Verletzte durch Blitzeinschläge in NRW...

  • hat jemand Infos über die VA im Bonner Raum, bei der es viele Gäste getroffen hat?


    Lt. Radiobericht wurden die Zuschauer per Lautsprecherdurchsage gewarnt. Durch das offenbar sehr schnell aufziehende Unwetter jedoch für viele nicht mehr rechtzeitig. Weiterhin hiess es im Radio, dass kurz nach den Durchsagen die Lautsprecheranlage auch getroffen wurde (Blitze in Boxen)
    Hat jemand Infos über technische Schäden? Hat die Anlage tatsächlich einen Blitzeinschlag erhalten?
    Am 12.08. war ich bei einem kleinen OpenAir in OWL auch kurz vor Abbruch. Dort existierte allerdings kein funktionierendes Krisenmanagement, so dass ich auf mich allein gestellt war. Dann hatte der Wettergott ein Einsehen, und bewahrte uns vor dem Schicksal, das nun diese armen Menschen bei Bonn getroffen hat. Ab wann brecht Ihr eine VA ab?


    Chris

    weniger ist oft mehr...

  • Das kam glaub ich grad im Fernsehen, wo auch 24 Menschen verletz, davon einer Schwerverletzt, wurden. Keine ahnung, welcher Sender es war, dürfte aber noch öfters kommen.

  • 1.) Ich verschiebe das mal zu Veranstaltungssicherheit.


    2.) Dieses Beispiel zeigt mal wieder sehr schön, wie wichtig klare Entscheidungsstrukturen im Veranstaltungsbereich sind.


    Jede Versammlung hat einen Leiter, das ergibt sich - wenn nicht aus der VStättVO - aus dem Versammlungsgesetz. Bei der durchschnittlichen Open-Air-Mucke dürfte das der Veranstalter sein. Entweder delegiert dieser entsprechende Pflichten, oder er nimmt diese selbst war.


    Da der Veranstalter meist alles mögliche im Kopf hat, nur nicht das Thema "Sicherheit", ist es sehr zu empfehlen, dass der Verantwortliche für Veranstaltungstechnik solche Aufgaben wahrnimmt.

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Zitat von "ADMIN"

    1.) ...
    Da der Veranstalter meist alles mögliche im Kopf hat, nur nicht das Thema "Sicherheit", ist es sehr zu empfehlen, dass der Verantwortliche für Veranstaltungstechnik solche Aufgaben wahrnimmt.


    ja, vor allem wenn er bei einem schnell aufziehenden gewitter mal wieder nicht ans handy geht... diese situation hatte ich dieses jahr auch schon und hab die VA abgebrochen... keine minute zu früh wie sich dann zeigte.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • @ wora
    das erfordert Mut und einen klaren Verstand.


    Könntest Du bitte Deinen VA-Abbruch kurz beschreiben? Wetterlage, Sicht-Bedingungen (Feld/Häuser/Berge/Bäume etc), Pax, was genau passierte dann? Sturm auch? was hätte ohne Deinen Abbruch schlimmer sein können? Hast DU die Durchsage gemacht?
    Ich versuche Parallelen zu meinem Beinahe-Abbruch zu finden, um meine Entscheidung kritisch zu hinterfragen. Aba is ja nix passiert! :oops: Gewitter kam uns nicht zu nahe.

    weniger ist oft mehr...

  • Zitat von "wora"


    ja, vor allem wenn er bei einem schnell aufziehenden gewitter mal wieder nicht ans handy geht...


    Das Problem sind oft die Handy-Veranstalter überhaupt. Ich halte es für am Sinnvollsten, wenn der Veranstalter (oder wenn dieser sich im VIP-Bereich tümmeln will, ein entsprechend bevollmächtigter Beauftragter) nicht auf dem Handy erreicht werden muss (Funkloch, Akku leer, ...), sondern mit einem ordentlichen Funkgerät und einem Headset ausgestattet erreichbar ist.


    Ich bin sowieso ein Verfechter der These, dass ab einer gewissen Größenordnung zu einem funktionierenden Havariemanagement ordentlicher Betriebsfunk (oder bei kleineren VAs auch der gebührenfreie PMR446) gehört, ab einer größeren Liga dann am Besten noch unterteilt in übergeordneten Produktionsfunk mit Gewerkleitern als "Relais" und eigenem Gewerkfunk.


    Ist wie fast immer aber wieder eine Frage des schnöden Mammons, dass Veranstalter davon oft nur SEHR schwer zu überzeugen sind.

    Bernd Schiele
    (Rechtsanwalt mit kleiner Technikerseele und Eventrecht als Job & Hobby)
    Sofern ich in meinen Beiträgen zu rechtlichen Fragen Stellung nehme, handelt es sich um allgemeine Diskussion, NICHT um Rechtsberatung!

  • Wir hatten eine VA auch teilweise draussen am selben Tag, ca 10 Km von diesem Flugplatz entfernt.
    Bei uns war es nicht so ein Problem, da die Sachen, die draußen stattfinden sollten, kurzerhand nach innen verlegt worden sind.
    Was mich aber etwas sturtzig bei der Sache macht:


    Ich kenne den Hangelarer Flugplatz, wo das Unglück passierte.
    Es war ja immerhin eine Flugshow, also war der Tower besetzt.
    Also konnte man auch auf das Wetterradar schauen.
    Vom Tower aus hat man auch einen Top 360° Blick. Das Gewitter kam wirklich sehr schnell, als ob jemand das Licht ausgeknipst hätte, aber sind die Fluglotzen nicht in Wetterkunde geschult?


    Ich weiß, das kurz vor dem Gewitter zumindestens die Rundflüge, welche man dort machen konnte, abgesagt worden sind.


