Beyerdynamic Revoluto

  • Hm, kurzer Einwand meinerseits


    Tatsächlich geht natürlich die Klangqualität in die Knie wenn Dokumente auf das Mikro gelegt werden, aber ich selbst hatte die MCS-D 3121 auch schon bei einer Pressekonferenz im Einsatz (Frankfurt Marathon, Maritim-Hotel), und die Bürgermeisterin hat tatsächlich Blätter über das Mikrofonarray gelegt, aber man hat wirklich noch gut verstanden, wurde mir im Nachhinein auch von anwesenden Presseleuten bestätigt, die Aufnahmen gemacht haben, was sie gesagt hat, von daher kann ich Daniels Aussage bestätigen und ernst nehmen.
    Dass hier kein High-End-Klang mehr erreicht wird und werden kann ist physikalisch völlig richtig und verständlich.
    Aber Legendenbildung würde ich jetzt nicht sagen.


    Schönes WE

  • ein blatt papier stellt auch keinen nennenswerten akustischen widerstand dar (zumindest für sprache), unter "dokumente" verstehe ich aber eher mappen oder ordner, und da sieht es wieder anders aus.
    wir sollten vielleicht erstmal klären, um was es sich genau handelte...


    ein blatt papier stört die sprachverständlichkeit auch bei einem normalen mikrofon nicht.
    was man bei einem schwanenhalsmikro aber sicher ausschliessen kann ist, das da jemand auf die idee kommen könnte einen richtigen ordner drauf zu platzieren :D


    wie man an meinen äusserungen unschwer eraten kann, bin ich grenzflächen gegenüber äusserst skeptisch eingestellt, zumindest in konferenzsituationen.
    da hab ich einfach schon zu viele schlechte erfahrungen gemacht, weil diese teile auf einem konferenztisch in der realität sehr schnell unter ordnern oder hinter laptops verschwinden... und dadurch dann die sprachverständlichkeit enorm leiden kann!
    eine flache sprechstelle ohne schwanenhalsmikro eignet sich ebenso hervorragend, um darauf auch mal wirklich dicke dokumentenmappen abzulegen... und dann wird auch dieses mikrofon nicht mehr gut funktionieren.


    kannst du nun nachvollziehen, worauf ich hinaus möchte?

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Schon Klar :)


    Die Gefahr besteht bei Grenzflächen tatsächlich, ohne Frage.
    Und auch mit dicken Mappen oder Ordnern wird die Revoluto blockiert - auch klar. Aber Sie ist halt keine "flache" Grenzfläche...alerdings eignet sich die MCS-D 3121 gut als Handyständer *g*


    Allerdings - und darauf möchte ich hinaus - besteht wirklich eine deutlich erhöhte Sprachverständlichkeit bei Rednern, die eben nicht immer direkt "vor der Kapsel hängen" bzw. auch mal gern zur Seite sprechen.


    Eins ist doch sicher: die ideale Position vor einem Schwanenhals/normalem Mikro mit direktem Einsprechen ist auch vom Signal her ideal, aber das ist halt leider nicht immer der Fall ;)

  • nun ja, es kommt halt auch auf die qualität der schwanenhalsmikros an ;)
    wenn man sehr nah an der schallquelle ist, dann sind die änderungen sicher gross. geht man aber weiter weg werden sie weit weniger relevant, und genau darauf setzt ja das revoluto.


    ich möchte hier niemandem einreden, das dieses system nicht funktionieren würde.
    aber ich sehe da halt auch die nachteile und ein paar werbesprüche, die man so nicht verallgemeinern kann... und dagegen hab ich echt was, wenn man den kunden nicht die ganze wahrheit erzählt.


    gerade in der konferenzraum-szene wird mit sehr viel voodoo gearbeitet, da gibt es echt viele scharlatane. das kenne ich schon seit vielen jahren.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Hallo,


    hatte das 110 vor zwei Jahren mal in den Fingern...leider nicht in einer "kritischen" Konstellation....hat mir aber gut gefallen und wollte mir das Teil eigentlich schon seit damals für Anwendungen am Rednerpult zulegen...bin nur irgendwie nicht dazu gekommen.
    Ich werde dies aber in Kürze tun (vermutlich das 210)...und dann mal gegen meine "Lieblinge", Sennheiser COM1425 und AKG C747, antreten lassen.
    Werde dann hier posten.


    Gruß Wolfgang

  • hallo,


    ich glaube - bitte korrigiert mich, wenn ich falsch liege - , daß der begriff "grenzfläche" hier nicht wirklich angebracht ist - handelt es sich doch um ein mikrofon-array, bei dem mehrere dsp-gesteuerte mikrofonkapseln eine korridor-charakteristik bilden.

