Ein sehr kontrovers zu diskutierendes Thema
a) wenn Ihr bisher recht billige Scheinwerfer nutzt, dann werdet Ihr mit hochwertigen neuen schon mal deutlich weniger Leistung brauchen. So ein antiker Ultralite/DTS/FAL wasweissich hat mit einem modernen Arri oder Robert Juliat oder DeSisti bei gleicher Leistungsaufnahme nur bedingt was gemeinsam. Testet das vorher unbedingt mal aus, evtl. kommst Du ja auch mit 1kW oder 1,2kW aus. (dann passen notfalls auch zwei Lampen auf einen Dimmerkanal)
Danke für den Hinweis, ich werde mal mit einem Luxmeter die derzeitigen Werte auf der Bühne messen, dann kann ich das sicher schon besser einschätzen. Neuere DTS Scena / Griven 2kW-Scheinwerfer liegen allerdings laut Datenblättern nur ca. 15-20% hinter den großen Marken.
b) Stromkosten sind bei Euch ja nur ein Teil der Wahrheit - insbesondere unter dem Aspekt das der nicht direkt im Renovierungsbudget auftaucht
Denke rein vom finanziellen Nutzen ist das ein Rechenexempel über den Lampenpreis, Installations/Nachrüstkosten, Strompreis und das Verbrauchsmaterial wie Folien und Brenner, wobei letzere einen gewissen "X"-Faktor beinhalten. Billiger werden die Brenner sicher nicht über die nächsten Jahrzehnte. (Linestras beispielsweise haben in den letzten Jahren ihren Kaufpreis vervielfacht, )
Allerdings kann ich mir vorstellen dass mal jemand einen potenten LED-Chip zum Nachrüsten in konventionelle Lampensockel anietet, damit wäre das Thema dann auch erschlagen. Bei den Haushaltsglühbirnen klappt das ja auch schon erstaunlich gut.
Das wäre natürlich eine genial gute Lösung - Desisti bietet ja auch schon Austausch-Komponenten für die Leonardo-Serie an. Wenn das mal günstiger wird, dann wäre das sicher eine gute Idee - vor allem, wenn es in konventionelle Sockel passt.
Vorteile bei konventionell im Theater finde ich u.a.:
- Glühlampentypisches Verhalten - anglimmen, nachglimmen, veränderung der Farbtemperatur beim runterfaden, das können nicht alle LED-Stufenlinsen. Genau!
- sehr einfache Steuerung und Programmierung - ein Fader, eine Lampe "Idiotensicher" (Schulbetrieb)
- jede Lampe gleiche Farbtemperatur, unabhängig von Alter, Leistung und Hersteller.
Nachteile Glühlicht:
- kaltweiß geht nur so bedingt - da frisst die Folie viel Energie, bzw. hat das Leuchtmitel einfach nix im nötigen Bereich anzubieten (hatten wir bisher auch nicht - und wir konnten damit leben)
- Folien verschleißen , frage wie relevant in der geforderten Anwendung. (spielt bei den Scheinwerfern für das Grundlicht keine Rolle - wir haben noch farbiges LED-Licht) Gleiches bei den Brennern.
Es muss eben jemand auf die Leiter, ein einziger Unfall kostet da mitunter mehr als die komplette Beleuchtungsanlage. Bin ja froh, dass nie was passiert ist, aber auf dauer geht das nicht.
Vorteile LED:
- Farbwechsel möglich (bzw. Änderung der Farbtemperatur kalt/warm)
- wenig Stromverbrauch
- wenig Erhitzung
Nachteile LED:
- ggf. aufwändige Steuerung. Bei teils sechs und mehr Kanälen je Lampe (R/G/B/W/CW/Effect etc) ist das mit einem einfachen Faderbrett nicht so ohne weiteres "hausmeistertauglich" zu bekommen.
GROSSES Problem => Theaterlicht läuft noch über Zero 88 Elara (Konzertlicht über Martin M-PC)
- Nachschubproblematik - gibt es die verbaute Lampe in fünf Jahren noch wenn erweitert oder ein defektes Modell ersetzt werden soll? Oder hat der Hersteller bis dahin ganz andere Modelle/LED-Chips im Einsatz? Guter Hinweis - das befürchte ich auch!
Weniger pauschal zu betrachtende Faktoren wären noch:
- Geräuschentwicklung - das ist sicher individuell zu btrachten.
Da surren die 2kW-Brenner je nach Dimmer auf die eine Weise,
LED-Vorschalten und Lüfter ggf. anders. Das ist bisher kein Problem. Wir haben mal ausgemusterte Profi-Dimmer aus einem TV-Studio bekommen (aus den Anfängen der DMX-Zeit). Scheint gut zu laufen.
- Kosten - natürlich praktisch wenn DImmer und Kabel schon da sind, und die Halogener in der Anschaffung deutlich günstiger sind.
