweise auch alle Requests). Und zuletzt wäre da noch der "PTT" Mode (aktiv solange gedrückt) und der "Override" Mode, der sich vom Direct Acces nur unterscheidet, wenn die maximal Anzahl aktiver Sprechstellen erreicht wurde. Das kann nämlich auch konfiguriert werden, genauso wie die maximale Anzahl zugelassener Requests. Diese Kombination macht das System sehr flexibel. Zudem gibt es noch eine Redezeitbegrenzung mit optionaler Signalisierung oder Abschaltung. Eine Aufzeichnung auf USB-Datenträger ist ebenfalls möglich.


    Dieses System im Speziellen wurde nun im "Direct Acces" Mode eingerichtet mit maximal einer aktiven Sprechstelle. Es gibt also einen Präsidenten, der immer aktiv ist wenn er will und alle anderen Reihen sich im Prinzip in eine Rednerliste ein. Sobald der erste, der sein Rederecht sofort beim Drücken erhält, wieder seine Sprechstelle deaktiviert, erteilt er dem nun am längsten wartenden automatisch das Rederecht. Zudem Gibt es am XLR In eine Handfunke für Zuhörerfragen und am XLR Out eine kleine Beschallungsanlage für einen etwas abgetrennten Zuhörerraum. Hier kommt dann ein kleines Problem mit diesem System zutage: Die integrierten Mikrofone sind limitiert und werden daher recht hart auf das digitale Maximum des Busses ausgesteuert. Der externe Audioeingang hat keinen solchen Limiter oder Kompressor und wenn ich nun das Mikro auf die gleiche mittlere Lautheit einpegele, übersteuert recht schnell der Bus, wenn doch mal jemand etwas lauter redet oder das Mikro halb auffrisst. Es wäre noch schön, wenn der Pegel der Sprechstellen auf dem internen sogenannten "Konferenzbus" abgesenkt werden könnte.


    Würde mich auf Feedback zu diesem oder auch zu anderen Konferenzsystemen freuen, wäre schön, wenn hier ein kleiner Marktüberblick entstehen würde, dann würde ich den Titel unter Umständen noch ändern.


    Gruß, Erik

  • Hatte ich auch letztens in den Fingern. Die Begeisterung hielt sich in Grenzen...


    Vorteile:
    - sehr einfache Konfiguration
    - Mikros in anständiger Qualität
    - kompakte, gute verarbeitete Sprechstellen
    - integrierter USB-Audiorecorder


    Nachteile:
    - keine Automatikmischer-Funktion ("Voice Activation"). Ja, das kann bei unpassender Raumakustik auch in die Hose gehen aber viele Kunden wollen das.
    - Sprechtaster viel zu schwergängig, vor allem für längere Wortbeiträge. Keine Latch-Funktion mit audiogeführtem Timeout.
    - Keine sinnvolle analoge Anbindung an mehrkanalige Dolmetscheranlagen möglich.
    - Extrem aggressive AGC auf dem internen Bus, Ton am Line out ausser für Dokumentationszwecke praktisch nicht zu gebrauchen.
    - Unausgereifter Request-Mode. Da fehlt eine simple Übersicht der Wortmeldungen (mit Namen!) anhand derer ein Gesprächsleiter gezielt entscheiden kann wer jetzt dran kommt, übergangen oder vorgezogen wird.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Hallo erik und niggles,


    vielen Dank für die Erfahrungsberichte.
    Das würde ich ja gern genauer wissen. Sowohl


    erik: "Es wäre noch schön, wenn der Pegel der Sprechstellen auf dem internen sogenannten "Konferenzbus" abgesenkt werden könnte."


    als auch


    niggles:" Extrem aggressive AGC auf dem internen Bus, Ton am Line out ausser für Dokumentationszwecke praktisch nicht zu gebrauchen."


    schockiert mich ein bißchen. Ist das wirklich so? Ich kann nicht auf die einzelne Sprechstelle? Abgesehen von dem ganz seltsamen Marketigtextdschungel auf der Sennheiser Website scheint das Gerät doch den professionellen Markt anzusprechen. Crestron-Anbindung und Redundanz hören sich ja schon mal gut an. Wobei...ein Ring in RJ45 und keine Dolmi-Anbindung sprächen für einen ziemlich definierten Einsatzbereich, und der heisst wohl nicht Bühne.


    Motivation meines Posts: Bin Revoluto-bzw. MCS-D200 Nutzer und an allem interessiert, was ein vergleichbaren Funktionsumfang bietet. Insofern auch ein Befürworter der Erweiterung des Threads.


    Viele Grüße,
    Daniel

    alles wird gut

  • Als geschlossenes System funktioniert das gut soweit, leider hat man echt ein Problem, wenn ein unkomprimiertes Signal über den XLR-In eingespielt werden soll, das ist schon lange im Clipping bevor es so laut ist, wie die Sprechstellen.


    Ich finde es ist für kleine Geschichten, die keine externe Anbindung benötigen ein schickes System, vom Umfang her aber nicht mit dem Beyer-System vergleichbar.

  • Zitat von "daniel jatzkowski"

    . Wobei...ein Ring in RJ45 und keine Dolmi-Anbindung sprächen für einen ziemlich definierten Einsatzbereich, und der heisst wohl nicht Bühne.


    Dafür ist es definitiv völlig ungeeignet. Das ganze System ist gedacht als hausmeistertaugliche Konferenzanlage für die typische Runde am ganz grossen Tisch bei der die "Beschallung" aus den Lautsprecherchen der Sprechstellen besteht. Plug'n'Play, noch nen USB-Stick rein fürs Audioprotokoll und fertig. DCN oder Revoluto bieten einen ganz anderen Funktionsumfang bei mEn teilweise unnötig hoher Bedienkomplexität.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • ok, vielen Dank für die Einschätzungen. Interessant an dem System finde ich, daß es über den ADN Bus "30-40 Sprechstellen je nach Kabellänge"(Sennheiser) per RJ45 mit Strom versorgen kann (52V/1,75A). Frage dazu: Sind dann spezielle herstellerspezifische Kabel notwendig oder gibt es irgendwelche Spezifikationen?


    Ich werde demnächst die ADN mit der CS5 von AKG vergleichen dürfen. Dann kann ich ja mal berichten.

    alles wird gut