    Zitat von "wora"

    wie soll denn bitte ein mikrofon noch gut funktionieren, auf das man dokumente legt?
    sicher hört man da "noch irgendwas", aber ob das wirklich noch gut ist darf mehr als bezweifelt werden...


    mein beitrag machte ja auch keine aussagen über die qualität des anliegenden signals. natürlich ergeben sich frequenzmäßige einschränkungen - physikalische gesetze kann auch beyerdynamic nicht aus den angeln heben :D .
    ich möchte keine legendenbildung betreiben, mit "verkraften" meinte ich lediglich, daß es nicht sofort fürchterlich koppelt, wenn dokumente auf der sprechstelle abgelegt werden.


    freundliche grüße,


    daniel jatzkowski

    alles wird gut

  • Hallo,


    gibt es eigentlich inzwischen neue Erkenntnisse diesbezüglich? Hat mal jemand das Mikrofon eingesetzt bzw seine Schwanenhälse dafür ausgetauscht?


    Da bei uns immer mal wieder Redner auftauchen, die es besser finden, an die Leinwand neben sich zu sprechen, als das Publikum vor sich anzureden, stellt sich die Frage, ob wir mit einem solchen Mikrofon eine Verbesserung erreichen könnten oder doch lieber ein Headset an die Wange tackern sollten. :D


    Kann also das Mikrofon ein Schwanenhals ersetzen?


    Gruß,


    hell

  • wenn sich ein redner komplett von einem mikrofon wegbewegt, wie in deinem beispiel mit der leinwand, dann kann das kein mikrofon der welt ausgleichen.


    hintergrund meiner behauptung: wenn der sprecher sich abwendet, wird seine schallquelle vom eigenen körper verdeckt.
    den entstehenden pegelverlust kann man zwar ein bisschen ausgleichen, nicht aber den deutlichen präsenzverlust!


    in diesem falle wäre also ein headset-mikrofon die optimalste lösung.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • weil ichs jetzt mehr durch Zufall auch mal ausprobiert habe: Wer mit Konferenzsprechstellen Beschallung von größeren Sälen machen will hat mal was grundlegendes nicht verstanden. Und die Revoluto-Serie hat da nichts dran geändert. Nicht im negativen (der Schwanenhals wird wirklich gut "emuliert"), aber auch nicht im positiven: Es gibt noch immer keine effektive zentrale Kontrolle über die Gains der Mikrofone. Ist ja auch nicht der Sinn dieser Systeme...
    Und übrigens ist die Revoluto-Software nach wie vor "positively revolting". Dagegen ist ja DCN noch einfach zu konfigurieren.... :shock:

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Zitat von "niggles"

    weil ichs jetzt mehr durch Zufall auch mal ausprobiert habe: Wer mit Konferenzsprechstellen Beschallung von größeren Sälen machen will hat mal was grundlegendes nicht verstanden. ...


    da bin ich ganz deiner meinung.
    leider werden solche systeme doch sehr oft von leuten geplant, die nicht über genug wissen oder erfahrung verfügen. und wir als techniker dürfen uns dann mit der vorhendenen technik rumärgern... das hat übrigens viel mit falschen verkäuferversprechungen zu tun!


    Zitat von "niggles"

    Und übrigens ist die Revoluto-Software nach wie vor "positively revolting". Dagegen ist ja DCN noch einfach zu konfigurieren.... :shock:


    oha. die DCN kenne ich, wenn man damit wenig oder keine übung hat, muss man zwingend das handbuch zu rate ziehen...

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Hi,


    danke für die schnelle Antworten.


    Schon klar für mich, daß das Beste ein Headset wäre, das sehen nur meistens grade die Redner nicht ein, die am disziplinlosesten sind.


    Von daher geht es eher darum, ob dieses Mikrofon die "Fehler" der Sprecher noch mehr verzeiht, als ein Schwanenhals.


    niggles: zählt das beyerdynamic MPR210 für Dich als Konferenzsprechstelle?
    Grade weil das Gefell-Mic für große Beschallungen genutzt wird, ist ja die Überlegung nicht von der Hand zu weisen, daß das auch mit dem von beyerdynamic gehen sollte. Grade für Rednerpulte wird es ja empfohlen...


    Gruß,
    hell

  • Zitat von "hell"


    Schon klar für mich, daß das Beste ein Headset wäre, das sehen nur meistens grade die Redner nicht ein, die am disziplinlosesten sind.


