lehrreiche live Aufnahmesessions

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    AUS EINEM ANDEREN THREAD ABGESPALTEN


    Zitat von "guma"

    Um Livemitschnitte gehts in diesem Thread genau nicht. Bei aufmerksamem Lesen der letzten drei Seiten hätte man das auch leicht feststellen können.

    Du solltest meinen Beitrag genau lesen und nachdenken - und dann nicht aus dem Zusammenhang zitieren, da ich 1. den Thread schon komplett gelesen habe und 2. ist der Hinweis auf Livemitschnitte (gerade beim Vergleich kleinerer und größerer Veranstaltungen, wo der Direktschall der Instrumentalverstärkern/den Drums dann weniger gravierend ist) sehr nützlich, da einige Problematiken dadurch sehr deutlich werden. Ich selbst habe sehr oft unter Studiobedingungen und Livebedingungen aufgenommen und fand die dadurch gewonnenen Erkenntnisse sehr lehrreich.

  • zum unterschied zwischen studio- und livemix kann ich, wie bereits gesagt, nicht viel beitragen.
    aber folgende kleine episode fällt mir trotzdem ein.


    vor jahren bat mich eine blues-band, in ihrem proberaum schlagzeugaufnahmen für eine neue CD zu machen. da ich sowas gerne mal ausprobieren wollte, sagte ich zu.
    ich packte also meine besten mikrofone ein und fuhr nach heidelberg. dort angekommen, warteten wir dann auf den bassisten, der das mischpult mitbringen wollte... aber der kam erstmal nicht...
    vorhanden war ein roland-recorder mit zwei XLR-eingängen(mit 48V) und 8 klinkeneingängen.
    ich hab dann vorgeschlagen, das wir einfach mal probieren und habe zwei Schoeps MK4 an die beiden XLRs angeschlossen und an, meiner meinung nach, geeigneten stellen vor das drumset gestellt.
    zusätzlich habe ich ein B52 in die bassdrum und ein SM57 an die snare plaziert. das war´s.
    wir haben dann aufgenommen und es hat uns auf anhieb ganz gut gefallen.


    später kam dann der bassist mit dem pult. dann haben wir alles einzeln abgenommen, auch mit abgesetzten raummikrofonen. wir haben uns wirklich viel mühe gegeben, sind dabei aber von unseren liveerfahrungen beim mikrofonieren ausgegangen.


    tja, was soll ich sagen?
    die aufnahme mit 4 mikrofonen war wesentlich besser - und diese spuren waren sogar so gut, das sie später für die CD genommen wurden!


    das allein zeigte mir damals, das man im studio wohl ganz anders arbeiten musste als ich das live gewohnt war.
    diese mikrofonierungs-erfahrung habe ich seither aber auch schon live eingesetzt - z.b. bei jazz geschichten und kleineren gigs - und dort hat es immer sehr gut funktioniert. es kommt also immer darauf an, was man möchte. mache studiopraxis kann man auch live übernehmen, aber sicherlich nicht immer und überall. letztendlich entscheidet da mal wieder die erfahrung...

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Vor einigen Jahren lief mal eine sehr interessante Doku (3SAT oder ARTE ?) über Aufnahmetechniken in den 50er- und (Anfang ...) 60er-Jahren. Man zeigte Archivaufnahmen von Aufnahmesessions u.a. von Elvis Presley und anderen Künstlern (darunter auch Beatles). Bei manchen Aufnahmen wurde lediglich EIN (!!!) Mikrofon eingesetzt und die Künstler wurden (vom Tonmeister) im Raum plaziert ... hinzu kamen schallschluckende Stellwände etc. - UND: Die Ergebnisse waren weitaus besser als man (aus der Perspektive heutiger Arbeitsweisen) erwarten würde.