Bei den Mehrkosten der LEDs kommt neben dem Umklemmen der Netzleitung und der DMX-Verkabelung ggf. auch noch ein anderes Pult auf Euch zu - jede etwas professionellere LED-Lampe wird mehr als einen Kanal haben. Das ist mit einem herkömmlichen Tisch u.U. nur schwer zu verwalten.
Und das wäre für den Einsatz als "Grundbeleuchtung" gar nicht fein...
- denkt zusätzlich auch an eine Abschaltung der Dauerstromversorgung der LEDs, die laufen sonst nämlich 24/7 mit eingeschalteter Elektronik mit, auch in den Ferien. Das sind rund 8800 Stunden im Jahr, da kommen Kosten zusammen - wird oft vergessen...
Jedes Watt an Standbyleistung sind grob 9 kWh, also je nach Tarif zwei bis drei Euro im Jahr.
Danke, dass du mich daran erinnerst - die fest installierten RGB-LED-Floods und zwei MHs laufen immer mit, sobald die Hauptstromversorgung angeschaltet wird. Dass muss ich mal ändern.
- Nachhaltigkeit - sehr streitbares Thema.
Stromverbrauch auf der einen Seite, dafür sind die Dimmer und Infrastruktur schon da, und die Halogenlampen bestehen nur aus ein bissche Blech, einem Wolframdraht und Glaskolben in Keramiksockel plus Frontglas. Die LEDs sind am Ende ein Haufen hochkomplex herzustellender und zu entsorgender Sondermüll.
Wie sauber der verbrauchte Strom nun wirklich erzeugt wird sei mal dahingestellt, unter welchen Bedingungen die LEDs und die zugehörige Elektronik hergestellt und am Ende entsorgt werden werden soll jeder selbst recherchieren.
Wenn man den Energieaufwand für die Herstellung, den CO2 Fußabdruck der Handwerker bei der Neuinstallation der Anlage, das zusätzliche Material und die tatsächliche Nutzungszeit der Leuchten (und damit "echten" Stromverbrauch) in Relation stellt - dann gewinnen wohl die Halogener. Auch weil die Lebensdauer näherungsweise mit "unendlich" anzusehen ist, und der Service im Falle eines Defektes überschaubar.
Danke für das "Weiter- und Querdenken" - darüber schweigt die Werbung gerne!
ABER:
Ein echter Vorteil ist sicher der kreative Mehrnutzen der LEDs - zumindest falls Farbe ins Spiel kommen soll. Gerade im Theater ist mindestens kalt / warm ja grundsätzlich Thema, da muss man sonst teilweise Scheinwerfer doppelt vorhalten. Und jemand zum einfiltern auf die Leiter schicken, was ja vermieden werden sollte.
Wir haben einiges an LED-Licht, das für farbiges Licht AUF der Bühne zum Einsatz kommen kann (dann eben nicht von der Fronttraverse). Aber vielleicht kann ich ja noch was Günstiges mit Farbe (LED) in die Traverse hängen... ist sicher billiger, als das Grundlicht gleich komplett dafür auszurüsten.
Also - kein eindeutiges Ergebnis
Ich neige inzwischen fast mehr zu konventioneller Technik - insbesondere nachdem ich die Leistungsdaten mal verglichen habe (grün markiert sind die 2kW konventionell).
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Lampen (konventionell):
Arri ST1 und ST2 - definitiv top Scheinwerfer. Wären wohl auch meine Wahl.
DeSisti Leonardo - tut auch, finde ich den Lichtkegel nicht ganz so schön wie bei den Arris, ist aber subjektive Meinung Preislich noch attraktiver - kannst du genauer sagen, was dir nicht so gefällt?
Robert Juliat hat einiges an Theaterlicht, imho eine sehr ernstzunehmende Alternative.
Lampen sind tendenziell kompakter, und es gibt mehr Auswahl bei den Optiken, teils auch wechselbar.
Habe auf die Schnelle nicht herausfinden können, ob's die auch mit P.O. gibt (und was die kosten).
Mit dem LED-Zeug hab ich nur bedingt Erfahrung, glaube aber dass man da nur das hochwertige Zeug ernsthaft in Betracht ziehen sollte. Aber selbst das sauteure Zeug kann von der Leistung anscheinend kaum mit konventionellen Scheinwerfern mithalten...?
Haben vor zwei Jahren in eine (Neu-)Installation mal Arri L7C verkauft, da kam bisher nix negatives zurück. Die hatten damals vor allem des schwachen Hausanschlusses und der Kosten für Dimmer und Kabelverzug wegen auf LED gesetzt.
Konventionell und LED hätte sich am Ende als Neuinstallation finanziell weitgehend die Waage gehalten..
Vertriebe:
Arri - trendco
Robert juliat - lightpower
DeSisti - Visionstage
Ein FETTES DANKE für deine ausführlichen und außerordenlich konstruktiven Hinweise!