    Von daher geht es eher darum, ob dieses Mikrofon die "Fehler" der Sprecher noch mehr verzeiht, als ein Schwanenhals.


    dazu von mir ein ganz klares NEIN.
    wenn die redner das unbedingt so wollen, müssen sie damit rechnen das man ihren beitrag nur schwer versteht (je nach akustik eben).
    sie müssen dann selbst entscheiden, was ihnen wichtiger ist. ich kenne solche leute auch, die vor 200 leuten unbedingt ohne mikrofon sprechen wollen... bei manchen klappt das einigermaßen, bei anderen nicht... das nennt man dann "selbstüberschätzung" ;)


    die empfehlung für rednerpulte bezieht sich auf den "normalbetrieb".
    wenn der redner den kopf bzw. den ganzen körper vom mikrofon abwendet, wird die funktion je nach situation erheblich beeinträchtigt. das beruht auf physikalischen gesetzen, die kein mikrofon der welt aushebeln kann. dem kann man nur mit anderen mikrofonpositionen entgegenwirken, weshalb ein headset oder nackenbügel-mikro hier die allerbeste version darstellt - denn es geht immer mit der schallquelle (dem kopf) mit!


    um ein gefühl für diese anwendungssituation zu bekommen, empfehle ich einfach mal einen kleinen eigentest:
    man stelle sich ein mikrofon (für diesen test ist es relativ unerheblich - welches das genau ist, es geht auch ein SM58) auf ein stativ, am besten im freien, schliesse dieses an einen kleinen mischer an und setze sich einen kopfhörer auf.
    sodann bespricht man das mikrofon direkt (aus einer realistischen entfernung) und hört sich das ergebnis an... ohne einen fader oder EQ zu bedienen dreht man sich jetzt mal komplett vom mikro weg und hört sich auch dieses ergebniss auf dem kopfhörer an.
    bei diesem test wirst du feststellen, das sich sowohl der pegel als auch der klang erheblich ändert!
    es wird einfach leiser und deutlich dumpfer...


    mit dieser situation wäre übrigens auch das KEM von Gefell überfordert, denn es gibt kein mikrofon, welches zaubern kann. wenn sich im bundestag die redner umdrehen und nach hinten zum präsidenten reden, sind sie auch schwerer zu verstehen. und genau deshalb machen sie es nicht, denn sie wollen ja gehört werden!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Hallo Wora und alle anderen.


    Das Aufnahmeverhalten der Revoluto-Mikrofone ist geeignet, auch beim Wegdrehen des Kopfs des Sprechers vom Mikrofon noch für ausreichend Sprachverständlichkeit zu sorgen. Natürlich innerhalb gewisser Grenzen, welche die Physik aufzeigt, wie richtig gesagt.


    Es gibt Situationen und Anwendungen in denen die Revolutos nicht ideal sind, hier sind Headsets oder Lavaliers die bessere Wahl. Auf einem Rednerpult oder als Tischmikrofone vor den sitzenden Personen ist die Revoluto einem Schwanenhals aber oft deutlich überlegen, da der Pegelabfall bei unterschiedlichen Sprecherpositionen nicht so gross ist. Gute Erfahrungen haben wir mit MPRs auf Stativen gemacht, die vor den Sprechern platziert wurden.


    Die MPR Mikrofone sind Standalone-Mikrofone, welche ohne Software an einem Phantomgespeisten Mic-Eingang funktionieren (die richtige Eingangsimpedanz ist zu beachten - 17 Kapseln wollen versorgt sein)

  • Zitat von "knopfy"

    ... Natürlich innerhalb gewisser Grenzen, welche die Physik aufzeigt, wie richtig gesagt...


    ja, daran wird sich schwer rütteln lassen ;)



    Zitat von "knopfy"

    ...
    Die MPR Mikrofone sind Standalone-Mikrofone, welche ohne Software an einem Phantomgespeisten Mic-Eingang funktionieren (die richtige Eingangsimpedanz ist zu beachten - 17 Kapseln wollen versorgt sein)


    aha, das ist jetzt mal ne neue information. ich kannte diese mikro-arrays bisher nur als sprechstellen einer diskussionsanlage.
    dann könnte man diese teile jetzt ja auch in komplexen videokonferenzsituationen nutzen, bei denen sinnvollerweise jedes mikro einen eigenen echocanceller bekommt.



    und da du ja erfahrungswerte damit hast:
    wie ist der unterschied zwischen einem über dem tisch installierten schwanenhalsmikro und einem revoluto bezüglich tischgeräuschen (aufgesetzte kaffeetassen, blättern im ordner direkt vor dem mikro)?

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Hi,


    danke Dir knopfy für den Vergleich. Jetzt werd ich dann doch mal überlegen, ob ich mir zum persönlichen Testen mal welche zukommen lasse.
    Daß die Dinger die Physik nicht austricksen, ist klar, aber vielleicht dennoch die Grenzen etwas weiter ausreizen.


    Gruß,


    hell