Praktikum vor einer MÖGLICHEN Ausbildung

  • Hallo zusammen,
    ich hoffe, ich wiederhole hier niemanden, aber ich habe zumindest nichts gefunden, was mir bis jetzt weiterhelfen konnte.
    Ich suche einen Ausbildungsplatz als Veranstaltungstechnikerin, neben einigen Absagen habe ich jetzt folgende Reaktionen erhalten:
    - ein Langzeitpraktikum von mindestens 6 Monaten ab Herbst (von einer Ausbilung war nicht mehr die Rede, weil man sich für Praktikanten entschieden hat)
    - und zwei Kennlernpraktika, wobei ich die Dauer erst noch erfahren werde


    Ich finde so ein Praktikum wirklich okay, aber ich habe teilweise auch schon echt miese Erfahrungen gemacht, die irgendwie auch ziemlich demotivierend sind im Nachhinein. Das letzte Beispiel sah so aus, dass es anfangs ein 14-tägiges Praktikum sein sollte, am ersten Tag sagte man mir direkt beim Betreten des Lagers, dass ich doch zwei Monate bleiben soll. Hätte ich sogar gemacht, wenn ich nicht direkt ZUFÄLLIG am ersten Tag schon gehört hätte, dass man dieses Jahr gar nicht ausbilden wird und man auch nicht weiß, wie man die Angestellten bezahlen soll. Ich meine, ich würde da jetzt noch schön arbeiten mit der Hoffnung im August eine Ausbildung anzufangen und dann käme der Tritt in den Hintern.
    Mich würde interessieren, was ihr meint welcher Zeitraum okay ist.
    Würde das irgendwie vergütet werden, zumindest so, dass man die Fahrtkosten raus hätte, wäre das ja noch einigermaßen okay, aber ich bin ja auch nicht Krösus und kann monatelang umsonst arbeiten und noch draufzahlen!
    Es wäre nett ein paar Meinungen zu hören

  • Hallo,


    erstmal nimmt diese kostenlose immer länger werdende Praktikumszeit grundsätzlich zu!
    Die Gründe hierfür sind unterschiedlich u.a.
    a) billige Arbeitskraft :(
    b) oder man möchte einfach nur sicher sein sich für den/die richtige(n) entschieden zu haben.
    Eine Ausbildung kostet bekanntlich sehr viel Geld, die immer mehr lustlosen, nicht motivierte Azubis machen es daher nicht leicht die Firmen zum ausbilden zu motivieren.
    Die Tochter eines Bekannten musste zB ein einjähriges Praktikum (unbezahlt) absolvieren. Im Anschluss hat sie dann jedoch ihren Ausbildungsvertrag bekommen (andere Branche) ;)



    Gruß


    Johannes

  • Zitat von "BigBrownEye"


    Mich würde interessieren, was ihr meint welcher Zeitraum okay ist.
    Würde das irgendwie vergütet werden, zumindest so, dass man die Fahrtkosten raus hätte, wäre das ja noch einigermaßen okay, aber ich bin ja auch nicht Krösus und kann monatelang umsonst arbeiten und noch draufzahlen!


    Mal aus meiner Sicht:


    Ich selbst habe ein Praktikum bei einer Filproduktionsfirma gemacht (Kameraassi).
    Das war harte Arbeit, häufig am Wochenende, nachts, im Regen an einer stark befahrenen Autobahn, in stickigen und überfüllten Discos - der ganz normale Wahnsinn eben.
    Im Endeffekt habe ich trotz Vergütung draufgezahlt, was z.B. die Fahrkosten anging - aber es hat Spaß und mich um einige Erfahrungen und Kontakte reicher gemacht.
    Ganz nebenbei kommst Du in diese Branche ohne Vitamin B kaum rein.


    Auf der anderen Seite hatten und haben wir inzwischen selbst Praktikanten.
    Ich halte das für eine sehr gute Möglichkeit, in den entsprechenden Beruf reinzuschnuppern und sich bereits vor der Ausbildung darüber klar zu werden, ob man diesen wirklich lernen und später auch ausüben will.
    3 Monate Praktikum sind wohl eher zu verschmerzen, als eine abgebrochene Ausbildung (ich spreche diesbezüglich aus Erfahrung).


    Wir hatten letztes Jahr z.B. eine Praktikantin, die ursprünglich Veranstaltungskauffrau lernen wollte - inzwischen lernt sie Veranstaltungstechnikerin bei einem Theater.


    Was mich allerdings etwas enttäuscht: Wir bieten regelmäßig Praktikumsstellen über verschiedene und recht variable Zeiträume (1-6 Monate) an (inkl. Vergütung für Fahrkosten) - die Meldungen darauf sind allerdings sehr sehr dürftig. Statt dessen erhalte ich täglich Bewerbungen um nicht angebotene Ausbildungsplätze.
    Meist von Hauptschulabgängern mit Notendurchschnitt 4 oder zumindest miesen Leistungen in Deutsch, Englisch, Mathe und Physik, schlimmstem Deutsch und mit kopierten Anschreiben.
    Dazu Verbrechefotos, die schlimmer nicht sein könnten.