    Nicht nur bei Studioaufnahmen, sondern auch beim Livemischen wird der Focus m.E. heute viel zu sehr auf Mischpultschrauberei (je mehr Kanäle desto "besser") und Einsatz von FXs gelegt, während andere Möglichkeiten (die auch akustischen Know-How erfordern und früher für einen Tonmeister zum Tagesgeschäft gehörten !) heute zu wenig genutzt werden.

  • Howdy


    Zitat von "Sound-Klinik"

    Vor einigen Jahren lief mal eine sehr interessante Doku (3SAT oder ARTE ?) über Aufnahmetechniken in den 50er- und (Anfang ...) 60er-Jahren. Man zeigte Archivaufnahmen von Aufnahmesessions u.a. von Elvis Presley und anderen Künstlern (darunter auch Beatles). Bei manchen Aufnahmen wurde lediglich EIN (!!!) Mikrofon eingesetzt und die Künstler wurden (vom Tonmeister) im Raum plaziert ... hinzu kamen schallschluckende Stellwände etc. - UND: Die Ergebnisse waren weitaus besser als man (aus der Perspektive heutiger Arbeitsweisen) erwarten würde.


    John Cougar Mellencamp hat das zusammen mit T-Bone Burnett als Produzent auf seinem 2010er Album gemacht: http://en.wikipedia.org/wiki/No_Better_Than_This


    Hier ein nettes Tutorial für die Schlagzeugabnahme mit drei Mikros:
    http://www.mercenary.com/3micdrumstuf.html


    Zum Übersprechen: Auch wenn ich von 6 offenen Mikrofonen bei der beliebigen Coverband auf der kleinen Bühne mehr als gestreßt bin, mußte ich die Erfahrung machen, daß das muten des einen Gesangsmikrofones beim Livemitschnitt der Rocker die Aufnahme komplett steril machte. Darum blieb dann das Gesangsmikro die ganze Zeit an, damit es mehr nach Live und großem Roggenroll klang.


    Gruß
    Rainer


    Gruß
    Rainer

  • Zitat von "Loloverde"

    ...daß das muten des einen Gesangsmikrofones beim Livemitschnitt der Rocker die Aufnahme komplett steril machte. Darum blieb dann das Gesangsmikro die ganze Zeit an, damit es mehr nach Live und großem Roggenroll klang


    Ging mir kürzlich ähnlich, als ich eine Aufnahme einer Coverrock-Kapelle gemischt habe.
    Ich habe zwei Backing-VOX immer offen gelassen und leicht auseinander gepannt,
    damit kam ein sehr schöner Raum auf die Drums. Ein OH konnte dadurch zu bleiben.

    Wenn ein Mitschnitt geplant ist, nehme ich auch gerne freie Kanäle und verstecke noch
    Stützen seitlich vom Drumset oder hole mir den Bass am Speaker ab. Bei einem Big Band
    Konzert habe ich mal Testweise eine ORTF-Schiene vor den Bläsern abgehangen, das war live
    eine Katastrophe; viel zu viel Raumanteile, aber der Mix vom Mitschnitt war dadurch echte ne
    einfache Nummer, weil wir auf viele der gestellten Mikrofone verzichten konnten bzw. nur am Sax
    als Stütze dazu gemischt hatten. Allerdings müssen die dann leicht laufzeitkorregiert werden.


    Woras Erfahrung zeigt uns recht gut den Unterschied zwischen Aufnehmen und Abnehmen.
    Live wollen doch wir in der Regel möglichst viel Direktschall, ohne Übersrechen.


    Im Studio probiere ich immer mal wieder kleine und mitteler AB-Verfahren bis zu zwei Meter
    weg vom Drumset ungefähr auf Ohrhöhe im Stand. Mit einem alten MD421 an der Basedrum
    und eine EV RE 200 Paar als Hauptmikrofon habe ich schon sehr schöne Ergebnisse erzielt.


    beste Grüße, Ulf

    Im Wesen der Musik liegt es, Freude zu machen... Aristoteles