    Das ist wirklich so eine Sache.
    Ich war mal als FOH Techniker auf einem kleinen Festival, wo wir auch von einem Gewitter überrascht worden sind.
    Als es losging habe ich dem Veranstallter gesagt, wir sollten besser aufhören. Er wollte weiter machen.
    Es hat dann aber so gestürmt und geschüttet, dass ich zumindestens die PA Stromlos gemacht habe und alles eingetütet hab.
    Ich hatte damit gerechnet, dass es konsequenzen haben wird, kam aber nix mehr.
    War sowieso der letzte Act.

    Es grüßt der Stephan

  • Ich hab vor ziemlich genau einem Jahr ein kleines Festival wegen Gewitter abgebrochen. 2 oder 3 Bands sollten noch spielen. Da kam Gewitter mit Sturm und heftig Regen. FOH war nur mit Pavillion :evil: . Nachdem das Frontpult den ersten Guss bekommen hat haben wir den FOH still gelegt. Nach Diskussion mit dem Veranstalter und der nächsten Band (alle wollten weiter machen) hab ich dann alles Stromlos gemacht und die Notbeleuchtung eingeschaltet. Veranstalter wissen meistens einfach nich das sie haften wenn was kaputt geht oder der erste Gast zu Schaden kommt.

    GHOSTNOTE-SOUND

  • Zitat aus dem Generalanzeiger Bonn online:
    Quelle : http://www.general-anzeiger-bonn.de/index.php?k=news&itemid=10001&detailid=211888


    Viel Lob für die 220 Helfer in Hangelar - "Besser konnte das nicht gemacht werden" - 24 Verletzte an drei Einschlagsstellen - Meteorologe: "Man hätte die Situation früher entschärfen können"



    EDIT ADMIN: Die Übernahme kompletter Texte kann Probleme mit dem Urheberrecht geben. Bitte Details im Link nachlesen (bitte wirklich nachlesen und dabei überlegen, wie man sich wohl verhalten könnte, wenn man Techniker oder gar Verantwortlicher auf einer solchen Veranstaltung ist.)

    Es grüßt der Stephan

  • Zitat von "barley"

    @ wora
    das erfordert Mut und einen klaren Verstand.


    Könntest Du bitte Deinen VA-Abbruch kurz beschreiben? Wetterlage, Sicht-Bedingungen (Feld/Häuser/Berge/Bäume etc), Pax, was genau passierte dann? Sturm auch? was hätte ohne Deinen Abbruch schlimmer sein können? Hast DU die Durchsage gemacht?
    Ich versuche Parallelen zu meinem Beinahe-Abbruch zu finden, um meine Entscheidung kritisch zu hinterfragen. Aba is ja nix passiert! :oops: Gewitter kam uns nicht zu nahe.


    es war ein stadtfest, nix riesiges, vielleicht so 500 leute waren vor ort (am vorabend 2-3000 - aber es war ja erst später nachmittag).


    erst hat es eine halbe stunde lang wie aus eimern geschüttet.
    die anlage liess ich schön weiterlaufen, damit man weiss das wir nicht so leicht aufgeben ;)
    dann hörte der regen auf und die leute trauten sich wieder auf die straße.


    ich begann mit entsprechender verzögerung mit dem soundcheck, als ich ein leises lüftchen verspürte (hinter der bühne begann der wald, so konnte ich die wolken nicht so genau sehen). ich sagte übers interkom: "perry, wenn ich jetzt rufe, komm bitte zum FOH und hilf mir eine plane über die mixer zu ziehen."


    es dauerte genau 20sek., bis ich JETZT ins talkbackmikro brüllte. es kamen ganz plötzlich sehr starke winde... fast zeitgleich kamen die blitze - sehr nahe blitze!
    wir deckten mit mühe zu viert die pulte ab und ich rannte zur bühne und zog die CEEs ab.
    eine durchsage konnte (und brauchte) ich in dieser situation nicht mehr machen, weil dann schon alle Sonnenschirme durch die luft sausten - und die leute zum glück selber auf die idee gekommen waren, sich in die festen bauten (stadthalle) zurückzuziehen.
    die sache ging so schnell, das zum handeln kaum zeit blieb. da lief alles einfach nur reflexmässig ab.


    da ich wirklich um das material bangen musste, begann ich danach sofort mit dem abbau.
    und es gab nicht einen einzigen, der das nicht verstehen konnte...
    das unwetter war erst gegen 22:30 vorbei, weshalb man natürlich auch nix mehr aufbauen musste...


    jedenfalls kann ich nach diesem erlebnis verstehen, warum man in der normalen arbeitshektik von so einem unwetter überrascht werden kann. man hat einfach keine zeit ständig in den himmel zu schauen...

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • also ich war besucher am hangelarer flugtag und ich kann nur sagen das die rettungs und einsatzkräfte meiner meinung nach vorbildlich gehandelt haben.
    das gewitter/der sturm ist innerhalb von ca. 7 minuten aufgezogen, 5 minuten davor hatte der platzsprecher die information von der sturmwarnung bekommen und durchgesagt das sich die anwesenden gäste um unterstadnsmöglichkeit umsehen sollen. ca. 2 minuten später wurde die beschallungsanlage durch blitzeinschlag ausser gefecht gesetzt...
    ich würde sagen die 20 verletzten (von denen letztendlich 5 schwerverletzt wurden) fallen unter "höhere gewalt" und sind ziemlich schwierig zu vermeiden gewesen.
    2 personen hatten einen herzkreislaufstillstand erlitten, konnten aber durch sofotiges zur stelle sein von rettungskräften reanimiert werden.


    alles in allem ist sowas sicher nicht schön, hätte aber viel schlimer ausfallen können.