    Liebe Leute:
    Auch wir können nicht mehr tun, als Euch Möglichkeiten zum Schnuppern zu geben, die Euch auf Euren eventuell zukünftigen Job vorbereiten, Euch bereits vor der Ausbildung so viel Wissen wie möglich zu vermitteln und Euch dabei zu unterstützen, den passenden Ausbildungsplatz zu erhalten.


    Dafür erwarte ich im Gegenzug:
    - Pünktlichkeit
    - Angenehmes Auftreten (auch, wenn es mal einen etwas "dreckigen" Job gibt)
    - Eine Bewerbung, die nicht nach "ach, ich schick halt mal was hin, wird eh nix" aussieht
    - Eine gewisse praktische Intelligenz, die in unserem Job nunmal einfach unabdingbar ist und mir im Zweifelsfall lieber ist, als ein 1,2er Schnitt.


    Denkt doch einfach mal daran, dass eine Bewerbung (auch für ein Praktikum!) der erste Eindruck ist, den ein potenzieller zukünftiger Arbeitgeber von Euch erhält. Für einen ersten Eindruck gibt es nämlich keine zweite Chance.


    Just my 0,02 EUR.

  • Hallo!


    Also, auch von mir als Azubi dieser Branche mal was dazu:


    Ich selber habe vor der Ausbildung kein Praktikum machen müssen, genausowenig wie die anderen in meiner Klasse.
    Die Folgen davon sieht man jetzt: Die, die davor schon was mit dem Beruf zu tun hatten, wussten, was auf sie zukommt, eine hat währende der ersten Praktikumsphase im Betrieb abgebrochen, andere waren doch sehr "entsetzt" über die Arbeitszeiten etc, einer wurde gefeuert.


    Da es für einen Betrieb ein sehr teures Vergnügen ist, jemanden auszubilden, und man diesen jemanden ohne ein Praktikum vorher nicht kennen lernen kann, bin ich grundsätzlich für ein Praktikum vor der Ausbildung.
    Leider sind wirklich zu viele Jugendliche direkt von der Schule unterwegs, die man noch nicht mal seinem schlimmsten Feind als Azubi wünscht.


    Was die Dauer des Praktikums angeht, finde ich 2-4 Wochen ok, länger nur gegen Bezahlung (von irgendwas muss man ja auch leben...)
    Meiner Meinung nach sollten auch diese 2-4 Wochen vergütet werden, allerdings nicht übermäßig. Aber 100€/2 Wochen wären in meinen Augen schon ok, schliesslich ist ein Praktikant doch immer auch eine Arbeitskraft (und aussdem zeigt man den Praktikanten so, das man sie nicht nur als gratis Arbeitskraft missbraucht...)


    Auch für den Praktikanten/späteren Azubi ist ein Praktikum natürlich die beste Art, den Beruf kennen zu lernen. Wer will schon nach den ersten paar Tagen in der Firma feststellen, das der Beruf doch das falsche ist? Und eine abgebrochene Ausbildung macht sich wirklich scheisse im Lebenslauf...



    Grüße
    Stephan


    Ps: Wäre schön wenn alle Jugendlichen so motiviert wären, das man auch ohne Praktikum jemanden einstellen könnte....

  • Grundsätzlich sollte man schon vor Berufseintritt ein Praktikum in der Branche machen, falls man noch gar keine/ oder wenige Erfahrungen hat.


    Wenn die Firma allerdings um ein Langzeitpraktikum bittet, kann irgendwas nicht stimmen. 2 - 4 Wochen sind ok, finde ich, alles darüber ist Abzocke und bringt eigentlich nur der Firma etwas, nämlich eine billige Arbeitskraft.


    So ein Prakikum, vorrausgesetzt es ist vernünfitg, bringt ja letzlich nicht nur der Firma etwas, vielmehr hast ja auch du die Möglichkeit die Leute, die Arbeitsweise, das Material und Allgemein die Branche kennenzulernen.


    Ich absolviere, wie auch mein Vorredner, gerade die Ausbildung und kann mich nicht drüber beklagen, dass ich ein 4wöchiges Praktikum gemacht habe, obwohl es nicht zwingend notwendig war. Sowas macht dir die Ausbildung einfach leichter ;)

  • Jahrespraktikum halte ich auch für eine Frechheit. Selbst Diplomkaufleute mit Prädikatsexamen haben z. T. 12 Praktika absolviert. :evil:


    Bei ALG Bezug schreibt die Arbeitsagentur auch vor, nur 8 Wochen "Trainingsmaßnahmen" zu absolvieren, geht ein Praktikum länger, gibt es für den Arbeitslosen gar kein Geld mehr.


    Dafür gibt es ja die Probezeit, um Leute kennenzulernen. Das duale System soll ja zumind. dazu beitragen, nicht nur als billige Arbeitskraft mißbraucht zu werden.


    Schließlich gibt es noch einen Ausbildungsplan & die IHK. (Damals habe ich mich beschwert, weil wir als Industriekaufleute fast nur im Lager eingesetzt wurden. 1987 :roll: :evil: )


    Lehrjahre sind auch heute keine Herrenjahre


    Theater bilden auch aus, zumind. bei uns in Bielefeld (Einstellungstest) :wink: